Alexanders CD-Tipp der Woche: Weiherer – Im Prinzip aus Protest

 In CD-Tipp

Sehr nachdenkenswerte bayerische Chansons und köstlich Anekdotisches vor allem aus dem Künstlerleben präsentiert der 1980 in Burghausen geborene Urbayer Christoph Weiherer auf seinem im Oktober 2019 im Label Donnerwetter Musik erschienenen Album „Im Prinzip aus Protest“. (Alexander Kinsky)

Da geht´s sprachlich und reaktionell urbayerisch zu wenn der Weiherer (der alles selbst schreibt und produziert) auftritt, wo auch immer im Frühjahr 2019 (der fast 75 Minuten lange Livemitschnitt stammt von mehreren Auftritten) das der Fall war. Das hat erdige Atmosphäre, ja mei.

Erdig und gradaus sind die Lieder vom Weiherer. Er singt sie zur Gitarre und vielfach auch mit Mundharmonikaeinsatz, musikalisch in allerbester Folktradition.

Und textlich zeigt sich da ein sehr feiner Beobachter und lebensweiser Analytiker all dessen, was politisch und gesellschaftlich vom Miteinander ablenkt, wo doch dieses, das Miteinander, immer und gerade jetzt ein so wunderbarer Halt wäre, das Leben zu bewältigen.

Ein Lied nach dem anderen überrascht da großartig nachdenkenswert: Wann´s Liab amoi bleibt; Meng, Meng, Meng; Fuck; Heimatlied; I versteh überhaupt gor nix; Original nix passiert; Touchscreen und Berührungsangst; und zum Schluss Solang, das mit der Bekräftigung des Miteinandergedankens an Meng, Meng, Meng anschließt, gerade in Zeiten der drohenden vollständigen Spaltung der Gesellschaft umso wichtiger zu verinnerlichte Liedinhalte, jede einzelne Zeile.

Zwischen den Liedern unterhält der Weiherer köstlich und pointiert mit Anekdotischem vor allem aus dem Künstleralltag aber auch aus dem Alltag allgemein, beispielsweise wie das läuft zwischen Biomarkt und Aldi, was da wohl Dubioses vorgeht in den Matratzen Concord Filialen, was die Preußen von den Bayern unterscheidet (am Beispiel des Wortes Holz aufgezeigt) und wie man am besten zu einem Gratiskaffee auf Polizeistationen kommt.

Tragikomisch und „echt Original“ sind Weiherers Geschichten aus dem Auftrittsalltag – wie das ist, ein Konzert als „Helene Fischer des Kabaretts“ oder mit Katzenkotresten auf der Bühne hinter sich bringen zu müssen sowie beim Auftritt mit Schmutz in der Mundharmonika zurechtzukommen.

Das bisserl bayrisch Kantige kommt insgesamt umso herzlicher rüber beim Weiherer. Man kann sich einerseits köstlich unterhalten und andererseits wird man mit seinen Liedinhalten sehr ernsthaft angeregt, wirklich sinnvoll über alles nachzudenken was nicht so mitmenschlich optimal läuft im deutschsprachigen Alltag.

Die Weiherer Homepage: http://www.weiherer.com/news.html

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