Spenden für die Wiedermenschwerdung eines Politikers in Griechenland?

 In Holdger Platta, Über diese Seite

Plötzlich erkrankt: Maria K. aus Megara

61. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ – dieser Satz wird dem Dichter Friedrich Hölderlin zugeschrieben. Man kann und sollte sich freuen, dass die Spendenbemühungen unserer Leserinnen und Leser auch nach längerer Laufzeit unserer Griechenlandhilfsaktion nicht nachlassen, ja in letzter Zeit eher noch etwas zugelegt haben. Leider spielen wir mit unseren Bemühungen natürlich nicht in derselben Liga wie die „großen“ Akteure der Politik, die wild entschlossen scheinen, Griechenland noch weiter herunterzuwirtschaften. Mit Blick auf die Terminatorenriege um Finanzminister Schäuble könnte man zynisch formulieren: „Wo EU-Politiker von ‚Rettung‘ faseln, wächst die Gefahr.“ (Holdger Platta)

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

lasst mich heute erstmal mit den guten Nachrichten beginnen:

Wir OrganisatorInnen der Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ dürfen uns über einen weiteren Spendenanstieg freuen – und damit, natürlich, die hilfsbedürftigen Menschen und Institutionen, die wir betreuen.

Schon in den Vorwochen – Ihr erinnert Euch sicherlich – gab es eine kontinuierliche Aufwärtsbewegung beim Spendeneingang. So waren bereits während der sieben Tage vor der Berichtswoche jetzt 1.200,- Euro auf unser Hilfskonto überwiesen worden, von 5 UnterstützerInnen. Nunmehr, in der letzten Woche, kamen weitere 1.320,- Euro hinzu, uns zugeschickt dieses mal von 7 SpenderInnen. Dank an alle, die damit unser Hilfswerk am Leben erhalten!

Nach meinem Eindruck haben dazu vor allem unsere Berichte über Panagotia K. mit ihren fünf Töchtern in Megara beigetragen, unsere Schilderungen ihrer verzweifelten Wohnsituation, heißt: über das Leben in einer Behausung, die unser Mithelfer Tassos Chatzatoglou als – zum Teil lebensgefährliche – „Bruchbude“ bezeichnet hat. Bereits in den Vorwochen durften wir zwei Großspenden vor allem zurückführen auf die Darstellung dieses extremen Notfalls. Und auch drei SpenderInnenentscheidungen der letzten Woche haben direkt mit diesem Hilfsbedarf zu tun:

• Die Patin dieser Familie, Bettina Beckröge, entschloß sich zu einer Sonderspende für Panagotia K. und deren Töchter in der Höhe von 500,- Euro;

• sie erhöhte auch ihren monatlichen Patenschaftsbetrag auf nunmehr 100,- Euro für diese Familie;

• und auch Konstantin Wecker hat seine monatlichen Zahlungen für unsere GriechInnenhilfe, für den Hilfszweck „Megara“, noch einmal um einen nennenswerten Betrag erhöht.

Außerdem versucht – neben Tassos Chatzatoglou – seit einigen Tagen auch Bettina Beckröge, über Freunde und Bekannte in Griechenland, mitzuhelfen bei der Suche nach einer neuen, nach einer menschenwürdigen Wohnung für Panagotia K. und deren fünf Töchter.

Was offenbar so einfach gar nicht ist. Ich zitiere zu diesem Zweck aus einer längeren Mail von Tassos Chatzatoglou, die mich vor wenigen Tagen erreichte:

„Gestern war ich bei unserer Familie in Megara. Die Suche nach einer für die Familie geeigneten Wohnung oder einem kleinen Häuschen erweist sich als schwieriger als gedacht. Megara liegt in der Nähe des Meeres, weshalb die Mieten dort vergleichsweise sehr hoch sind. Ich wurde auch im Internet nicht fündig. <…> Die Suche geht also weiter.

Ich habe Frau K., der es zur Zeit psychisch sehr schlecht geht, über die Bereitschaft der IHW, die Miete langfristig zu sichern, informiert. Auch über die Aufteilung der Mietkosten, zwischen Bettina, Konstantin und IHW weiß Frau K. Bescheid. Dafür ist sie allen, die sich bei diesem Projekt mitbeteiligen, sehr, sehr dankbar. Als ich ihr diese Nachricht überbrachte, standen ihr und den beiden älteren Mädchen die Tränen in den Augen. Die Erleichterung war sichtbar, sogar die kleine Raphaela hatte verstanden, dass etwas Positives in ihrem Leben im Gange ist. Sie war nicht mehr so schüchtern wie bei meinem vorherigen Besuch.“

Wie gesagt: die Suche nach einer neuen Wohnung für die K.s aus Megara geht weiter. Und Ihr werdet die ersten sein – nach Panagotia mit ihren Töchtern -, die vom Erfolg der Wohnungssuche erfahren werdet. Für einen längeren Zeitraum, jedenfalls das, wird dieses Problem dann erst einmal behoben sein.

Doch auch eine andere gute Mitteilung von Tassos Chatzatoglou kann ich noch weiterleiten an Euch. Dem kranken Dionysis scheint es besser zu gehen. Tassos schreibt dazu:

„Der kleine Dionysis hat den Test für Linsen, Bohnen und zum Teil Fisch bestanden. Die Liste mit den Lebensmitteln, die er verträgt, ist ein wenig länger geworden. Das Ziel ist es, ein normales Leben führen zu können, keine Angst vor einer anaphylaktischen Reaktion nach Genuss eines nicht verträglichen Lebensmittels haben zu müssen. So etwas wäre für den Kleinen im Moment lebensbedrohlich.“

Darf ich feststellen, dass unsere Hilfsaktion damit schon Lebensretterqualität angenommen hat, hie und da jedenfalls? Jede und jeder von Euch SpenderInnen darf für sich beanspruchen, daran beteiligt gewesen zu sein!

Womit ich allerdings, was die guten Nachrichten betrifft, auch schon am Ende bin. Es sei denn, man fügte vielleicht noch die Mitteilung hinzu, dass sich auch unser Account auf Facebook, unter dem Namen „Helfen wir den Menschen in Griechenland“, zwar langsam, aber gut zu entwickeln beginnt. Inzwischen lesen 110 „User“ diese Seite regelmäßig und haben sie mit einem „Like“ versehen. Was, natürlich, noch steigerungsfähig ist.

Und die schlechten Nachrichten nun? – Tja, eine davon hat ebenfalls mit den Töchtern von Panagotia K. aus Megara zu tun, mit Maria. Erneut zitiere ich aus einer Mail von Tassos, diesesmal vom 16. März, schicke jedoch voraus, dass der erwähnte Geldbedarf von 320,- Euro für unsere Initiative kein Thema mehr ist! Mindestens so wichtig sind demzufolge auch die Anmerkungen von Tassos zur Situation in den griechischen Krankenhäusern generell:

„Da muss ich Euch mitteilen, dass die kleine Maria, die zweitjüngste der Töchter unserer betreuten Familie K. in Megara, plötzlich erkrankt ist. Der Kinderarzt, der die Familie kostenlos betreut, hatte bei Maria einen sehr hohen Puls mit unregelmäßigem Herzrhythmus festgestellt. Die Großmutter organisierte einen raschen Transport des Kindes in das Kinderkrankenhaus in Athen. Ein Krankentransport mit einem Ambulanzwagen ist mit einer mehrstündige Wartezeit verbunden. Natürlich ist der Transport für alle, die nicht kranken-versichert sind, privat zu bezahlen. Im Kinderkrankenhaus wurde eine einmalige (!!??) Entgleisung festgestellt. Die Ultraschalluntersuchung hat nichts gezeigt. Auf Anraten der Ärzte soll das Kind nun zur Computertomografie. Diese Untersuchung ist im Krankenhaus nicht möglich. Die Kosten von ca. 320 € müssen im Voraus bezahlt werden. <…> Derzeit befindet Maria sich bei einer Herzuntersuchung. Sobald ich etwas Neues erfahre, werde ich Euch informieren. Im Kinderkrankenhaus in Athen sind die Ärzte sehr jung. Ich habe den Eindruck, es fehlt ihnen an Erfahrung. Dazu kommt auch die fehlende Ausrüstung für eine rasche Diagnose.

Übrigens habe ich erfahren, dass viele Patienten in griechischen Krankenhäusern nicht an ihren eigentlichen Diagnosen versterben, sondern an mangelnder Hygiene. Es fehlt so ziemlich an allem, vom Desinfektionsmittel angefangen. Es stimmt mich so traurig, diese Zustände sehen zu müssen. Vielleicht würde ein Krankenhausaufenthalt als gewöhnlicher Kassenpatient Herrn Schäuble die Augen öffnen.“

Ich gebe zu: die Schlussbemerkung von Tassos zu unserem Vorzeige-Christen Wolfgang Schäuble hat mich auf eine Idee gebracht, zu der Ihr Euch ja gerne einmal äußern könnt: sollten wir nicht eine ganz spezielle, eine rabenschwarz-satirische Hilfsaktion starten für diesen Herrn: eine Geldsammlung für ihn mit dem Zweck (und der Auflage, aber selbstverständlich, auch das!), ihm eine Reise durch Griechenland zu finanzieren, an alle Orte des Geschehens, wo wir als Helfer tätig sind und unsere „AußenhelferInnen“ wieder und wieder Augenzeuge jenes Elends werden, für das dieser Christdemokrat ganz erheblich die Mitverantwortung trägt? – Selbstverständlich sollte diese Reise des Herrn Schäuble aus dem Schwabenländle in die Elendsregionen Griechenlands keine Reise von Luxushotel zu Luxushotel sein, aber sein Besuch der Arztpraxis in Kyparissi, des Kreiskrankenhauses in Molai, der Verelendeten auf Andros und der Familie Panagotia K. in Megara könnte der Menschlichkeitsentwicklung dieses Herrn aus dem gutbeheizten Berlin doch nur gut tun – oder was meint Ihr?

Aber zum Bericht zurück und zum Ernst der Dinge! Gern ergänze ich hier den Bericht von Tassos noch um weitere Ausführungen von ihm zum Thema Krankenhäuser in Griechenland! In der Mail vom 20. März heißt es dazu:

„Ich hatte es in einem meiner früheren Berichte bereits schon erwähnt, aber ich möchte es nochmals festhalten: Das medizinische Personal in den griechischen Krankenhäuser ist derart reduziert, dass die Grundversorgung der Patienten nicht mehr gewährleistet ist. Bei einer Leukämie-Erkrankung benötigt man ständig eine Betreuung, da verschiedenen Medikamente permanent in Infusionsform verabreicht werden müssen. Das Personal ist gezwungen, im Laufschritt von einem Zimmer ins andere zu hetzen, um die Infusionsflaschen zu tauschen. In der Nacht ist eine einzige Krankenschwester für ein ganzes Stockwerk zuständig. Es sind in der Regel die Angehörigen, welche die Arbeit der Krankenschwestern und Pfleger übernehmen. Dadurch erhöht sich jedoch die Gefahr einer Infektion.“

Fantasiert hier Tassos Chatzatoglou, was die allgemeinen Infektionsgefahren betrifft, vielleicht allzu haltlos drauflos? – Überengagiert, aber auch leicht übertrieben? – Keinesfalls! Genau dieses ist einer nahen Verwandten von ihm soeben in einem hriechischen Krankenhaus passiert, und wegen der Vorerkrankung der Patientin hätte diese Zusatzerkrankung durch Infektion im Krankenhaus auf ganz schlimme Weise enden können. Das ist so ernst gemeint, wie es klingt.

Im übrigen: auch Schulbesuche sollten für die „angedachte“ Reise des Herrn Schäuble auf dem Stundenplan stehen. Und um dieses zu begründen, zitiere ich auch dieses noch aus dem Bericht von Tassos Chatzatoglou vom 20. März:

„Die Nachricht betreffend eine 17-Jährige, die in der Schule während des Unterrichts aufgrund Unterernährung ohnmächtig wurde, hat mich zutiefst erschüttert.
Der Schulinspektor der Region Achaia (Patras), berichtete in diesem Zusammenhang darüber, dass ihm persönlich mehrere Fälle von unterernährten Kindern bekannt sind. Die Behörden versuchen, durch Aufrufe in der Bevölkerung den Familien zu helfen. Die 17-Jährige hatte drei Tage lang nichts zu essen gehabt.
Erinnerungen an meine Kindheit wurden wach: in den 50er-Jahren versorgte die UNO die Kinder Griechenlands. Wie gingen mit Heften, Büchern und einem leeren Becher in der Schultasche zum Unterricht. In der Schule wurde der Becher mit Milch oder Kakao gefüllt, wir Kinder erhielten ein Stück Gouda und ein Stück Brot. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass ein Kind vor Hunger ohnmächtig wurde. Damals, im Jahr 1958, waren die Kinder Griechenlands unterernährt, aber Ohnmacht aufgrund von Unterernährung oder sogar durch Hunger war mir selbst in der damaligen Zeit fremd. Heute, 2017, befindet sich ein Mitgliedstaat des „Privatunternehmens“ EU in einem schlechteren Zustand als im Jahr 1958. Gratulation an unsere Politiker. Sie haben es geschafft, das griechische Volk verarmen zu lassen. Wer nicht an Hunger stirbt, stirbt spätestens im Krankenhaus aufgrund der katastrophalen Zustände einen allzu frühen Tod!“

Aus den Bereichen der „großen“ Politik zum Thema Griechenland heute nur dieses noch:

Nein, die Verhandlungen der „Quadriga“ mit Griechenland kommen nicht weiter und treten nach wie vor auf der Stelle. Europäische Kommission und Europäische Zentralbank (EZB), Internationaler Währungsfonds (IWF) und „Europäischer Stabilitätsmechanismus“ (ESM) haben die Parlamentäre aus Hellas immer noch nicht kleingekriegt. Aber nach wie vor bestehen Schäuble & Co. darauf – dieses mal, am Montag und Dienstag dieser Woche, waren es also mal wieder die Finanzminister der EU -, dass die griechische Regierung weitere Einschnitte vornimmt bei Renten, Arbeits- und Streikrecht, den Steuerfreibetrag weiter absenkt und die Privatisierungen weiter vorantreibt, zum Beispiel bei der Wasserversorgung. Schließlich muss der Fortschritt der Verarmung in die Verelendung ja weitergehen. Und das gilt für diese Vertreter des Friedensprojektes Europa, für diese Anwälte des sozialen Menschenrechtsprojektes Europa auch trotz der Tatsache,

• dass es mittlerweile (im Februar 2017) die höchste Arbeitslosenzahl gibt, die jemals in Griechenland ermittelt worden ist: 1.059.000 Menschen ohne Job;
• dass lediglich noch 157.000 Erwerbslose Anspruch auf Arbeitslosengeld haben;
• dass allein im Februar 2017 114.000 Arbeitsplätze verlorengegangen sind;
• dass für 6 von 10 neubesetzten Stellen nur noch Hungerlöhne gezahlt werden – das ist bitteschön wörtlich zu verstehen;
• und dass 1,2 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Griechenland seit drei bis zwölf Monaten keinen Lohn mehr erhalten haben.

Die Maxime für alle diese Euro-Politiker gegenüber Griechenland lautet also nach wie vor: Was kleinzukriegen ist, muss auch kaputtzukriegen sein! Schrieb ich, so unschön, vom „kriegen“? Jawohl: ich hätte das Wort mit „kriegen“ auch groß schreiben können. Und auch dieses, liebe HdS-Leserinnen und HdS-Leser, ist „Krieg“: dass bis zum Ende dieses Jahres Griechenland für all diese „Hilfs“- und „Rettungs“politik rund 70 Milliarden Euro für Zins und Zinseszins ausgegeben haben wird, und zwar für Geld, das Griechenland niemals bekommen hat, um es in die Menschen, in die Wohlfahrt und in den Wiederaufbau der eigenen Volkswirtschaft investieren zu können, sondern lediglich für den Zweck, um Altschulden durch zinsbelastete Neuverschuldung bei den westeuropäischen Banken tilgen zu dürfen. Da darf man auch schon mal ohnmächtig werden, als Schulmädchen, vor Hunger, da darf man auch schon mal das Leben von Menschen aufs Spiel setzen, in den Krankenhäusern zum Beispiel, da darf auch schon mal eine Mutter Panagotia K. mit ihren fünf Töchtern in einer lebensgefährlichen Bruchbude leben! – Wir sollten uns das wirklich überlegen, liebe HdS-Leserinnen und HdS-Leser, diese bitterböse, rabenschwarz-satirische Spendensammlung für Herrn Schäuble zum Zwecke seiner Reise nach Griechenland, überall dorthin, wo er die erbarmungslosen Folgen seiner erbarmungslosen Politik besichtigen kann. Vielleicht ist sie wirklich vonnöten, diese „Sight-Seeing-Tour“, damit aus einem Menschen wieder ein Mensch wird!
Und damit zu meinen obligaten Schlusshinweisen:

Wer uns bei unserer Hilfe für Menschen in Griechenland unterstützen will, unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“, wer das spezielle Hilfsprojekt in Megara mitfinanzieren möchte (dann bitte zusätzliches Stichwort „Megara“!) und wer auch uns Akteure wieder mal mit Organisationsgeldern helfen will (dann bitte unter dem Stichwort „HDS“), der überweise uns bitte Spendengelder auf das folgende Konto:

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Und hier nochmal die Kontaktdaten von Peter Latuska, an den Ihr Euch wenden könnt, wenn Ihr Patenschaften übernehmen wollt oder eine Spendenbescheinigung benötigt (für Spendenbeträge bis 200,- Euro genügt fürs Einreichen beim Finanzamt Kopie oder Original Eurer entsprechenden Kontoauszuges):

Peter Latuska
Theodor Heuss Str. 14
37075 Göttingen
Email: latuskalatuska@web.de
Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

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