Kostengünstiges und sauberes Trinkwasser in Afrika ist möglich

 In Christine Wicht, FEATURED, Gesundheit/Psyche, Politik (Ausland)

Weltweit wächst der Absatz von Flaschenwasser. Für die Menschen in armen Ländern stellt dieses oft einen kaum bezahlbaren Luxus dar. Noch lukrativer als das Geschäft mit dem Flaschenwasser wird für die Wasserkonzerne in Zukunft wohl die Übernahme der gesamten Wasserversorgung sein. Weltweit verfolgen diese Konzerne unter dem Stichwort „Liberalisierung der Wassermärkte“ eine Strategie der Privatisierung bisher öffentlicher Wasserversorgung. Umso wichtiger ist eine kostengünstige und selbstbestimmte Wasserversorgung für Menschen, die in Gebieten leben, in welchen das Wasser verschmutzt ist, um nicht mehr auf teures Wasser von Konzernen angwiesen zu sein. (Christine Wicht)

Nur etwa 3% der globalen Wassermenge bestehen aus Süßwasser. Drei Viertel davon sind zudem in Gletschern und im Polareis gespeichert. Durch das Abschmelzen der Polkappen, aufgrund der globalen Erwärmung, steigt der Meeresspiegel, mit katastrophalen Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht. Die Vereinten Nationen sind tief besorgt darüber, dass etwa 884 Millionen Menschen keinen Zugang zu einwandfreiem Trinkwasser und mehr als 2,6 Milliarden keinen Zugang zu einer sanitären Grundversorgung haben und höchst beunruhigt darüber, dass jedes Jahr infolge von wasser- und sanitärbedingten Krankheiten etwa 1,5 Millionen Kinder unter 5 Jahren sterben und 443 Millionen Schultage verloren gehen. Die Vereinten Nationen heben hervor, dass der gleiche Zugang zu einwandfreiem und sauberem Trinkwasser und zu Sanitärversorgung ein fester Bestandteil der Verwirklichung aller Menschenrechte ist. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein und keiner Erklärung bedürfen. Doch mit der knappen Ressource werden Geschäfte gemacht und bei den Ärmsten kommt das Wasser oftmals gar nicht oder nur in schlechter Qualität an. Deshalb haben die Vereinten Nationen am 28. Juli 2010 mit der Resolution 64/292 [PDF – 551 KB] den „Anspruch auf reines Wasser“ in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte aufgenommen.

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte oder auch UN-Menschenrechtscharta, enthält grundlegende Ansichten über die Rechte, die jedem Menschen zustehen, unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen oder Geburt. Die Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen ist allerdings keine verbindliche Rechtsquelle des Völkerrechts. Resolutionen der Vollversammlung haben lediglich einen empfehlenden Charakter. Zu ihrer Umsetzung braucht es einen verbindlichen Rechtsrahmen. An der Umsetzung des Rechts auf Wasser haben Konzerne, die den Wassermarkt beherrschen und kontrollieren möchten, kein Interesse. Sie haben Wasser als Ware entdeckt und versuchen, es gewinnbringend zu verkaufen. Wasserprivatisierung ist ein lukrativer Markt, denn je knapper die elementarste Ressource der Menschheit wird, umso größer sind die Gewinne derjenigen, die in Zukunft über das „blaue Gold“ verfügen. Die Weltgesundheitsorganisation geht von einem Bedarf von 20 Litern pro Tag für Trinkwasser, Hygiene, Waschen und Kochen aus. Wasser ist unser elemarstes Lebensmittel, ohne Wasser ist kein Leben möglich. In Entwicklungsländern laufen Frauen zum Teil bis zu 16 Stunden und 40 Kilometer pro Woche, um ausreichend Wasser für ihre Familien zu beschaffen (https://www.betterplace.org/c/neues/frauen-und-die-wasser-ungerechtigkeit/). Diese Zeit fehlt den Kindern für die Schule oder zum Spielen und ihren Müttern für Arbeit und die Versorgung der Kinder.

Edmund Deutsch, ein findiger Computertechniker und Tüftler, hat mit seiner Firma, der EcoSonic Water Group Ltd. in Kirchheim bei München, eine einfache und unkomplizierte Vorrichtung zur Desinfektion bzw. Entkeimung von Wasser durch Behandlung des Wasser mit ultravioletter Strahlung entwickelt. Mit Hilfe dieser Erfindung rückt eine keimfreie Trinkwasserversorgung für Menschen in Gebieten mit schlechter Wasserqualität in greifbare Nähe. Die Trinkwasseraufbereitungsanlage ist vor allem kostengünstig und mit wenig Aufwand zu betreiben. Diese Trinkwasseraufbereitungsanlage (http://www.google.com/patents/DE202013006766U1?cl=de) eignet sich als robuste und schnell installierbare Wasserversorgung in Krisengebieten und sie ist vor allem solarbetrieben, kann aber notfalls auch mit einem Generator betrieben werden und gegen kurzzeitige Stromausfälle ist eine Pufferbatterie eingebaut. Die Leistung erreicht bei 12 V Solarbetrieb ca. 3600 Liter pro Tag oder 14400 Liter pro Tag bei Netzversorgung mit 110/230 V. Bis zu 600 Liter eingeleitetes Schmutzwasser pro Stunde durchlaufen eine Reihe vollautomatischer Filterstufen, die trinkbares Wasser in einen Wasservorratsbehälter ausgeben, von welchem das Wasser einfach und unkompliziert abgezapft werden kann.

Ein Filter fängt zuerst grobe Partikel wie z. B. Sand und Pflanzenreste auf, danach entfernt ein Feinfilter kleinere Schwebeteilchen und Fäkalien, anschließend seiht ein Aktiv-Kohlefilter Chemikalien, Pestizide, Schwermetalle, Chlor sowie Geruchs- und Geschmacksstoffe aus und ein Nitratfilter löst Nitrat-Ionen aus dem Wasser. Ein eingebauter UVC Reaktor tötet Keime, sowie Bakterien und Viren durch eine Bestrahlung mit Ultraviolett-C-Licht ab, auch E-Colibakterien, die u.a. Auslöser für Durchfall und Darmerkrankungen sind. Der Vorteil dieser Art der Trinkwasseraufbereitung ist, im Gegensatz zu einer Osmoseanlage, dass sie in der Anschaffung und im Betrieb wesentlich kostengünstiger ist und alle Mineralstoffe im Wasser erhalten bleiben. Kalkhaltiges Wasser ist hingegen weit verbreiteter Meinung, nicht ungesund für den Körper, da Kalk für den Menschen lebenswichtige Mineralstoffe, wie Magnesium und Calcium enthalten, die zum Beispiel dem Aufbau von Knochen und Zähnen notwendig und für den Energiestoffwechsel unerlässlich sind.

Die gesamte Anlage ist kompakt und übersichtlich in einen praktischen, kleinen Metallschrank eingebaut (60/100/30cm, siehe Foto) und alle Filter sind zur Reinigung und Wartung leicht zugänglich und problemlos austauschbar. Die Filter müssen zwar regelmäßig gereinigt und in regelmäßigen Abständen erneuert werden, doch alle Wartungstätigkeiten sind einfach zu handhaben und können vor Ort von angelernten Personen, ohne umfangreiche technische Schulung, leicht selbst ausgeführt werden. Die Kosten für die Anlage belaufen sich zwischen 200 und 500 Euro pro Jahr. Die dezentrale Wasseraufbereitung findet direkt vor Ort statt. Aufgrund der unkomplizierten Handhabung und der Filtertechnik, kann die Anlage überall auf der Welt, ohne großen Aufwand kostengünstig, aufgestellt und eingesetzt werden.

Im Herbst 2015 erhielt Edmund Deutsch eine Einladung von der Demokratischen Republik Kongo, um sein Wasseraufbereitungsgerät vor Ort zu präsentieren. Das afrikanische Land gehört zwar zu den wasserreichsten Ländern der Erde, es verfügt über große Süßwasserreserven und riesige tropische Regenwälder, hat aber trotzdem ein massives Trinkwasserproblem. Nur jeder vierte Kongolese hat Zugang zu hygienisch einwandfreiem Wasser. 90 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Nur circa 26 Prozent der kongolesischen Bevölkerung haben überhaupt Zugang zu Trinkwasser. Damit liegt die Demokratische Republik Kongo weit unter dem Durchschnitt in Afrika. Proben durch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen haben ergeben, dass das Trinkwasser zudem oft mit schädlichen Bakterien verseucht ist. In den städtischen Gebieten liegen die Ursachen meist bei den zu wenigen und maroden Wasseraufbereitungsanlagen und der allgemeinen Verschmutzung des Grund- und Flusswassers. Vor allem in den städtischen Gebieten erfolgt die Müllentsorgung über die Flüsse oder, falls vorhanden, über die Abwassersysteme. Auf diese Weise vergiften Flaschen, Plastiktüten und anderer Abfall die Flüsse, so dass es kaum noch Fische oder Wasserpflanzen in den städtischen Gebieten gibt. An manchen Stellen kann man bereits Flüsse über Müllberge mit trockenem Fuß überqueren.

Der Kongofluss könnte aufgrund seiner großen Wassermengen und seiner Geschwindigkeit durch entsprechende Wasserkraftwerke einen großen Teil des Kontinents mit Strom versorgen. Leider sieht die Realität anders aus. Im Land existieren derzeit nur ein paar wenige, veraltete Wasserkraftwerke, welche vorwiegend die wichtigsten Städte und Rohstoffminen mit Strom versorgen. Die Versorgung ist aber während der Trockenzeit, bei geringem Pegelstand nur unregelmäßig. Durch Misswirtschaft bei den staatlichen Elektrizitätswerken werden die Kosten für Strom immer teurer. Da fast jeder in der Bevölkerung von der Problematik betroffen und jeder auf sauberes Trinkwasser angewiesen ist, finden Diskussionen, vor allem aus ökonomischer Sicht in der DR Kongo statt. Insbesondere die ärmeren Schichten der Bevölkerung sind von den Problemen betroffen, können allerdings nicht viel von ihrer Regierung erwarten. Infolge dessen beziehen die Menschen ihr Wasser aus unsauberen Flüssen und Bächen. Durch unsauberes Wasser übertragene Krankheiten sind an der Tagesordnung, was gerade bei Kindern zu vermeidbaren Todesfällen führt.  (http://www.kas.de/upload/dokumente/2014/09/klimareport/Kongo.pdf).

Edmund Deutsch hat bei seinem Besuch im Kongo gesehen, dass teures Trinkwasser, von transnationalen Wasserkonzernen in Flaschen gefüllt, für teures Geld verkauft wird. Nach UN-Schätzungen wären jährlich 30 Milliarden Dollar mehr nötig, um den Planeten mit sauberem Trinkwasser zu versorgen, 2007 wurde dreimal so viel Geld für abgefülltes Wasser ausgegeben. Lebensmittelkonzerne wie Danone (Evian, Volvic), Nestlè (Perrier, Contrex, Vittel) und Hindustan Lever (eine Tochter von Unilever auf dem indischen Markt) kontrollieren einen großen Teil des globalen Marktes für in Flaschen und Kanister abgefülltes Wasser. Weltweit wächst der Absatz von Flaschenwasser. Geschäfte mit Flaschenwasser lassen sich sowohl in den reichen Industrieländern als auch in der dritten Welt machen. Für die Menschen in armen Ländern stellt Flaschenwasser oft einen kaum bezahlbaren Luxus dar. Noch lukrativer als das Geschäft mit dem Flaschenwasser wird für die Wasserkonzerne in Zukunft wohl die Übernahme der gesamten Wasserversorgung sein. Weltweit verfolgen diese Konzerne unter dem Stichwort „Liberalisierung der Wassermärkte“ eine Strategie der Privatisierung bisher öffentlicher Wasserversorgung. Besonders aktiv sind dabei die drei großen globalen Wasserkonzerne: Veolia Water, Suez und RWE AG. Überall auf der Welt erwerben sie Quellen und Versorgungsnetze für Wasser. Was die Liberalisierung, Privatisierung und Deregulierung des Wassers anbelangt, kann man sich diesem Urteil nur anschließen, denn die eigentliche Triebfeder der Wasserkonzerne und der Kaufleute ist, Gewinne aus einem liberalisierten und privatisierten Wassermarkt zu erzielen. Die Beseitigung der Armut, die Einhaltung der Menschenrechte, der sozialen Rechte, der ökologischen Standards, die Bekämpfung der Korruption und ein nachhaltiges Ressourcenmanagement sind als Unternehmensziele zweitrangig, sie werden nur vorgekaukelt, um die Bürger zu täuschen.

Umso wichtiger ist eine kostengünstige und selbstbestimmte Wasserversorgung für Menschen, die in Gebieten leben, in welchen das Wasser verschmutzt ist, um nicht mehr auf teures Wasser von Konzernen angwiesen zu sein. Wenn Bauern ihr Wasser selbst aufbereiten können, sind sie von Konzernen unabhängig. Wer mit einer Wasseraufbereitungsanlage Trinkwasser in hoher Qualität selbst aufbereiten kann, hat mehr Zeit für Bildung und Kindererziehung. Für die Demokratische Republik Kongo und viele andere Länder der Erde, wäre die Aufbereitung mit dieser Anlage eine Chance, unabhängig von Konzernen und privatisierten Wasseranbietern, kostengünstig, Trinkwasser in hoher Qualität vor Ort zu erzeugen.

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