Selbst bei den Flüchtlingen läßt Europa Griechenland im Stich!

 In Holdger Platta, Über diese Seite

GriechenlandhilfeLogo29. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Europa lässt Griechenland im Stich – keine neue Erkenntnis, vor allem nicht für Leser von Holdgers Artikelserie. Aber nun lassen die neoliberalen Granden das ärmste Land Europas sogar noch in der Flüchtlingsfrage im Regen stehen. Tendenz: Es wird schlimmer. Denn wenn das Gehabe des die Menschenrechte verachtenden Polit-Klingonen Erdogan selbst den ihm gegenüber bisher eher devoten Europäern einmal zu viel wird, platzt der “Türkei-Deal” und Hauptleidtragender wird – raten Sie! – Griechenland sein. Nicht im Stich gelassen wurden die Menschen in Griechenland jedoch von unseren SpenderInnen, die in dieser Woche wieder kräftig zugelangt. “Mach’d Arm auf, wenn irgendwer foit” – dieser Aufforderung Konstantin Weckers sind Helfenden und Spendenden beispielhaft nachgekommen. “So hoit ma uns inwendig warm, denn da draußen, da is oft so koit.” (Holdger Platta)

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

was unsere Hilfsaktion betrifft, kann ich Euch heute einige sehr gute Nachrichten mitteilen. Was die Verhältnisse in Griechenland selber angeht, aber lediglich eine fragwürdige – man könnte auch sagen: höchst befragungswürdige! – Tatsache. Doch kommen wir zunächst zu den positiven Informationen:

Nachdem – Ihr wisst es aus meinem letzten Bericht – der Spendeneingang während der Vorwoche ‚mal wieder’ zurückgegangen war auf einen recht kleinen Betrag (= 297,- Euro, überwiesen an uns von 7 UnterstützerInnen), stieg das Spendenaufkommen der letzten Woche wieder sehr deutlich an: auf 1.546,91 Euro (einschließlich der ‚Patenschaften’), was einem Neuzugang von 30 Spenden auf unserem Hilfskonto entspricht. Damit ist übrigens endlich auch eine gewisse – nunja – ‚magische’ Grenze erreicht und überschritten worden: die Zahl von 1.000 Einzelspenden insgesamt. Wer’s genau wissen will: 1.022 Einzelspenden gingen damit seit Aktionsbeginn vor fast genau 1 Jahr bei uns ein. Das freut uns OrganisatorInnen natürlich sehr, und unser Dank gilt heute – sozusagen zum 1. Jahrestag unserer Hilfsinitiative – deshalb auch allen Menschen, aus Deutschland, aus der Schweiz und Österreich, die über uns zahlreichen notleidenden Griechinnen und Griechen aus allergrößter Not herausverholfen haben. Für uns InitiatorInnen ist das selbstverständlich eine riesige Ermutigung, weiterzumachen mit unserem Hilfsprojekt!

Hervorheben möchte ich an dieser Stelle deswegen auch den folgenden Umstand: wieder und wieder haben wir erfahren dürfen, daß unter den Spenderinnen und Spendern (auch unter jenen, die verbindliche, andauernde ‚Patenschaften’ übernommen haben!) sogar manche MitbürgerInnen sind, denen es selber in finanzieller Hinsicht keinesfalls gut geht! Ich spreche von Hartz-IV-Betroffenen, die trotz eigener Notlage nicht abseits stehen mochten und Spenden auf unser Hilfskonto überwiesen haben. Natürlich, manchmal auch ‚nur’ Klein- und Kleinstbeträge – selbstverständlich aber willkommen und mit großer Dankbarkeit aufgenommen von uns auch diese. Doch hin und wieder sogar in einer Größenordnung, die zumindest mich überrascht hat. So trafen in der letzten Woche sogar 50,- Euro von „Eulenfeder“ bei uns ein (nicht dessen erster Hilfsbetrag für unsere Aktion!). „Eulenfeder“ wollte gar nicht mal, daß ich dies heute erwähne. Ich tu’s aber trotzdem, mit großem Dank, und nicht zuletzt als Anregung für alle, die über mehr Hilfsmöglichkeiten verfügen als er. Jedenfalls zeigen „Eulenfeder“ und andere, die in derselben Situation wie er selber sind: die Größe der Hilfsbereitschaft hängt nicht ab von der Größe des Guthabens, über das man auf seinem Bankkonto verfügt. „Eulenfeder“ also – wie so manchen anderen in seiner Situation – unser herzlichster Dank!

Und auch auf eine andere Überweisung möchte ich heute zu sprechen kommen. Da schrieb uns eine Dauer(!)spenderin auf das Überweisungsformular: „Kleiner Tropfen auf dem heißen Stein“. – Nun, abgesehen davon, daß es immerhin 500,- Euro waren, die sie für unsere GriechInnenhilfe überwiesen hat (dieser „kleine“ Tropfen war demzufolge schon von einiger Größe!): ein bißchen möchte ich auch die Überbescheidenheit dieser Selbstbewertung in Frage stellen. Natürlich ist klar, was die Spenderin gemeint hat, natürlich hat die Spenderin Recht, wenn man ausschließlich ‚objektive’ Maßstäbe anlegt: die Probleme in Griechenland sind größer, als unsere Hilfe je sein kann. Natürlich werden wir mit unserer Aktion die Probleme in Griechenland nicht beseitigen können! Und schon gar nicht die erbarmungslose Erbärmlichkeit der westlichen Politik gegenüber Griechenland! Aber dennoch möchte ich der Spenderin auch ein Stück weit widersprechen – schon um falscher Resignation auf Helferseite vorzubeugen. Also etwas ausführlicher dazu, und gerne greife ich dabei die bildkräftige Formulierung der Spenderin auf, diese Metaphorik vom „Tropfen auf dem heißen Stein“:

Wer meine Beiträge auf HdS kennt – auch zu ganz anderen Themen -, weiß, daß ich immer wieder auch fatale und fatal negative Suggestivtät von Begriffen oder Redewendungen aufzudecken versuche. Mir scheint nun, zu diesen fatalen Metaphern könnte auch die vom „Tropfen auf dem heißen Stein“ gehören. Vergegenwärtigen wir uns:

„Tropfen auf dem heißen Stein“, das suggeriert, nicht nur im vorliegenden Zusammenhang, eigentlich die völlige Wirkungslosigkeit (von Hilfe etwa): den „heißen Stein“ abkühlen kann dieser eine einzige Tropfen nicht, im Gegenteil, er selber, der Tropfen, löst sich sozusagen in Luft auf, wenn er auf den „heißen Stein“ trifft. Doch stimmt das eigentlich (zumindest in unserem Fall)? Ich denke: nein!

Zum einen: den Menschen, denen wir helfen, wird wirklich geholfen! Sie bekommen, um im Bilde zu bleiben, nicht nur einen „Tropfen“, sondern durchaus eine „Wassermenge“, die sie vor dem „Verdursten“ bewahrt.

Zum zweiten: es sind nicht „Steine“, denen wir helfen, sondern Menschen, wirkliche Menschen.

Und zum dritten: die Größe der Probleme (die eigentlich zu lösen wären – selbstverständlich bin ich da ganz auf Seiten der Spenderin!) darf nicht zum Maßstab werden, zum Übermaßstab, wenn man so will, zum ‚sachlichen’ Argument, das jegliches Helfen – und sei es auch ‚nur’ im Kleinen – aus der Welt hinausargumentiert. Folgten wir dieser ‚Logik’, die nur das Große & Ganze gelten ließe, würden wir permanent im Kleinen & Kaputten schändlich versagen. Jawohl, es sterben Tausende von Menschen auf unserem Erdball, alltäglich und viele von ihnen an Hunger und Not. Kann das aber ein Grund sein – Rechtfertigung sogar! -, niemanden mehr, keinen Einzelnen mehr, vor dem Hungertod zu bewahren? – Leisten wir unsere Hilfsarbeit deshalb auch weiter – übrigens in Gemeinschaft mit vielen anderen HelferInnen in anderen Hilfsorganisationen! -, geben wir keinen Einzelnen wegen des „Großen & Ganzen“ auf! Dann dürften wir, zumindest meiner Ansicht nach, auf einem besseren Wege sein! Und wir verfügen über den richtigeren Maßstab!

An dieser Stelle, liebe HdS-Leserinnen und HdS-Leser, ein harter Schnitt, ich gebe es zu. Von einem bestimmten Sachverhalt möchte ich heute zum Abschluß noch etwas detaillierter berichten. Und der zu schildernde Sachverhalt zeigt ja aufs deutlichste, daß wir auch die größeren Dimensionen des Griechenlandproblems nicht aus den Augen verlieren oder zu verlieren gedenken. Ich möchte also abschließend von westlichen Zusagen an die Adresse Griechenlands sprechen, von kläglichst gebrochenen Zusagen! Ich spreche von Zusagen, die Griechenland seitens der EU-Staaten im Zusammenhang mit dem sogenannten „Türkei-Deal“ gemacht worden sind, von Zusagen der EU-Staaten gegenüber Griechenland ‚in Sachen’ Flüchtlingshilfe.

Versprochen hatte man Griechenland, daß zur ‚Bewältigung’ der Flüchtlingskrise dort 1.580 Frontex-Beamte ins kaputtreglementierte Hellas entsandt werden sollten. Eingetroffen sind dort bislang lediglich 66 Beamte.

Versprochen hatte man Griechenland die Entsendung von 60 sogenannten „Rückführungsexperten“. Eingetroffen sind dort bislang lediglich 2 solcher „Experten“.

Versprochen hatte man Griechenland 475 „Asyl-Experten“, die dem Land vor Ort helfen sollten. Eingetroffen sind dort bislang lediglich 92 solcher „Hilfspersonen“.

Versprochen hatte man Griechenland 400 Dolmetscher, die dem Land helfen sollten bei der Verständigung mit den Geflüchteten dort. Eingetroffen sind dort bislang lediglich 61 Dolmetscher mit entsprechender Qualifikation.

Versprochen hatte man Griechenland 30 Juristen, die bei der Klärung von Asylrechtsfragen vor Ort helfen sollten. Eingetroffen ist dort bislang – kein einziger Jurist!

Damit an dieser Stelle kein Missverständnis entsteht: keinesfalls bin ich von der Richtigkeit dieses Deals mit der Türkei zulasten der Flüchtlinge überzeugt, ganz im Gegenteil. Keinesfalls rede ich nun also urplötzlich der Politik der EU-Staaten das Wort, so schnell wie möglich Geflüchtete wieder rauszuwerfen aus Griechenland und zurückzudeportieren in die Türkei! Was ich betonen möchte, ist einzig der Sachverhalt, daß dieses Europa Griechenland sogar in solchen Fällen im Stich läßt, wo es um – höchst fragwürdige! – Eigeninteressen der EU-Staaten geht! Nichtmal zur Wahrung dieser Eigeninteressen wahren diese EU-Staaten die Interessen von Griechenland! Selbst fragwürdigste EU-Egozentrik schützt Griechenland vor dem Wortbruch der EU-Staaten nicht! Selbst vermeintliche Interessenskongruenz von EU und Griechenland trägt noch zur Schädigung Griechenlands bei! Und was Wunder: dieses schamlose Europa schämt sich nicht einmal! Hatten da nicht irgendwelche Steißtrommler, in Deutschland zumal, unaufhörlich von irgendwelchen „Hausaufgaben“ gefaselt, die Griechenland zu erledigen hätte? – Tja, und nun? Erledigt Europa seine „Hausaufgaben“? Die Antwort liegt wohl aufs deutlichste auf der Hand!

Und hier, wie immer, zu unserem Konto, auf das Ihr unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ spenden könnt:

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Die Kontaktdaten von Peter Latuska, an den Ihr Euch wenden könnt, wenn Ihr Patenschaften übernehmen wollt oder eine Spendenbescheinigung benötigt (für Spendenbeträge bis 200,- Euro genügt fürs Einreichen beim Finanzamt Kopie oder Original Eurer entsprechenden Kontoauszuges):

Peter Latuska
Theodor Heuss Str. 14
37075 Göttingen
Email: latuskalatuska@web.de

Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

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