Hans Spielmann: Wo wollen wir hin?
Bandnamen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Diese heißt offiziell „Hans Spielmann mit Singfreund*innen.“ Ursprünglich wurde das Lied auf Schyzerdütsch aufgenommen und hieß „Wo wei mer hi?“ Ganze 8 Minuten dauert es und ist mit einer sehr liebenswerten Bildstrecke unterlegt. Abwechselnd gibt es kritische Verse, speziell auch zur aktuellen Corona-Situation, und eine Positivutopie, quasi Spielmanns „Imagine“. Zusammen mit dem Text wechseln auch die Bilder zwischen bedrückend und heiter. Und es emotional gar nicht so schwer, die Eingangsfrage zu beantworten: Wo wollen wir hin?
Kommentare
In rechtspopulistischen Kreisen möchte man nicht soweit denken, da möchte man die gegenwärtige Situation nutzen, um die Menschen aufzuhetzen und damit eigene Machtansprüche umzusetzen. Und wo wollen diese rechtspopulistischen Parteien dann hin? Im Europaparlament haben AfD, CDU und FDP gegen die Gemeinsame Europäische Agrarreform gestimmt, die eine Umstrukturierung der Landwirtschaft hin zu echter ökologischer Landwirtschaft durch eine bessere, gezieltere Förderung zum Ziel hatte… Ich selbst bin auch immer noch eine Unterstützerin der europäischen Idee vor der Zersplitterung in bloße nationale Interessenlager, die die Probleme und Aufgaben, die die Menschen in unserer Zeit zu bewältigen haben, gar nicht begreifen. Ein „Weiter wie bisher“ wird es gerade dadurch geben.
In früheren Zeitaltern haben die Menschen immer ihre Götter und Gottheiten gehabt, an die sie sich mit ihren Ängsten und Nöten und Wünschen wenden konnten. Dann hat man die Götter „abgeschafft“ und heute denken manche, die Politiker*innen sollten die neuen Götter sein – aber die sind halt auch nur Menschen in ihren jeweiligen Bindungen, Kraftfeldern und mit verschiedener Motivation für ihre Aufgaben. Aber dass den Menschen vor allem liebevolle Nähe fehlt, ist inzwischen vielen schon aufgefallen. Viele überbrücken dieses Defizit, indem sie sich Haustiere anschaffen. Andere essen, rauchen, trinken .. Eine weitere Entwicklung geht dahin, dass Künstliche Intelligenz diese Aufgabe (Vermittlung von Zugewandtheit und liebevoller Nähe) übernehmen soll (Es gibt dazu ein Buch von Kazuo Ishiguro: Klara und die Sonne). Ich für meinen Teil finde, wie im Grunde genommen sicher die meisten, dass sich die Menschen wieder gegenseitig die benötigte Wärme zukommen lassen sollten. Das muss man wahrscheinlich erst wieder lernen … Dazu braucht man Vertrauen, und dieses wiederum Offenheit und die Gewissheit, dass der andere einem nicht mutwillig schaden will. Und ich frage mich, wie es geschehen konnte, dass die Menschen das so verlernt haben – oder vielleicht ist es ja so, dass sie es erstmals in der Menschheitsgeschichte wirklich lernen sollen, dürfen, können …
Ich weiß, jeder von uns hat andere Lebensumstände und –erfahrungen. Und wahrscheinlich „braucht“ auch niemand diese Zeilen von mir, ich wollte sie trotzdem mal loswerden, auch als Lebenszeichen sozusagen.
Nochmals ganz herzlichen Dank für dieses mich wirklich sehr berührt habende Lied. Und dieserD ank beinhaltet alle Danke, die ich entsprechenden Menschen „schuldig“ bin.