Alexanders CD-Tipp am Feiertag: Gunther Maria Nagel – Welcome Songs
Intellekt und Spiritualität in Einklang zu bringen, Geist, Körper und Seele zu harmonisieren: das gelingt Gunther Maria Nagel mit seinem 2018 in Eigenproduktion veröffentlichten Album „Welcome Songs“. (Alexander Kinsky)
Stichworte zum Leben und Wirken von Gunther Maria Nagel, aus seiner Homepage filterbar: Geboren 1968 in Windhuk/Namibia, seit 1973 in Westberlin, später Uckermarkt, noch später Prignitz, von Jugend an Gitarrist und Komponist, bald Straßenmusikant, dann Musikwissenschafts- und Philosophiestudent in Göttingen, erste CD-Aufnahmen ab 1996, später auch Konzerte, klassische Gitarre, taoistische Kompositionen, Einsatz elektronischer Effekte, Bhajans und andere spirituelle Gesänge, Weltmusik, Solo- und Duoprojekte, Jiddische Lieder, „Herr Maria & Dezibella“, „Satolstelamanderfanz“, Live-Looping, „Die Grüne Laune“ mit irischen Melodien sowie Komposition von Kammer-, Kirchen- und Orchestermusik.
Die 70 Minuten lange CD „Welcome Songs“ hat Titel die von knapp über vier bis über 18 Minuten lang sind. Davon darf man sich keinesfalls abschrecken lassen. Der fließende Folkpop, in den Liedelemente eingeflochten sind, entfaltet einen ganz eigenen Sog, einen Flow, in dem man sich geborgen fühlen kann, der einen durch Zeit und Raum trägt, der im positivsten Sinn die Welt vergessen lässt und aber gleichzeitig einfühlsam und unaufdringlich die Konzentration auf das Wesentliche der Titel fokussiert.
Das ist das Spannende an der Produktion: Im liebevoll gestalteten CD-Papier-Umschlag gibt Gunther Maria Nagel genaue Informationen für jeden Titel, zur Inspiration, zur kompositorischen Anlage, zu den Inspirationsquellen, aber beim Hören fließen diese „festlegenden“ Informationen in den Strom der Musik, ohne sie „zu belasten“. Man muss sich nicht rein intellektuell darauf konzentrieren die in den Texten angeführten Details aufzuspüren, „das kommt alles von selbst“.
Wir hören das Gebet um Kraft für die Tochter (Jaganmata), von der Geborgenheit in Haus und Hof (Only For You), vom Abschied von einem Lebensmenschen (Abschied), ein großes spirituelles Gebet zum Ewig-Weiblichen (Freya), den Versuch einer Selbsttröstung (One for Myself), ein Friedensgebet im Winter (Gestöber) und das Gebet ums Licht in der dunklen Jahreszeit (O Heiland reiss die Himmel auf).
Gunther Maria Nagel gibt sich dabei universalmusikalisch ganz hin, als Hauptsänger und Multiinstrumentalist, mit klassischer Gitarre, E-Gitarre, Gitarrencister, elektrischem Kontrabass, Kalimba, Bansuri (indische Bambusflöte), Dizi (chinesische Bambusflöte, mit einem mit Reispapier abgedeckten Resonanzloch, das den schnarrenden, scharfen Beiklang erzeugt), Melodica, Glockenspiel, Percussion, Effekten und selbst verantwortlich für Aufnahme und Produktion. Beim Ewig-Weiblichen ist familiäre Unterstützung mit dabei (Tara Nagel, Ada Truppel und Galina Lüthje).
Musikalisch fließt in die Eigenkompositionen zwischendurch Gregorianisches und Schwedisches ein, dazu kurz (nach einem Nietzsche Zitat) Mahlers „Symphonie der Tausend“. Das Wintergebet ist auf einen Text von Luther und J. Walther komponiert.
Gitarrensoli stechen nicht prahlerisch, sondern im Ganzen geborgen heraus. Einige Titel arbeiten mit besonders feinfühligem Instrumenteneinsatz eine Harmonisierung zum Ende hin heraus. Mit Freya etwa schaffen wir es wunderschön ans Sonnenlicht.
Geist, Körper und Seele sind in Balance, und dort wo sie es (noch) nicht sein könnten wird dafür aufrichtig mit musikalischen Mitteln gebetet. So persönlich das Album wirkt, so universell strahlt es aus.
Man hat das Gefühl Gunther Maria Nagel weiß um die Heilkraft der Musik, und er lebt sie mit jeder Faser seines Könnens, seines Seins.
Die Homepage von Gunther Maria Nagel: http://www.gunther-maria-nagel.de/