Wir haben immer eine Wahl

 In FEATURED, Umwelt/Natur

Wir können Fleisch essen – aber “müssen” wir es – quasi einem Automatismus folgend, weil wir es so gewohnt sind und weil es “alle” tun? Der Autor verweist uns zurück auf unsere Entscheidungsfreiheit – jene Freiheit, die uns sonst so enorm wichtig ist. Auf einem Acker, auf dem zehn Jahre lang Kartoffeln angebaut worden sind, kann man im elften Rüben aussäen. Oder in den Worten von Peter Cornelius: “Es ist nie zu spät für einen neuen Weg”. Probieren Sie’s aus! (V.C. Herz)

Manchmal hat man das Gefühl gefangen zu sein. Gefangen im Alltag, gefangen mit immer denselben Menschen, gefangen in Gewohnheiten. Wir gehen unserem Alltagstrott nach und akzeptieren diesen wie er ist. Unsere Träume und Wünsche aus der Jugend haben wir häufig schon lange aufgegeben.

Aber warum eigentlich? Was hat sich denn wirklich geändert? Nur weil wir seit 10 Jahren denselben Job machen, heißt das nicht, dass wir diesen auch die nächsten 30 Jahre machen müssen. Nur weil wir uns seit 10 Jahren mit denselben Menschen umgeben, heißt das nicht, dass wir uns bis an unser Lebensende mit ihnen umgeben müssen.

Auch wenn wir es oft vergessen: wir haben immer die Wahl. Es ist unser Leben, und wir entscheiden, was wir daraus machen. Niemand sonst. Wenn uns unsere Arbeit keinen Spaß macht, dann sollten wir uns nach einer neuen umsehen. Vielleicht findet man nicht sofort eine passende, aber nur wer suchet, der findet.

Wir haben die Fähigkeit, jederzeit unsere Gewohnheiten zu hinterfragen und zu ändern. Sei es in einem Beruf, der uns nicht gut tut, sei es in Bezug auf Freunde, die vielleicht einen schlechten Einfluss auf uns ausüben, oder auf einen Partner, mit dem wir nicht glücklich sind. Wichtig ist, dass man alles hinterfragt. Wenn ich mich heute noch mal neu entscheiden könnte – würde ich wieder dieselbe Entscheidung treffen? Nur weil wir seit vielen Jahren etwas tun, womit wir heute eigentlich nicht mehr glücklich sind, heißt das nicht, dass wir das weiterhin tun müssen. Wir können uns jederzeit neu entscheiden.

Häufig fällt es anfangs schwer, ein gewohntes Verhaltensmuster aufzugeben, der Mensch ist schließlich ein Gewohnheitstier und mag Veränderungen überhaupt nicht. Aber oft lohnt sich die Umstellung, man muss sich nur trauen. An ein neues Arbeitsumfeld gewöhnt man sich beispielsweise meist schneller als man denkt. Die Angst vor Veränderungen ist häufig unbegründet, sie hindert uns nur daran uns weiterzuentwickeln.

So ist das übrigens auch beim Essen. Nur weil wir seit Jahrzehnten Fleisch, Milch und Eier gegessen haben, heißt das nicht, dass wir das weiterhin tun müssen. Ärzte empfehlen, den Konsum einzuschränken, Wissenschaftler schlagen wegen Klima- und Umweltbelastungen Alarm, und die Zustände in der industriellen Massentierhaltung sind erschreckend. Alle wollen die Umwelt retten, alle wollen gesund sein und alle wollen möglichst wenig Leid verursachen. Aber keiner will selber etwas dazu beitragen, weil man dann seine Gewohnheiten ändern müsste.

Jeder Einkauf im Supermarkt ist eine Entscheidung. Jedes Essen in der Kantine ist eine Entscheidung. Wir entscheiden immer selbst, und wir haben immer eine Wahl, auch wenn wir das gern vergessen. Es ist unsere Entscheidung. Nicht Aldi entscheidet, was auf unserem Teller landet, wir entscheiden das. Tag für Tag aufs Neue. Und jeder kann seine Entscheidungen Tag für Tag verändern. Kaum eine Entscheidung wird auf Lebenszeit getroffen, der Großteil lässt sich sogar leicht rückgängig machen.

Gerade beim Essen kann man auch einfach mal ausprobieren. Wenn man einen Monat lang nur vegan isst, ist man noch lange kein Veganer und man hat auch nicht alle Türen für immer verschlossen. Wobei die meisten Menschen danach nicht mehr zurück wollen. Wenn man einmal selbst erfahren hat, dass man auch ohne tierische Produkten lecker essen kann und satt wird, auch ohne dass dafür hilflose Tiere eingesperrt, verstümmelt und getötet werden müssen, warum sollte man das dann rückgängig machen?

Gewohnheiten sind häufig so fest verwurzelt, dass man sich selbst in irrsinnigen Situationen trotzdem noch daran klammert. Wie viele Frauen werden von ihren Männern geschlagen und bleiben trotzdem bei ihnen? Wie viele Menschen werden täglich im Job gemobbt und bleiben trotzdem dort? Wie viele Raucher rauchen weiter, obwohl sie über die Nachteile bestens informiert sind?

Angenommen wir hätten noch nie Fleisch, Milch oder Eier gegessen, und wir hätten die freie Wahl, ein Schwein zu töten oder einen Gemüseauflauf zu essen, wie würde wohl unsere Entscheidung ausfallen? Was sind eigentlich die Vor- und Nachteile für die jeweilige Seite? Die Zahl der Argumente, die für die Schlachtung des Schweins spricht, ist recht überschaubar:

  • Es schmeckt lecker.

Und wie steht es mit dem pflanzlichen Gemüseauflauf?

  • Pflanzliche Nahrungsmittel sind gesünder als tierische.
  • Sie verschmutzen die Umwelt und unser Trinkwasser weniger.
  • Das Klima wird bedeutend weniger belastet.
  • Antibiotikaresistente Keime werden nicht weiter verbreitet.
  • Es werden deutlich weniger Lebensmittel verschwendet.
  • Es müssen keine Tiere mehr gequält und eingesperrt werden.
  • Kein Tier muss für das Essen sterben.
  • Es schmeckt auch lecker.

Vielleicht mag der eine oder andere jetzt einwenden, dass Fleisch einfach noch etwas besser schmeckt als ein veganes Festmahl. Um die Entscheidung für diese Personen etwas leichter zu machen, tauschen wir das Schwein in unserem Beispiel einfach mal durch einen Hund aus. Ein Hund ist nichts anderes als ein Schwein, nämlich ein Tier. Unsere Gewohnheit lehrt uns, dass man das Schwein isst und den Hund streichelt. Aber wir lassen unsere Gewohnheiten in diesem Beispiel mal außen vor: Schlachten wir den Hund, oder essen wir den Gemüseauflauf? Für viele ist die Entscheidung plötzlich eine völlig andere, obwohl nur ein Schwein durch einen Hund ersetzt wurde. Weil wir es nicht gewöhnt sind Hunde zu essen. Das ist alles. Nüchtern betrachtet, macht es ethisch keinen Unterschied, ob man einen Hund oder ein Schwein schlachtet.

Ganz plötzlich entspricht etwas nicht mehr dem gewohnten Muster und deshalb wollen wir es nicht mehr. Wichtig ist es, die eigenen Gewohnheiten von Zeit zu Zeit kritisch zu hinterfragen. Sie erzählen uns häufig nämlich nur das, was wir hören wollen. Sei es im Beruf, bei Freunden, in einer Beziehung oder beim Essen. Aus dem neuen Verhaltensmuster wird dann eine neue Gewohnheit, mit der man sich meist schnell anfreunden kann.

 

Weitere Kurzgeschichten und Essays von V.C. Herz rund um Fleischkonsum und vegane Ernährung finden Sie hier – nebst Hinweisen auf die Bücher des Autors.

http://pflanzliche-kurzgeschichten.de/autor.php

 

 

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