Immer weiter

 In FEATURED, Umwelt/Natur

Was tun in einer extremen Hitzeperiode wie dieser? Abends den Grill anwerfen kommt immer gut, und im Straßencafé schmecken Cappuccino und Quarktasche doppelt gut. Die Atmosphäre wirkt dann angenehm mediterran. Der Eierlikör sollte halt vor dem Verzehr eine Weile im Kühlschrank gestanden haben… Dass es Quark ist, über die Klimaerwärmung (und die auch damit zusammenhängenden Flüchtlingsströme) zu klagen und gleichzeitig Produkte aus Tierhaltung zu essen, macht der Autor hier mit dem ihm eigenen grimmigen Humor deutlich. (V.C. Herz)

Genüsslich schlürfe ich den Milchrand von meinem Latte Macchiato, packe mir etwas von dem Rührei sowie zwei Scheiben Bacon auf meinen Toast und schlage die Zeitung auf. Flüchtlinge an der Grenze, Welthunger, Wirtschaftskrise. Immer dieselben Nachrichten.

Ich gehe raus und eile zu meinem Auto. Es ist angenehm warm, ich setze meine Cap auf, damit die Sonne nicht so stark blendet. Mit meinem Truck fahre ich zum Einkaufen ins Dorf. Als ich den Bahnübergang passiere, sehe ich einen Regionalexpress im Feld schwimmen, wo sich ein riesiger See gebildet hat. Das passiert jetzt immer häufiger. Wenn die Flut kommt, dann kommt sie mit Macht. Die Wellen haben teilweise so eine Kraft, dass sie selbst Züge von den Schienen heben.

Letzten Monat ist der Meeresspiegel schon wieder um 10 Zentimeter gestiegen. Wir können nicht jedes Jahr neue Bahnstrecken oder Autobahnen bauen. Also leben wir damit, dass halt ab und an ein Zug von den Gleisen gerissen wird. Für diesen Fall gibt es jetzt unter jedem Sitz eine Schwimmweste.

Im Dorf angekommen, sticht mir der  große Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz ins Auge. Er ist bunt beleuchtet. Stimmt, dieses Wochenende ist wieder erster Advent. Daran denkt man bei 28 °C im November nicht wirklich. Aber zumindest kann man mal wieder raus. Den Sommer überlebt man irgendwie nur noch mit Hilfe von Klimaanlagen. Ohne diese würde man wohl elendig in der Hitze eingehen.

Laut Wissenschaftlern dürfte dieses Jahr das heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Ich lache laut. Das sagen die doch jedes Jahr – um dann im nächsten festzustellen, dass der Rekord wieder mal gebrochen wurde. Den Quatsch glaube ich schon lange nicht mehr. Es gibt sogar Leute, die behaupten, der Klimawandel wäre durch den Menschen verursacht. Das kann ich nicht glauben. Temperaturschwankungen gab es in der Geschichte der Erde schon immer.

Im Supermarkt kaufe ich ein paar Karotten und Tomaten. Eigentlich esse ich liebend gerne Bananen und Orangen. Durch die enorme Hitze und die daraus resultierenden Dürren kam es allerdings weltweit zu massiven Ernteausfällen. Meine letzte Banane habe ich im Mai gegessen.

An der Fleischtheke hole ich mir ein paar saftige Steaks aus Argentinien. Ich liebe Rindfleisch, einfach köstlich. Fleisch gibt es zum Glück noch jede Menge – die Tiere essen schließlich alles, was man ihnen zerkleinert in den Futternapf wirft. Ein paar Tierschützer haben letztens in der Zeitung behauptet, dass durch Fleischkonsum Menschen hungern müssen. Von den 7,6 Milliarden Menschen auf unserem Planeten hungern immerhin 800 Millionen. Aber solange wir unsere Autos mit Rapsöl fahren, sehe ich hier keinen Handlungsbedarf. Soll erstmal jemand etwas erfinden, damit man sein Auto ohne Öl fahren kann. Dann reden wir wieder über den Welthunger.

Glücklich und zufrieden steige ich in mein Auto und fahre wieder heim. Der Zug wird gerade mit einem Kran wieder auf die Gleise gehoben. Also alles halb so wild gewesen.

Beim blutigen Rindersteak erzählt mir mein Sohn, was er heute in Mathe gelernt hat. Wenn die Menschheit weitermacht wie bisher, dann steht unser Haus angeblich in 20 Jahren komplett unter Wasser. Ich lache. „Wenn man so weiter macht wie bisher …“. Wenn ich so zunehme, wie bisher, dann platze ich in 10 Jahren. Deshalb werde ich wohl nicht weiterhin so zunehmen. Und auch uns Menschen wird bis dahin schon noch etwas Schlaues einfallen. Ganz bestimmt.

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