Auf Seiten der Menschlichkeit: Esther Strauß

 In FEATURED, Poesie

Poesie und Widerstand: Die Lyrik-Reihe auf „Hinter den Schlagzeilen“

Marie Blum / performatives Denkmal, Ausstellungsansicht im space nouvelle, Innsbruck 2019 (Foto: © Esther Strauß 2019)

Was geschieht, wenn Denkmäler nicht länger in Stein gemeißelt sind? Ausgehend von einem Gedicht des Romani-Schriftstellers Rajko Djurić recherchiert die Performance-Künstlerin Esther Strauß die Geschichte von Neugeborenen, die in nationalsozialistischen Konzentrationslagern geboren und getötet worden sind. Marie Blum ist eines dieser Kinder – sie wurde am 5. September 1943 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau geboren und am dritten Tag ihres Lebens umgebracht.

Um an sie zu erinnern legt Esther Strauß ihren eigenen Namen ab und trägt ein Jahr lang den Namen Marie Blum. Marie Blum war laut den Einträgen in die Hauptbücher in Sektor BIIe – von den Nationalsozialist*innen “Zigeunerlager” genannt – inhaftiert. Der nationalsozialistische Völkermord an den Roma und Sinti, dem nach Schätzungen rund 500.000 Menschen zum Opfer fielen, wurde erst 2015 – 70 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges – von der Europäischen Union als solcher anerkannt.

ESTHER STRAUß (* 1986 in Tirol) ist Performance- und Sprachkünstlerin. In ihren Taten und Texten untersucht
sie die Möglichkeiten des poetischen Handelns im öffentlichen und privaten Raum. In der Nacherzählung ihrer Performances in Ausstellungen und Büchern setzt Strauß gezielt Lücken und Geheimnisse ein. Das, was ihre Kunstwerke verbergen, ist ebenso wichtig wie das, was sie preisgeben. 2015 schläft und träumt Strauß auf Anna Freuds psychoanalytischer Couch im Freud Museum London.
2005 – 2011: Studium an den Kunstuniversitäten Linz und Bristol, Abschluss mit Diplomen in Performance und Kulturwissenschaften. Seither internationale Ausstellungstätigkeit: Performances und Lesungen in London, Kolkata, Wels, Marseille und Nimmerland. Einige Preise, darunter das Hilde Zach Stipendium 2016 und der Kunstpreis der Freunde des LENTOS 2018. Seit 2015 lehrt Esther Strauß Sprachkunst an der Kunstuniversität Linz. Die Künstlerin lebt und forscht in Wien, Tirol, Linz, London, im Gehen. www.estherstrauss.info

Kommentare
  • Ruth
    Antworten
    Hierzu ein Zitat von Jean Paul:

    „Die Erinnerung ist das einzige  Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.”

    Projekte dieser Art, die an einen Menschen erinnern – auch die Stolpersteine – sind Ausdruck von Achtung und Mitgefühl!

    Ein „Vergessen“, das darf es nicht geben!

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