Annegret soll’s richten

 In FEATURED, Politik (Inland)

Kramp-Karrenbauer, Quelle: Abgeordnetenwatch

Das Bedauern über das aus gesundheitlichen Gründen gebotene Ausscheiden von Peter Tauber als CDU-Generalsekretär und der Jubel über die Nominierung von Annegret Kramp Karrenbauer verhalten sich eindeutig umgekehrt proportional zueinander. Der Hype um die saarländische Ministerpräsidenten verharrt noch unterhalb des Schulz-Jubels von vor einem Jahr in der SPD und in allen Gazetten, doch scheint auch hier die Notwendigkeit zu bestehen, eine Überzeugung zu verbreiten, deren Grund noch nicht gelegt ist, was mich vage an Obama und den Friedensnobelpreis erinnert. (Egon W. Kreutzer, www.egon-w-kreutzer.de)

Sicherlich ist das politische Geschick, das Amt des Ministerpräsidenten eines deutschen Bundeslandes zu erringen, eine beachtenswerte Leistung. Andererseits ist weder das Saarland, noch die saarländische CDU eine Größe, mit der man wirklich rechnen muss. Wer wohnt schon dort, außer Oskar Lafontaine?

Nun ja, ganz so schlimm ist es nicht, aber mit etwa 1 Million Einwohnern verschwindet das Saarland neben Nordrhein-Westfalen mit etwa 18 Millionen Einwohnern doch in der Bedeutungslosigkeit. Und die 130.000 CDU-Mitglieder in NRW werden womöglich im Stillen die Faust in der Tasche ballen, angesichts der nur 17.000 im Saarland.

Soweit dieser Zweig der Überlegung.

Betrachtet man sich die Reihe der CDU-Generalsekretäre, die Frau Kramp-Karrenbauer im Amt vorangegangen sind, dann sind mir Kurt Biedenkopf (73-77) und Heiner Geißler (77-89) als starke und die Partei prägende Persönlichkeiten in Erinnerung. Danach kamen Volker Rühe, Peter Hintze und Angela Merkel. Ruprecht Polenz verbrachte 6 Monate in dieser Funktion, bevor er von Laurenz Meyer (00-04), den ich als Langweiler erlebt habe, abgelöst wurde. Danach die drei “Unsäglichen”: Kauder, Pofalla und Gröhe, alle drei Angela Merkel vollständig ergeben und treue Diener ihrer Chefin – und Peter Tauber, der das Amt Ende 2013 übernommen hat, ist ebenfall nicht aus dem Schatten Merkels herausgetreten.

Nun soll also eine Frau von der Saar, was gleichbedeutend ist mit: “ohne hinreichende Hausmacht”, die CDU an Angela Merkel vorbei reformieren? Da melde ich Zweifel an.

Ich hege eher den Verdacht, dass Annegret Kramp-Karrenbauer von Angela Merkel benutzt werden wird, um den in der Partei herrschenden Unmut auf sich zu ziehen.

Sollen sich Jens Spahn und Carsten Linnemann, Thomas Strobl und Julia Klöckner doch an Annegret abarbeiten. Die Vorsitzende kann im Hintergrund bleiben und sich sicher sein, dass Elan und Engagement der neuen Generalsekretärin im Grabenkampf der potentiellen Nachfolger aufgezehrt und neutralisiert werden.

Dass Frau Kamp Karrenbauer für diese Aufgabe sehr gut geeignet ist, hat sie mit ihrem Wahlkampf an der Saar sicherlich hinreichend unter Beweis gestellt. Schließlich ging es damals um die Fortsetzung der großen Koalition an der Saar und es ist ihr gelungen, trotz der im März durchaus noch im Höhenflug befindlichen SPD, ihrer Koalitionspartnerin Anke Rehlinger mit einem Stimmenzuwachs von 5,5 Prozent, bei SPD-Verlusten von 1 Prozent, zu zeigen, wo der Hammer hängt. Dies soll und wird sie nun wohl auch den innerparteilichen Thronanwärtern in gleicher Weise vermitteln und damit für Ruhe in der Partei sorgen.

Es ist Angela Merkel nicht möglich, eine echte Reform der CDU zuzulassen, ohne darüber selbst noch ein Stück Gesicht zu verlieren. Ganz abgesehen davon, dass so eine Reform ja durchaus auch voll in die Hose gehen kann, was dann nur noch als Super-GAU in die Annalen der CDU und in Merkels Vita eingehen würde.

Wie auch immer ihre Pläne für ihren Abschied aus Kanzleramt und Parteivorsitz aussehen, eines ist sicher, sie wird bis dahin darauf beharren, dass sie nicht wüsste, was sie hätte anders machen können.

So wie ihr einstiger Berater, Jo Ackermann, nach wie vor behauptet, er habe die Deutsche Bank im Bestzustand an seine Nachfolger übergeben, werden wir von Angela Merkel so lange sie lebt nur hören, sie habe das Haus bestellt und eine wunderbare, großartige CDU an ihre Nachfolger übergeben.

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