Alexanders CD-Tipp der Woche: Fischer – Asamba
Der deutsche Musiker, Komponist und Musikproduzent (Jens) Fischer(-Rodrian), (nicht zu verwechseln mit einem anderen deutschen Gitarristen mit Namen Jens Fischer), vielfach vor allem als Gitarrist und Komponist live und im Studio im Einsatz, etwa als musikalischer Leiter der Blue Man Group und als Arrangeur und universell einsetzbarer Livemusiker bei Konstantin Wecker, hat 2017 eine im eigenen „Kofferstudio“ in Berlin aufgenommene CD mit dem Titel „Asamba“ veröffentlicht ( (CD Lametta LA007).
Wer ist Asamba? Ist es das gezeichnete Covermädchen der CD? Ist es eine der Hebammen aus Malawi, die 2001 in einem Dokumentarfilm von Judith Albrecht vorgestellt wurden? Fischers Instrumental CD nennt Mali in einem Titel, nicht Malawi. Aber die Titel der Stücke der CD könnten die beschwerliche Geschichte einer afrikanischen Hebamme beschreiben, … (Alexander Kinsky)
… könnten Neuaufnahmen der Filmmusik von 2011 sein: firechild – mosquito island – asamba is walking – mali – asamba in the hospital – where have you been – at the end – ghetto swingers – the most beautiful of all dresses.
Ich habe zuerst die CD gehört, erst danach im Netz nach dem Namen Asamba gesucht. Die CD vermag auch ohne Texte (sowohl erläuternde als auch Liedtexte) eine Lebensgeschichte zu erzählen. Fischer bietet auf der Digipackhülle nachdenklich stimmende, geistvolle Poesie als zusätzliche Anregung an, feen sehen, die mitte des lebens ist eine schwammige masse und wenn wenn wenn betitelt. Bezüge zur Musik? Bleiben der Hörerschaft überlassen. Machen aber Lust auf mehr Lyrik von Fischer.
Also zunächst nur gehört, nicht geforscht:
Fischer arbeitet mit verschiedenen akustischen Instrumenten, Schwerpunkt Gitarre und Percussion, zum Einsatz kommen aber auch Gastmusiker mit Viola, Bassklarinette, Posaune und Flügelhorn.
firechild: Man wird in einem mystischen Sog gezogen, ein seltsam-irisierendes Instrumentengeflecht tut sich auf, man lässt sich im Rhythmus des Geschehens dahintreiben, findet sich in einer ganz eigenen Welt wieder, und als das fade out zum zweiten Titel führt, denkt man (und das wird sich noch öfter einstellen), diese Musik könnte eigentlich noch viel, viel länger so weiter gehen…
mosquito island: Ein neuer Rhythmus, maschineller, ein neuer Sog, der wieder mitreißt, aber irgendwo auch unheimlicher, insistierend bedrohlicher erscheint.
asamba is walking: Die Gitarre teilweise im Vordergrund, ein sanfterer Rhythmus (im Kontrast zum verklungenen Titel sehr angenehm), wieder eine neue Welt, in die man hier eintaucht.
mali: Eine irgendwie zauberische Urwaldwelt tut sich hier auf.
asamba in the hospital: Musik der Verlorenheit.
where have you been: Psychedelische Assoziationen stellen sich ein. Mir fällt “The Wall” von Pink Floyd ein, der Mensch, innerlich zugemauert, auf der verzweifelten Suche danach, ausbrechen zu können.
at the end: Noch psychedelischer, ins Unbestimmte, Unbewusste, eine dunkle, mystische Endgültigkeit tut sich auf im Rhythmus.
ghetto swingers: Auch im Fegefeuer (einer Fabrik?) kann man swingen…
the most beautiful of all dresses: Jetzt ist auch ein Klavier da, die Musik wirkt wie verloren in der weiten Welt. Welche Geschichte auch immer da erzählt wurde, in mir formuliert sich zu diesem letzten offiziellen Titel der CD: Asamba, ich möchte dir so gerne beistehen, dich beschützen, dich bewahren vor all den Gefahren deiner Welt, dir Geborgenheit ermöglichen. Eine kurze, harmonisierende Schlusswendung dann, die die Frage aber offen lässt: Asamba, hast du ein Ziel (welches auch immer) erreicht, doch ein Glück gefunden?
Fazit: Diese Musik hält einen total in ihrem Bann, lässt man sich darauf ein. Man kann sich mit den Titeln und dem Charakter der Stücke eine Geschichte zusammenreimen, durchaus ein schweres Schicksal einer afrikanischen Frau (wie es die Filmmusik wohl vorgibt), die hier ohne Texte, nur musikalisch charakterisiert wird – ganz tief in deren Welt, in deren Psyche auch leuchtend. Stilistische Einordnung? Vielleicht so: Psychedelische Weltmusik.
Ein bonus track: jacky & sharif überrascht mit unkonventionellem Unplugged-Punk – und könnte auch noch stundenlang weiter gehen, wie die Stücke davor…
Fischers Homepage mit allen Infos:
https://www.kofferstudio.net/