Alexanders CD-Tipp der Woche: Wenzel – Wo liegt das Ende dieser Welt

 In CD-Tipp

Was für ein erzmusikantischer und hintersinnig poetischer Liedermacher ist doch Wenzel, humanistisch, sensibel, philosophisch – Lied für Lied mitlebbar einmal mehr mit seiner im Dezember 2018 bei Matrosenblau Berlin erschienenen CD „Wo liegt das Ende dieser Welt“. (Alexander Kinsky)

Dieser wunderbare Clown ist weise, aber schelmisch und sarkastisch kann er auch sein, und dann singt er wieder ungemein poetisch, und er wird bei seinen selbstgeschriebenen Liedern die er so sanft wie eindringlich vorträgt von einer stilistisch grandios wandlungsfähigen Band getragen, in der neben den klassischen Bandinstrumenten auch Wenzels Akkordeon und ein starker Bläsersatz mit solistischen Einsätzen von Trompete, Posaune, Tuba und Fagott originell überraschen. Ob volksliedhaft, bluesig oder mit sanftem Groove – es ist diese augenzwinkernde Leichtigkeit, die die Lieder so unwiderstehlich macht, wo sie doch vielfach gleichzeitig Fratzen der Unmenschlichkeit offenbaren, fragend, verdeutlichend, poetisch. Ja, poetisch, denn Wenzel dichtet seine Lieder wie Heine, hintersinnig, fein gesponnen, so ungemein lebensklug und dabei von einer sprachspielerischen leichthändigen Virtuosität sondergleichen.

Zweisame Hingabe in „An diesem Abend kannten wir uns nicht“, zweisame Auswanderer im „November Lied“, so viele Fragen und doch nur eine Systemfrage, etwa „Warum ist die Erde keine Scheibe“, und so sinnfällig lebensweise, es sei der Menschheit inniglichst empfohlen, „Nur der Mond mit seinem Licht, der zerteilt die Erde nicht“ (großartig groovend!).

„Die ich liebe“ besingt er poetisch wie Heine, „Kein Land in Sicht“ ist das sarkastische Seemannslied zur Flüchtlingskrise, in „Theresienstadt“ und nicht nur dort gelte bitte immer Niemals vergessen!, ein Hauch von ewiger Vergänglichkeit liegt über dem „Havelberger Abendlied“, und wo sich sein Sinn erfüllt erfahren wir in „Und so legte ich ganz sachte“. Philosophisch, weise, aber sehr nachdenklich stellt sich die große Frage des Titelliedes der CD „Wo liegt das Ende dieser Welt“ und manchmal reicht´s auch gar keine Fragen und schon gar keine Antworten zu haben, „Heute habe ich so gut wie nichts gemacht“, dann kommt eben so ein Blues-Ja zum zweckfreien Dasein dabei raus. Zweisam genussvoll durchhalten im Überwachungsstaat, so hört sich „Hält der Himmel nicht mehr stand“ an. Und „Das letzte Lied“ hat dann doch einen Zweck, was heißt einen, der wunderbare Clown ist ja auch ein Zauberer und zaubert uns ein ganzes Zweckkaleidoskop aus so einem kleinen feinen unscheinbaren und doch so liebevollen Abschiedslied.

 Wenzels Homepage mit allen wichtigen Informationen zum Künstler und seiner Arbeit und mit CD-Bestellmöglichkeit: https://wenzel-im-netz.de/

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