Helfen wir den Menschen in Griechenland! – 8. Zwischenbericht

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Vor der Einschiffung

Vor der Einschiffung

Liebe HdS-Leserinnen, liebe HdS-Leser,

ich vermute, Euch wird es derzeit kaum anders ergehen als mir: das Thema „Flüchtlingshilfe“ droht das Thema „Hilfe für die Menschen in Griechenland“ völlig in den Hintergrund zu drängen. Die Impulse, sich dort wie da zu engagieren, politisch und humanitär, geraten fast in eine Konkurrenzsituation. Dabei wäre nichts falscher als das! Deswegen an dieser Stelle vorweg:

Mich hat sehr bewegt, daß in München und anderswo so unendlich viele Menschen den ankommenden Flüchtlingen derart liebevoll geholfen haben (und: immer noch helfen!). Es tat und tut gut, daß es auch noch ein anderes Deutschland gibt als das fremdenfeindliche Deutschland in Freital und Heidenau. Keiner von uns sollte sich davon abhalten lassen, konsequent und mit Beharrlichkeit den geflohenen Menschen nunmehr bei sich zuhause, vor Ort, weiterzuhelfen. Auch meine Frau und ich werden deshalb am kommenden Montag hier bei uns im Süden Niedersachsen, in der tiefsten Provinz, an einem HelferInnentreffen teilnehmen. Aber:

Mit ebensolcher Selbstverständlichkeit bleiben wir auch weiterhin engagiert bei unserem Hilfsprojekt für die notleidenden Menschen in Griechenland. Und wir bitten Euch: helft mit, daß aus unseren Hilfsimpulsen kein Entweder-Oder wird! Übrigens auch – auch! – aus einem politischen Grund:

Nicht auszuschließen ist, daß manchen Politikerinnen und Politikern in Deutschland die Flüchtlingskrise sehr zupaß gekommen ist, bot sie doch die hochwillkommene Chance, nach der brutalen Erpresserpolitik gegenüber Griechenland – die ja im übrigen anhält! – nunmehr als „Engel der Geschichte“ dazustehen! Und damit sind nicht zuletzt auch Merkel und Schäuble gemeint.

Ehe ich also über den Fortgang unserer Hilfsaktion berichte, deshalb auch ein Kommentar vorweg. Er findet sich auf den „nachdenkseiten“ vom gestrigen Donnerstag, geschrieben von einem „JK“:

„Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass die aktuelle Berichterstattung über die Flüchtlingswelle, das Propagieren eines angeblichen neuen Sommermärchens der Hilfsbereitschaft, das Refugees-Welcome, die Heilige Angela der Flüchtlinge, Bestandteil einer Medienkampagne sind. Die Intention ist relativ klar erkennbar. Mit dieser Kampagne soll das brutale und hegemoniale Auftreten Deutschlands gegenüber Griechenland bei den Verhandlungen über das dritte „Rettungspaket“ aus der öffentlichen Diskussion, insbesondere der EU-Partner, verschwinden bzw. konterkariert werden. Wie die Kampagne wirkt, veranschaulicht die zitierte Washington Post: „Binnen Wochen hat sich Merkels Image gewandelt: vom Hitler-Zerrbild der Griechen zu ‘Mama Merkel‘ Mutter der Verstoßenen‘.“ Gleichzeitig kann man den Spieß umdrehen und nun anderen EU-Mitgliedenr Herzlosigkeit, Untätigkeit und unsolidarisches Verhalten vorwerfen und Deutschland als Heimstatt der Hilfsbereitschaft und der Humanität feiern. Geht es noch verlogener?“
Muß man das groß kommentieren? – Ich denke, eigentlich nicht. Zwar muß man nicht unbedingt der Auffassung sein, das alles sei geplant und Absicht gewesen – von „Intention“ spricht „JK“ -. Doch daß es diese Wirkungen gibt, dürfte außer Frage stehen. Und ebensowenig, daß, mit „Bild“ an der Spitze, mittlerweile eine entsprechende Propaganda betrieben wird. „Die ganze Welt feiert uns Deutsche“, so O-Ton „Bild.de“ vom Montag dieser Woche.
Und damit zu unserem Thema und zu unserem Bericht.
Zunächst: die Spendensumme ist in der vergangenen Woche um gut 500,- Euro angestiegen, von 64.087,- Euro auf 64.617,- Euro, die Anzahl der SpenderInnen von 452 auf 465 (wobei erfreulicherweise auch die Zahl der DauerspenderInnen zugenommen hat). Wir alle hoffen sehr, daß nun vor allem die wiederaufgenommene Konzert-Tournee von Konstantin Wecker für neuen Aufschwung sorgt.
Im Zentrum dieses Berichts sollen aber Karl-Heinz Apels Nachrichten stehen, dessen Kurzberichte über seine Hilfsfahrt nach Griechenland. Ich habe zu diesem Zweck alle wichtigen Informationen aus seinen Mails an mich im Folgenden zusammengestellt:

„Anhänger für die Reise nachgebucht, da Hilfstransport nicht geplant gewesen.

Fahrt mit vollgepacktem Anhänger (beladen mit Material für die Landpraxis in Kyparissi und das Krankenhaus in Molai), Südpeloponnes; Wert ca. 7500 €; davon die Hälfte von HdS bezahlt, die andere Hälfte selbst organisiert – meist Spenden einer Verbandstoff-Firma.
Zusätzlich Bargeld von HdS: 2000 € ( 1000€ für Katerina, 1000 € für 2 bedürftige Familien – Übergabe übernimmt der Pfarrer)

Abreise am 22. 8. 2015 (Rosche) am Nachmittag.
5 Übernachtungen, da nur langsame Fahrt mit Anhänger erlaubt (auf 300 km der Brenner-Autobahn Überholverbot, langsame Kriechfahrt hinter LKWs, die in den Bergen Asthma bekamen).

Nach 1600 km Ankunft in Ancona.
Übernachtung in Ancona; am 27.8. mittags auf die Fähre. Am nächsten Mittag (Freitag) Ankunft in Patras. Am Spätnachmittag Ankunft in STRAVA (Region Korinth). Sonntag dort Treffen mit Evi und Tassos. Montag früh (8:00 Uhr) Abreise in Richtung Kyparissi (oft Berg- und Talfahrt).

Umweg über Molai; Ankunft dort ca. 14:00 Uhr am Krankenhaus in dessen Mittagspause.
Um 15:30 Weiterfahrt über die Berge nach Kyparissi (2 Stunden Fahrt). Das Krankenhaus Molai leidet, wie alle griechischen Krankenhäuser, unter Materialmangel; Mitarbeiter wurden entlassen. Unsere Spenden helfen jedenfalls, die wirtschaftliche Situation des Krankenhauses etwas zu entschärfen. Es ist aber ständig von der Schließung bedroht ….

Am Mittwoch, 3.9., Übergabe der 1000 € für Katerina Katsori (Dialyse-Fahrten alle 2 Tage von Piräus nach Athen) an ihren in Kyparissi wohnenden Onkel Apostoli Katsori. Eine Fahrt mit dem Taxi wird nicht von der Versicherung bezahlt. Sie muss oft den Bus nehmen – ; allerdings nimmt sie die Dialyse so mit, dass sie schon mehrfach unterwegs zusammenbrach… Hoffentlich kann sie bald operiert werden!
Großonkel Kostas benötigt viele Medikamente; einen großen Teil bringe ich ihm mit; wir werden mit Oliven und Öl versorgt, sie bekommen Gemüse u.a. von uns). Natürlich wurde die Spende mit Dankbarkeit angenommen.

Am Donnerstag, 4.9., Übergabe des gespendeten Materials an den Arzt von Kyparissi und Umgebung – in der Praxis. Die Praxis in Kyparissi bekommt übrigens ihr Material (falls vorhanden) vom Krankenhaus Molai. Da dort aber nichts eintrifft, ist die Praxis hier auch leer. Ins Krankenhaus muss jeder Patient das benötigte Material (Binden usw.) selbst mitbringen. Diejenigen, welche kein Geld dafür haben, müssen warten. Tassos schrieb, dass bereits 50.000 -100.000 Kranke aus diesem Grund in Griechenland starben. Deshalb waren sowohl das Krankenhaus als auch Praxis Kyparissi über die Spenden begeistert. Die Troika hatte ja verlangt, Krankenhäuser zu schließen und Ärzte zu entlassen. Das Krankenhaus war schon mehrere Male von der Schließung bedroht. Dann wäre ein riesiges Gebiet ohne Krankenhaus.

Krankenhaus, Teil der Lieferung

Krankenhaus, Teil der Lieferung

Die Übergabe der 1000 € für hilfsbedürftige Familien (u.a. alleinstehende Mutter mit 2 Kindern, 1 davon Pflegefall) am 12. September.

Letzte Spendenübergabe:

Der Pfarrer ist für 3 Tage nach Kyparissi gekommen, bevor er nach Australien zu einer Taufe fliegt (Melbourne ist eine der größten „ griechischen“ Städte).

Die Übergabe der Spende (1000 €) erfolgte nach dem Gottesdienst vor einer Feier der Gemeinde. Das hatten wir abgesprochen; so konnten wir uns in Ruhe unterhalten, weil sich der Tross schon auf den Weg ins Hafenrestaurant gemacht hatte. Natürlich waren einige Teilnehmer (darunter auch die Gastgeber) über diese Spende und die Materialspenden an die Landarztpraxis sowie das Krankenhaus informiert.

Da ich Katerina und arme Menschen in der Umgebung (über den Pfarrer) schon seit längerer Zeit finanziell und im Fall Katerina (1000 €) unter persönlichem Einsatz unserer Familie unterstütze, wies ich natürlich darauf hin, dass die Spende dieses Mal von HdS stammt. Die Hälfte der 1000 € gibt der Pope an die alleinstehende Mutter (2 kleine Kinder, 1 Kind pflegebedürftig) weiter; die andere Hälfte wird für einen ähnlich gelagerten Fall verwendet.

Deutsche Touristen sind als Gäste in Griechenland beliebt. In Athen und anderen Großstädten mag es anders aussehen, obwohl man selbstverständlich auch dort gerne an deutschen Touristen verdient. In den Städten ist die Bevölkerung verstärkt der Hetzpresse ausgesetzt, die BILD usw. bei weitem übertrifft. –

Wir werden hier auf der Südpeloponnes so freundlich und hilfsbereit empfangen bzw. behandelt wie gewohnt. Das gilt nicht nur für befreundete Griechen, sondern auch für Menschen, welchen wir bisher noch nicht begegnet sind.

Unsere Hilfsaktionen haben sich schnell herumgesprochen, und die Menschen, die uns darauf ansprachen, sind begeistert.

Bemerkenswerte Erfahrung auf der Hinreise bei eine Übernachtung in Ebbs (bei Kufstein): Der ca.10-jährige querschnittsgelähmte Sohn der Hotelbesitzerin (Hotel ZUR SCHANZ) erzählte uns, dass er 20 € für hilfsbedürftige Griechen gespendet habe (Sammlung der Kirche).“

Mir bleibt die Aufgabe, liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser, wie gewohnt zum Abschluß nochmal auf unser Spendenkonto hinzuweisen, verbunden allerdings mit der Information – wie sollte es auch anders sein! -, daß alle unsere Griechenlandreisenden, Karl-Heinz Apel mit seiner Frau Ursula sowie Evelin und Tassos Chatzatoglou, bereits auf neue Notfälle in Griechenland gestoßen sind, bei denen wir helfend eingreifen wollen. Darüber mehr in meinem nächsten Bericht. Doch hier nun die wichtigen Angaben zu unserer Bankverbindung (bei Spende bitte das Kennwort „GriechInnenhilfe“ nicht vergessen!):

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Mit herzlichen Grüßen vom gesamten HelferInnenteam
Euer Holdger Platta

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