Mensch Olaf!

 In FEATURED, Monika Herz, Politik (Inland)

“Respekt für dich”. Erinnern Sie sich an diesen Wahlkampfslogan? Und? Fühlen Sie sich mehr respektiert, seit Olaf Scholz der neue Merkel ist? Hat er nicht als erstes sein Wahlversprechen – keine Impfpflicht – zu brechen versucht? Und ist er nicht dabei, unser aller Geld für die größte Aufrüstungsaktion der Nachkriegsgeschichte rauszuhauen? Aber Frieden zu schaffen, das bedeutet doch immer, mit Menschen zurecht zu kommen, die einem auf den ersten Blick merkwürdig vorkommen, die man nicht versteht. Was hätte man mit all dem Geld nicht alles anfangen können! Und was geschieht, wenn sich die Gegenseite als Reaktion auf die Verhärtung des Westens auch wieder verhärtet – und so weiter? Olaf Scholz, das ist so jemand, den sich jeder zum Onkel wünscht. Er wirkt irgendwie ruhig und gemütlich. Unsere Autorin kann in ihm trotz manch fragwürdiger politischer Entscheidung einen guten, menschlichen Kern erkennen. Und den müsste man doch irgendwie aktivieren können, wenn man ihm nur gut zuredet und ihm erklärt, dass er das mit den Waffenlieferungen an die Ukraine auf keinen Fall tun darf. Die Aussichtslosigkeit eines Unterfangens hat unsere Autorin jedenfalls noch nie davon abgehalten, es zu versuchen. Monika Herz

 

 

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

Mensch Olaf!

gerade hab ich diesen offenen Brief mitgezeichnet, den die olle Emma gestartet hat. Um die Sache noch weiter zu befeuern, schreib ich Dir nochmal extra.

Ich kann halt nicht so sachlich schreiben wie die Promis, die diesen Brief da formuliert haben. Schau, hier ist der Link:

https://www.change.org/p/offener-brief-an-bundeskanzler-scholz?signed=true

Heute ist der 1. Mai, kurz vor 9 Uhr. Wir haben momentan ungefähr 230.000 Unterschriften. So viele Stimmen! Vielleicht hörst Du es ja, Olaf. Dass wir sagen: keine Waffenlieferungen mehr!

Ich versuch das gerade mit dem „Du“-Sagen. So für mich allein, wenn es niemand hört, sage ich immer Olaf und Du, wenn ich diese inneren Dialoge mit Dir führe, die ich dann wieder vergesse. Was ich Dir schon alles gesagt hab, Olaf, wenn Du wüsstest!

Vielleicht ist es ja sogar angemessen, wenn ich nicht „Sie“ sage, sondern „Du“. Weil ich doch der Souverän bin.

Und als Souverän bin ich quasi höherrangig. Deshalb kann ich anfangen mit dem „Du“-Sagen. Ah, ich weiß nicht. Komisch ist es doch! Also, wenn Du nicht einverstanden bist mit dem Du, dann sagen wir natürlich „Sie“ zueinander.

Jedenfalls habe ich jedes Recht, meine Stimme zu erheben. Und Dich aufzufordern, lieber Olaf, den Scheiß mit den Waffen zu unterlassen.

Mit Kriegswaffen spielt man nicht herum. Erwachsene Menschen ächten jede Form von Waffen, und Kriegswaffen ganz besonders. Weißt Du das denn nicht, Herr Kanzler?

Nur Kinder dürfen mit Waffen spielen – mit ungefährlichen, vielleicht aus Plastikmüll recycelten Spielzeug-Waffen. Aber erwachsenen Menschen ist das Töten untersagt. Und weil Waffen nun einmal dem Töten dienen, deshalb ist auch die Herstellung, der Verkauf und der Gebrauch von Waffen untersagt.

Eigentlich.

Also in meiner Welt ist das so. In meiner Welt gibt es überhaupt keine Waffen. Da gibt es bloß ein Brotmesser. Und ein Tomatenmesser.

Gekämpft wird in meiner Welt ausschließlich mit Fingerspitzen, die über diese Tastatur hier eilen.

In meiner Welt dient der Verstand dazu, höhere Zustandsformen wie Frieden und Freiheit und so Zeug hervorzubringen. Also so ist jedenfalls die Ausrichtung.

Bei mir selber hat es jedenfalls geklappt. Ich lebte seit meiner Geburt in Frieden. Also nicht in sozialem Frieden. Aber immerhin in einem Frieden, der durch die Abwesenheit von Krieg glänzte. Ringsherum war aber ständig Krieg. Und ich wünschte wirklich sehnlichst, dass da, wo ständig Krieg ist, endlich auch Frieden einzieht.

Manchmal meinte ich ja, diese meine Welt wäre auf einem guten Weg, eine allgemein gültige Welt zu werden. Vielleicht ist sie es auch. Also auf dem Weg ist sie allemal. Also zumindest teilweise, was die Regelung mit den Waffen angeht. Da steht doch seit meiner Geburt was im Grundgesetz, Artikel 26 Abs.2 (Gesetz über die Kontrolle von Kriegswaffen). Also ich meinte immer, wenn das so in meinem Grundgesetz steht, dann heißt das, dass „mein Land“ bei den abscheulichen echten Kriegs-„Spielen“, bei echte Wesen erbärmlich leiden, nicht mitmachen soll. Auch nicht mit Waffen-Lieferung über ein paar Ecken.

Ich will das nicht! Ich will da nicht mitmachen!
Ich, der Souverän.

Ja. Genau.

Ach tut das gut! Wenn ich mich mal so richtig identifizieren kann mit 230.000 Anderen, die alle den gleichen Text unterschreiben. Die sich vielleicht denken: Also wenn ich so schreiben könnte, dann hätte ich es auch so geschrieben!

Echt wunderbar!

Die Petition hatte übrigens am 1. Mai, um viertel nach neun in nur einer Viertelstunde schon wieder 1000 Stimmen mehr. Tausend Menschen dazugewonnen.

Wir werden gewinnen!

Nein! Bitte nicht falsch verstehen. Nicht den Krieg werden wir gewinnen.

SONDERN DEN FRIEDEN WERDEN WIR GEWINNEN

Wie gewinnt man den Frieden in Kriegszeiten? Indem man Frieden schließt. Friedens-Verträge anbietet. So altmodisches Zeug halt.

Wir, also „unser Land“ – wir haben immer noch keinen Friedensvertrag. Ja. Ich weiß, das ist eine olle Kamelle! Mein Vater war noch im Krieg und ist damals bis weit in den Osten gekommen, bis er verletzt mit dem Zug wieder zurück nach Aachen fuhr und danach im Einsatz in Frankreich in Gefangenschaft geriet. Wenn ich es recht in Erinnerung habe, sagte er: Gefangenschaft ist noch schlimmer als Krieg!

Also, mein Vater wollte immer noch gern einen Friedensvertrag sehen. Jetzt ist er schon lange tot und jetzt fällt mir das wieder ein. Dass sein Wunsch nicht in Erfüllung gegangen ist

Der Friedensvertrag!

Das wär was für eine Kunstaktion!

Ach, Olaf! Jetzt ist wieder meine Fantasie mit mir durchgegangen.

Eigentlich wollte ich nur noch ganz persönlich bekräftigen, dass Du keine Genehmigung geben darfst.

Und ich sage Dir auch, warum.

Wenn Du ein paar Mal so hin und her schlenkerst: mal „Ja“ zu den Waffenlieferungen, dann doch wieder nicht – dann vielleicht doch wieder – dann aber klarer Rückzug (wegen unserer Petition)…

weißt Du, was dann passiert:

Dann hat die Waffen-Krake Anspruch auf Schadensersatz! Das zahlt der Steuerzahler. Dafür bleiben dann ziemlich viele Arbeitsplätze erhalten. Arbeitsplätze spülen dem Staat Gelder in die Kasse. Davon kann er dann wieder die Entschädigung an die Waffen-Krake zahlen.

Also sinnvoller, als echte Waffen in ein Kriegsgebiet zu liefern, mit denen echte, fühlende Wesen verletzt werden sollen, wäre das allemal.

Bloß: Wieviele Milliarden Schadensersatz werden das wohl wieder sein? Ah! Vielleicht nochmal 100 Milliarden? Kein Problem! Das Tolle an so einem Staat ist ja, dass der die Milliarden gerade so aus dem Hut zaubern kann.

So wie eben vorhin: 100 Milliarden Sondervermögen! Für die Ausrüstung der Bundeswehr!

Ach, Olaf! Das geht gar nicht! Weißt Du, was ich Dir da rate:

Erzähl eine Notlüge in der Welt herum. Behaupte einfach, die Bundeswehr wäre jetzt super ausgerüstet. In Wirklichkeit gibt’s für die Truppe halt gute Schuhe und coole Kampfanzüge (Kosten: ca. 1 Milliarde). Aber das mit den Waffen lässt Du bitte schön bleiben. Und erzähl bitte nicht noch einmal möglichst in der ganzen Welt herum und möglichst laut, dass die Gewehre der deutschen Soldatinnen und Soldaten von so schlechter Qualität sind, dass sie ständig daneben treffen. Erzähl lieber, dass die Soldatinnen und Soldaten absichtlich danebenschießen, damit niemand verletzt wird. Weil sie nämlich echte Menschen sind.

Den jungen Leuten wär wahrscheinlich sowieso lieber, wenn schon Krieg „gespielt“ werden soll, dass dieser dann digital abläuft. Als Baller-Spiel. Und eben nicht in echt! Nicht mit echten Wesen. An der Front verfüttert werden, ist genauso gemein wie wochenlang im Kellerbunker hocken und frieren – und was er sonst noch so zu bieten hat, so ein Krieg!

Mensch, Olaf! Das musst Du doch einfach verstehen!

Frieden gibt es nicht mit immer noch mehr Waffen!

Das funktioniert seit Jahrtausenden nicht. Wie kommst Du auf die Idee, dass es ausgerechnet jetzt funktionieren sollte?

Weil es Atomwaffen gibt? Welchen Krieg haben die Atomwaffen verhindert? Ah: den Atomkrieg! Allerdings nur bis heute. Wenn überall Atomwaffen rumliegen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die dann doch mal benutzt werden, eher größer, als wenn keine Atomwaffen rumgammeln.

Aber all die anderen Kriege von A wie Afghanistan bis S wie Syrien – also verhindert worden ist da kein Krieg.

Die konventionellen Waffen sind übrigens auch abscheulich.

Menschenunwürdig!

Von Ethik keine Spur!

Von Menschlichkeit keine Spur!

Die Leute, die den Brief angezettelt haben, begründen das ja sehr sachlich.

Schließlich gipfelt das Schreiben in dem Satz:

 

“Moralisch verbindliche Normen sind universaler Natur.”

 

Ich hätte ja statt „moralisch“ lieber „ethisch“ geschrieben.

 

Ethisch verbindliche Normen sind universaler Natur.

 

In meiner Welt heißt das: Entweder Du kapierst es jetzt. Oder nie.

Mensch, Olaf!

Finger weg von Kriegswaffen!

Friedensvertrag! Ja. Genau. Und zwar am besten einen Welt-Friedensvertrag.

Inzwischen ist es kurz nach 10 und wir haben knapp 5000 Stimmen mehr! Cool, oder!

Da wird noch was draus.

Ich hab ja schon mal angefangen und vorsorglich den Weltfrieden deklariert. Wenn Du es nicht machst, dann muss ich es eben selber machen. Alles muss man selber machen!

Hier: https://www.youtube.com/results?search_query=deklaration+des+weltfriedens

 

Ich sehe ihn kommen! Vor meinem geistigen Auge sehe ich ihn kommen. Den Weltfrieden.

Und Du, lieber Olaf, Du könntest eine schöne Rolle dabei spielen.

Du könntest als Friedens-Vertrags-Kanzler in die Geschichte eingehen. Das wär doch was!

Also, dann mach mal!

Es grüßt Dich herzlich aus Oberbayern

 

Monika

 

 

 

Kommentare
  • C. Salatöl-Rührig
    Antworten
    Ja, offene Briefe sind etwas  Feines. Und Humor, Satire , so  etwas wie das Salz in der Suppe.. meine Cousine hat habe auch so  einen Brief, und bat mich, ihn hier zu teilen, er geht direkt  nach Davos, bzw.Cologny bei Genf. ” Mensch, Klaus! Ich habe Deine menschlichen,  guten Kern entdeckt, und den Deines Freundes und Beraters, Herrn Harari. Wenn Ihr nicht gerade wichtige Vorteräge haltet, pflanzt Ihr doch gern auch Tulpen ein, im Garten und  erfreuit Euch des sonnenscheins und des  am blauen Himmels, gebt es ruhig zu. Und da haben meine Freundinennen und ich uns gedacht: überraschen wir die beiden doch einmal, und haben Euch via. “Amazon Prime” nachhaltiges Gartenwerkzeug aus Echtholz und Metall bestellt. Nun wollte ich wollte Euch fragen, ob Ihr eventuell am naächsten Wocheende auf dem Kinderspuielplatz am Kollwitzplatz, in Berlin-Prenzlauer-Bergt vorbauschauen möchtet? Selbstverständlich (freiwillig) mit FFP-2-Maske, zum geselligen Sandburgen-Bauen? Wenn Ihr mögt, könnt Ihr Bill auch mitbringen, oder Herrn Professor Drosten. Ich liebe seine Wollpullover, sie verleihen ihm so etwas volksnahes, sympathisches, leicht nerdiges. Und wie man hört, ist er (Bill) doch auf Brautschau? Also in unserer Spielplartzgruppe sind viele junge Frauen, alle geboostert, vielleicht findet er da Anschluss? Um dem Ganzen etwas mehr Aufmerksamkeit zu verleihen wollen wir demnächst auch eine Change.org Petition starten. Arbeitstitel: “Mehr  Begegnungstätten und gemeinsame Häkelkurse, für den Gedankenaustauisch mit  Transhumanisten”, Ich hoffe Ihr macht alle mit! Nur wenn viele unterzeichnen, kann es klappen. Lasst uns für eine bessere Welt eintreten, mit Klaus, Bill und Noah!  Ganz liebe Grüße! Eure Conni Salatöl-Rührig

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