8 Minuten Sturzflug

 In Politik (Inland), Umwelt/Natur
Die Weibchen in die "Intensivtierhaltung", die Männchen in den Schredder ...

Die Weibchen in die “Intensivtierhaltung”, die Männchen in den Schredder …

Damit ein Tod in der Presse Beachtung findet und gar goldene Worte von Politikern auslöst, müssen bestimmte Bedingungen gegeben sein: Zunächst ist es unabdingbar, dass die Getöteten Menschen sind. Dann sollten sie nach Möglichkeit Europäer oder Amerikaner sein und auf möglichst spektakuläre Weise ums Leben gekommen sein. Schließlich empfiehlt es sich, auf eine Weise ums Leben zu kommen, die vielen Menschen Angst macht, weil es sie selbst betreffen könnte. V.C. Herz macht eine verblüffende Rechnung auf, was in 8 Minuten noch so passieren kann.

24.03.2015, 10:01 Uhr: Ein vollbesetztes Flugzeug startet in Barcelona mit 150 Menschen an Bord. Um 11:55 Uhr, also nach 114 Flugminuten hätte das Flugzeug planmäßig am Düsseldorfer Flughafen landen sollen. Allerdings ist das Flugzeug dort nie angekommen. Denn um 10:45 Uhr leitete der Copilot einen Sturzflug ein, der um 10:53 Uhr, also 8 Minuten später zum Tod der 150 Insassen führte. Das Flugzeug prallte gegen eine Felswand, sämtliche Insassen waren sofort tot. Gemäß der Blackbox realisierten die Fluggäste nur wenige Sekunden vor dem Aufprall was passiert.

Das Thema bekam am selben Abend einen Brennpunkt im öffentlichen Fernsehen, sämtliche Zeitungen und Titelseiten waren gefüllt mit dem tragischen Thema. Die Gesellschaft ist fassungslos. Unter den Opfern waren sogar Kinder. Beispielsweise 16 Schüler. Das ist sehr tragisch für alle Angehörigen.

Während dem 8-minütigen-Sturzflug starben aber auch weitere Kinder. Alle 5 Sekunden stirbt ein Kind auf unserem Planeten aufgrund von Mangelernährung. Während dem 8-minütigen Sturzflug sind entsprechend 96 Kinder verhungert. Während der kompletten Flugzeit, also während der 114 Minuten, sind sogar 1.368 Kinder verhungert. Am 24.03.2015 sind schätzungsweise 17.280 Kinder weltweit verhungert. Brennpunkt in der ARD? Fehlanzeige.

Während der 8 Minuten, also von 10:45 Uhr bis 10:53 Uhr, wurden in Deutschland insgesamt 11.520 Tiere von uns Menschen getötet. Vorsätzlich. Mehr als 2 Millionen Tiere wurden nur in Deutschland am 24.03.2015 hingerichtet. Fische ausgeschlossen.
Weltweit wurden während dem 8-minütigen Sturzflug 684,932 Tiere getötet. Insgesamt 123 Millionen Tiere wurden auf unserem Planeten am 24.03.2015 getötet. Fische ausgeschlossen. Berichterstattung? Fehlanzeige. Die 123 Millionen Tiere schmecken einfach viel zu lecker. Die 17.280 Kinder, die nur am Tag des Flugzeugabsturzes verhungerten, sind uns egal. Wer die Todesopfer des Fluges in seine Gebete einschließt, sollte vielleicht auch die 17.280 Kinder jeden Tag in seine Gebete aufnehmen. Oder die 123 Millionen Tiere.

Warum uns der Flugzeugabsturz schockiert, die Hungertoten uns aber kalt lassen? Die Anonymität der Todesopfer kann es nicht sein. Die 150 Flugzeugpassagiere kannten wir schließlich auch nicht. Der Unterschied ist, dass wir theoretisch auch in diesem Flugzeug hätten sitzen können. Mit etwas Pech. In Afrika verhungern ist allerdings keine Situation in der wir uns befinden könnten. Beziehungsweise die Wahrscheinlichkeit ist verschwindend gering. Deshalb sind die toten Passagiere für uns auch so wichtig und die Hungertoten sind es nicht. Und die toten Tiere sind erst recht nicht wichtig. Denn als Mensch kann man nicht auf der Schlachtbank landen. Solange wir in Sicherheit sind, ist schließlich alles gut. Und die Opfer sind egal, solange ausgeschlossen werden kann dass wir auch Opfer werden könnten.

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