Keinerlei Verbesserungen in Griechenland
50. Bericht zu „Patenschaft für Panagiota“. Längst überfällig, teile ich heute nochmal einiges zur Gesamtsituation in Griechenland mit. Gut sieht es in keinerlei Hinsicht aus. Die Trends zur Verelendung und Verarmung der Menschen halten an, die ultrakonservative Mitsotakis-Regierung schaut weiterhin tatenlos zu, und der Niedergang der SYRIZA scheint ebenfalls nicht mehr aufzuhalten zu sein. Und die Lage bei uns, die neuesten Spendenzahlen, der aktuelle Kontostand? – Lest bitte selbst! Holdger Platta
Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,
vermutlich zum letzten Mal kann ich Euch heute etwas über die allgemeine Lage in Griechenland berichten. Noch vor Weihnachten, in der nächsten Woche also, werde ich eine Art von Schlussbilanz vorlegen zu unseren Hilfsaktionen, mit einigen Hinweisen nochmal zum Wechsel in andere Möglichkeiten, die von uns betreuten Notleidenden weiterhin unterstützen zu können. Heute aber nochmal zu dem, was sich in Griechenland während der letzten Wochen generell getan hat – vor allem sozial und ökonomisch sowie politisch. In Stichworten jedenfalls (abschließend dann ein vorletztes Mal zum Spendengeschehen bei uns)!
Nun, eines werdet Ihr ganz sicherlich auch während der letzten Wochen erahnt haben: Wenn sich bei der materiellen Situation etwas getan hätte, positiv natürlich, für die Hilfsbedürftigen „bei uns“ und damit auch übergreifend für alle verarmten und verelendeten Menschen in Griechenland, dann hätte ich mit Sicherheit darüber berichtet. Aber nichts dergleichen ist geschehen. Um es auf den Punkt zu bringen: die ultrakonservative Mitsotakis-Regierung der „Nea Dimokratia“, der ND, tut nichts, aber auch gar nichts, für das unterste Bevölkerungsdrittel, nichts auch für diejenigen Menschen, die eher der sozialen und ökonomischen Mitte dieses kaputtregierten Landes zugerechnet werden können. Konkret:
- Es wird gehungert in Griechenland. Das wird zwar von der staatlichen Statistikbehörde ELSTAT beschönigend als „Mangelernährung“ bezeichnet, aber ein Rückgang dieses Elends „ganz unten“ ist nicht festzustellen. 6,1 Prozent aller Menschen in Griechenland waren davon betroffen, im Jahre 2022 – und im Jahr davor waren es „nur“ 6 Prozent gewesen. Das in einem Land, das der EU angehört, das in einem Land, von dem man annehmen könnte, allein die Selbstversorgung in diesem agrarisch strukturierten Land müsste ausreichend sein, um derlei verhindern zu können.
- „Natürlich“ hat das damit zu tun, dass in diesem Griechenland die Arbeitslosen überwiegend kein Erwerbslosengeld beziehen – wobei ich zu diesem Thema, bitte Vorsicht, nur geschönte Zahlen mitteilen kann. Die „Griechenland Zeitung“, die GZ, berichtete in ihrer Ausgabe vom 23. August zum letzten Mal darüber. Demzufolge gab es im Juli dieses Jahres 905.444 Menschen ohne Beschäftigung in Griechenland, die meisten davon im Alter zwischen 30 und 44 Jahren. Lediglich 127.135 dieser gemeldeten Arbeitslosen haben Erwerbslosengeld bekommen (in unbekannter Höhe). Prozentziffern erspare ich Euch, weil sie so wenig aussagekräftig wären wie diese absoluten Arbeitslosenzahlen. Wieso? – Nun, ich berichtete schon vor einiger Zeit mal über diesen Sachverhalt: weil es in aller Regel kein Arbeitslosengeld gibt, melden sich viele Menschen gar nicht mehr und teilen deshalb den Behörden gar nicht mehr mit, dass sie auf Arbeitssuche sind! Dunkelziffer? Unbekannt! Es scheint diesen Staat auch nicht zu interessieren.
- Da ich das Moment der Selbstversorgung angesprochen habe bzw. die agrarische Wirtschaftsstruktur in Griechenland (nach wie vor!): die Olivenbauern dort haben in diesem überheißen Jahr 2023, witterungsbedingt, Ernteeinbußen in der Größenordnung von 60 bis 80 Prozent hinnehmen müssen. Jene Selbstversorger, die auf den Verkauf von Bienenhonig gesetzt haben, mussten mit einem Rückgang von 50 bis 70 Prozent fertig werden. Und während des gesamten Berichtszeitraumes von August 2023 bis jetzt keinerlei Meldung, dass dieser Staat, dass diese großartige, quasi christdemokratisch orientierte Regierung, irgendetwas gegen diese Katastrophen getan hätte! Um es noch einmal festzuhalten: soziale und ökonomische Not vieler Menschen in Griechenland, das ist kein Thema für Kyriakos Mitsotakis und Co! Was zeigt: unsere Hilfsaktionen waren (und sind eigentlich) dringend vonnöten, ebenso unsere Regierungskritik (zigfach geäußert!), aber unsere Spendenergebnisse erlauben das nicht mehr.
Dazu eine Meldung, die mit Griechenland unmittelbar nichts zu tun hat: einer Mitteilung des „Deutschen Spendenrats“ zufolge, vom 12. Dezember dieses Jahres, sind die Spendeneinnahmen in Deutschland dramatisch zurückgegangen und haben mittlerweile das niedrigste Niveau seit 2005 erreicht! Das sei „besorgniserregend“, so Martin Wulff, Sprecher der betreffenden Organisation. Zwar unterstützten noch 14 Millionen Menschen in Deutschland die verschiedenen gemeinnützigen Vereine und Stiftungen, im Vorjahr 2022 seien das aber noch 16 Millionen Menschen gewesen. Als Hauptursache vermuten die Experten vor allem die Teuerungsraten in Deutschland, etwa bei Lebensmitteln und bei den Energiekosten. Verarmung bei uns trägt also – indirekt – auch zur Verarmung in eh verarmten Ländern bei! Und wir mit unserer Hilfsinitiative haben das ja ebenfalls aufs bitterste erfahren müssen: dass eine Spendenaktion, die immerhin ab dem Juli 2015 tätig gewesen war, nunmehr ihr Ende beschließen musste.
Zwischenfazit mithin: was nunmehr auf eine Panagiota mit ihren Töchtern zukommt und auf Dionysis, den Jungen, der auf lebensrettende Spezialernährung angewiesen ist, das zeigt „nur“, was insgesamt in Griechenland los ist. Ganze Bevölkerungsteile drohen dort zugrunde zu gehen, die Regierung schaut nur zu. Und die Europäische Union ebenfalls. Ja, und auch dieses sei noch einmal aufs deutlichste wiederholt: die Massenmedien in der Bundesrepublik interessiert das ebenfalls nicht!
Eine andere „Elendsberichterstattung“ füge ich hier nur noch in aller Kürze an: Informationen zum weiteren Niedergang der SYRIZA, die einstmals angetreten war, die Not im eigenen Land beseitigen zu wollen.
Nun, die SYRIZA droht endgültig auseinanderzubrechen, ja, mehr noch: dieser Zerfall hat bereits eingesetzt. Enttäuschte, eher linke Mitglieder und Anhänger haben bereits dieser Partei den Rücken gekehrt, erste Abspaltungen, auch organisatorischer Art und bis in die Parlamentsfraktion hinein, gibt es ebenfalls schon, und das Ergebnis der griechischen Kommunal- und Regionalwahlen am 8. und 15. Oktober kam für die SYRIZA einem Desaster gleich, mit einem Ergebnis nur noch knapp über 12 Prozent. Die Tatsache, dass sich diese Partei den Austeritätsforderungen der Europäischen Union beugte, im Spätsommer/Frühherbst des Jahres 2015 war das, und zweitens die Tatsache, dass sie vor einigen Monaten, als Nachfolger für Alexis Tsipras, einen US-Import, der bei Goldmann & Sachs tätig gewesen war, ins Amt des Parteivorsitzenden der SYRIZA wählte, diese beiden Fakten haben sich bitter gerächt. Auch von dieser Seite aus, von Seiten der nominell „Radikalen Linken“, darf also die verarmte Bevölkerung in Griechenland nichts mehr erwarten. Zugegeben: auch die Mitsotakis-Partei, die ND, hat bei den Oktoberwahlen starke Einbußen hinnehmen müssen. Aber das tröstet so wenig wie die Tatsache, dass die PASOK, die sozialdemokratische Partei, zulegen konnte und auch die KKE, die Partei der Marxisten-Leninisten in Griechenland. Dafür fielen deren Zugewinne – Obergrenze rund 12 Prozent – doch allzu bescheiden aus. Nichts also deutet in Griechenland auf grundlegende und vor allem grundlegend positive Veränderungen hin.
Mir verbleibt noch, auf unser Spendenergebnis während der letzten sieben Tage einzugehen. 100,- Euro wurden von zwei Spendern an uns überwiesen (Vorwoche: 155,- Euro/drei UnterstützerInnen). Damit befinden sich derzeit 365,- Euro auf unserem Konto für die Hilfsaktionen in Griechenland. Ich werde Volker Töbel, unserem Kassenwart, vorschlagen, 300,- Euro davon so rasch wie möglich an die Familie von Dionysis zu überweisen. Den beiden Spendern auf jeden Fall mein herzlichster Dank!
Ansonsten bitte ich Euch heute zum allerletzten Mal, Spenden auf unser Konto für die Hilfsbedürftigen in Griechenland zu überweisen. Im Abschlussbericht nächste Woche erläutere ich dann noch einmal die Änderungen, die ab dem 1. Januar 2024 gültig sein werden. Auch die Bankdaten zum neuen Hilfskonto bei Bettina Beckröge erfahrt Ihr dann. Für heute gilt jedenfalls noch einmal der alte Appell:
Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „Panagiota“ auf das Konto:
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW
Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.
Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta
mir ist leider nicht transparent, wie viel Geld monatlich fehlt für die Unterstützung. Dann kann ich auch einschätzen, ob ich einen sinnvollen Beitrag leisten kann.
Gerne privater Austausch.
LG
Rüdiger
nunja, ganz genau kann man den Betrag natürlich nicht beziffern, der für eine einschränkungslose Unterstützung der von uns betreuten Hilfsbedürftigen erforderlich wäre: auf jeden Fall 30o,- Euro für Dionysis und 350,- Euro für Panagiota (einmal für die Spezialernährung, einmal für die Miete). Hinzukommen aber immer wieder an Zusatzbeträgen für Panagiota – in wechselnder Höhe – Nachzahlungen für Stromkosten sowie fürs Organisieren und Informieren unsererseits so roundabout 50,- Euro. Vorsichtig geschätzt also: um die 850,- Euro pro Monat im Durchschnitt.
Mit herzlichen Grüßen und Dank für Deine Interesse!
Holdger