Geld-Geflüster

 In FEATURED, Monika Herz, Wirtschaft

Mit einem Gemeinwohlkonto verbessern wir die Welt ein bisschen – sie kann es brauchen. Unser Autorin ist eine Genossin. Sicher war das nicht jedem und jeder bewusst gewesen. Was bedeutet das? Ist sie gar eine Kommunistin geworden, hat das Ganze – Gott bewahre! – etwas mit Russland zu tun? Nein, so etwas gib es tatsächlich auch bei uns Guten. Eine Genossenschaftsbank. Die Autorin ist Mitglied geworden, das heißt, die Bank gehört eigentlich ihr. Neben anderen Inhabern natürlich. Bei dieser Bank kann man ein Gemeinwohlkonto eröffnen. Das bedeutet, man kann Geld nur für ethische und faire Zwecke leihen, und das Geld, das man auf dem Konto hat, “arbeitet” auch nur für solche Zwecke. Eigentlich widerspricht das fast dem “Wesen” von Banken, denen es sonst nur um den Profit gibt, aber man lernt ja immer dazu. Wie wir die Autorin kennen, schweift sie gedanklich auch manchmal ab. Aber diese Nebenthemen können es an Relevanz mit dem Hauptthema durchaus aufnehmen. Sie fragt zum Beispiel: Warum muss man überhaupt Feinde haben? Und: Wie wird es Obdachlosen wohl nachts bei dieser Kälte gehen? Und: Wie erlange ich dauerhaften inneren Frieden: Es hilft, ab und zu in den Augenblick zurückzukommen und zum Beispiel den Klang der Kirchenglocken gerade jetzt wahrzunehmen. Und die Morgenröte, die gerade am Himmel war, als dieser Text niedergeschrieben wurde. Monika Herz

Was tue ich hier in diesem Raum? Im Moment sitze ich und schreibe, klar. Gestern Abend aber hatte ich ein interessantes Zoom-meeting. Wenn Corona auch etwas Gutes hatte, dann das: dass sogar ich noch gelernt hab, mit Zoom umzugehen. Vor einem Jahr habe ich mich da einer Arbeitsgruppe angeschlossen mit dem spannenden Namen „Gemeinwohl-Konten-Offensive“. Wir wollen das „Produkt“ Gemeinwohl-Konto den Banken ans Herz legen.

Und weil ich Genossin in einer kleinen, schnuckeligen Genossenschafts-Bank bin, konnte ich mit meinem ersten Antrag zur Generalversammlung bis zum Vorstand vordringen. Ich meinte damals, also letztes Jahr, wenn ich den Vorstand für so ein Gemeinwohl-Konto gewinne, dann wäre es ein Leichtes, mein neuestes Lieblings-„Produkt“ in einem eigenständigen Kreislauf in „meine Bank“ einzuschleusen. Dann hätte ich gewonnen! Und ich würde mich riesig freuen und wäre mächtig stolz! Ah!

Mein bisschen Geld hat dann einen eigenen Kreislauf gekriegt! Ich finde das toll! In meiner eigenen Bank! Mein Anteil hat 100,- Euro gekostet. Damit hab ich genauso eine Stimme, wie jemand der für 10.000,- Euro Anteile gekauft hätte, aber ich glaub, das ist bei meiner Bank sowieso nicht möglich. Weil es eben eine Genossenschafts-Bank ist. Hoffentlich werden die jetzt nicht verboten. Weil doch das Wort „Genossenschaft“ an dieses russische Experiment mit dem Kommunismus erinnert. Weil „die Russen“ sind ja jetzt unsere Feinde.

Ich muss immer öfter zugeben, dass ich die Welt nicht mehr verstehe. Überhaupt nicht mehr! Ich habe nämlich keine Feinde. Ich verstehe gar nicht, wie man sich Feinde anschaffen kann. Wie man so dumm sein kann – Entschuldigung! In mir herrscht der Friede – in meinem Geist. Er wird zwar immer wieder gestört, aber der Friede selbst als Zustand kehrt auch immer wieder zurück. Jetzt gerade, um 7:10, sehe ich den Frieden zum Beispiel zum Fenster hereinscheinen.

Ich und all „die Anderen“ auf der Welt – wollen wir nicht alle ein Leben ohne Töten und Zuschlagen, ohne Zerstörung der eigenen Lebensgrundlagen? Wir wollen es doch und wünschen es uns! Dann ist die Frage: Warum kriegen wir es nicht hin?

Vielleicht liegt es daran, dass wir nicht gut darin sind, in die Zukunft vorauszuschauen. Und daran, dass die meisten nicht mit großen Zahlen rechnen können. Also, weil wir Prozentrechnen und Exponentialkurven nicht verstehen. Nicht alle Kinder der Welt können ja in Schulen gehen, wo sie wenigstens ein bisschen rechnen lernen. Lässt sich das ändern? Ja. Wie lange dauert es, bis alle die Rechenfunktion von Exponential-Kurven verstehen? 10 Jahre? 20 Jahre? Im Jahr 2044, was werden wir da für Wetter-Werte haben?

Wo bin ich? Draußen klingt die Glocke vom Kirchturm St. Barbara herüber. Dazu die Farben der Morgenröte! Es hat Minus 9 Grad draußen! Oh mein Gott!

Wer ist obdachlos um diese Zeit? Bei dieser Kälte… Mein Hirn schaltet ab an dieser Stelle. Weil es mir sonst selber so weh tut. Da draußen die ganze Nacht frieren! Zum Glück kann ich eine Atem-Übung machen, die zumindest in meinem Geist den Obdachlosen Wärme und Unterkunft schenkt. Und draußen, in der echten Welt?

Zurück zum Gemeinwohl-Konto – kann es etwa einem Obdachlosen helfen? Oder einem Wohnungslosen? Das ist ja ein Unterschied. Es gibt Viele, die bei Freund*innen oder einem Bruder untergekommen sind. Sie sind nicht obdachlos, aber wohnungslos. Kann denen ein Gemeinwohl-Konto helfen? Vielleicht ja. In meiner Vision schon.

Zurück zum Banking. Mein Geld (Girokonto und/oder Sparkonto) kommt mit dem Gemeinwohl-Konto in einen eigenen Kreislauf, wo es ganz altmodisch direkt in Kredite fließt. So wie es früher einmal war. Mit meinem Lieblings-Konto hab ich dann die Gewähr, dass nur soziales, ökologisch nachhaltiges und faires Zeug damit gekauft wird. Die Kredite von Privatleuten, zum Beispiel für Wohnungsbau oder E-Bikes, werden dann zusätzlich zur Kreditwürdigkeit auf ihre Kredit-Wirksamkeit geprüft. Ob ökologisch nachhaltig, ob aus fairem Handel, regional etc. Dann können zum Beispiel 50% von den Gesamtkosten als Gemeinwohl-Kredit vergeben werden. Immerhin. Oder auch 100%.

In Gunskirchen in Österreich gibt es das schon, so ein Sonderkonto. Da hat die Raiffeisenbank mitgespielt und hat so einen eigenen Kreislauf eingeführt. Das geht! Diese Österreicher wieder!

So. Und jetzt hör ich auf. Ein langer und kalter Winter liegt hinter mir. Das wird teuer. Was liegt vor mir? Ein heißer Sommer? 50 Grad maximaler Temperatur-Unterschied zwischen Sommer und Winter? Der Schüttelfrost der Erde!

Was kann ich tun? Bei meiner Bank nach einem Gemeinwohl-Konto fragen? Ja! Einen Antrag stellen? Ja! Dem Vorstand schreiben, heute noch? Ja, heute noch!

So. Und jetzt gibt’s hier noch Infos zum Gemeinwohl-Konto von Gunskirchen, falls es jemanden interessiert.

https://www.gemeinwohlkonto.at/

 

 

 

 

Anzeigen von 3 Kommentaren
  • Volker
    Antworten

    Die Autorin ist Mitglied geworden, das heißt, die Bank gehört eigentlich ihr.

    Cool.
    Haste mal paar Euro für mich, brauch Kohle für Stiftzahn, sonst kau ich mit Lücke.

  • Freiherr
    Antworten
    Vielleicht – dear Mo, Shamane, Botschafterin der Aldebaraner dahier –

    liegt der Teufel ja in diesem Detail , dieser Annahme dass man überhaupt eine Bank bräuchte ?

    Ich meine, was ich z.B. habe an ” Geld ” ( vorausgesetzt solches wäre nötig, nicht abzuschaffen ) ob wenig oder mehr, das kann ich doch für mich selbst selbst  verwalten .

    Wie du ja weißt, geht meine Philosophie bezüglich Währung noch über eine Sozial-Ökonomie hinaus, so erstrebenswert diese auch unter gegebenen Mißständen ist und da verwende ich nun DEINEN Begriff, meinereiner zugedacht, die GESCHENK-ÖKONOMIE !

    Braucht es dann noch eine Bank ?

    Jaja – bin immer extra-Phantast, I know, aber ich mache ja nix für Geld und nicht auf Auftrag und wenn ich was mache dann verschenke ich es und für eine Leistung verlange ich nichts.

    Und jaja, wiederum, bin ich da Prolet ähhhhh.. Apologet einer Phantasterei, weiß ich aber kümmert mich nicht.

    Und sollte ich plötzlich das haben was mich lebenslang wegen seiner destruktiven Macht abgeschreckt hat, Geld nämlich, dann würde ich viel davon wieder verschenken, jedenfalls bräuchte ich Niemanden der es für mich verwaltet, keine Bank also.

    Mit einer Bank beginnt eine Fremdbestimmung über mein Eigentum !

    Nunja – du bist versierte Mathematikerin, kannst mit Exponential-Kurven umgehen, kannst rechnen, aber dieses Rechnen dreht sich um Geld –

    mich interessieren, wenn überhaupt ganz andere Kurven, die weiblichen nämlich –

    man möge es mir verzeihen – grins.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

  • Milch
    Antworten
    Eine schöne Idee. Ich bin über jede schöne Idee froh. Die Gegewart und unmittelbare Zukunft scheint nur kranke und zerstörende Ideen zu verwirklichen.

    Ich hab mir den Link angeschaut und es macht einen sympathischen Eindruck. Ich finde es toll, dass die Autorin das geschafft hat! Engagement und Beharrlichkeit bewirken also doch etwas..  Aber mir geht’s eher so wie dem ersten Kommentator – ich mag halt Banken nicht. Hoffentlich  brauchen wir sie eines Tages nicht. Doch noch sind sie sicher notwendig…

    Ob das Gemeinwohlkonto vor  dem Digitalen Zentralbankengeld schützen kann? Vor der Enteignung usw?

    Es gibt in Deutschland das Projekt von Heiko Schöning

    https://wirkraft.org/was-ist-wirkraft/

    Dieses Konzept macht auch einen interessanten Eindruck und geht noch einige Schritte weiter als Gunskirchen – aber leider leb ich in Österreich. Vielleicht entwickelt sich Gunskirchen u das Gemeinwohlkonto noch in diese (wirkraft.org) Richtung.  Was nicht ist, das kann noch werden…

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