Alexa Rodrian: Blindgänger

 In FEATURED, Poesie

Alexa Rodrian, Foto: Jorinda Gersina

Auch in diesem Gedicht spricht die Autorin wieder von ihrer Betroffenheit und Erschütterung wegen einer zerbrochenen Freundschaft. Plötzlich scheint dem oder der anderen die Zugehörigkeit zur Glaubensgemeinschaft der Corona-Linientreuen wichtiger als selbst langjährige Freundschaft. Da kommt die bange Frage auf, ob er oder sie nicht eigentlich schon immer angepasst war, ob man das in guten Zeiten nur nicht hat sehen wollen. Man dringt nicht mehr durch, weder mit Argumenten noch mit hartnäckiger Freundlichkeit. Aber nicht für die Erzählerin ist dieser Bruch ein Verlust… Alexa Rodrian wird eine vertonte Version ihres Gedichts auch auf dem Album „Protestnoten“, Erscheinungsdatum: 21. Januar 2022, vortragen.

 

Ich glaube du verstehst mich nicht, stehst ganz dahinter und erfüllst die Pflicht
Sagst mir du hast keine Angst, frag mich warum du dich dann so verschanzt
Vielleicht warst du schon immer so, warst mir nah doch sehen wollte ich das nicht

Ich versteh dich nicht, woanders steh ich sehe vieles unter anderem Licht
Teilen möchte ich’s mit dir, doch du du denkst, ich sei nicht mehr ganz dicht
Du warst wohl schon immer so, trotzdem tut es weh wenn es zerbricht

Ich verliere mein Gesicht und du schaust zu und siehst mich nicht

Ich glaube wir verstehen uns nicht, glaubst ganz an das System
Ich will andere Wege gehen, gern gemeinsam wenn du willst
Doch du rufst laut Moral und suchst nach deinem goldenen Gral
Du warst wohl schon immer so, nichts ist neu doch langsam wird es mir zur Qual

Verzweifelt bin ich, wo ist der Weg der zu dir führt und irgendwas in dir bewegt
Verweigerst meine Thesen, dabei hast du sie noch nie wirklich gelesen
Du warst wohl schon immer so, doch jetzt hab ich Angst vor dem was du von mir verlangst

Ich verliere mein Gesicht und du schaust zu und siehst mich nicht
Jetzt muss ich ganz schnell was tun, denn sonst werd ich im hier und jetzt für immer ruhen
Nicht meine Art du dachtest wohl als Künstlerin sei ich zu zart
Es ist jetzt an der Zeit riskiere Ruf und Sicherheit

Jetzt muss ich ganz schnell was tun, den Wölfen lief ich viel zu lange hinterher
Verliere Freiheit und viel mehr, das will ich nicht

Die Worte ziehen mich ins Gefecht, denn du beschimpfst mich sowieso
Ganz plötzlich, unbegreiflich als rechts

Jetzt wirst du sie vermissen meine Lieder
Jetzt wirst du sie vermissen meine Melodien
Jetzt wirst du sie vermissen meine Lieder
Denn für dich kann ich sie nicht mehr spielen

Ich will so gerne friedlich sein, du hörst nicht auf zu schreien
Stellst dich taub, blind und stumm, verstehst doch sonst so viel, jetzt nicht mehr warum
Du warst wohl du schon immer so ist jetzt egal ich habe keine andere Wahl

Warum stellst du mir noch Fragen –  willst keine Antworten drauf haben
Du sperrst dich ein verschließt die Türen
Ich kann dich schon viel zu lange nicht mehr berühren
Vielleicht warst du schon immer so ich nicht
Ich will das Leben dich und alles wieder spüren.

Ich verliere mein Gesicht und du schaust zu und siehst mich nicht
Jetzt ich muss ganz schnell was tun denn sonst werd ich im hier und jetzt für immer ruhen
Das ist gar nicht meine Art, du dachtest wohl als Künstlerin sei ich zu zart
Es ist jetzt an der Zeit riskiere Ruf und Sicherheit

Ich weiss ich muss ganz schnell was tun, denn du läufst jetzt den Wölfen hinterher
Verlierst vielleicht die Freiheit und viel mehr, ich kann das nicht
mit Worten zieht es mich ins Gefecht

Denn du beschimpfst mich sowieso ganz plötzlich unbegreiflich als rechts

Jetzt wirst du sie vermissen meine Lieder
Jetzt wirst du sie vermissen meine Melodien
Jetzt wirst du sie vermissen meine Lieder
Denn für dich kann ich sie nicht mehr spielen

Kommentare
  • Gabriel Müller-Huelss
    Antworten
    Ein toller einfühlsamer und vor Allem auch nachvollziehbarer Text in dieser Zeit. Ich bin sehr gespannt auf die vertonte Version!

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