Schäuble und andere Katastrophenmeldungen zu Griechenland

 In GRIECHENLAND, Holdger Platta

86. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

 

erneut erreichen uns Hiobsbotschaften aus Griechenland – trotz mancher Gesundbeterei bis hinauf in höchste Regierungskreise dieser geplagten Nation. Deswegen einige Informationen vorweg zur derzeitigen Lage in diesem von den Euro-Ländern heruntergewirtschafteten Inselstaat am Mittelmeer: (Holdger Platta)

 

  • Mehr als die Hälfte (50,3 Prozent) aller Griechen, die seit dem Jahr 2016 einen Job fanden, verfügen seither nur über einen Teilzeitjob.

 

  • Ein Fünftel derselben arbeiten in unversicherten Jobs.

 

  • 38 Prozent von ihnen erhalten weniger als den gesetzlich festgelegten Mindestlohn.

 

  • Die reale Arbeitslosenquote in Griechenland beläuft sich – entgegen der Regierungspropaganda – auf 31,5 Prozent (dies die Zahlenangabe der Europäischen Zentralbank; die griechische Statistikbehörde ELSTAT spricht von lediglich 21,5 Prozent, ebenso auch Regierungs-Chef Tsipras sowie sein Vizepremier Giannis Dragasakis).

 

  • 000 Angestellte in Griechenland erhalten pro Monat weniger als 360 Euro Entgelt für ihren Job, 126.956 Angestellte sogar weniger als 100,- Euro pro Monat.

 

Diese Angaben – hier zitiert aus der neuesten Ausgabe der GRIECHENLANDZEITUNG – stammen vom Wissenschaftlichen Direktor des Instituts für Arbeit des griechischen Gewerkschaftsverbandes für die Angestellten (INE-GSEE), von Savvas Rombolis. Sie werden ergänzt vom griechischen Rentner-Netzwerk, dem „Einheitlichen Netzwerk der Pensionäre“ (ENDISY), dessen Mitteilungen zufolge sich die Ruheständler in Griechenland auf die folgende Situation einzustellen haben:

 

  • Alle Werktätigen, die nach Mitte 2016 ihre Rente beantragt haben, müssen mit durchschnittlich 12 bis 16 Prozent Einbußen rechnen.

 

  • Einige der NeurentnerInnen müssen sogar auf Verluste bis zu 30 Prozent gefasst sein.

 

  • Die Sozialbeihilfen (EKAS) für etwa 140.000 NiedrigrentnerInnen werden in den kommenden Jahren ebenfalls gekürzt.

 

  • Von den 210.000 Bezugsberechtigten sollen ab 2018 nur noch 70.000 Betroffene Sozialbeihilfen erhalten.

 

  • Damit haben, so ENDISY, die Rentner/Pensionäre in Griechenland seit 2010 um bis zu 70 Prozent ihrer Einkünfte eingebüßt.

 

Selbst der bereits erwähnte Vizepremier Griechenlands, Giannis Dragasakis, spricht in diesem Zusammenhang von einer Krise, deren Ausmaße daran denken lasse, daß Griechenland soeben einen Krieg überstanden habe. Und Dragasakis weiter, in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ vom 12. September des Jahres: „Griechenland wurde zu einem Experiment, zur Laborratte“. Ergebnis all der sogenannten „Rettungsmaßnahmen“ sei gewesen, daß sein Land ein Viertel seiner Wirtschaftsleistungen eingebüßt habe.

 

Womit wir, ein weiteres Mal, auch bei einem Hauptakteur der verheerenden Austeritätspolitik gegenüber Griechenland sind, beim Finanzminister Wolfgang Schäuble. Dieser ließ der bundesdeutschen Bürgerinitiative gegen die Wasserprivatisierungen in Griechenland am 11. September die folgende Antwort zukommen (by the way: nach unzähligen Versuchen des betreffenden Netzwerkes „Griechenlandsolidarität“, überhaupt eine Antwort zu bekommen, seit dem 27. Juli dieses Jahres):

 

  • Die Privatisierungen in Griechenland seien erforderlich, um dort „die hohe Staatsverschuldung wieder auf ein tragfähiges Niveau“ zurückzuführen. Das Ministerium verschwieg dabei,

 

  • daß der Verkauf öffentlichen Eigentums bisher lediglich einen Erlös von 5 Milliarden Euro erzielen konnte, während Griechenland im gleichen Zeitraum (seit 2011) 50 Milliarden Euro Zinsen an ihre Gläubiger zu zahlen hatte und die Staatsschuldenquote von anfänglich noch 146,25 Prozent im Jahre 2010 auf 181,33 Prozent im Jahre 2016 angestiegen ist.

 

Die OrganisatorInnen dieser Protestinitiative, deren Resolution immerhin von 200.000 Menschen unterschrieben worden ist (darunter auch von zahlreichen HdS-LeserInnen!), schreiben zu Recht in ihrer Pressemitteilung vom 12. September:

 

„Wasser ist Menschenrecht und keine Handelsware!“

 

Und zu Recht bittet die Initiative um neuerliche Unterstützung ihrer Protestaktion. Ich zitiere:

 

„Jetzt brauchen wir weiter Eure und Ihre Unterstützung! Schreiben Sie Herrn Dr. Schäuble Ihre Meinung und fordern Sie ihn auf, die Unterschriften entgegen zu nehmen.

An: wolfgang.schaeuble@bundestag.de und ins CC: buergerreferat@bmf.bund.de

 

Am besten geschieht dies mit Euren eigenen Worten, damit die Mails nicht herausgefiltert werden können.

Wer lieber eine Vorlage möchte, könnte diesen Dreizeiler benutzen:

‚Herr Dr. Schäuble, bitte nehmen Sie das Anliegen von mehr als 200.000 UnterzeichnerInnen ernst. Nehmen Sie unsere Petition gegen die Wasserprivatisierung in Griechenland persönlich entgegen oder beauftragen Sie eine politisch verantwortliche Vertretung ihres Ministeriums, z.B. einen Staatssekretär, die Unterschriften in Empfang zu nehmen.’“

 

Ich schließe mich diesem Appell ausdrücklich an und bitte auch meinerseits um Eure Unterstützung dieser Aktion!

 

Und damit bin ich auch bei einem weiteren Bericht unserer ‚Außenteamer’ Evi und Tassos Chatzatoglou, die derzeit in Griechenland unterwegs sind, um den von uns seit langem betreuten Menschen und Institutionen neue Hilfe zu bringen. Der eindrucksvolle Text belegt, auf denkbar konkreteste Weise, was die abstrakten Zahlen zu Beginn dieses Berichtes nur andeuten konnten. Hier umfangreiche Auszüge aus der Mail von Evi und Tassos Chatzatoglou, die mich gestern erreichte:

 

„Lieber Holdger, liebe alle,

 

in Athen angekommen, habe ich das Gefühl, mich im Zentrum des Bösen zu befinden. Der Verkehr in der Stadt scheint wieder ein wenig zugenommen zu haben, so dass es wieder zu den berühmten Athener Staus kommt. Das ist ein Indiz für mich, dass sich die Wirtschaft etwas erholt hat. Meine persönlichen Erfahrungen sowie die Gespräche, die ich mit unseren Bedürftigen und Freunden geführt habe, deuten daraufhin hin, dass sich nichts verändert, sondern sogar verschlechtert hat.

 

<…>

 

Nach meinen Recherchen scheint die Versorgung mit Verbandszeug tatsächlich ausreichend. Ausnahmen bestätigen die Regel. Medikamente sind nach wie vor Mangelware. Die Versorgung der Patienten mit Chemostatika ist KATASTROPHAL!!!!

 

<…>

 

Ich bewundere die Hellenen, die mit stoischer Geduld die Politik der EU und Banken, Schäuble und Konsorten inbegriffen, akzeptieren. Es muss sich etwas ändern, und zwar bald, bevor die gekrümmte Haltung der Hellenen (einst ein stolzes Volk) ein Bestandteil ihrer DNA wird.

 

Es ist genug, die Schändung dieses Volkes muss ein Ende haben. Sie sind am Boden. Wir haben im Kindergarten gelernt, wenn jemand am Boden liegt, gibt man nicht noch einen drauf.

 

Nun zum eigentlichen Grund der Reise. Ein Gefühl der Erleichterung bemerkten wir bei all unseren Schützlingen. Aufgrund der Spendenrückgänge, jedoch um allen zu helfen können, haben wir uns dazu entschieden, das gespendete Geld so zu verteilen, dass alle etwas bekommen. Für Korydallos mit der Sozialstation der Gemeinde, Priorität Nr. 1 für uns, haben wir die Hilfe nicht gekürzt. Alle anderen bekamen eine Nuance weniger. Wir haben uns versprochen, alles daran setzen, all unsere Kraft einzusetzen, um das Spendenvolumen wieder zu erhöhen. Wir könnten das Leben der Bedürftigen angenehmer gestalten, mehr Bedürftige in unser Programm aufnehmen. Eine Stromrechnung da, eine Therapie dort, Lebensmittel-Bons: für Bedürftige ist es eine Hilfe, die ihre Angst vor der Zukunft ein wenig lindert. Auch staatliche Institutionen wie das Gesundheitszentrum auf der Insel Andros zu unterstützen, gehört dazu.

 

Vergessen wir nicht, unser Dank gehört den Spendern, auch unsere Schützlinge betonen das immer wieder.

 

Bitte helft uns, den bedrängten Hellenen weiterhin zu helfen.

 

Wir grüssen euch herzlichst aus Athen,

Evi und Tassos“

 

Leider, so muß ich heute mitteilen, war auch während der vergangenen Woche ein empfindlicher Spendenrückgang zu registrieren. Kamen in der Vorwoche – typisch für den Monatsbeginn – 845,- Euro bei uns an, überwiesen von 20 Unterstützern und Unterstützerinnen, so traf während der letzten sieben Tage nur eine einzige Spende in der Höhe von 20,- Euro bei uns ein. Selbstverständlich unser herzlichster Dank an den Spender! Ansonsten aber grübeln wir: lag’s am letzten Bericht, daß nur so wenig Geld bei uns einging? Lag’s daran, daß der letzte Bericht – versehentlich! – so rasch von der Portalseite unserer Website verschwand? – Am besten, Ihr schreibt uns mal dazu! Und vielleicht entdeckt Ihr ja auch von Eurer Seite aus weitere Verbreitungsmöglichkeiten für unsere Hilfsberichte.

 

Damit, wie immer, zu meinen obligaten Schlußhinweisen:

Wer uns bei unserer Hilfe für Menschen in Griechenland unterstützen will, unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“, oder wer auch uns Akteure wieder mal mit Organisationsgeldern helfen will (dann bitte unter dem Stichwort „HDS“), der überweise uns bitte Spendengelder auf das folgende Konto:

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Und hier nochmal die Kontaktdaten von Peter Latuska, an den Ihr Euch wenden könnt, wenn Ihr Patenschaften übernehmen wollt oder eine Spendenbescheinigung benötigt (für Spendenbeträge bis 200,- Euro genügt fürs Einreichen beim Finanzamt Kopie oder Original Eurer entsprechenden Kontoauszuges):

Peter Latuska
Theodor Heuss Str. 14
37075 Göttingen
Email: latuskalatuska@web.de

Mit herzlichen Grüßen

Holdger Platta

Euer Holdger Platta

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