Was macht einen guten Liedermacher aus? Mitmenschliche Authentizität dabei, die Welt zu durchschauen und kritisch zu betrachten, die Verantwortung das Talent wahrzunehmen und ihm gerecht zu werden so gut es geht, die Balance zu finden zwischen musikalischer Gefälligkeit und Transport der Botschaften ohne den kommerziellen Anreiz zu sehr in den Vordergrund zu rücken und vor allem: sensible Texte, gut gereimt und auch so vorgetragen, dass man aufzuhorchen bereit ist. Dem aus Berlin stammende Tobias Thiele nimmt man mit seinem Album „Unerhört“ den guten Liedermacher allemal ab. (Alexander Kinsky)

Thiele ist einer der vielen, der Lieder zur Gitarre singt. Einige Lieder seines im Sommer 2016 veröffentlichten Albums „Unerhört“ sind aber auch durcharrangiert in Richtung Deutschpop, stilistisch irgendwo zwischen Wortfront und Xavier Naidoo. Es geht um unsere Welt allgemein und wie der Mensch mit ihr umgeht (das Titellied „Unerhört“, vgl. Reinhard Mey, „Narrenschiff“, auch „Der Himmel weint“), um „Viele Meilen“ auf dem Weg zum Glück, um „Heimat“, um das Schicksal einer Prostituierten die sich durch ihr Leben kämpfen muss („Am Straßenrand“), um die „Zeit“ (auch in „Die Uhr“), ums Träumen, um den Reigen des Lebens („Tausend Worte“), um das Geschichtsbewusstsein („Erinnern“), um Geld und darum, nicht immer funktionieren zu wollen („Sofort, sofort“ – dies am ehesten eine kommerzielle, radiotaugliche Nummer). Zwei Lieder singt Thiele auf Spanisch. Thieles Lieder offenbaren einen sensiblen Zeitbeobachter, der sympathisch vor sich hin philosophiert und damit durchaus zum Weiterreflektieren anzuregen vermag.

Besonders nahe gehen mir das stille, eindringliche Lied zum Thema „Heimat“ und das mit verstimmtem Klavier und der Melodieanlage geradezu wie ein eingedeutschtes französisches Chanson wirkende „Tausend Worte“.

Die Homepage von Tobias Thiele mit allen Infos:

https://www.tobias-thiele.com/