Authentischer Vorkämpfer für Gerechtigkeit und zivilen Ungehorsam

 In Politik (Inland)

Peter Grottian, Bildquelle: Netzwerk für gute Arbeit in der Wissenschadt, https://mittelbau.net

Mohssen Massarrat erinnert an seinen Freund Peter Grottian, der jetzt im Alter von 78 Jahren verstarb – einen vielseitigen und unermüdlichen Kämpfer für viele Anliegen der Zivilgesellschaft. Grottian engagierte sich u.a. für attac, gegen das Handelsabkommen TTIP und zuletzt für das Blackrock-Tribunal. “Peter hatte unentwegt neue Ideen, wie man die Welt verbessern, demokratischer und gerechter machen könnte, wie man verkrusteten Machtstrukturen einen Schubs geben könnte.” Jetzt müssen andere sein eindrucksvolles Werk fortsetzen. Mohssen Massarrat

Die sozialen Bewegungen in Deutschland, in Europa und darüber hinaus haben einen ihrer authentischsten und glaubwürdigsten Vertreter verloren. Gestern ist Peter Grottian im Alter von 78 Jahren  an seinem Wohnort Bregenz in einem dortigen Krankenhaus verstorben.

Vor nicht einmal fünf Wochen hat Peter sein letztes Projekt, das BlackRock-Tribunal, in Berlin durchgeführt. In einem seiner Redebeiträge erfreute er sich einer “Altersradikalität”, die ihm “viel Kraft gibt”. Vor ca. zwei Wochen rief er mich aus dem Bregenzer Krankenhaus an und machte sich Gedanken, wie es nun mit dem Tribunal weitergehe, er plane dne nächsten Termin für Ende Oktober in Berlin. Dabei hatte Peter eine OP wegen Herzinfakts gerade hinter sich. Er hat sich offensichtlich davon nicht mehr erholt.

Peter hatte unendlich viele Mitstreiter, ich war einer von Ihnen und arbeitete in  den letzen 15 Jahren enger mit ihm zusammen. Er war von der Idee der Arbeitszeitverkürzung felsenfest überzeugt und unterstützte u. a. die Attac AG ArbeitFairTeilen nach Kräften, wo er nur konnte. Peter hatte unentwegt neue Ideen, wie man die Welt verbessern, demokratischer und gerechter machen könnte, wie man verkrusteten Machtstrukturen einen Schubs geben könnte. Er war einer der authentischsten Vorkämpfer des Zivilen Ungehorsams, entwickelte ständig Ideen, wie man die Machtstrukturen entlarven und zur Aufklärung für eine bessere Welt ein Stück beitragen könnte, so zum Beispiel bei dem geheim gehaltenen transatlantischen Handelsabkommen (TTIP). Peter packte auch an, um die Ideen durchzusetzen. Sein Adress- und Telefonbuch war so dick wie ein Wörterbuch. Peter hat für die Umsetzung seiner menschenfreundlichen Ideen und auch für die Ideen anderer, die er gut fand, alles gegeben, seine Zeit, seine Kraft, sein Geld. Dafür war er auch ständig unterwegs, obwohl er fast nicht mehr laufen konnte. Sehr oft war er, aus seinem Wohnort der letzten Jahre, aus Bregenz kommend. in Berlin, wo er viele Jahrzehnte an der Freien Universität geforscht und gelehrt hatte.

Peter hat auch  noch in seinem Ruhestand viele Doktoranden betreut, er wollte den kritischen Nachwuchs nicht sich selbst überlassen und ihnen zur Seite stehen, nachdem, wie er das ausdrückte, viele seiner KollegInnen aus dem OSI nicht mehr da sind – er war ein verantwortungsbewusster Wissenschaftler. Peter hatte auch große Freude am Leben, er hatte sich in seinem hohen Alter sogar nochmal  verliebt. Er las regelmäßig viele Tageszeitungen und Medien aus der Zivilgesellschaft und kommentierte höchst sensibel die aktuellen Ereignisse. Er prognostisierte, dass Schäuble der neue CDU-Vorsitzende und Kanzlerkandidat sein würde.

Peter konnte manchmal auch zornig werden, er war aber nie eitel. Peter war für mich der ehrlichste aufopferungsfreudigste politische Mensch, den ich in meinem Leben kennengelernt habe. Erst wenn alle seine MitstreiterInnen sich mit einem Nachruf auf ihn gemeldet haben, werden wir Peters Vielseitigkeit,  Breitenwirkung und seine wahre Größe kennenlernen.

Ich habe von Peter viel gelernt und arbeite und kämpfe in seinem Geiste weiter.

Kommentare
  • Karola
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    R.I.P.

    Peter Grottian war tatkräftig dabei und sich nicht zu schade, symbolisch mitzuspielen, zu schauspielern, Darsteller zu sein, um auf Mißstände besser hinweisen zu können. Er pflegte also nicht nur die ‘Sprachdemonstration’  (wie viele Intellektuelle, die dann auf ihren Blasen-Schreibtischbüro-Kammer-Selbstgesprächen stehen bleiben) sondern auch die Straßenaktion!

    Aus meiner Sicht fehlte ihm allerdings die Fähigkeit, im Sinne der nachfolgenden Generationen, Fehleranalyse zu machen! Aus nichts lernen Menschen mehr wie aus Fehlern! Aber leider ging er da den Weg den viele 68er gingen: nur im Rosamunde Pilcher Rückblick gucken und nach vorne zu glauben, noch alles allein reißen zu können.

    Man sollte nie über sehen: eine 68er hat viele Impulse gegeben, aber mit dem Einzug in die Institutionen auch den Kapitalismus komplett entartet! Aus den Universitäten wurden höher, größer, weiter TurboAusbildungsstätte. Aus Universitäten wurden einseitige, dem TechnokratenLand verschriebenen DurchschleuserBetriebe mit einem Wust an Ausbildungsgänge, die kein Mensch mehr überblickt!

    Und trotzdem: Menschen wie er werden fehlen.

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