Angst machen mir die Ja-Sager und Mitläufer
Das beste Rezept in der Krise: kritisches Nachdenken. Im Jahr der Corona-Pandemie ist die Verunsicherung vieler Menschen so groß wie nie zuvor. Die NachDenkSeiten bieten Orientierung in der Krise und eine Vielfalt an Meinungen und Perspektiven, die im Medienmainstream sonst nicht zu hören oder zu sehen sind. Das kritische Jahrbuch „Nachdenken über Deutschland“ ist ein Jahresrückblick mit den besten Analysen von Albrecht Müller und Jens Berger zum politischen Geschehen, und es soll anregen zum Nachdenken, damit immer weniger Bürgerinnen und Bürger sich von skrupelloser Manipulation und willfähriger Meinungsmache bevormunden lassen. So wie folgender Text von Jens Berger aus dem Jahrbuch, der am 13. August erschienen ist.
Ich kann die ganzen Meldungen zu Corona langsam nicht mehr hören. Von Tag zu Tag nimmt die Debatte groteskere Züge an und von Tag zu Tag werden die Gräben zwischen den Lagern tiefer. In Leitartikeln1 und Kommentaren in den sozialen Netzwerken wird bereits den »strengen Regeln des Lockdowns« nachgetrauert. Viele Mitmenschen haben Angst. Angst vor dem Virus und neuerdings auch Angst vor den Menschen, die sich der hysterischen Stimmung nicht unterwerfen und versuchen, so viel »Normalität« wie möglich zu bewahren. Menschen, die »trotz Corona« mit Freunden ein Bier trinken oder an heißen Tagen in Badeseen ohne Maske und ohne Mindestabstand Abkühlung suchen. Wer gar gegen die Maßnahmen auf die Straße geht, gilt als »Covidiot«, als Wirrkopf und Gefährder des gesellschaftlichen Konsenses. Es ist kein Zeichen einer lebendigen Demokratie, wenn man am liebsten jeden Widerspruch gegen ein »gesundes Volksempfinden« mit strengeren Maßnahmen, Ausgrenzung und Sanktionierung ausmerzen will. Das ist es, was mir Angst macht, und nicht die Bürger, die, aus welchen Gründen auch immer, auf die Straße gehen, oder skurrile Personen, die von den Medien als deren »Vordenker« hochgeschrieben werden.
Solidarität ist keine Einbahnstraße
Fragt man die Anhänger strenger Regeln und Maßnahmen nach ihrem Motiv, so hört man oft, es ginge um Solidarität. Das ist kein schlechter Punkt, sind es doch in der Tat fast ausschließlich Angehörige bestimmter Risikogruppen, für die Covid-19 eine ernste Gefahr für Leib und Leben darstellt. Aber wie sieht es eigentlich mit der Solidarität gegenüber unseren Kindern aus, denen monatelang der Besuch von Kitas und Schulen verwehrt und nun nur unter Einhaltung einer im Unterricht absurden Maskenpflicht2 erlaubt wird? Wie steht es mit der Solidarität gegenüber den oft ökonomisch unterprivilegierten Alleinerziehenden? Was ist mit den Studenten? Was mit den Millionen Menschen, die in den Bereichen Kunst, Kultur und Gastronomie tätig sind? Haben junge Menschen nicht auch ein Recht auf Ausgelassenheit, Tanz und Spaß? Kann man die Solidarität gegenüber der einen Gruppe mit der Solidarität einer anderen Gruppe verrechnen?
Man kann nicht nur, man muss. Die Solidarität mit den Einen ist bei der Corona-Debatte auch immer die Unsolidarität mit den Anderen. Hier einen gangbaren Mittelweg zu finden, ist schwer und wer nur den Lockdown, aber nicht die Lockerung als solidarische Maßnahme sieht, verschließt sich der Kompromissfindung.
Die Geister, die wir riefen
Warum nimmt ein großer Teil unserer Mitbürger die Maßnahmen dennoch in einer Form hin, die von stoischer obrigkeitshöriger Gleichgültigkeit über sentimentale Larmoyanz bis hin zu schon fast militanter Unterstützung reicht? Sehen wir es doch mal aus folgender Perspektive: Seit nunmehr Jahrzehnten wurde unsere Gesellschaft getreu dem neoliberalen Ideal auf Individualismus getrimmt. Ein Jeder sollte seines eigenen Glückes Schmied sein, Solidarität galt als Auslaufmodell. Damit konnten sich zum Glück sehr viele Bürger nicht anfreunden. Das Unwohlsein blieb dabei in vielen Fällen jedoch im Verborgenen. Wie viele unserer Mitbürger, die nun Solidarität für die Risikogruppen einfordern, haben in der Vergangenheit gegen Kinderarmut, Hungerrenten oder prekäre Jobs kritisch Stellung bezogen? Auch Armut tötet. Offenbar ist Solidarität oft nur dann Solidarität, wenn sie von Politik und Medien eingefordert wird und damit staatstragend ist.
Corona vereint die Bürger nun zu einer solchen staatstragenden »Solidar- und Schicksalsgemeinschaft«. Politik und Medien schreiten gleichförmig voran und die Bürger reihen sich freudig in die neue Gemeinschaft ein. Politologen nennen dies den »Rally-’round-the-Flag-Effekt«3 – das letzte prominente Beispiel dafür waren die Terroranschläge vom 11. September 2001. Die Muster sind eindrucksvoll: Es gibt eine große Gefahr (das Virus) und Gefährder (Demonstranten und Kritiker der Maßnahmen), ein gemeinsames äußerliches Erkennungszeichen (die Maske), gemeinsame Riten (Mindestabstand) und Vordenker, die den Weg weisen (die TV-Virologen), und über allem steht die Angst. Angst ist zwar ein schlechter Ratgeber, aber dafür das wohl bestdenkbare Motiv, sich einer derart allgegenwärtigen und gesellschaftlich akzeptierten Gruppenideologie zu unterwerfen. Die Gruppe nimmt mir die Angst und sorgt durch die für alle geltenden »Maßnahmen« nicht nur für meinen Schutz, sondern auch für den Schutz der Gesellschaft als Ganzes. Ich bin nicht mehr als Individuum meines eigenen Glückes Schmied und auf mich selbst gestellt, sondern Teil einer großen Volksgemeinschaft, die sich um mich kümmert.
Das ist sicher für viele Bürger ein schönes Gefühl – nur dass hier Wahrnehmung und Realität deutlich auseinanderklaffen, stellen Politik und Medien schließlich nicht einmal im Ansatz die ideologische Basis unseres neoliberalen Systems infrage, das diesen Wunsch nach Gemeinschaft erst geschaffen hat. Dies ist staatstragend und systemstabilisierend. Wenn sich das Volk in Krisenzeiten hinter der politischen Führung schart und die Medien sich als Hüter der Wahrheit gegen die bösen Kritiker aus dem Netz aufspielen können, ist dies für beide ein Hauptgewinn. Was zählt da schon das Wohl der Kinder, das Schicksal Alleinerziehender oder gar der Künstler und Gastronomen? Und die kritischen Geister, die Dinge hinterfragen, haben in dieser Gesellschaft ohnehin schon lange keinen Bestandsschutz mehr. Dieser Hauptgewinn ist freilich nicht vom Himmel gefallen, sondern wurde vor allem mit der Feder erkämpft.
Wirrköpfe als Medienprodukt
So kam es beispielsweise, dass von den Medien derart skurrile Personen wie der Koch Atilla Hildmann als Gefährder der öffentlichen Ordnung und »Vordenker« des kritischen Teils der Öffentlichkeit hochgeschrieben wurden. Na klar, wer innerlich die Kritik an den Maßnahmen mit der Person Hildmann verbindet, wird zum Kritiker der Kritik. Teilnehmer von Demos werden wahlweise als Wirrköpfe oder Nazis tituliert – wer will sich durch seine tief im Inneren vielleicht ja vorhandene Kritik schon mit Wirrköpfen und Nazis gemein machen? Dann bleibt man doch lieber Teil der Gemeinschaft und hinterfragt lieber nichts.
Das macht mir Angst. Ich habe aber keine Angst vor den paar Wirrköpfen, die es ganz sicher auch auf derartigen Demos geben mag. Ich weiß auch nicht, welche Gefährdung beispielsweise ein Attila Hildmann darstellen soll. Hat er die Hartz-Gesetze verabschiedet? Hat er Julian Assange eingesperrt? Beteiligt er sich an militärischen Drohkulissen? Setzt er um, was die Automobilhersteller und Banken ihm »empfehlen«? Nein? Und was hat er dann verbrochen, um derart prominent als »Gefahr« dargestellt zu werden? Er erzählt viel Unsinn. Nun gut. So was soll es geben. Ich fühle mich von ihm schlimmstenfalls schlecht unterhalten … gefährdet fühle mich noch nicht einmal im Ansatz.
Demokratie braucht Widerspruch
Dafür fühle ich mich im höchsten Maße durch Mitbürger gefährdet, die sich bei Angst vor einer Bedrohung hinter der Politik zusammenrotten und Maßnahmen und Sanktionen gegen alles und jeden fordern, der als Gefahr für ihre Volkgemeinschaft wahrgenommen wird. Ich fühle mich auch durch eine Gesellschaft bedroht, die keinen Widerspruch zulässt. Eine Gesellschaft, die Profisportler feuert4, nur weil sie auf einer Demo gegen die Maßnahmen waren, und Polizisten suspendiert5, die auf einer solchen Demo ihr verfassungsmäßiges Recht zur freien Meinungsäußerung wahrgenommen haben.
Dafür muss ich übrigens nicht mit den Inhalten dieser Demos immer d’accord gehen. Inhaltlich gäbe es auch dort einiges zu kritisieren, aber anders als die von der Politik beschlossenen Maßnahmen stellen die Redebeiträge auf einer Demo für mich keine Bedrohung dar. Demokratie lebt vom Diskurs und von der Debatte. Wenn wir beide unterdrücken, bewegen wir uns in sehr gefährliches Fahrwasser und zeigen, dass wir nichts aus unserer Geschichte gelernt haben. Davor habe ich Angst.
Albrecht Müller, Jens Berger: „Nachdenken über Deutschland. Das kritische Jahrbuch 2020/2021“, 237 Seiten, Westend Verlag, 8.10.2020
Anmerkungen
1 Volle Bäder, volle Bars: ›Ich vermisse die strengen Regeln des Lockdowns‹«, www. lvz.de, 10.08.2020.
2 Maskenzwang im Unterricht: Ein bizarrer Plan«, www.nachdenkseiten.de, 05.08.2020.
3 Rally ’round the flag effect«, www.wikipedia.de [10.09.2020].
4 Ein permanentes Infektionsrisiko«, www.faz.net, 04.08.2020.
5 Nach Corona-Demo versetzt und suspendiert: Kritische Polizisten werden gemaßregelt«, www.deutsch.rt.com, 11.08.2020.
Ich zähle mich ganz bewusst nicht zur sogenannten „Risikogruppe“ sondern finde es viel zutreffender, wie es die Präsidentin der ISL e.V(Initiative selbst bestimmt leben e.V)zurecht angemahnt hat, daß die Definition Risikogruppe ein Einfallstor zur Bevormundung, Demütigung , Diskriminierung und der Diffamierung Behinderter Mitmenschen und SeniorInnen ist und hat den Gegenvorschlag „Opfergruppe“ zur Diskussion gestellt.
Damit kann ich wesentlich mehr anfangen,da ich wie Herr Berger Jasager Duckmäuser , Denunzianten und Mitläufer nicht ausstehen kann, will ich hier, vielleicht mal auch demnächst auf einer Seite vertiefter über meine negativen Erfahrungen als Behinderter mitt Coronas und der einhergehenden am Bürger vorbeiregierten Gesundheitspolitik u.v.m
berichten.
Ich musste mir sehr oft von dummen,unempathischen Mit(?)-menschen anhören , wieso ich meine Maske nicht aufhabe , als ich mit meiner Assistenz vor meinem Lieblingsbadeweiher an der Kasse stand(besitze eine Visiermaske-da Astmathiker),die ich halb geöffnet aufhatte die an der Kasse verhielt sich ähnlich grob, bis ich mir klarmachte, daß ich von meinem Hausarzt eine Bescheinigung zur Befreiung einer Mundnasenmaske bei mir habe und sie auch vorlegte, dies passierte mir dort noch öfter.
Auch auf der Hinfahrt mit der Strassenbahn, zeigt ich diese neu erhaltene Bescheingung mit Volldiagnose vor, um zunächst zu hören, ist ja gut und um dann nachgetreten zu bekommen, „Wenn das alle machen würden , wo ich die her hätte“-Ich drohte Ihm ganz unsolidarisch , daß ich dies seinem Chef durchaus mitteilen möchte,und mir solche inkompetenten Mitmenschen lieber arbeitslos anstatt als unmenschlicher Strassenbahnfahrer vor mir sehe.
Man mag mir meine Agro verzeihen,aber Behinderte sollen sich ja immer systemimmanent-bzw.adäquat verhalten-Da bin ich zum Glück anderer Meinung nur dies kostet wahnsinnig viel Energie!
Ähnliche Erlebnisse erlebe ich täglich oder öfters , da meine Assistenz die Grosseinkäufe erledigt, beim Einkaufen -„ich würde mich vordrängeln“, obwohl ich dies gar nicht vorhatte um dies in einem Riesengrossen Krach endend zu sehen.
Ich sah nur noch vor mir Ignoranz, Denunziantentum übelster Sorte, und übelste Beleidigungen, daß man mich nicht noch am nächsten Baum aufgehängt hat,hätte mich auf jeden Fall nicht gewundert.(nur weil ich behindert bin!!)
Auch in unserem Mietshaus,bekomme ich diesbezüglich Vorschriften gemacht, wieso ich meine Maske nicht dauerhaft aufhätte, es grüsst der deutsche Michel!!
Mittlerweile ist die Situation so verquer, daß ich mich noch kaum aus dem Haus traue und meine Assistenz sehr grosse Mühe hat mich zu normalen Dingen wie Spaziergang etc.
zu motivieren.
Ich erlebe also am Fliessband immer mehr Agro, den ich nur noch unschwer ertragen kann, eigentlich gar nicht, ich bin am Ende!
Vielen Dank für Euer Verständnis, vor allem An Herrn Berger für seinen sehr realen empathischen Artikel, zutreffender hätte ich es auch nicht beschreiben können.
Mir macht sehr grosse Angst , wo wir mit dieser Gesundheitsdiktatur u.v.m noch landen.
DEN HDS und seinen LeserINNen wünsche ich ein frohes Neues Jahr, hoffentlich hört dieser Coronawahnsinn bald auf!
Bleibt gesund!
neoliberalkiller
Es werden wieder bessere Zeiten kommen, Zeiten, in denen die Infektionszahlen deutlich gesunken sind und damit die Anspannung in der Bevölkerung nachlässt. Der raue Ton untereinander und die derzeitige Intoleranz gegenüber allem, was gegen die Gesundheitsreform spricht, ist ein Ausdruck der Anspannung und Angst vor der Ansteckung mit Covid-19.
Ich kann Sie nur ermuntern, halten Sie durch, auch wenn es schwer fällt. Ich wünsche Ihnen alles Gute und Zuversicht für das Neue Jahr.
Es laden sie zur ersten Staffel von „DSDS“ (Deutschland Sucht Den SARS-CoV-2 Star) ein…
Bill Gates,
Christian Drosten,
Jens Spahn
und LAST BUT NOT LEAST die FREMDE OHNE AKTE aus der Uckermark…,
Mutti Merkel.
Und nicht zu vergessen sind all die Grüße derer, die sich einer PR erfreuen, deren lukrative Folgen sie noch gar nicht fassen können. Und Mutti Merkel lädt nicht nur zur ersten Deutschen Reality Coronashow ein, sondern auch zu einem GEDENKEN an all diese, die bisher in CORONA-UNTERSUCHUMNGSHAFT ihr Leben ließen. Mutti Merkel wird immer ein Platz in ihren BITTER SCHWARZEN HERZEN für ihrer Opfer frei halten.
Angepöbelt zu werden, mit der Erfahrung ist man nicht allein. Auffällig finde ich, das es immer Michels erst ab Mitte Dreißig sind. NACH OBEN DAFÜR OFFEN. Vor Völkermord und Rohstoffkriege, vor Gewalt an Schwächere auf der Straße oder im häuslichen Heim, vor der Recht-Brechung durch Regierungen verschließen sie die Augen.
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„GEHT MIR NICHTS AN“, STEHT IHNEN HINTER DER STIRN GESCHRIEBEN!
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Wie oft musste ich mir schon anhören: Hitler?, wird es nicht mehr geben!
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Meine Antwort darauf: Der „RICHTIGE“ zur „RICHTIGEN ZEIT“ und „ER ODER SIE“ ist wieder da, und fast alle schreien wieder HURRA!
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Der Michel wird immer das Schaf, seinem Hirten mit Stolz unterwürfig sein.