Auch in Griechenland wird ein Krieg geführt!

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

22. Bericht zu „Patenschaft für Panagiota“. Dieser Monat April geht für unsere Projekte eher durchwachsen zu Ende. Gar nicht durchwachsen, sondern schlimmer denn je sind hingegen die Verhältnisse in Griechenland. Und ich riskiere – siehe Überschrift zu diesem Beitrag! – einen Satz, der nur auf den ersten Blick übertrieben erscheinen könnte: Auch in Griechenland wird ein Krieg geführt. Und auf der Seite des Guten steht Europa bei diesem Krieg auf keinen Fall. Ganz im Gegenteil! Holdger Platta

 

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

da wir kurz vor dem Monatsende stehen, fiel der Spendenzugang in der letzten Woche eher bescheiden aus. Das ist sozusagen normal und kein Anlass für Besorgnisse. Aber andererseits…

Während in den sieben Tagen davor zwei SpenderInnen 150,- Euro für unsere Hilfsaktionen zugunsten notleidender Menschen in Griechenland überwiesen haben, war das in der letzten Woche nur ein Spender, der uns 50,- Euro überwies, ein Unterstützer übrigens, der uns sehr oft schon Hilfsgelder zukommen ließ. Vielen Dank!

Rückgang auch bei der Finanzierung von HdS: vor einer Woche durften wir uns über einen “echten” Zuwachs von 130,- Euro freuen, uns zur Verfügung gestellt von sieben SpenderInnen. In der letzten Woche ging der Spendenzuwachs hingegen auf 74,- Euro zurück, vier HelferInnen sorgten dafür. Auch diesen  unser Dankeschön! Fazit mithin:

Derzeit befinden sich 1.540,45 Euro auf unserem Konto für die Hilfsaktionen in Griechenland, 1.376,41 Euro auf dem Konto für HdS.

Vielleicht ist gut, an dieser Stelle in Erinnerung zu rufen, wer in diesen Wochen und Monaten in Griechenland von Euch unterstützt wurde und wird.

Das ist natürlich nach wie vor Panagiota mit ihren beiden Töchtern für die Anmietung ihrer Wohnung: 350,- Euro sind da monatlich fällig.

Des weiteren unterstützen wir Dionysis mit 300,- Euro pro Monat bei seiner Spezialdiät, die er überlebensnotwendigerweise benötigt (nach wie vor ist ein Skandal, dass Kosten dieser Art die griechische Krankenkasse nicht übernimmt), Außerdem konnten wir für Dionysis Behandlungskosten beim Zahnarzt übernehmen, in der Höhe von 200,- Euro. Fragt mich nicht, wieso auch diese Auslagen vom griechischen Krankenkassensystem nicht übernommen werden.

Schließlich setzten wir auch unsere bescheidenen Hilfszahlungen für verarmte Menschen auf Andros fort. Da konnten wir für einen älteren Menschen die Ausgaben für Hygiene-Artikel erstatten, außerdem Gelder beisteuern für die Sonderernährung eines gelähmten Jungen dort.

Alle Hilfsfälle zeigen: die Not für die Menschen “ganz unten” in Griechenland ist und bleibt riesengroß. Das völlige Versagen der griechischen Regierung hält unverändert und unkorrigiert an  (und wir werden nicht müde werden, dieses anzuklagen!!!). Alle Hilfsfälle zeigen mithin auch, wie unverändert dringend unsere Unterstützungsversuche sind.

Doch immerhin: der Zustand von Panagiota, der es zeitweilig auch in seelischer Hinsicht sehr schlecht ging, scheint sich der Mitteilung von Tassos Chatzatoglou zufolge deutlich gebessert zu haben. Was für mich bedeutet: übersehen wir alle bitte auch diese immens wichtige Dimension unserer Geldüberweisungen nicht! So wenig wir insgesamt tun können: auch psychisch stellt das, was wir tun, mitunter wirkliche Hilfe dar, und ich bin dankbar dafür, dass es auch diese Dimension unserer Hilfe gibt und dass uns auch diese Hilfe immer noch möglich ist.

Eher unklar hingegen ist immer noch die politische Situation in Griechenland, insbesondere auch, was die Parlamentswahlen am 21. Mai dieses Jahres betrifft. Ich füge an dieser Stelle die Mitteilungen ein, die mir Tassos zukommen ließ:

„Tsipras hat erneut eine Chance, die Regierung zu bilden. Entgegen der Pseudo- Meinungsumfragen hat tatsächlich Tsipras  eine Chance, die Stimmen der frustrierten traditionellen Rechten im Lande zu bekommen. Wie im Jahr 2015 wollen viele der ND- Mitglieder,  dass Mitsotakis abtritt. Die Blue Boys um Mitsotakis sind ein Schritt zu weit gegangen. Die traditionellen Rechten, das aufgeklärte Bürgertum im klassischen Sinn, haben eine Art Moral. Die sind  es, welche Tsipras zweimal im Jahr  2015 zu seinem  Sieg  verholfen haben.
Vielleicht tun sie dies heuer wieder.“

Obwohl auch bei einer Wiederwahl von Alexis Tsipras sehr viel Anlass für Skepsis besteht – ich vermute, Tassos Chatzatoglou wird meine Einschätzung teilen –, darf man vielleicht Hoffnung haben auf etwas bessere Verhältnisse für die verarmten Menschen in Griechenland. Neben den großen Enttäuschungen, die Tsipras mit der SYRIZA den griechischen Wählerinnen und Wählern bereitet hatte – der Grund für seine Abwahl seinerzeit –, ist die graue, die verhängnisvolle Begleiterin der sozialen Krisen in Griechenland auch die Resignation so vieler Menschen dort. Was wir ja auch aus der Bundesrepublik kennen. „Politische Apathie“, wie das SozialwissenschaftlerInnen nennen, sorgt mit dafür, dass alles so negativ bleibt, wie es ist. Oft haben wir dieses Problem in Griechenland ja auch schon ansprechen müssen. Und es ist furchtbar, dass ausgerechnet die Gutbetuchten – egal, in welchem Land – von dieser Verzweiflung der Menschen “ganz unten” zu profitieren pflegen – „profitieren“ übrigens fast im doppelten Wortsinn. Was ich erläutern möchte:

Natürlich, Geld ist von den Ärmsten der Armen nicht zu holen (abgesehen von sehr viel Geldersparnis, die eine asoziale Armenpolitik auf den prallgefüllten Konten der Superreichen an Profiten belässt). Aber es reicht ja aus für die Reichen, wenn die Armen im Land sie nicht wirklich behelligen. Und wenn Regierung, Polizei und Resignation der Verelendeten die Reichen deren Reichtum in Ruhe genießen lassen. Unruhe und Humanität: sie haben auch in Griechenland noch lange nicht zueinander gefunden. Und Europa, wir wissen es alle, dieses brave, angeblich christlich-orientierte, angeblich menschenrechtsbasierte Europa, dieses Europa der Vermeintlich-Anständigen schaut weiterhin völlig tatenlos – oder schaut sogar, ohne jede Gewissensbisse, weg. Egal, ob es sich um die Politiker handelt oder um die Medien, egal, ob es sich um Christdemokraten handelt oder um Sozialdemokraten, um Rechtsstaats-Liberale oder um angeblich grüne Weltverbesserer: Auch Europa ist längst nichts anderes mehr als Menschlichkeitssimulation. Und es gibt einen Krieg in Europa, der wird völkerrechtswidrig auch ohne Waffen auf unserem Kontinent geführt, einen Krieg, der längst schon geführt worden ist und weiter und weiter geführt wird, bevor irgendwelche Truppen in die Ukraine einmarschiert sind. Gegen die Flüchtlinge wird dieser Krieg geführt, gegen die Armen europaweit, gegen Aufklärer und Pazifistinnen nicht zuletzt. Doch wohin werden unsere Blicke gelenkt, welche Front sollen wir zur Kenntnis nehmen, möglichst jeden Tag???

Ich hoffe, wir machen auch weiterhin nicht mit bei diesem Verdrängen und Verleugnen von Wirklichkeit. Ich hoffe, auch diesem kaputtregierten Griechenland kommt unsere Sensibilität weiterhin und ohne Einschränkung zugute. In diesem Sinne also wie stets:

 

Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „Panagiota“ auf das Konto:

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.

Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

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