Lüül: Morgens in der U-Bahn

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„Ich komm mir vor wie in der Geisterbahn“. Das Lied ist voll aus dem Leben gegriffen. Scheinbar aus der Prä-Smartphone-Ära, thematisiert es doch bereits den Kontaktverlust und die Stumpfheit der U-Bahn-Bürger. Heute kann man ja nicht einmal mehr darüber klagen, dass Menschen einen missmutigen Gesichtsausdruck vor sich hertragen – man sieht es nicht, wegen der Maske.

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  • Freiherr
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    Verkehrsbetriebe allgemein, U- und S- Bahnen vor allem, Busse und Strassenbahnen auch –

    waren “ immer schon “ Geisterbahnen, da zeigte sich der anonyme Stadtmensch am deutlichsten, der anonym bleiben will – keine Berührung, Konversation mit Mitmenschen haben will, niemanden anschauen will, auf stumm geschaltet verstohlen hinschaute, wenn überhaupt –

    man hätte Pappkameraden hinstellen und hinsetzen können und wenn dann doch mal der eine oder andere Mensch als solcher sich zeigte, sprach, hustete oder gar lachte –

    dann richteten sich schlagartig alle Blicke auf diesen, zu lautes Reden dann aber von allen anderen mit bösen und abschätzigen Blicken als sehr lästig quittiert wurde.

    Sich neben einen setzen obwohl noch ein Platz frei war, hat man vermieden, wenn nicht beide Sitze frei waren – unangenehm neben einem Fremden sitzen zu müssen und wenn beide Sitze frei waren den Rucksack oder sonstwas neben sich auf den freien Platz gelegt damit sich kein Anderer dort hinsetzt. Und immer den Platz am Fenster vermieden, den inneren besetzt damit es keine Einladung ist sich dort hinzusetzen, eine gewisse Hürde also aufgebaut für andere die sich zum Fensterplatz durchzwängen mussten und auf keinen Fall sich neben einen „Ausländer“ setzen, dann lieber als stehender Zombie mitfahren.

    Sich hinter einer Zeitung verstecken gab den Leuten ein Gefühl von Sicherheit, man hatte dann nicht direkt mit den anderen was zu tun, diese lästige Fahrtzeit, weil andere auch mitfuhren so unbeschadet und anonym wie möglich überstehen…

    Ein Spiegel der Gesellschaft insgesamt und dann kam Hilfe für diese von Mitmenschen so Geplagten: das handy !

    Da hatten sie dann etwas in der Hand woran sie sich in ihrer Not klammern konnten, gesenkte Köpfe dann, stehend oder sitzend, die Flucht ins Glotzophon, viel erträglicher nun die Fahrt.

    Die Stadtmenschen, vor allem, sind eine sich gegenseitig abstossende Menge.

    Ich bin ein Beobachter – und ohne handy geblieben war es schon sehr skurril dann, surreal auch, sie versuchten sich unsichtbar zu machen, spürten aber trotzdem meine beobachtenden Blicke – “ es lebe der Zentralfriedhof “ kam mir dabei oft in den Sinn.

    Wie das nun mit den noch zusätzlichen Masken im Gesicht ist, keine Ahnung, noch seltsamer, utopischer sicherlich – bin längst weg von diesen lebenden Toten oder eher toten Lebenden ?

    Wo er sich nicht mehr aus dem Weg gehen kann, der Stadtmensch, in einem Waggon gefangen, den lästigen Mitmenschen also für eine Fahrt stillschweigend ertragen muss – da verwandelt er sich für diese Zeit in ein Gespenst und mit den Masken muss das nun wirklich gespenstisch sein, was man noch sehen könnte wären die Augen, aber man hat ja „Gott sei Dank “ ein smartphone, ein Schlepptop oder ist sonstwie verkabelt – es gilt den Umgang tunlichst zu vermeiden.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

  • heike
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    Ich finde, man kann nicht den Leuten in der U-Bahn die Schuld für ihr miesepetriges Gesicht geben. Wer regelmäßig U-Bahn fährt, der weiß. dass es energetisch fast unmöglich ist, in der U-Bahn dauerhaft gutgelaunt und offen zu seinen Mitmenschen zu sein. Bei einmaligen Aktionen ist das natürlich etwas anderes.

    Und nun kann man sich fragen, welcher „Smog“ sorgt dafür, dass sich die Menschen lieber nach innen kehren, als sich nach außen ihren Mitmenschen zuzuwenden? Und wie wird so etwas „organisiert“ und wer profitiert davon, dass Menschen nicht mehr miteinander ins Gespräch kommen, jeder sein eigenes Süppchen kocht und seinem Nachbarn gegenüber misstrauisch ist?

     

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