Auf Seiten der Menschlichkeit: Christof Heinz

 In FEATURED, Poesie

Poesie und Widerstand: Die Lyrik-Reihe auf „Hinter den Schlagzeilen“, ausgewählt und kommentiert von Siljarosa Schletterer.

Christof Heinz: [frei tot]

[in gedanken]

Bei Menschen
denke ich an Menschen.

Bei Kinder
denke ich an Kinder.

Im Frieden
denke ich an Glück.

Denk ich an Krieg
denk ich an Menschen
denk ich an Kinder

und hoffe auf Frieden!

 

 

‘WE ARE HUMAN BEINGS’: Franz Wassermann

[]speicher

Ich bin kein Glas,
dass man füllen und leeren kann.
Ich bin aus Fleisch und Seele,
an dem die Spuren haften bleiben

 

 

[b]ill

ein mensch – ein recht
viele menschen – viele rechte
dreißig rechte für einen mensch
dreißig menschen – dreißig rechte
dreißig rechte für alle menschen
recht auf mensch sein
ein mensch mit recht sein
das recht auf rechte
dem mensch gerecht?
menschenrecht

one human – one right
many humans – many rights
thirty rights for one human
thirty humans – thirty rights
thirty rights for all humans
the right to be a human
a human with rights
the right to be right
just cause?
human right

 

 

[un]überwindbar

ohr angelegt
an die mauer des schweigens

herz angelehnt
verstehen braucht zeit

hand angelegt
geduldloser meißel

mund angelegt
zum flüstern bereit

gefühle zerlegt
zweisamkeit teilen

liebe gelebt
erinnerung bleibt

 

 


[Notwendigkeit!]

In Zeiten
wo Sprache
immer öfters
als Lüge
gesellschaftlich
Raum greift
darf kein wahres Wort
verloren gehen.
Reden
schreiben
erzählen
Ehrlich berichten
inflationär gut
und
wortreich klug sein.

 

 


Gedanken über „ber „Menschen und das Meer“ (3)

[be greifen]

Eine Hand
vergraben
im feuchten Sand
sucht nach Muscheln
im Urlaubsland.

Viele Hände
verkrampft
an Treibholz geklammert
Augen flehen
nach dem erlösenden Strand. senden Strand.
(18.07.18)

©hristof

 

 

Die Verantwortung, die Menschlichkeit und das ewige Spiel: Gedanken zu Christof Heinz‘ Gedichten (Siljarosa Schletterer)

Das Beitragsbild von Franz Wassermann trägt den Titel „WE ARE HUMAN BEINGS“. Auch die Zeilen von Christof Heinz würden unter diesen Titel passen. Sie vermögen uns an die verbindende Menschlichkeit zu erinnern, die uns alle erfüllt. Sie sprechen Missstände und Ungerechtigkeiten an und aus. Sie erscheinen auf unprätentiöse Weise – auf menschliche Weise und berühren uneitel.

Die Titelgebung oder Titelschreibweise von Christof Heinz lässt dabei einige Gedankenbrücken zu: Klammersetzungen und eckige Klammern werden in vielen Programmiersprachen oder Naturwissenschaftlichen Formeln verwendet. Sie können entweder Auslassungen und Abgrenzungen versinnbildlichen oder ein Zeichen für Gemeinsamkeiten und Einfügungen sein. All diesen Verwendungen setzt Heinz die Poesie gegenüber, eine Poesie auf Seiten der Menschlichkeit.

Das erste und letzte Gedicht entstammt aus dem Zyklus Gedanken „über „Menschen und das Meer“, welche im Rahmen der gleichnamigen Ausstellung gezeigt, gelesen und fürs Radio eingesprochen wurden. [Nachhörbar unter folgendem Link: https://cba.fro.at/381637].
Das Projekt stand ebenso im Zeichen der Menschlichkeit und auf Seiten der Menschenrechte, wie seine Gedichte und sein Engagement im Allgemeinen. Zu den Menschenrechten schreibt er:

Allerorts hört man von Gesprächen, Diskussionen, Verhandlungen,
Welches Thema auch immer zur Diskussion steht, es steht dabei
immer der Mensch im Zentrum. Es wird nicht über Dienstverträge
von Maschinen geredet, sowenig findet ein Austausch über ein
ethisches Verhalten von Drohnen statt. Geographische Linien,
welche ein Ganzes in zwei Sektoren unterteilen, ziehen sich
emotionslos durch die Landschaft und hinterfragen ihr Dasein
keine Sekunde lang. Darüber wird nicht verhandelt! Noch
weniger, ob sie sich voll Stacheln und aufgeladen präsent
zeigen wollen. Der Mensch hat ein Recht und dieses Recht wird
zunehmend und vielfältig beschnitten. Andere Menschen nutzen
ihr Recht, um über die Rechte der anderen Menschen zu
verhandeln. Ein Recht auf Unrecht. Ein Unrecht, Menschen
Rechte abzusprechen, wird zum Recht erklärt.
Dazu fällt mir nur eine Aussage ein:
Die Rechte von Menschen sind NICHT verhandelbar.
Menschenrechte sind NICHT verhandelbar!

Der Autor, Christof Heinz, ist ebenfalls als Theaterpädagoge und Schauspieler aktiv. Seine Arbeit kann dem Genre politisches Theater zugeordnet werden. So ist er auch Gründungsmitglied der Theatergruppe nachtACTiv, des  Kunstkollektiv ARTerie und Mitglied des Künstler_innen Kollektiv IKK (Institut kultureller Kompostierung) und der Theatergruppe Theater der Aggressionen. Dabei legt er Wert auf BühnenRaum für soziale Brennpunkte zu schaffen. Zu seiner Arbeit meint er:  „Die Prinzipien der theaterpädagogischen Arbeit und die Form des politischen Theaters, ermöglichen es mir, Themen aufzugreifen, welche Schwierigkeiten, Ängste und  Probleme beschreiben. Letztlich zu versuchen, diese für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen, um auch so hoffentlich etwas bewegen zu können!“ Zudem engagiert sich Heinz als Obmann des „Forum für Kunst und Kommunikation“ – kurz „Kooio“ für einen freien und inspirierenden Kunstbetrieb in Tirol [Mehr Informationen sind auf Galerie-Website zu finden: https://kooio.net/]

Weitere Werke und Projekte von Christof Heinz sind auf seiner Website: https://christofheinz.wixsite.com/theaterpaedagoge und seinem Blog zu finden: https://selbstgedanken.myblog.de/

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