Zwischen den Fronten – immer noch? (1/2)

 In Holdger Platta, Politik (Inland)

Anmerkungen zur Erinnerungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland am Beispiel der “Kriegskinder“-Debatte. Dieser Text von Holdger Platta enthält quasi die Langfassung des Vorwurfs, den der Autor in seinem letzten Aphorismus gegen den Friedenspreisträger Martin Walser erhoben hat. In ersten Teil jedoch zunächst die Auseinandersetzung mit der Welle der “Kriegskinderbücher”. Ist der Hinweis auf die seelischen Schatten, mit denen sich Nachkommen von Kriegsteilnehmern – häufig also Nachkommen von Schuldigen – auseinandersetzen müssen, bereits verdächtig im Sinne eines “Aufrechnen” deutschen Leids gegen (z.B.) jüdisches oder russisches? (Holdger Platta)

Erinnerungspolitik von rechts?

In diesen Tagen bekam ich die Vorschau auf eine Buchveröffentlichung des Frankfurter Erziehungswissenschaftlers und Direktors des Fritz-Bauer-Institutes Micha Brumlik auf den Tisch: „Wer Sturm sät. Die Vertreibung der Deutschen“. Es werde in diesem Buch, so der Text des Aufbau-Verlages (siehe Literaturverzeichnis!), um eine „differenzierte Analyse“ der Ereignisse unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehen, darum, „einen Ton für die Debatte zu finden, der allen Opfern gerecht wird“. Vertreibung, Raub, Mord und Vergewaltigung, das Leid der vertriebenen Deutschen solle nicht „relativiert“ werden, aber verdeutlicht werden, dass diese furchtbaren Ereignisse in einem historischen Zusammenhang stehen, der nicht seinerseits vergessen werden darf: im Zusammenhang mit der „monströsen Vernichtungs- und Umsiedlungspolitik der Nazis“ selbst. Und am Schluss – ausdrücklich im Blick auf die heftig umstrittenen Planungen zu einem „Zentrum der Vertreibungen“ gesagt: „Sich dieser Geschichte zu stellen, so Brumlik, muss auf einen Verzicht jeder Gedenkkultur hinauslaufen, die sich allein auf die deutschen Opfer von Vertreibungen bezieht.“

Die Frage ist: löst auch die vorliegende Publikation diese Ansprüche ein? Und: wie sieht es in dieser Hinsicht mit einer ganzen Reihe anderer Veröffentlichungen aus, die in der letzten Zeit zu dieser Thematik erschienen sind, insbesondere zum Schicksal der Kinder während der Kriegszeit und der ersten Nachkriegsjahre? Ich denke da unter anderem an die Bücher, die der Kasseler Psychoanalytiker Hartmut Radebold zur Vaterlosigkeit von Kriegskindern vorgelegt hat – etwa an seine Untersuchungen zu den Folgen der Kriegskindheit in Psychoanalysen „Abwesende Väter“ (erschienen im Jahr 2000 beim Göttinger Vandenhoek & Ruprecht Verlag) und an seine Gemeinschaftsveröffentlichung mit dem Schriftsteller Hermann Schulz und dem Historiker Jürgen Reulecke aus dem Jahr 2004 „Söhne ohne Väter. Erfahrungen der Kriegsgeneration“ (erschienen bei Ch. Links-Verlag Berlin). Ich denke aber auch an Hilke Lorenz’ „Kriegskinder. Das Schicksal einer Generation“, 2003 beim List-Verlag München herausgekommen, und an das Buch von Sabine Bode „Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen“, das Anfang des Jahres 2004 bei Klett-Cotta in Stuttgart erschien – beides Bücher, die bereits mehrfach neu aufgelegt werden mussten wie auch die „Abwesenden Väter“ von Hartmut Radebold. Die öffentliche Resonanz auf diese Publikationen ist groß, groß offenbar auch das Interesse der Leserinnen und Leser an diesen Darstellungen. Ein Echo, das man mit Misstrauen betrachten muß? Bücher, die selber Misstrauen verdienen?

Nun, ein Autor sieht das offenbar so. Unter dem Titel „An die Stelle der Anklage ist die Klage getreten. Kronzeugen der Opfergesellschaft? In zahlreichen Buchveröffentlichungen melden sich die ‚Kriegskinder’ als eine neue Erinnerungsgemeinschaft zu Wort“ meldet der Historiker Klaus Naumann, tätig am Hamburger Institut für Sozialforschung mit dem Arbeitsschwerpunkt „Geschichtspolitik der Bonner Republik, die Bundesrepublik als Kriegsfolgengesellschaft“ erhebliche Bedenken an. Ausdrücklich bezogen auch auf die hier zu diskutierenden Bücher, glaubte der Autor in einem Beitrag für die Frankfurter Rundschau am 17. April 2004 die folgenden Feststellungen treffen zu müssen:

• Die NS-Täter drohten hinter der „Batterie“ dieser Bücher „aus der öffentlichen Wahrnehmung von Krieg und Nationalsozialismus“ zu verschwinden;
• dieser „Opferdiskurs“ gestatte es, „den alt gewordenen 68ern und der mitlesenden Öffentlichkeit, ‚einen milden Frieden mit der Elterngeneration (zu) schließen’ und sich ‚in einem Akt nachholender Überidentifikation die Sicht ihrer Eltern und Großeltern zu Eigen zu machen’“ (die in einfache Anführung gesetzten Zitate stammen, so Naumann, aus der „Zeitdiagnose“ des Psychologen Harald Welzer; Welzer leitet als Soziologe und Sozialpsychologe unter anderem Leiter die Forschungsgruppe „Erinnerung uns Gedächtnis“ am Kulturwissenschaftlichen Institut (Essen) des Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen);
• es sei nicht auszuschließen, dass die 68er-Generation, „die nun als Kriegskinder gelabelt werden“ (sic! HP), „mit einer Symbolik angereichert wird, die für die Opfernation steht“;
• und dies alles, so Naumann, besäße den Charakter eines „geschichtspolitischen Manövers“, veranstaltet von einer „neuen Sprechergruppe“, gegen deren „Vereinnahmungsversuche“ es sich zu schützen gälte. Die Kriegskinder aus den späten 30er und frühen 40er Jahren „formierten (…) sich zur Erinnerungsgemeinschaft.“

Klaus Naumann, Jahrgang 1949, bekundet gegenüber den Zeugnissen bei Susanne Bode und Hilke Lorenz auch „Erschütterung und Anteilnahme“. Aber im Kern diagnostiziert der Autor doch eine große Verschwörung in Sachen „Erinnerungspolitik“: das Ganze besäße so etwas wie eine Steuerungszentrale (= „die neue Sprechergruppe“), sie stelle so etwas dar wie die gesellchaftliche Verabredung einer ganzen Generation (= „formierte Erinnerungsgemeinschaft“) und zeige, deutlich erkennbar, eine bestimmte Intention – jene Motive nämlich, die Harald Welzer wahrzunehmen meint. Wir hätten es demnach mit dem zu tun, was seit einiger Zeit als „Erinnerungspolitik“ durch die bundesdeutschen Debatten geistert („Google“, das Internet-Suchprogramm, weist unter diesem Stichwort 1.830 Fundstellen nach; nimmt man die Nennungen für „Gedächtnispolitik“ und Geschichtspolitik“ hinzu, wächst diese Zahl auf 7.307 Beleghinweise an).

„Erinnerungspolitik“? – Nun, dieser Begriff ist interessant und ernstzunehmen. Nicht vorschnell also sollte man Naumanns besorgten Darlegungen beiseiteräumen. „Erinnerungspolitik“ – egal, von welcher Seite aus – wäre in der Tat mehr als nur ein fragwürdiger Beeinflussungsversuch: Politik hat mit Macht zu tun und mit Durchsetzung von Interessen. Wenn man das auf das Erinnern überträgt, käme immer so etwas wie Manipulation oder Gehirnwäsche heraus. Und die Sache würde auch nicht besser, wenn man – freundlicher – konzedierte, dass es in der Politik doch auch um „Inhalte“ ginge. Fremde „Inhalte“ ins Gedächtnis der Menschen implantieren zu wollen, liefe ebenso auf die benannten Tatbestände hinaus. Außerdem: ist nicht tatsächlich zu fragen, ob Darstellung und Analyse von Leid auf deutscher Seite geeignet sein könnten, das Leiden anderer vergessen zu machen (wenn nicht gar: revisionistische oder gar revanchistische Ansprüche wiederzubeleben – Ansprüche, die den Älteren unter uns durchaus noch in Erinnerung sind aus den ersten beiden Jahrzehnten dieser Republik!)? Dass Naumann Befürchtungen dieser Art hat, dass – freilich: was nicht! – diese Zeitzeugnisse auch zu den von Naumann bezeichneten Zwecken missbraucht werden könnten, liegt auf der Hand. Der entscheidende Punkt ist nur der: liegt dieser Missbrauch bereits vor? Missbrauch und Missbrauchbarkeit sind zweierlei. Konkret also: haben sich da tatsächlich eine Susanne Bode und eine Hilke Lorenz, ein Hartmut Radebold und ein Hermann Schulz, ein Jürgen Reulecke und die vielen Beiträger in diesem Band miteinander verabredet, solche „Erinnerungspolitik“ zu betreiben – mit all den nachgesagten Intentionen, Fragwürdigkeiten und Einseitigkeiten?

Die Antwort ist ein klares Nein! Die Überbesorgnis des Hamburger Wissenschaftlers ist verständlich, aber auch falsch. Und der Nachweis für Naumanns Irrtum ist leicht zu erbringen.

Zunächst (um die Frage der Beweislast zu klären): Belege für seine These hätte eigentlich der Autor selber beibringen müssen wie es üblich ist in der Wissenschaft: nicht der Skeptiker, der eine Behauptung in Frage stellt, steht in der Beweispflicht, sondern derjenige, der diese Behauptung aufgestellt hat. Aber Naumann kann in seinem gesamten Beitrag keinen einzigen Anhaltspunkt für seine Befürchtungen nennen: kein Zitat, das fragwürdig wäre, kein Hintergrundwissen über Verabredungen dieser „neuen Sprechergruppe“, das auch nur im entferntesten geeignet wäre, diese Hypothese für plausibel zu halten. „Die Wahrheit ist konkret“, hat ein deutscher Dichter einmal gesagt, gewiss kein rechter Poet Bei Naumann bleibt alles bloße Behauptung, bleibt alles abstrakt. Gefahren sollte man sehen, das wohl, aber keine Gespenster.

Das Kopfschütteln nimmt aber zu, wenn man in die – scheinbar/tatsächlich? – von Naumann analysierten Bücher schaut: da spricht die Kölner Radiojournalistin Sabine Bode, Jahrgang 1947, in ihrem Buch wieder und wieder die Naumann zufolge verleugnete NS-Thematik an, ganz im Sinne dieses Kritikers (siehe unter anderem die Seiten 27ff., 84f., 98ff., 111, 174, 214f., 263ff., 276ff. – an letzterer Stelle kommt übrigens ausführlich der eingangs erwähnte Micha Brumlik zu Wort!); ein ganze Kapitel widmet Sabine Bode dem NS-Erziehungsbuch der Johanna Haarer „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“, und auch das Nachwort der Bielefelder Psychologin und Traumatherapeutin Luise Reddemann, Jahrgang 1938, schließt mit einem Satz, der den Bogen von den Opfern der einen Seite zu den Opfern der anderen Seite spannt: „Tiefes Mitgefühl mit anderen setzt Mitgefühl mit sich selbst voraus…“ (Bode, S. 288; ähnlich schon viele Jahre vorher – so Tilmann Moser 1996, S. 110 – Thea Bauriedl, die Münchner Psychoanalytikerin; siehe Literaturverzeichnis!).

Da steuert Hans Koschnik, Jahrgang 1929, Ex-Bürgermeister von Bremen und UN-Flüchtlingsbeauftragter, der aus einem sozialdemokratischen Elternhaus stammt, das von Anfang 193 an den Repressionen des Nazi-Regimes ausgesetzt war, ein Vorwort zu Hilke Lorenz’ Veröffentlichung bei und stellt zu der Vertreibung der Ostdeutschen fest, dass Hitler es gewesen sei, „der diese Art von Besatzungs- und Raumordnungspolitik hoffähig gemacht“ hatte (Lorenz, S. 14). Da lässt die Autorin Lorenz selber, Jahrgang 1962, als Journalistin tätig in Stuttgart, ebenfalls keinerlei Zweifel aufkommen an ihrer negativen Einschätzung der Nazi-Diktatur und an der ursächlichen Rolle, die das NS-Regime für alle die in ihrem Buch geschilderten Grauen im Leben der deutschen Kriegskinder spielte (unter anderem auf den Seiten 25, 28, 39, 62, 144, 161, 179, 204, 252, 266, 267, 268, 296). Aber das alles muss der Kritiker Naumann offenkundig überlesen haben. Oder gibt es womöglich eine Erklärung dafür – einen Grund, den vielleicht selbst die angegriffenen Autorinnen und Autoren nicht sofort verwerfen sollten: das Wissen um die historischen Ursachen all dieses Leids und die schockartige Erfahrung, dass man zumindest in den ersten beiden Jahrzehnten unserer Republik nur unzureichend mit diesem grauenhaften Erbe umgegangen ist (siehe Ralph Giordanos Buch zur „Zweiten Schuld“, Angaben dazu im Literaturverzeichnis!)?

Und wie sieht es mit den anderen Publikationen aus? Mit Radebolds Buch „Abwesende Väter“, mit Schulz/Radebold/Reuleckes „Söhne und Väter“ und – nicht zuletzt – mit dieser Veröffentlichung hier? Werden wir in diesen Büchern fündig, fündig im Sinne des Nau-mann’schen Generalverdachts? Betreiben also – wenn schon nicht die Journalistinnen – so doch – ausgerechnet! – die Wissenschaftlerinnern und Wissenschaftler die von dem FR-Autor beschriebene „Erinnerungspolitik“?

Zugegeben, es fällt mir bei der Beantwortung dieser Frage schwer, jene Zurückhaltung zu wahren, die gleichwohl vonnöten ist. Denn worauf liefe – man mache sich das klar – bereits diese Frage hinaus? Auf die Möglichkeit, dass gleich eine ganze Reihe von WissenschaftlerInnen und PsychotherapeutInnen in der Bundesrepublik gegen grundlegende Prinzipien ihrer Fachdisziplinen verstießen! Dadurch nämlich – um nur den zentralen, den anstößigsten Punkt anzusprechen -, dass sie eigene Weltanschauungsinteressen in die Behandlung ihrer PatientInnen einfließen lassen würden, und dies sogar willentlich und ganz bewusst! „Erinnerungspolitik“, von Psychotherapeuten betrieben im Rahmen ihrer Psychotherapien, das hieße im Klartext, daß sich Behandler zu Handlangern machten, zu Helfershelfern therapiefremder Interessenspolitik, das hieße, daß sie nicht mehr lege artis arbeiten würden, sondern auf hochgefährliche Weise und in moralisch verwerflicher Weise manipulativ! Wollte Naumann das ernsthaft behaupten? Glaubt er tatsächlich, Nachweise dafür in den hier zur Rede stehenden Veröffentlichungen gefunden zu haben? Und ist sich der Autor im Klaren darüber, welches Verletzungspotential einer solche Hypothese verbirgt?

Halten wir auch hier zunächst nochmal fest: diese Ungeheuerlichkeit zu beweisen, das wäre ebenso Sache des FR-Autors gewesen wie die Beweise für die anderen Behauptungen auch. Aber er tut es wiederum nicht, und diese Beweise gibt es auch nicht. Gleichwohl: schauen wir auch in die Beiträge der letztgenannten WissenschaftlerInnen kurz noch hinein.

Radebold, um mit ihm zu beginnen, schrieb bereits in seinem Buch „Abwesende Väter“ aus dem Jahr 2000 von den „Kindern der Täter“ wie von den „Kindern der Opfer“ (S. 36) und kritisierte bereits dort die „Verdrängung des Nationalsozialismus im psychotherapeutischen Bereich (bei den Psychotherapeuten selbst und ihren Psychotherapien“ (S. 37). Bereits in dieser Veröffentlichung sprach er von den „Auswirkungen des Nationalsozialismus (Hervorhebung: HP) jetzt schon in der dritten Generation“ (S. 38). Und auf den Seiten 180 bis 185 schilderte Radebold unter anderem die psychoanalyse-internen Debatten zum Thema Drittes Reich in Psychotherapien (siehe dazu auch meine eigene Veröffentlichung aus dem Jahr 1986!) und greift auch in dem vorliegenden Band die fatale Folge der „Idealisierung von Vätern und Müttern auf, „die im Dritten Reich als Täter aktiv tätig gewesen waren“, sowie die Gefahr der „Übernahme ihrer Ideen, Ansichten und Verhaltensweisen“ aus der NS-Zeit – dann nämlich, wenn die Auswirkungen der Kriegsgeschehnisse auf die damaligen Kinder nicht aufgearbeitet würden. Und sein Co-Autor Hermann Schulz, Jahrgang 1938, Verfasser zahlreicher vielfach ausgezeichneter Romane, betont in seinem Beitrag zu der Veröffentlichung „Söhne ohne Väter“ (2004) ausdrücklich: „Es geht nicht um einen Platz auf dem Markt der Opfergruppen, sondern um die Wahrnehmung unserer eigenen Geschichte, um die späte Chance, unsere Gesellschaft heute in ihren Defiziten besser zu begreifen“ (Schulz u. a., S. 20). Was daran sollte politisch fragwürdig, moralisch gar verwerflich sein?

Es ist diesen Autoren – wie Bode, wie Lorenz – doch zuzustimmen, dass hier Nachhol- und Klärungsbedarf besteht. Und hieße denn wirklich, von dem Leid der einen zu sprechen, das Leid der anderen vergessen zu machen? Welche Logik etablierte sich hier? Gibt es tatsächlich nur das „Entweder – oder“ anstelle des „Sowohl – als auch“? Mir scheint, das wäre ausschließlich Naumanns subjektive Auslegung dieses Sachverhalts – eine Sorge, die ich nur mit Verständnis, aber ohne Einverständnis zur Kenntnis nehmen kann; objektiv fundiert – belegt und belegbar – wäre diese Interpretation nicht. Und so stelle ich abschließend zu diesem ersten Teil fest:

Bode und Lorenz, Radebold und die anderen AutorInnen haben eindrucksvolle Beiträge zur „Kriegskinder“-Thematik vorgelegt, Schilderungen und Analysen, die frei sind von den unterstellten Einseitigkeiten und zeigen, wie dringend erforderlich die Erforschung auch dieser Abschnitte unserer Geschichte ist – apropos: bis weit in die Zukunft hinein. Denn so rasch, befürchte ich, werden wir die Phase der Kriege nicht hinter uns lassen. Psychische Kriegsfolgen, „posttraumatische Belastungsstörungen“, sie werden verantwortliche Publizisten und Wissenschaftlerinnen auch in den kommenden Jahren nicht in Ruhe lassen – und vor ihnen die Menschen nicht, die Opfer dieser Geschehnisse werden. Oder sollte dem kritischen Autor Naumann entgangen sein, daß ausgerechnet die Führung der westlichen Führungsmacht Kriegführung wieder für ein Mittel der Politik hält?

Nachbemerkung: Im Sammelband „Kindheiten im II. Weltkrieg und ihre Folgen“ (Herausgeber: Hartmut Radebold) konnte der Beitrag unten nur unvollständig erscheinen. Der wichtige Abschnitt „Erinnerungspolitik von links?“, in dem ich mich – schon aus Gleichgewichtsgründen – noch einmal intensivst mit der fatalen „Friedenspreisrede“ Martin Walsers in der Frankfurter Paulskirche im Herbst 1998 auseinandergesetzt hatte, wurde in dem Sammelband nicht mitabgedruckt.

Morgen bringen wir an dieser Stelle den zweiten Teil von Holdger Plattas Artikel

Einen Kommentar hinterlassen

Beginnen Sie mit der Eingabe und drücken Sie Enter, um zu suchen