Helfen wir den Menschen in Griechenland! – Zwölfter Bericht 2016

 In Holdger Platta

GriechenlandhilfeLogoLiebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

vorweg: ich danke allen unter Euch, die mir gute Besserung gewünscht haben! Peu à peu scheint die überaus anhängliche Virusinfektion tatsächlich das Weite suchen zu wollen. Hoffentlich! (Holdger Platta)

Was den Spendeneingang während der letzten Woche betrifft, so mussten wir uns diesesmal mit einem Neueingang von 302,50 Euro begnügen. Sicherlich haben da auch die Feiertage eine Rolle gespielt. Doch immerhin: fast 4.600,- Euro Spendeneinkünfte im März, das ist ein gutes Resultat. Und an dieser Stelle trage ich gerne die Angaben zu den Aufwendungen nach, die Evelin und Tassos Chatzatoglou für ihre Hilfsfahrt nach und in Griechenland vor einigen Wochen aufgebracht haben, aus eigener Tasche: rund 3.500,- Euro für Sachspenden, rund 2.000,- Euro für Reisekosten (ähnlich hoch war ihre Eigenbeteiligung bei der letzten Hilfsfahrt im Sommer des letzten Jahres gewesen!). Riesiges Dankeschön also an Evi und Tassos Chatzatoglou! Wenn mich nicht alles täuscht, scheint unsere Hilfsorganisation damit einer jener Zusammenschlüsse zu sein, die für eigene – unvermeidbare! – Kosten am wenigstens Gelder auszugeben pflegt, die sonst bei Hilfsorganisationen so üblich sind. Dazu hoffe ich Euch bald genauere Zahlen mitteilen zu können – dann nämlich, wenn ein Anwalt unsere gesamte Spendenverwaltung überprüft hat. Zur Erinnerung: ganz am Anfang unserer Aktion – Ende Juli/Anfang August 2015 – kündigten wir eine solche zusätzliche Kontrolle an. Ansonsten, ich erwähnte es vorletztes Mal bereits, stecken wir schon in den Planungen für unsere nächste Hilfsfahrt nach Griechenland. Anfang Mai soll es so weit sein. Derzeit sehr gespannt sind wir natürlich auf die ersten Berichte über Katerina K. aus London bzw. Piräus: was haben die Vor-Unteruntersuchungen zu den geplanten Operationen ergeben, zur Nieren- und Lebertransplantation? Selbstverständlich werdet Ihr auch darüber postwendend informiert, wenn uns entsprechende Auskünfte erreichen.

Was ansonsten die Situation in Griechenland betrifft – Ihr wisst es alle -, so wird in diesen Tagen und Wochen alles überschattet von den Flüchtlingsproblemen dort: eigentlich sollte es ja am kommenden Montag, den 4. April, losgehen mit den – menschenrechtlich außerordentlich fragwürdigen! – Rücktransporten von Flüchtlingen aus Griechenland in die Türkei. Sicher ist heute schon: aus dieser völkerrechtwidrigen Wolkenkuckucksheimerei der EU wird wohl nichts. Menschenrechtsorganisationen wie „amnesty international“, „pro asyl“ und „Ärzte ohne Grenzen“ haben ihre Hilfe auf den griechischen Inseln eingestellt und werden keine Zuarbeit leisten bei diesem Menschenhändler-Deal der ganz besonderen Art. Auch das Flüchtlingshilfswerk der UNO – die UNHCR – hat schwerste Einwände erhoben gegen die ‚Feststellung’ der europäischen „Wertegemeinschaft“, bei der Türkei des Ministerpräsidenten Erdogan handele es sich um einen „sicheren Drittstaat“ (= die Türkei schiebt seit Tagen Hunderte Flüchtlinge nach Syrien ab!). Und sogar die Europäische Asyl-Agentur EASO hat in einer Mail vom 24. März allen Mitgliedsstaaten gegenüber Bedenken angemeldet – sehr zur Verärgerung der Adressaten. Hauptgrund hier: die Rechtsstaatlichkeit der Asylprüfverfahren in Griechenland sei nicht einmal im Ansatz sichergestellt. Rund 6.000 Beamte aus Justiz, Polizei und Asylbehörden, zusammengekarrt aus zig europäischen Ländern, sollten inzwischen ihre Arbeit in Griechenland aufgenommen haben, in Wirklichkeit traf bislang aber nur eine Handvoll solcher Leute in Hellas ein. Und Berufungsrichter, die ebenfalls in Griechenland ihre Arbeit aufnehmen sollten, zunächst 30 an der Zahl, später mehr, gibt es in Griechenland bis dato überhaupt noch nicht. Heißt: das Großprojekt, womöglich mehr als 50.000 AsylbewerberInnen, die sich zur Zeit in Griechenland aufhalten sollen, zurückzuverfrachten in die Türkei, scheitert schlicht daran, daß Europa nichtmal ihre eigenen Hilfstruppen zur Exekution dieser Maßnahmen nach Griechenland zu verfrachten vermochte!

Und Griechenland selber?

Nun, Zusammenstöße zwischen Flüchtlingen in Idomeni, die dort die Bahnlinie und die Hauptverkehrsstraße blockierten, mit der griechischen Polizei gab es durchaus im den letzten Tagen. Aber Evelin Chatzatoglou schreibt dazu: „Wäre nicht Syriza an der Regierung, hätte man diese Flüchtlinge sicherlich schon mit Gewalt weggebracht.“ Und ansonsten gilt:

Syriza bemüht sich weiterhin um einen Doppelkurs. Sie bleibt bemüht, den Auflagen der Troika nachzukommen. Sie bemüht sich aber gleichzeitig darum, durch Einführung eines sogenannten „Parallelprogramms“ die Negativwirkungen dieser Politik abzumildern, wo immer und wie immer das geht. Ich beziehe mich auf die Pressemeldung von Stavros Panagiotides, dem Chefbeauftragten für Sozialpolitik im Amt des griechischen Premierministers Tsipras:

1. Programmpunkt eins ist inzwischen realisiert (auch wir teilten Euch das schon vor Wochen mit): 2,5 Millionen Menschen sind inzwischen in die staatliche Krankenversicherung zurückgekehrt.
2. Nach 2009 zum erstenmal werden in den öffentlichen Krankenhäusern wieder medizinische Fachkräfte eingestellt: rund 3.500 MitarbeiterInnen.
3. Die Regierung erlässt alte Strom- und Wasserschulden und stellt den verarmten Menschen und Haushalten Strom und Wasser kostenlos zur Verfügung.
4. Arbeitslose sollen zukünftig auch öffentliche Verkehrsmittel kostenlos benutzen dürfen.
5. Rund 150.000 Menschen in Griechenland sollen zukünftig kostenfrei Lebensmitteln in Supermärkten erhalten können.
6. Rund 200.000 Schulkinder aus verarmten Familien sollen zukünftig kostenfreie warme Mahlzeiten in den Schulen erhalten.
7. Erstmals seit 2010 sollen an den Universitäten auch neue Lehrkräfte eingestellt werden, zunächst um die 500 WissenschaftlerInnen.
8. Ein neuer „Forschungsinvestitionsfond“ mit einem Startkapital von 300 Millionen Euro soll eingerichtet werden, um in Griechenland die Forschung wieder anzukurbeln.
9. Mithilfe eines neuen Gesetzes (noch in Planung!) sollen „Solidarwirtschaft und Unternehmen im Kollektivbesitz“ ins Leben gerufen werden.
10. Ein neues Gesetz – bereits am 24. Februar im griechischen Parlament verabschiedet worden (gegen die Stimmen der „Nea Demokratia“, der Schwesterpartei der bundesdeutschen CDU!) – soll für mehr Transparenz in der Verwaltung sorgen und der „Vetternwirtschaft“, der sogenannten „Partitokratie“ (= Parteienherrschaft in der Verwaltung), ein Ende setzen.

Es wird abzuwarten sein, ob sich die Syriza mit all diesen Projekten durchsetzen wird. Uns Unterstützerinnen und Unterstützer der verelendeten Menschen und Institutionen in Griechenland wird das alles – leider – nicht arbeitslos machen! Und gemeckert von Seiten der Euro-Staaten, daß Griechenland seinen „Verpflichtungen“ gegenüber den europäischen „Geldgebern“ nicht nachkäme, wird ja eh schon. Ein Grund mehr, sich auf die Seite der griechischen Menschen zu stellen. Nach wie vor!

Womit ich auch, wieder einmal, bei unseren obligaten Schlußhinweisen bin:

Unser Konto, auf das Ihr unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ spenden könnt:

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Die Kontaktdaten von Peter Latuska, an den Ihr Euch wenden könnt, wenn Ihr Patenschaften übernehmen wollt oder eine Spendenbescheinigung benötigt (für Spendenbeträge bis 200,- Euro genügt fürs Einreichen beim Finanzamt Kopie oder Original Eurer entsprechenden Kontoauszuges):

Peter Latuska
Theodor Heuss Str. 14
37075 Göttingen
Email: latuskalatuska@web.de

Seid wieder einmal sehr herzlich gegrüßt
Euer Holdger

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