Bernhard Trautvetter: Solange das noch geht

 In FEATURED, Poesie

Bernhard Trautvetter

Die Nachrichten aus aller Welt überfordern uns. Da haben viele den Impuls, wegzuschauen, abzutauchen, aufzugeben. In seinem Gedicht seziert Bernhard Trautvetter hellsichtig die Abwehrmechanismen unerer Zeitgenossen, die vielen Ausreden, die herangezogen werden, um nicht selbst aktiv werden zu müssen. Sein Fazit: “Wir haben kein Recht, aufzugeben”.

Ich kann die Nachrichten kaum mehr aushalten.
Doch:
Was kann ich schon machen!
Es ist doch sowieso alles zu spät, wie mir scheint.
Die Herren der Welt kämpfen um die letzten Schätze der Erde,
solange das noch geht.
Klima, Kriege, Fluten, Krisen, Verwüstung der Welt
ich kann es nicht mehr hören.
Unsereins kann doch sowieso nichts tun.
Selbst die Experten sind mit ihrem Latein am Ende.
Was kann ich da schon machen!
Das geht hier sowieso nicht mehr lange gut.
Jeder ist gerade in Krisenzeiten sich selbst der nächste.
Noch gehört unsere Heimat uns.
Unser Land.
Wir gegen die anderen, das war immer schon so.
Der Mensch ist nun mal ein Egoist.
Geld regiert die Welt.
und Kriege hat es immer schon gegeben!
Was soll ich dagegen ausrichten!
Wer sich dagegen stellt,
der versteht nichts von dieser Welt.
Das sind Traumtänzer, Gutmenschen, von Tuten und Blasen
keine Ahnung, nur Ideologien und Schäume von einer besseren Welt.
Das mach alles nur noch schlimmer,
weil es diese verdammte Hoffnung nährt,
wir müssen uns den Fakten Stellen
Nichts geht mehr.
So hört und liest man es tageintagaus.
Das alles sind Ursachen für das, was nicht sein darf.
Wir haben kein Recht, aufzugeben,
die Erde, das Leben, die Liebe
all das sagt mir:
Wir sind gekommen,
um zu leben
um das Leben mit Leben zu füllen
für die noch Ungeborenen.
Von ihnen haben wir die Welt geliehen.
Wegen ihnen haben wir
kein Recht
auf
zu
geben.
Das Leben
will mit uns
auf
leben.

 

 

 

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