Alexanders Albumtipp der Woche: Masako Ohta & Udo Schindler – Kayushiki Teien

 In CD-Tipp

Musik die irgendwo beginnt, irgendwo hinführt und irgendwo endet, eine Pianistin, ein Klarinettist und eine einstündige Reise ins Nichts und Alles – das ist die CD kayushiki teien mit Masako Ohta (Klavier) und Udo Schindler (Klarinetten). (Alexander Kinsky)

Provozieren oder verinnerlichen die aus Tokyo stammende Pianistin und der aus Köln kommende Improvisationskünstler mit dieser CD?

Auf der CD-Hülle steht nirgendwo, was das japanische kayushiki teien bedeutet. Der Schreiber geht davon aus, dass dies eine bewusste Entscheidung ist und respektiert diese, forscht nicht nach. Der CD-Titel soll ihn nicht thematisch festlegen.

Die Spielzeit 59:17 Minuten ist sehr wohl angegeben. Das legt die Hörerschaft allerdings fest, überhaupt wenn man die CD in einem Player mit Spielzeitanzeige ablaufen lässt und gelegentlich dorthin blickt.

Musik also die irgendwo, irgendwie beginnt, irgendwie verläuft und irgendwann endet. Musik auf den Tasten gespielt, im Klavier zum Klingen gebracht, mit den Klarinetten melodisch oder nur geräuschhaft, Musik, die ganz im Augenblick entsteht, ein Aufeinanderhören, ein Nebeneinander, ein Miteinander, nie strukturell erfassbar, manchmal meditativ, weltverloren, manchmal lebendig, aufgeregt, vielleicht Natur evozierend, Pflanzen, allerlei Tiere, motivisch bis eben nur geräuschhaft…

Keine Musik mit Zeit. Hier gibt es keine Zeit bzw. hat man diese im Blick nimmt sie eine wesentliche Dimension der Musik heraus bis zum alles entscheidenden „Wie lange geht das noch?“ (Je nach Verfassung der oder des Hörenden mit entsprechenden Folgen.)

Man kann nicht einmal sagen Durchhalten lohnt sich, denn so wie sich immer alles ändert, wandelt, so ändert und wandelt sich hier nichts. Gerade das ist es aber auch, was diese Musik ausmacht.

Dem gestressten Menschen von heute anbieten, mal eine Stunde abzuschalten mit dieser CD? Das hat auch wieder etwas allzu Käufliches an sich, wird dem Projekt nicht gerecht.

Den beiden zuhören wie ihnen vielleicht etwas einfällt, was man mitnehmen kann? Wieder ein Ansatz von oben herab, passt auch nicht.

Inspirierend – für Musikerinnen und Musiker vielleicht, selbst freie Musik zu versuchen. Für alle vielleicht, einfach den Gedanken und Gefühlen während die Musik läuft freien Lauf zu lassen. Die Musik nicht mehr bewusst zu hören, sondern sie einfach als Teil des Seins im Moment zu leben.

Das wäre doch eine Möglichkeit.

Aufgenommen wurde die CD (Creative Sources Recordings CS 615) am 19.5.2017 live im Studio in der Mohrvilla in München Freimann.

Die Homepage von Masako Ohta: http://www.masako-ohta.de/

Die Homepage von Udo Schindler: https://arch-musik.de/

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