Sondergutachter Almunia: Europa „vergaß“ die Armen in Griechenland

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

222. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Jawohl: zukünftig helfen wir auch den Flüchtlingen in Griechenland! So der einstimmige Beschluss des gesamten Organisationsteams unserer GriechInnenhilfe. Dies die eine wichtige Nachricht in meinem heutigen Bericht. Und die andere: sogar ein früherer EU-Kommissar bestätigt in einem Sondergutachten, was wir Euch nunmehr schon seit fünf Jahren mitgeteilt haben. Europa hat bei seiner gesamten – sogenannten – „Rettungspolitik“ die Armen in Griechenland wieder und wieder vergessen. Holdger Platta

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

lasst mich zunächst das Ergebnis meiner Umfrage mitteilen, ob wir zukünftig auch Flüchtlinge, die in Griechenland „hängen geblieben“ sind, in den Kreis der von uns unterstützten Menschen aufnehmen sollen.

Nun, von Euch Leserinnen und Lesern habe ich nur eine einzige Antwort bekommen, von Peter Boettel, und der hat diese Frage eindeutig bejaht. Worüber ich mich sehr gefreut habe.

Aus unserem HelferInnenteam hingegen antworteten alle, und alle haben diese Frage bejaht. Ich denke, das ist ein Zeichen dafür, dass wir bei Fragen dieser Art ganz ähnlich „ticken“. Nein, vom griechischen Pass soll unsere Hilfe nicht abhängig sein, ob jemand Hilfe bekommt oder nicht, und wir nehmen hiermit auch “ganz offiziel” die AusländerInnen in unser Hilfsprogramm mit auf. Voraussetzung allerdings bleibt: keinem Menschen und keiner Institution, die schon bisher zum Kreis der von uns Betreuten zählten, werden wir damit den Rücken kehren. Und zweite Voraussetzung ist natürlich, dass uns genügend Gelder für zusätzliche Hilfsaktionen zur Verfügung stehen. Flüchtlinge zu finden, die unserer Hilfe bedürfen, wird hingegen nicht schwierig sein (leider, muss man ja sagen!).

Auf jeden Fall danke ich hiermit allen Mitgliedern in unserem Team für dieses einstimmige Votum – das auch meinem Wunsch entspricht –, und vielleicht ist es ja auch nicht verkehrt, wieder einmal in Erinnerung zu rufen, wer alles zu unserer HelferInnengruppe gehört: Konstantin Wecker, die beiden Reiseteams Evi und Tassos Chatzatoglou sowie Uschi und Kalle Apel, außerdem Roland Rottenfußer und Spendenverwalter Henry Royeck aus Göttingen. Sie alle – abgesehen von Henry Royeck, der erst im Mai 2018 zu uns stieß – sind von Anfang an dabei, seit dem Juli 2015, und es ist bewundernswert, mit welcher Ausdauer und Zuverlässigkeit sie alle ihre Arbeit geleistet haben (eine Feststellung, die selbstverständlich Henry Royeck mit einschließt).

Auch diese Tatsache erfüllt mich natürlich mit großer Dankbarkeit! Und wer den letzten Satz mit etwas Aufmerksamkeit gelesen hat, wird natürlich bemerkt haben: tatsächlich, Ende Juli dieses Jahres, in wenigen Wochen schon, hat unsere Spendenaktion ein kleines Jubiläum zu registrieren. Seit fünf Jahren existiert dann unsere GriechInnenhilfe schon. Und um eine weitere – wahrlich nicht ganz unwichtige – Zahl hinzuzufügen: über 225.000,- Euro haben wir damit für unsere Menschenhilfe in Griechenland sammeln dürfen und ausgeben können.

Womit ich auch beim Spendenergebnis der letzten sieben Tage bin. Nun ja, es hat schon bessere Wochen gegeben. Die vorangegangene zum Beispiel, in der 3 SpenderInnen 270,- Euro auf unser Konto überwiesen. Dieses Mal, während der letzten Woche, gingen nur 40,- Euro auf unserem Hilfskonto ein. Und da auf dem Spendenkonto für HdS ein ähnlicher Rückgang zu verzeichnen ist, vermuten wir, dass auch bei uns die Corona-Krise inzwischen zuzuschlagen beginnt. HdS hat eine ganz besondere Leserschaft, zu der ganz überwiegend die Betuchten nicht gehören. Geldknappheit wird also auch für viele unserer LeserInnen zum Problem. Wir wären die Letzten, die das nicht verstehen würden. Um so bemerkenswerter ist, dass es gerade bei unserer Hilfsaktion oft die Armen sind (aus Deutschland und Österreich vor allem), die Armen (in Griechenland) zu helfen versuchen. Was unsere Dankbarkeit nicht schmälert jenen gegenüber, denen es finanziell besser oder gut geht und darüber nicht vergessen haben, was Mitmenschlichkeit ist – ganz im Gegenteil. Was oft als Quasi-Gesetz des Kapitalismus erscheint – die Begüterten leben mit dem Rücken zum Elend auf dieser Welt –, das trifft wahrlich auf die HdS-Leserschaft nicht zu! Auch das erfüllt uns mit Dankbarkeit. Und natürlich: Dank auch dem Spenderinnen-Duo aus der letzten Woche!

Abweichend von meinen sonstigen Mitteilungen an Euch kann ich heute nicht viel Neues berichten. Wichtige Informationen blieben aus, deswegen nur eine Nachricht heute noch:

„Lost in Europe“ teilte in der letzten Woche mit, dass Sondergutachter Joaquín Almunia – ein spanischer Politiker, der früher einmal selber EU-Kommissar war, während der Jahre 2004 bis 2014 – in einer Untersuchung für den Eurofonds ESM (= „Europäischer Stabilitätsmechanismus“, eine internationale Organisation mit Sitz in Luxemburg) zum Ergebnis gekommen ist, dass die europäische „Hilfe“ für Griechenland zwar den „Grexit“ verhindert habe, den Austritt also Griechenlands aus der europäischen Währungsunion, dass diese sogenannte „Hilfe“ aber die sozialen Nöte und Bedürfnisse in Griechenland völlig „vergessen“ habe. Die angeblichen „Euroretter“ Griechenlands hätten sich auch zu wenig um das Wachstum und die Arbeitslosigkeit in Griechenland gekümmert.

Für Euch, die Ihr zum Teil meine Berichte schon seit vielen Jahren lest, ganz bestimmt keine Nachrichten mit Neuigkeitswert (gleichwohl gut, von so „hoher Stelle“ aus die eigenen Einschätzungen bestätigt zu bekommen – wenn auch viele Jahre zu spät!). Und Almunia ist in seinem Sondergutachten noch deutlicher geworden, er hat sogar Namen genannt. Ich zitiere aus dem Bericht von „Lost in Europe“ (vom 11. Juni des Jahres): „Schuld daran ist vor allem Ex-Finanzminister Schäuble, der die knallharten Bedingungen diktierte, und der (deutsche, CDU-nahe) ESM-Chef Regling, der alles treu umsetzte. Eine Mitschuld trifft aber auch Ex-Kommissionspräsident Juncker. Denn der behauptete, er stehe persönlich für die Sozialverträglichkeit des “Programms” ein. Das war wohl nichts, wie sich nun herausstellt. Ausgerechnet ein früherer EU-Kommissar hat es herausgefunden…“

Ob sich aufgrund dieses Sondergutachtens irgendwas ändern wird? Ich riskiere den Satz: mit Sicherheit nicht!
Weshalb unsere Hilfe auch weiterhin so eminent wichtig bleiben wird – für Menschen ohne und mit griechischem Pass!
Hiermit also erneut mein Aufruf zur Hilfe für unsere Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“:

Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ auf das Konto:

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Mit herzlichen Grüßen und allen meinen guten Wünschen
Euer Holdger Platta

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  • Piranha
    Antworten

    … Ex-Kommissionspräsident Juncker. Denn der behauptete, er stehe persönlich für die Sozialverträglichkeit des “Programms” ein.

    Ach der, ausgerechnet der. Ich erinnere an die Luxemburg-Leaks. Juncker hat sich immer schon mit der Hochfinanz ins Bett gelegt.

    Als Europawahl war, hat eine Luxemburger Kollegin launisch gemeint, dass sie ihn jetzt in den Knast entsorgen.

    • Peter Boettel
      Antworten
      “Als Europawahl war, hat eine Luxemburger Kollegin launisch gemeint, dass sie ihn jetzt in den Knast entsorgen.”

      Verdient hätte er es, aber es erwischt meistens die Falschen, so werden die i.d.R. an den Pranger gestellt, die die Missstände aufdecken, nicht die, die sie begehen.

      Neben Juncker wären – allein im Fall Griechenland – noch einige andere wegen Verbrechen an der Menschheit zu nennen: so vor allem Schäuble, Merkel oder Dijsselbloem.

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