Alexa Rodrian: Bestens Informiert

 In FEATURED, Poesie

Alexa Rodrian, Foto: Jorinda Gersina

Wie kann es sein, dass langjährige Freundschaften über ein einziges politisches Thema zerbrechen? Warum verstehen ehemalige Weggefährtinnen nicht, was derzeit vorgeht, obwohl man sich doch Wachsamkeit gegenüber einem möglichen neuen Faschismus geschworen hat? Und wie fühlt es sich eigentlich an, als Minderheit “exkludiert” zu werden, ausgerechnet von Leuten, die sich die Inklusion auf die Fahnen geschrieben haben? Alexa Rodrian fängt die Zeitstimmung in ihrem Prosagedicht sehr feinfühlig ein. Die Dichterin und Sängerin wird auch auf dem Album “Protestnoten”, Erscheinungsdatum: 21. Januar 2022, vertreten sein.

 

Bestens informiert
Nicht mehr interessiert
Wir werden nicht zusammen kommen
Unsere Freundschaft ruiniert
Ich fühl mich schlimm beklommen

Nicht mehr reden
Nichts erklären müssen
Die Gesellschaft ist zerrissen
Schweigen sollen wir jetzt
Bis ihr dann nicht mehr hetzt

Bestens informiert
Sagt ihr ganz ungeniert
Was ist hier nur passiert?
Der Tellerrand ist nicht zu hoch ihr wollt nicht drüber schauen
Ihr verweigert uns den Dialog

Man lässt uns nichts mehr sagen
Ohne uns zu diffamieren
Stolz bin ich auf die die‘s trotzdem wagen
In Deutschland kann doch sowas nicht passieren
Ein naives Mantra ist’s in diesen Tagen

Bestens informiert
Leider nichts kapiert
1984 und die Welle habt auch ihr gelesen
Ist wohl kaum Erfolg gewesen
Ihr vertretet jetzt die selben Thesen

Früher mal waren wir uns einig
Totalitär auf leisen Sohlen kommt’s daher
Doch jetzt wollt Ihr’s nicht hören und nicht sehen
Was muss denn noch geschehen?
Wacht ihr erst auf wenn sie uns kasernieren
Und mit grünen Bändchen bandagieren?

Bestens Informiert
Dabei habt ihr gar nichts generiert
Die Zahlen ohne Relation
Ihr sprecht von Inklusion
Welch blanker Hohn
Die Exklusion die sollt euch sorgen
Sie ist Faschismus im Gestern und im Morgen

Anzeigen von 3 Kommentaren
  • Volker
    Antworten
    Weia – Fotoshooting Retro

    Doch, hat was für sich …. schätze Geldadel zur Zeit erster Welle Jazzpandemie. Da blieb kein Bein mehr ruhig und die Masse wurde verrückt, allen voran Damen aller Klassen, deren magische Hüften beim Tanz Konfliktpotential entwickelten, bis hin zum Krieg der Geschlechter, wer nun führen dürfe, bei hemmungslosen abjazzen unter wilden Klängen dicker Backenmusik aus Übersee. Ohne Ab-und Anstand sowie Regeln.

    Jo, das Bild assoziiere ich,  quer betrachtet, mit spanischen Landadel sogar: Dame auf Bank in Yoga-Pose beim Abzählen landeigener Wandermalocher, ein in Schwarz gekleideter Geld-Grufti mit börsenorientierten Kurvenblick, beim Hören kratzendem Jazz auf Schellack. Schwarze Musik und Landadel – das passt doch.

    Was dem armen Fotografen widerfuhr, nachdem er aufs Knöpfchen drückte, um Dame auf ewig zu konservieren, dazu noch Retro – man wird es uns nicht erzählen. Zeitzeugen verstummen plötzlich, oder verschwinden gar. Möglicherweise schuftet er nun auf Gurken- und Tomatenfelder für 1 Euro Sklavenlohn, hier zu Land auch Bürgergeld genannt.

    Olé!

    • Alexa Rodrian
      Antworten

      spannend wie und was sie schreiben…folgen kann ich ihnen nicht ganz,  aber das macht nichts – schickt sich eh nicht für Damen aus dem Adel alles zu verstehen !

    • Freiherr
      Antworten
      …einen Bezug zum Jazz hergestellt, Volker ?  black as can be ? – über den Teich herüber geschwappt ?

      why not !

      Aber dann schon richtig interpretiert und zu diesem ausdrucksstarken aktuellen Gedicht von Alexa Rodrian dann auch passend:

      ” I wish I knew how it would feel to be free… ”

      https://www.youtube.com/watch?v=vq3sdF0YXkM

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