Als ein Knabe aus einem düsteren Haus floh

 In Poesie

Es war eine jener Nächte im Winter,
da der Schnee mit der Stadt zu spielen begann.

Die Flocken segelten in ihrer Weißheit
vor den Fenstern herab, still erleuchtet
vom Glanz der Lampen im Haus.

Tanz und Lautlosigkeit leuchteten in der Nacht auf,
ein Stillerwerden war zu hören auf allen Gassen der Stadt,
und die Menschen in ihren warm erfüllten Zimmern
wünschten sich Glück mit den Rotweingläsern auf dem Tisch.

Die Kinder schliefen schon lange in ihren Betten und Träumen,
da kamen Siege vor und Gefahren und buntes Ballspiel.
Die Erwachsenen sahen in das Treiben des Schneefalls hinaus
und ahnten einen Himmel über den Wolken voll Sternenglanz.
Aus den Radios begleitete Klavierspiel die Winternacht.

Der Großvater aber las eine Geschichte inmitten der Wärme,
inmitten des Lichts unter der Lampe am flackernden Kamin,
von einem Knaben, der in der Nacht aus einem Haus floh,
weil es Väter gibt, die nur aus Prügel bestehen.

Er las sich in seine eigene Kindheit zurück, während
der Schneefall weiter das Leisesein in die Welt trug.
Und die Frau und der Mann prosteten sich Trost zu.

Es war eine jener Nächte im Winter,
da der Schnee mit der Stadt zu sprechen begann.

Holdger Platta

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