Ludwig Schumann: Ja, ich beklage mich

 In Allgemein, Ludwig Schumann, Poesie

Gemälde: Vincent Van Gogh

Ludwig Schumann hat eine Serie von Gedichten geschrieben, die locker an die Psalmen Davids anknüpfen. Gesellschaftliche Bezüge kann man aus dieser dichten und eindrucksvollen Lyrik ebenso herauslesen wie den Verweis auf sich eindunkelnde Seelenräume. (Ludwig Schumann)

klagelied eines häftlings im anschluss an psalm 5

Viele sind es, die von mir sagen:
„Für den gibt es keine Hilfe bei Gott!“ Sela.

und dann bin ich eingefahren
die dunkelheit im hirn ist verheerend
das schluchzen der schweine unerbittlich
wenn sich die nachtnebel
auf die seele legen

einen strich hat er gemacht
der herr in seiner robe
quer durch die lebensrechnung
gab er mich preis
vom volke ermächtigt

und dann wurde ich eingefahren
in die schleuse ohne wiederkehr
in der selbst die waffenträger
ihre waffen ablegen müssen
zwei schritte vor dem hades

eingefahren haben sie mich
in diese seelenmühle
in diesen qualort der entfreiten
die hier in raum und zeit
ihre läuterung erfahren sollen

wer immer den flötenspieler
auf der dunklen seite des lebens
gibt dem muss ich erzählen
von ihrer furcht die ihr schwarz
aus den augen schrie

ich legte meine hand auf sie
ich löste sie nicht
bevor ihre seele zum himmel
stürzte nackt und bloß
und unter, nicht über ihr

was soll ich nun tun
unbekannter draußen
der du dich sträubst
mit mir einzufahren
der die pression scheut

was bleibt mir abgesondert
der mörder hat keinen anspruch
auf zuspruch auf segen
die furcht des mörders
zerfrisst die gesellschaft

willst du das so stehenlassen

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