Helfen wir den Menschen in Griechenland! – Elfter Bericht 2016

 In Holdger Platta, Über diese Seite

GriechenlandhilfeLogoWas macht eigentlich… Alexis Tsipras? In der Was-macht-eigentlich-Rubrik der Zeitschrift „Stern“ wird regelmäßig das Schicksal von mittlerweile gänzlich irrelevanten Ex-Prominenten beleuchtet. Dies löst bei Lesern einen nostalgischen Erinnerungseffekt aus: „Ach ja, den gab’s ja auch mal!“ Alexis Tsipras jedenalls ist in Deutschland raus aus den Schlagzeilen. Aus „linker“ Sicht ist das schade, denn in vieler Hinsicht können wir noch immer froh sein über einen Politiker, der – ganz im Gegensatz zu „Schwesterparteien“ in anderen europäischen Ländern – wenigstens versucht hat, dem neoliberalen Machtkartell zu widerstehen. Manches macht Tsipras noch immer so gut, dass es reichere europäische Länder beschämen müsste – etwa im Umgang mit Flüchtlingen. Über dieses und andere interessante Themen berichtet Holdger Platta in seinem elften Jahresbericht. Auch der bewährte Tassos Chatzatoglou kommt wieder mit einer Einschätzung der aktuellen Lage zu Wort.

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

ich bitte um Verständnis, daß ich Euch heute nur einen relativ kurzen Bericht über unsere Hilfsaktion in den vergangenen sieben Tagen geben kann. Leider ist die Virusinfektion zu mir zurückgekehrt, dieses Mal auch mit deutlichem Fieber. Da ist also, sorrysorry, Schonung angesagt.

Dabei fing diese Woche recht erfreulich an. Ich war zumindest so fit, mit Peter Latuska beim Göttinger Stadtradio ein längeres Interview zu unserem Engagement für die Menschen in Griechenland geben zu können. Irgendwann demnächst wird dieses Interview gesendet, was wir natürlich mit der Hoffnung verbinden, daß einige neue Spenderinnen und Spender hinzukommen werden.

Außerdem konnte ich am vergangenen Wochenende auch eine persönliche Sammelmail an zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer schreiben, in der ich allen sehr herzlich für ihre Hilfe gedankt habe. Diesen Dank spreche ich sehr gerne auch hier nochmal aus, wobei mein Dank vor allem zwei SpenderInnengruppen gilt:

• den Dauerspendern, deren Zahl weiterhin zunimmt (enorm wichtig für die Stabilität unserer Hilfsaktion),
• und ganz, ganz besonders jenen Spendern, von denen ich weiß, daß sie selber zu den Ärmsten der Armen in der Bundesrepublik zählen: zu den Hartz-IV-Betroffenen! Mich berührt und bewegt die Hilfsbereitschaft gerade dieser UnterstützerInnen sehr!

Karl-Heinz Apel, der, wie ich Euch schrieb, bis zum letzten Wochenende noch in Griechenland unterwegs war, dürfte inzwischen wieder zurück sein. Ich habe ihn mal gebeten, die Kosten dieser letzten Hilfsreise nach und in Griechenland aufzulisten (alles Kosten, die er aus eigener Tasche bezahlt!). Ehrlich gesagt, war ich selber überrascht (was vor allem an den hohen Fahrpreisen für die Fähre von Bari/Italien nach Griechenland liegt)! 2.700,- Euro hat er für diese Reisekosten insgesamt ausgeben müssen (im letzten Sommer lagen die Kosten ähnlich hoch). Von Evi und Tassos Chatzatoglou liegen mir die Angaben zu ihren Reisekosten noch nicht vor, doch dürften sich ihre Ausgaben in ähnlicher Größenordnung bewegen. Auch das, liebe HdS-Leserinnen und HdS-Leser, bewegt mich sehr. Und ich danke unseren GriechenlandfahrerInnen sehr herzlich. Dabei sei an dieser Stelle noch angemerkt: Für Mai ist bereits die nächste Hilfsfahrt nach Griechenland geplant.

Tassos Chatzatoglou, der als gebürtiger Grieche selbstverständlich noch zahlreiche Verwandte, Freunde und gute Bekannte in Griechenland hat, kann übrigens mit einem weiteren Spontanbericht über die Verhältnisse in seiner Heimat aufwarten. Gerne stelle ich diese Mitteilungen in meinen heutigen Kurzbericht ein. Zunächst schildert er die derzeitigen – katastrophalen – Verhältnisse in einem Athener Krankenhaus:

„Das Asklepios-Krankenhaus in Voula (Voula ist ein Vorort von Athen) genoss bis dato einen guten Ruf und hat eine gute orthopädische Abteilung. Durch die Sparmaßnahmen wurden jedoch Ärzte wie auch Schwestern und Krankenpfleger entlassen. Das Krankenhaus funktioniert nicht, wie es sein sollte. Eine ältere Frau stürzte am Donnerstag der Vorwoche und zog sich gleich mehrere Brüche zu. Sie wurde in das Asklepios-Krankenhaus eingeliefert und musste bis zum Dienstag dieser Woche, also fünf Tage lang, auf die Operation warten, da der Chirurg so viel zu tun hatte. Einen Ersatzchirurgen gab es nicht. Nachts musste sich die Familie um die alte Frau kümmern, da keine Krankenschwester bzw. kein Krankenpfleger zur Verfügung standen. Bis zur Operation wurden die Brüche mit Papierstreifen fixiert, es gab nicht mal elastische Binden.

Die Popularität von Tsipras befindet sich bei den Wählerumfragen im freien Fall. Auch ein Interview von Varoufakis bezeugt das. Dennoch meint Varoufakis, daß man in dieser schwierigen Situation den Rücken von Tsipras stärken solle. Ansonsten ist die Regierung Tsipras unaufhörlich der Kritik der Konservativen ausgeliefert. Meiner Meinung nach geht es hier um die Person Tsipras und nicht um seine Politik. Ich halte Tsipras nach wie vor für einen Vollblut-Politiker. In der Vergangenheit gewann er 2 Wahlen und eine Volksabstimmung. Er vereinte die Mehrheit der Griechen hinter seiner Partei. Er brach die Hegemoniebestrebungen von Merkel innerhalb der EU. Er widersetzt sich den Forderungen des Quartetts seit mehr als einem Jahr. Kein Geld aus dem Ausland ist bis dato in die Staatskassen geflossen.

Als er letzte Woche nach Brüssel reiste, hatte er die Zustimmung der Konservativen, der ehemaligen Pasok, der von Potami (= einer linksliberalen Partei, die bei den letzten Wahlen im vergangenen Herbst rund 4 Prozent der Wählerstimmen erhielt. HP) und seinen Regierungspartnern im Gepäck! Keine Regierung in der Vergangenheit hat so etwas geschafft.

Sein Verhalten in der Frage der Flüchtlinge ist für mich vorbildlich. Als Österreich mit seinem schwarzen Wunderwuzzi (Außenminister Kurz) versuchte, der EU den Gnadenstoß zu versetzen, verlangte Tsipras von den Mitgliedern der EU die Einhaltung der Gründungsprinzipien. Damit versucht er, die EU als eine Einheit zu retten. Alle haben die Vereinbarung zur Lösung des Problems unterschrieben. Allerdings ist bis jetzt nichts geschehen. Der Flüchtlingsstrom hält weiter an.

Das durch die Krise ruinierte Griechenland zeigt jetzt aber seinen wahren Charakter. Die Solidarität der griechischen Bevölkerung den Flüchtlingen gegenüber ist beispielhaft für den Teil Europas, der von eine krankhaften Xenophobie erfasst worden ist. In den Nachrichten sah ich unsere Labrini Manou, Vizebürgermeisterin der Gemeinde Koridallos, mit den Kindern der Flüchtlinge im Hot Spot Schistos nahe Koridallos. Innerhalb der Flüchtlingslager kommt es aber zu Spannungen, Afghanen gegen Syrer. Ich befürchte, dass ein Funke genügt, um das Ganze zu destabilisieren. Dann wird es heißen: jeder gegen jeden. Ich wünsche, die Syrer finden einen Weg, und der Friede kehrt zurück. So lange wir aber Waffen liefern, sehe ich keine Möglichkeit, etwas zu ändern.“

Von mir aus ist dieser zutreffenden Schlussbemerkung von Tassos Chatzatoglou nichts hinzuzufügen.

Was den weiteren Spendeneingang betrifft – in der Vorwoche betrug er 1.056,66 Euro -, so gingen in den letzten sieben Tagen 975,- Euro auf unserem Hilfskonto ein. Allen sieben Spenderinnen und Spendern unser herzlichster Dank!

Und damit bin ich auch schon bei den obligaten Schlußinformationen. Also:

Unser Konto, auf das Ihr unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ spenden könnt:

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Die Kontaktdaten von Peter Latuska, an den Ihr Euch wenden könnt, wenn Ihr Patenschaften übernehmen wollt oder eine Spendenbescheinigung benötigt (für Spendenbeträge bis 200,- Euro genügt fürs Einreichen beim Finanzamt Kopie oder Original Eurer entsprechenden Kontoauszuges):

Peter Latuska
Theodor Heuss Str. 14
37075 Göttingen
Email: latuskalatuska@web.de

Seid herzlich gegrüßt
Euer Holdger

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