Wenn Menschlichkeit trotz aller Nöte Schule macht

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

256. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Wie sollte es auch anders sein: erneut mischen sich gute und weniger gute Nachrichten in meinem Bericht über Griechenland. Gleiches gilt für unser Hilfsprojekt. Es kann also nur besser werden – oder sollte es jedenfalls. Holdger Platta

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

lasst mich heute einmal mit einer besonders erfreulichen Nachricht beginnen!

Für Laura, das syrische Mädchen, das in ihrem Heimatland wegen einer Tretmine beide Füße verlor und aus diesem Grunde jedes Jahr neue Fußprothesen benötigt – Laura ist ja noch im Wachstum begriffen –, hat das Orthopädische Institut in Athen auf die Bezahlung der Restkosten verzichtet! 4.600,- Euro wären für die Geh-Hilfen zu bezahlen gewesen, eigentlich und insgesamt. Einige Teil-Anzahlungen von uns – gemeinsam mit Tassos Chatzatoglou – gab es auch. Doch nunmehr wollen die Hersteller der Fußprothesen keinerlei Restzahlungen mehr. Im Wissen, dass die griechische Krankenkasse für diese Kosten eh nicht aufkommt, im Wissen, daß Lauras Familie über keinerlei Gelder für solche Ausgaben verfügt, im Bewusstsein, nicht zuletzt, dass Laura aber auf solche Fußprothesen angewiesen ist, entschied sich das Orthopädische Institut in Athen für diesen Kostenerlass!

Offenkundig hat bei dieser Entscheidung des Herstellers in Griechenland unser Mitarbeiter Tassos Chatzatoglou einen erheblichen Anteil gehabt (mir gegenüber wollte sich Tassos mit dieser Deutlichkeit nicht äußern). Wir von der GriechInnenhilfe – Ihr wisst es – waren ja während der letzten Monate nicht imstande gewesen, diese Finanzierungslücke zu schließen beziehungsweise diese Restschuld begleichen zu können – tja, aus Geldmangel halt. Um so herzlicher danke ich hiermit, aus weiter Ferne, dem Orthopädischen Institut in Athen, und sehr herzlich danke ich natürlich auch Tassos Chatzatoglou selber, der seinen – mehr oder minder verschwiegenen – Anteil an dieser guten Lösung hatte.

Verschweigen will ich nicht, dass auch mich dieses ungelöste und offenbar unlösbar erscheinende Problem mehr und mehr bedrückt hatte. Ein gutes Ende einer unguten Geschichte mithin ist zu feiern – aber ob sich das in einem knappen Jahr einfach so wiederholen wird??? Wohler fühlte ich mich schon, ganz erheblich sogar, wenn wir beim nächsten Mal nicht erneut vor diesem Problem stehen würden. Gut tut es einem nicht, über lange Zeit hilfloser Helfer zu sein.

Womit ich an dieser Stelle auch die neuesten Spendenzahlen mitteilen möchte. – Nun ja, wirklich abnehmen tun unsere Sorgen nicht. In der Vorwoche – immerhin das – erreichte uns die Spende von einer Helferin in der Höhe von 100,- Euro. Während der letzten sieben Tage gingen aber lediglich 35,- Euro an neuen Hilfsgeldern auf unserem Konto ein, überwiesen von 3 SpenderInnen an uns.

Danke an alle UnterstützerInnen! Und als kleiner Trost sei hinzugefügt: noch sind alle Menschen, denen wir in Griechenland helfen, versorgt. Was auch für Panagiota K. gilt, der Mutter mit drei Töchtern in Megara, der wir zu jedem Monatsanfang die Miete in der Höhe von 220,- Euro überweisen. Ansonsten jedoch wird abzuwarten sein, wie es mit unserer GriechInnenhilfe weitergeht.

Im Lande selber, ganz allgemein gesprochen, sieht es nach wie vor nicht gut aus.

Neuesten Zahlen zufolge hat Griechenland während des letzten Jahres Umsatzverluste von 13,5 Prozentpunkten hinnehmen müssen, das entspricht einem Betrag von über 40 Milliarden Euro. In Attika gibt es fast keine freien Intensivbetten mehr. Bis zum 24. Februar fand ein zweitägiger Warnstreik der griechischen Seeleute statt, organisiert von dreizehn Gewerkschaftsverbänden, bei dem es unter anderem darum ging, dass zahlreiche pensionierte Seeleute seit 2015 keinerlei Rentenzahlungen mehr bekommen haben. Der griechische Migrationsminister Nikos Mitarakis, „Neo-Demokrat“, erklärte, dass er auch weiterhin eine „strenge, aber gerechte“ Flüchtlingspolitik betreiben wolle. Und die orthodoxe Kirche in Griechenland hat die Beerdigungskosten von 100,- Euro auf 250,- Euro erhöht.

Da tröstet also kaum, dass die Verbraucherpreise im letzten Jahr um etwa 2 Prozentpunkte zurückgegangen sind und die griechische Regierung 40 Jahre Mitgliedschaft ihres Landes in der Europäischen Union mit dem Slogan zu feiern versucht: „Griechenland – EU: stärker gemeinsam“. Zynismus scheint also durchaus noch steigerbar zu sein. Es wäre demzufolge gut, wenn wir dem allen helfende Kritik und kritisierende Hilfe entgegensetzten. Menschlichkeit also im Denken wie im Handeln. Bemühen wir uns weiter darum! Und manchmal scheint das ja sogar Schule zu machen, wie das Beispiel vom Berichtsanfang zeigt, das großartige Verhalten des Orthopädischen Instituts in Athen!

Auf ein Neues mithin:

Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ auf das Konto:

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Mit herzlichen Grüßen
Holdger Platta

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