Bodos „Rinkspartei“

 In FEATURED, Politik (Inland)

Bodo Ramelow, Foto: Sandro Halank, Lizenz Creative Commons.

Mit Bodo Ramelow ist die Linkspartei zur Mitverwalterin eines Systems avanciert, das für Elend, Ausbeutung und Krieg verantwortlich ist. Nach allerlei Machtspielen von rechts ist der Linke-Politiker Bodo Ramelow nun doch vorerst wieder Ministerpräsident von Thüringen. Aber seine rot-rot-grüne Koalition steht auf wackeligen Füßen. Sie ist erpressbar, denn das rechte Lager, von der AfD über die CDU bis hin zur FDP, ist stark. Unschuldig sind Ramelow und die gesamte Führung seiner Partei daran nicht. Susan Bonath

Thüringer Zustände

Ramelow vereint unter sich eine Minderheitsregierung aus Linkspartei, SPD und Grünen. Um überhaupt etwas durchsetzen zu können, braucht sie Stimmen aus der CDU, der FDP oder gar der AfD. Als Vize agiert neben dem Linke-Ministerpräsidenten der AfD-Mann Michael Kaufmann. Das Unglaubliche: Auch Ramelow hat ihm seine Stimme gegeben. Nach eigener Aussage habe er die AfD milde stimmen und dazu bewegen wollen, ihre Blockade der Wahlausschüsse von Richtern und Staatsanwälten aufzugeben.

Letzteres wiegt besonders schwer. Denn Thüringens AfD-Landes- und Fraktionschef, der aus Hessen stammende Geschichtslehrer Björn Höcke, ist nicht irgendwer. Es gibt Fotos von ihm auf einem der größten Neonaziaufmärsche in Dresden. Es ist bekannt, dass er mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit unter dem Namen Landolf Ladig für zwei Neonazi-Blätter übel volksverhetzende Artikel geschrieben hat.

Nicht zuletzt geht Höcke mit seinen mörderischen Fantasien von „Tausend Jahren Deutschland“ mit biologischer Menschensortierung seit Jahren hausieren. In seinem Buch „Nie zweimal in denselben Fluss“ stellt er klar, mit welchen „wohltemperierten Grausamkeiten“ er nicht nur gegen „Migranten und andere Volksfremde“, sondern auch „Volksteile, die zu schwach oder nicht willens sind“, vorgehen will.

Eins ist so gut wie sicher: Die AfD hat in Thüringen nicht trotz dieser faschistischen Allmachts- und Vernichtungsträumereien gut 23 Prozent der Stimmen abgegriffen, sondern gerade deshalb. Ein wenig anders steht es um Ramelows Partei: Sie bekam 31 Prozent der Wählerstimmen wohl eher trotzdem — also trotz ihrer im Kern anti-linken Politik der Anbiederung an marktextremistische „Notwendigkeiten“.

Links und rechts verwischt

Die Empörung schlug auch innerhalb der Linkspartei hohe Wellen. Austritte wurden angekündigt, Parteiausschlussverfahren gefordert. Doch die Abstimmung Ramelows für den AfD-Mann als seinen Vize, angeblich um den Stillstand in Thüringen abzuwenden, ist bei näherem Hinsehen nur die Spitze des Eisbergs von politischen und moralischen Verwerfungen in einer Partei, die sich „Die Linke“ nennt.

Niemand muss sich wundern, wenn linke Politik von einem vermutlich nicht geringen Teil der Bevölkerung mit dem Andienen an das Establishment gleichgesetzt wird. Nichts anderes praktiziert die Linkspartei seit Jahren überall dort, wo sie an der Politspitze sitzt. Damit half sie tatkräftig bei der Verwirrung der Begriffe „links“ und „rechts“ mit.

Wo das Gebaren sich links Nennender als Einheitsbrei mit dem Establishment daherkommt, können sich Rechtsextreme als eine „Opposition“ vermarkten, die sie nicht sind.

Zum Verständnis: Links sein, sich uneingeschränkt auf die Seite aller Unterdrückten, Ausgegrenzten und Entrechteten zu stellen, und zwar international. Es bedeutet, alle Menschen als gleichwertig zu betrachten, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Glauben, Geschlecht oder anderen Eigenschaften.

Rechts steht, wer die Ungleichwertigkeit und Herrschaft von Menschen über Menschen bewahren will. Ein Faschist ist, wer diese rechte Ideologie mittels offener Gewalt durchsetzen will.

Dass viele linke Ziele im Kapitalismus im imperialistischen Stadium nicht umgesetzt werden können, ist systemische Konsequenz. Darum steht, wer ernsthaft links handelt, per se in radikaler Opposition zum herrschenden System und dessen territorialem Manager, dem Staat.

Wer für hohe Ämter kandidiert, anschließend all die Vorgaben des Systems nicht nur aktiv und völlig unkommentiert erfüllt, sondern dies zudem als „linke Politik“ deklariert, müsste schon deshalb aus einer linken Partei umgehend ausgeschlossen werden. Denn derjenige sabotiert grundsätzliche linke Werte.

Um es anders auszudrücken:

Dem Hartz-IV-Bezieher ist es egal, ob er in einem von rechts oder pseudolinks regierten Land in die Obdachlosigkeit sanktioniert wurde.

Auch den Afghanen, der in Krieg und Hunger abgeschoben wird, interessiert es nicht, wer dafür den Hut aufhatte. Ob die thüringische Firma Jenoptik, mit deren Chefs Ramelow nicht nur einmal Häppchen dinierte, von einem „linken“ oder rechten Politchef grünes Licht für Belieferung von Rüstungskonzernen erhält, ist den Profiteuren völlig wurscht.

Mitverwalten des Systems stärkt Marktextremisten

Mit Bodo Ramelow ist die Linkspartei nunmehr nicht nur zur Mitverwalterin eines Systems avanciert, das täglich für unbeschreibliches Elend, brutalste Ausbeutung und den Tod Tausender Menschen verantwortlich zeichnet. Sie hat nun auch einen Funktionär an der Spitze eines Bundeslandes, der aus taktischen Gründen mal eben einem Mitglied einer faschistischen Partei einen Posten beschert. Das ist ein No-Go.

Damit verkommt die ganze Hysterie um FDP-Mann Thomas Kemmerich, der sich mit den Stimmen der AfD kurzfristig im Februar zum Ministerpräsidenten hat wählen lassen, zu einer moralinsauren Show — an der sich übrigens auch Ramelow an vorderster Front beteiligt hatte. Dass eine marktradikale Partei wie die FDP anderen marktradikalen Parteien — völlig egal, ob dabei eher konservativ-autoritär oder neoliberal ausgerichtet — nähersteht als einer Partei, die sich links nennt, war vorher klar.

Das Fazit aus dem Thüringen-Theater ist: Wieder einmal geht die AfD gestärkt hervor. Die Partei die Linke spielt mit der SPD und den Grünen Friede, Freude, Eierkuchen, buhlt um Stimmen bei CDU und FDP — und rutscht in der Wahrnehmung der Masse nur tiefer in den Sumpf des politischen Einheitsbreis. Die AfD kann und wird sich noch lauter als angebliche Opfer-Opposition aufspielen. Was sie natürlich nicht ist, weil sie die kapitalistischen Ausbeutungsverhältnisse nicht abschaffen, sondern nur ethnisieren und brutalisieren will.

Lächerliche Buhlerei um Anerkennung

Man könnte nun argumentieren, die Linke brauche Anerkennung beim Bürgertum, um stärker zu werden. Die verschaffe sie sich nicht mit radikalen Parolen, sondern durch Anpassung. Belegt ist dies durch nichts. Wahrscheinlich ist sogar das Gegenteil der Fall. Außerdem: Mehr Anerkennung wird sie trotz aller Buhlerei wohl kaum aus dem marktextremistischen Lager erhalten.

Das hat jüngst ein Vorfall gezeigt. Auf einem Treffen der Partei in Kassel hatte ein Mitglied in einer Diskussion klargestellt, die Energiewende sei auch nach einer Revolution nötig:

„Auch, wenn wir das eine Prozent der Reichen erschossen haben, ist es immer noch so, dass wir heizen wollen, uns fortbewegen wollen — na ja, ist so, wir müssen mal von dieser Meta-Ebene runterkommen.“

Linksparteichef Bernd Riexinger scherzte darauf, dass man die Reichen nicht erschieße, sondern „schon für nützliche Arbeit einsetzen“ wolle. Was für ein Aufschrei, der im Anschluss durch die rechten Filterblasen, die Springerblätter und andere rechtspopulistischen Medien wie etwa Focus tobte!

Mal abgesehen davon, dass die reichen Profit-Scheffler, wie oben schon angemerkt, für Tausende Tote täglich mitverantwortlich sind:

Geradezu lächerlich war die Reaktion aus der Linksparteiführung selbst. Man entschuldigte sich, dementierte, griff sogar Genossen öffentlich an — und Ramelow mit dabei.

Wann hat sich der AfD-Mann Alexander Gauland je für seinen „Vogelschiss“ entschuldigt? Wann hat diese Partei jemals für die andauernde Verbreitung von Fakes und Hetze gegen Minderheiten — erinnert sei an den Aufruf von Beatrix von Storch, an den Grenzen auch auf Kinder zu schießen — um Verzeihung gebeten? Nicht ein einziges Mal.

Oder wann haben sich CDU, FDP und SPD von den menschenverachtenden Äußerungen gegen Hartz-IV-Bezieher, Geflüchtete oder EU-Migranten aus ihren Reihen distanziert? Ebenfalls zu keiner Zeit.

Linke Solidarität statt Klüngeln mit den Rechten

Dass sich ernsthaft Linke für ein Ende der Ausbeutung von Armen durch Reiche einsetzen, ist genauso bekannt, wie die Tatsache, dass Reiche keine Lust darauf haben, sich enteignen zu lassen, und sich dagegen wehren werden — dummerweise haben sie dafür einen bewaffneten Staat im Rücken. Mit bunten Wattebällchen kann es also nicht gelingen, die Wirtschaft für die Allgemeinheit nützlich zu machen.

So ist auch diese Posse, ebenso wie die Thüringer Vorgänge, nur ein Abbild des Zustands einer vollkommen vom System vereinnahmten, sich links nennenden Partei.

Links dagegen zu halten, scheint dringend nötig. Wer dies tun will, muss lauter werden, populistischer, realitätsnäher und vor allem: solidarischer. Linke Solidarität bedeutet: internationale Klassensolidarität.

Oder wie der Betreiber des YouTube-Kanals „Willkommen im Neoliberalismus“ es ausdrückte:

„Wenn irgendwo nur eines unser Klassengeschwister durch das System in Not gerät, müssen sich alle Linken zusammentun und ‚Krieg!‘ rufen.“

Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.

Dank an den Rubikon, www.rubikon.news, wo dieser Artikel zuvor erschienen ist.

Anzeigen von 15 Kommentaren
  • heike
    Antworten
    Wenn sich die Linkspartei für verbale Entgleisungen, wie die Tötung von 1 Prozent der Superreichen nicht mehr entschuldigen würde, sondern das auch in die Tat umzusetzen gedenkt, dann ist sie tatsächlich auf rechtes, menschenunwürdiges Niveau abgerutscht und absolut unwählbar.

     

  • Brand,Hildegard
    Antworten
    Ob dieser so zutreffenden, ziel-genauen, richtigen Analyse wird mir ganz schlecht. Und ich bin ratlos,

    frei nach Heine :

    ” Denk ich an Deutschland in der Nacht, werd ich um den Schlaf gebracht!”  – Er ging ins Exil.

    Und – wohin sollen wir gehen? Weder in Europa noch woanders auf dem Globus gibt es ja eine wahre ” Sozialistische Alternative” .

    Die könnte ja nur  als “außerparlamentarische Opposition”  existieren, wenn sie nicht ihre Ziele verraten will…

    Der Begriff  ” links”  war  ja immer schon so wabbelig-weich wie Pudding, den frau und man erfahrungsgemäß noch nie an die Wand nageln konnte.

    Und der zielführendere Begriff   “sozialistisch”    ( eben nicht der schwammige Begriff  “sozial” ) wurde uns ja systematisch aus unseren Gehirnen ausgewaschen mit dem sehr scharfen Waschmittel der Vorstellung von sibirischen Zwangslagern,

    als gäbe es  nicht  t r o t z  a l l e  d e m   unaufhörlich die Notwendigkeit eines Kampfes:  gegen Ungerechtigkeit, Ausbeutung in kleinsten Regionen und auf dem gesamten Globus, gegen Zerstörung  des Globus durch Umwelt- Kriegs – und Rüstungs-verbrecher, gegen die globalen Hungermacher, deren Hunger-Werk  mit jährlich Millionen von Toten und Hungernden Jean Ziegler den  ” stillen  Genozid”  nennt.

    Würde Georg Büchner dazu auch heute noch rufen : ” Friede den Hütten, Krieg den Palästen!”  ?  ( G. Büchner:  Der Hessische Landbote )

    Er suchte nicht erst nach Namen für Parteischilder, er sah einfach das zum Himmel schreiende Elend und nannte es in seiner Kampfschrift unter Lebensgefahr  beim Namen!

    Die ratlose Hildegard

     

     

  • heike
    Antworten
    Ich denke, es ist ein Denkfehler, dass man mit dem “Davonjagen” der Reichen eine gerechte Welt entstehen lassen kann.  Warum gab es die Gulags? Weil sehr viele Menschen von den Strukturen im Zarenreich auch profitiert hatten – und diese wollten ihre alten Privilegien und damit auch in gewissem Ausmaß die alte Ordnung zurückhaben. Um das neue Reich desProletariats und der Bauern, das seine Strukturen erst entstehen lassen musste, zu schützen und nicht im täglichen Kleinkrieg zu verlieren, hat man die “Störenfriede” nach Sibirien verfrachtet. Wenn man hier auf Knall und Fall eine neue Ordnung errichten wollen würde, müsste man zu ähnlichen Maßnahmen greifen – was aber glücklicherweise nicht zur Debatte steht. Unglücklicherweise steht zur Debatte, dass mit jedem linksrevolutionärem Anspruch im mindestens doppelten Ausmaß eine Zuwanderung zu Rechtsextremismus geschieht.

    Demokratie von unten, die Schaffung von Lebensräumen, in denen die Menschen ein Mitspracherecht bei der Gestaltung ihres Lebens haben, bezahlbare Wohnungen, höherer Mindestlohn, sichere Renten, Freiheit bei der Wahl seiner eigenen Gesundheitsvorsorge, Schutz der Umwelt, mögliche gewaltfreie und angstfreie Kommunikation … das alles kann man auch in einem sozial gestalteten Kapitalismus erreichen, wenn man den Rechten der Kapitaleigentümer auch Pflichten hinzufügt.

     

  • heike
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    In gewisser Weise ist es wirklich zum Verzweifeln, aber es bleibt nichts anderes übrig, als immer wieder die Finger in die Wunden zu legen und die Menschen darüber aufzuklären, warum so viele Menschen noch immer an Unterernährung sterben – solange bis es auch der Letzte kapiert hat, und die Mechanismen sind wohl komplexer als man sich vorstellen kann. Genmanipuliertes Saatgut wird nicht die Lösung sein. Und Korruption und schnelles Bevölkerungswachstum in Afrika sind auch nicht die Ursachen, sondern nur Auswirkungen. Wenn die Hälfte deiner Kinder stirbt, bevor sie das 18. Lebensjahr erreichen und du im Alter auf die Versorgung durch deine Kinder angewiesen bist, dann hat es sich im Laufe der Jahrhunderte eben als sinnvolle Überlebensstrategie herausgestellt, viele Kinder zu bekommen….

    Der reiche Westen (oder besser: die Reichen im Westen) hat (haben) die Armut in Afrika und anderen Weltregionen zu verantworten. Es wurden unfaire Handelsbeziehungen geführt, Lebensmittelspekulationen, Kinderarbeit, Sklaverei …

    Ich finde gut, was Umweltorganisationen machen, wenn sie Ranger ausbilden und dadurch gleichzeitig Natur schützen und den Menschen ein gutes Einkommen sichern. Das kann man auch mit traditionellen Handwerksbetrieben oder Touristenstationen machen.

    Man könnte z.B. auch eine Art Länderpatenschaft einführen…

    Manchmal denke ich inzwischen, dass es eine vollständige Gerechtigkeit nie geben wird.

    Was ich richtig finde, ist der Weg über eine Mitbeteiligung in der Regierung nähere Einblicke in die Machtgefüge dieser Welt zu bekommen. Letztendlich ist Politik schon oft ein Ausbalancieren der Kräfte. Wobei man aber seine inneren Werte und Ziele nicht aus den Augen verlieren sollte – und diese der Bevölkerung auch möglichst genau vermitteln. Konfrontation wird zum Sieg des Stärkeren führen. Ein Anwachsen an Mitmenschlichkeit und Wissen über die Zustände in anderen Teilen der Welt kann zu konkreten Hilfen oder nützlichen gemeinsamen Projekten führen.

    Und ganz wichtig: Wer Flüchtlinge vermeiden will, der muss alle Kriegshandlungen stoppen. Das ist die erste Maßnahme. Eine rot-rot-grüne Mehrheit im Bundestag kann Rüstungsexporte verbieten.

    Dann wird Deutschland wahrscheinlich aus der NATO ausgeschlossen (oder austreten). Wir könnten stattdessen mehr Handel mit den Dritte-Welt-Ländern betreiben. Zur Zeit sind die noch nicht sehr zahlungsfähig, aber Stück für Stück kann sich das mit dem Aufbau modernerer Technologien dort ändern. Man müsste ökologische technische Strukturen aufbauen und die Arbeitsleistungen und Ernten fair bezahlen.

    Ich glaube auch, dass der unkontrollierte (bzw. geldkontrollierte) Wachstum inzwischen zu schädlich geworden ist, um weiter ausufern zu dürfen. Und welche Strategien haben CDU und FDP dagegen?

    Die Kernfrage ist eigentlich: wie kann man mit menschen- und umweltfreundlicher Industrie und Landwirtschaft die soziale Sicherheit des Landes (Deutschland) gewährleisten und dabei auf Ausbeutung verzichten und dem “Rest” der Welt eine Hilfe sein?

     

  • Gerold Flock
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    Psychopathologie. Alle einweisen in die Anstalt.
  • Gerold Flock
    Antworten
    Was hat der korrupte Anarchypeaceangel da auf seiner Seite geschrieben?

    …und denkt doch bitte noch mal über die Regierung nach!

    Wer regiert Euch denn? – Wer will Euch denn regieren?

    Wer sich so einen Wahnsinn erlaubt, über andere Mitmenschen regieren zu wollen…???…Das können doch nur kranke Psychopathen sein. – Machtmenschen die über andere Herrschen und Regieren wollen, um dann selber dem Reichtum in den Arsch zu kriechen. – Genormte psychopathologische Arschkriecher regieren Euch. – Diese verlogenen Parasiten des Machtwahns!

    Wer bitteschön lässt sich denn solche  Heuchler gefallen?

    Ihr? – Ja. Genau. Ihr. – Ihr wählt Eure korrupten und korrumpierten PsychopathINNEN auch noch freiwillig selber und nennt diese moderne Sklaverei dann Demokratie?

    https://anarchypeaceangel.jimdofree.com/

     

     

  • Joachim Groß
    Antworten
    Wer kann die Frage  beantworten, warum Ramelow keine Neuwahlen angestrebt hat? Schließlich kann man davon ausgehen, dass die Linke in Thüringen mehr als die erhaltenen 31 % erzielt hätte. Der CDU und FDP hätte man ordentlich eins auf die Mütze gegeben. Warum also?? Wurde befürchtet, die Afd wäre derart erstarkt, dass sie eine veritable Mehrheit erzielt hätte? Oder hätte die „Chance“ bestanden, die SPD und die Grünen wären weiter abgesackt? Also lieber eine sichere Minderheitsregierung, die auch noch dankbar die AfD-Stimmen entgegennimmt!

    Dass es keinen Aufschrei bei den Linken gab, als Ramelow seinen Stellvertreter von der AfD auch noch mitgewählt hatte, verursacht bei mir ein großes Stirnrunzeln. 

    • Peter Boettel
      Antworten
      zwei Fragen:

      Um welchen Stellvertreter handelt es sich, den Bodo Ramelow mitgewählt haben soll?

      Inwiefern soll Bodo Ramelow gegen Neuwahlen in Thüringen gewesen sein? Meiner Kenntnis nach wurden die Neuwahlen vor allem von der CDU und der FDP abgelehnt.

  • heike
    Antworten
    So, ich schreibe jetzt noch etwas: in den 40 Jahren DDR sind ungefähr 770 Menschen an der innerdeutschen Grenze, in der Ostsee und an der Berliner Mauer bei Fluchtversuchen erschossen wurden oder umgekommen.

    In 12 Jahren NS-Diktator sind 65 Millionen Menschen ermordet worden.

    Abgesehen von diesen offensichtlichen Zahlen kenne ich viele Leute, die von sich sagen, die Zeit in der DDR war mit ihre schönste im Leben. Da kann das Elend und die Mühsal und auch die Gängelung und Überwachung ja wohl nicht so unermesslich schlimm gewesen sein, wie es immer wieder dargestellt  wird.

    Und vor allen Dingen: eine Gleichsetzung mit dem faschistischen Nazideutschland ist eine absolute Verkennung der Tatsachen.

    Die DDR war ein Staat, der von Antifaschisten und Kommunisten/Sozialisten gegründet wurde, mit der Utopie und Zielsetzung,  Arbeit nicht mehr zur persönlichen Profiterwirtschaftung einiger Weniger zu verrichten, sondern um gemeinsam etwas zu erschaffen, das dann allen zugute kommt.

    Wenn so eine Idee von den meisten mitgetragen wird, dann erfreut man sich eben auch, wenn wieder eine neue Schule gebaut wird oder eine neue Schwimmhalle.

    Für einen gelungenen Sozialismus braucht man eben ausreichend viele an einem Strang ziehende Menschen.

    Jetzt noch ein Gedicht von einem DDR-Schriftsteller:

    Utopia

    Sollen doch die Leute

    denken, was sie wollen,

    soll doch jeder denken,

    was ihm Spaß macht –

    aber laßt Verhältnisse entstehen,

    die den Menschen Mensch sein lassen.

    Laßt uns ihnen

    Haltbarkeit verschaffen,

    damit Sicherheit für alle da ist.

    Soll der Rest sich

    seine Freiheit suchen.

     

    Geschrieben von Heinz Kahlau 1989. Ich interpretiere es mal als einen Wunschgedanken aus dieser Zeit, die DDR als ein sozialistisches Land erhalten zu können …

     

    Leute, die sehr materiell eingestellt sind und denen es nichts ausmacht, andere Leute zu bescheißen und ihnen Dinge anzudrehen, die eigentlich ungesund, nicht notwendig oder schädlich sind, haben in der BRD oft ein gutes Leben gefunden. Man brauch(te) eben eine ordenliche Portion Skrupellosigkeit oder Kurzsichtigkeit oder Gewissenlosigkeit, um im kapitalistischen Staat Karriere und Geld zu machen.

    Wenn man das obenstehende Gedicht Utopia aus seinem Entstehungszeitrahmen löst und die Aussage aus heutiger Zeit betrachtet, dann ist ein Staat, der seinen Bürgern eine Sicherung ihrer Grundbedürfnisse nach gesunder Nahrung, gesunden Lebensbedingungen und gesunden Arbeitsverhältnissen erfüllen kann und zudem ihren geistigen Freiraum nicht beschränken muss, sondern dem offenes Denken ein Anliegen ist, ein anstrebenswertes Ideal. Aber dafür braucht man entsprechende Rahmenbedingungen, zu denen gehört, dass man Geschichte nicht einseitig umschreibt und 40 Jahre eines menschenzugewandten Staates als ein einziges menschliches Desaster beschreiben will.

     

     

    • Peter Boettel
      Antworten
      Heike:

      Zum Zitat:

      “In den 40 Jahren DDR sind ungefähr 770 Menschen an der innerdeutschen Grenze, in der Ostsee und an der Berliner Mauer bei Fluchtversuchen erschossen wurden oder umgekommen.

      In 12 Jahren NS-Diktator sind 65 Millionen Menschen ermordet worden.”

      Ich finde es gut, diese Gegenüberstellung hier zu erwähnen. Denn zurzeit sind die Rechten dabei, die alte SED-Geschichte aufzuwühlen, wobei kaum jemand von den heutigen Linken überhaupt noch bei der SED war, so kam z.B. Bodo Ramelow aus dem Westen. Sahra Wagenknecht durfte z.B. nicht studieren, weil sie das Regime kritisierte.

      Und wenn schon die SED von den Rechten heraufbeschworen wird, sollten auch die Blockflöten, von denen noch einige in der CDU wichtige Funktionen ausüben oder ausgeübt haben, erwähnt werden.

  • heike
    Antworten
    Es gibt noch mehr schöne Gedichte von Heiz Kahlau. Zum Beispiel aus dem Jahr 1965:

    Japanischer Steingarten

    Aus Steinen und Kristall,

    aus dem, das kaum vergeht,

    das Zeit und Tropfenhall

    fast schadlos übersteht –

    hat sich ein weiser Mann,

    vergängnisfurchtbewegt,

    nach kühl durchdachtem Plan

    den Garten ausgelegt.

     

    Fünf Steine, schwarz und grau,

    vor einer Felsenwand,

    so makellos wie Tau

    in eiskristallnem Sand,

    von keinem Wuchs gestört,

    fernab von Gras und Baum.

    Zu jedem Stein gehört –

    harmonisch klar – sein Raum.

     

    Achthundert Jahre lang

    blieb solch ein Garten stehn.

    Zeigt unverändert schön

    durch der Gezeiten Gang,

    den Geist, der ihn vollbracht.

    Liegt in der Himmel Licht,

    in ihrer Schatten Pracht,

    als steinernes Gedicht.

     

    (Heinz Kahlau)

     

    Und noch eins:

    Von der Hilfe der Hilflosen

     

    Weil ich Hunger hatte,

    gab ich Brot.

    Aber mein Brot war nicht genug.

    Es machte mich hungriger

    und ihn nicht satt.

    Aber ich gab.

    Denn, die keinen Hunger kennen,

    geben kein Brot.

     

    Weil ich Hilfe brauchte,

    half ich ihm.

    Aber meine Hilfe war zu gering.

    Sie machte ihn hoffen

    und mich nicht stark.

    Aber ich half.

    Denn die keine Hilfe brauchen,

    helfen uns nicht.

     

    (Heinz Kahlau, 1953)

  • heike
    Antworten
    Das letzte Gedicht kann etwas bedrückend wirken. Um vieles besser wäre es, wenn eben gerade diejenigen, die satt sind, etwas abgeben von ihrem inneren und äußeren Reichtum. Eigentlich müsste auf der Welt alles besser werden, nicht schlechter. Das wäre eine logische Entwicklung. Und ich glaube da jetzt dran.
  • ert_ertrus
    Antworten

    Um vieles besser wäre es, wenn eben gerade diejenigen, die satt sind, etwas abgeben von ihrem inneren und äußeren Reichtum.

    Ob die mit dem äußeren (gar äußersten) Reichtum über viel inneren Solchen verfügen? Meine Lebenserfahrung lässt mich daran zweifeln.

  • heike
    Antworten
    ert_ertrus, ich würde Menschen, die in materieller Sicherheit leben, nicht absprechen, einen inneren Reichtum an Gefühlen, Herzenswärme. kultureller Bildung usw. zu besitzen. Und ich glaube, dass auch schon sehr viele mit finanziellen Mitteln Projekte unterstützen, die anderen Menschen zugute kommen. Wovor Menschen instinktiv zurückweichen, ist Leid, dass ihre eigenen Hilfsmöglichkeiten überfordert. Da geschieht kollektives Abwenden.

    Auch einer bestimmten Schwäche von Menschen gegenüber sind andere Menschen abweisend eingestellt. Dazu gehören ungepflegtes Aussehen und Betrunkene auf der Straße. Ich denke, es ist eine Art instinktiver Selbstschutz. Ich kann das nicht verurteilen, obwohl ich das auch mal mit Macht ändern wollte. Das hat keinen Sinn. Es übersteigt wahrscheinlich das eigene Recht,  Hilfeleistungen von anderen einzufordern. Man kann selbst helfen und andere darum bitten. Nicht fordern, da gibt es einen Unterschied.

    Aber ich wollte ich noch etwas zu der “Theorie”, dass sich Extremismus von rechter und linker Seite annähern wie die Enden eines Huifeisens, schreiben.

    Ich finde, dieses Bild bringt den Sachverhalt nicht deutlich zum Ausdruck.

    Die empfundene Notwendigkeit zum Aufstand, die rechte und linke Bewegungen gemeinsam haben, ist die Armut und soziale Benachteiligung der “Protagonisten” gegenüver Mittelschicht und Oberschicht. Beide wollen zunächst das Establishment, das ihrer Meinung nach diese Ungerechtigkeit verursacht, stürzen. Das ist sozusagen die gemeinsame Wurzel, die diese Bewegungen nährt. Doch dann trennen sich die Wege schon. Zur Hitler-Nazizeit entluden sich der Hass und der Neid (zwei der zehn Grundgifte des Geistes nach der Definition des Buddhisnus)  gegen die Juden, andere Völker und Rassen sowie Kommunisten und Sozialisten.

    Linke Bewegungen haben werden nicht von soviel Hass genährt und v.a. ist Rassismus kein Element irgendeiner Form des Linksseins. Linker Extremismus richtet sich gegen Strukturen, die Armut und Ausbeutung eines großen Anteiles der Menschen ausüben.

    Man kann also sagen, Linke und Rechte eint zunächst die Empfindung (die wahr sein kann), dass sie oder andere Menschen in der bestehenden Gesellschaftsordnung benachteiligt sind. Aber das ist auch schon alles. Beide “Strömungen” verfolgen völlig andere Ziele. Es ist wichtig, das zu sehen.

     

     

  • heike
    Antworten
    In dem Buch des Dalai Lama “Ratschläge des Herzens” habe ich ein sehr schönes Kapitel gefunden:

    “An alle, die im Überfluss leben

    Wenn ich reichen Menschen begegne, sage ich ihnen normalerweise, daß Reichtum nach buddhistischer Auffassung ein gutes Zeichen ist, denn danach gilt Reichtum als Frucht eines gewissen Verdienstes, als Beweis dafür, daß man irgendwann einmal großzügig gehandelt hat. Allerdings ist Reichtum nicht gleichbedeutend mit Glück. Wenn dem so wäre, dann wäre, wer reich ist, auch glücklich.

    Reiche Menschen unterscheiden sich nicht grundlegend von anderen. Selbst wenn ihr Vermögen unermeßlich groß ist, können sie nicht mehr essen als die anderen, da auch sie nur einen Magen besitzen; und ihre Hände haben auch nicht mehr Finger, die sie mit Ringen schmücken könnten. Sie können es sich natürlich leisten, ausgesuchte, teure Weine zu trinken und die erlesensten Speisen zu essen. Leider schaden sie damit oft ihrer Gesundheit. Viele Menschen, die nicht gezwungen sind, körperlich zu arbeiten, verwenden einen großen Teil ihrer Energie darauf, Sport zu betreiben, aus Angst, dick oder krank zu werden. So wie in meinem Fall: Ich gehe viel zu selten spazieren und muß daher jeden Tag meinen Hometrainer besteigen! Genau genommen zahlt es sich nicht wirklich aus, reich zu sein, wenn es schließlich darauf hinaus läuft! (lacht)

    Sicherlich ist es befriedigend, sagen zu können: “Ich bin reich!” Das verleiht Energie und die Gesellschaft interessiert sich für einen. Aber ist das wirklich den ganzen Streß wert, der mit dem Aufbau eines Vermögens einhergeht? Oft verdirbt man es sich mit einem Teil der Familie und der Gesellschaft, man provoziert Eifersucht und Mißgunst bei anderen Menschen. Reiche Leute sind ständig unruhig und auf der Hut.

    Der einzige Vorteil, den Reichtum meiner Meinung nach bietet, besteht darin, daß man anderen besser helfen kann. Auf sozialer Ebene spielt man eine wichtigere Rolle, man verfügt über größeren Einfluß. Wenn man in seinem Denken positiv gestimmt ist, kann man viel Gutes bewirken. Ist man seiner Umgebung gegenüber jedoch feindselig eingestellt, dann kann man mit mehr Geld noch mehr Unheil anrichten. Ich betone immer wieder, daß wir verantwortlich für diese Welt sind. Wären wir dank unseres Reichtums zum Beispiel in der Lage, etwas Nützliches zu tun, aber wir tun es nicht, dann verhalten wir uns verantwortungslos.

    Wir nehmen tagtäglich Nahrung zu uns, die andere für uns angebaut haben, und wir nutzen tagtäglich all die vielen Annehmlichkeiten, die andere für uns bereitstellen. Unterstützen wir den Rest der Welt, sobald wir genug zum Leben haben! Was gibt es Traurigeres, als ein Leben in Luxus zu verbringen, ohne zum Glück jener Menschen beizutragen, die nicht die gleichen Chancen haben wie wir! Es gibt extrem arme Menschen. Manche haben nicht genug zu essen – ganz zu schweigen von Bildung und ärztlicher Versorgung. Wenn wir reich sind und uns nur für uns selbst interessieren, was mögen dann die von uns denken, die unter derart schwierigen Umständen leben müssen? Wie mögen Menschen reagieren, die von früh bis spät arbeiten und kaum etwas dabei verdienen, wenn sie andere sehen, die im Überfluß schwelgen, ohne sich auch nur im geringsten anstrengen zu müssen? Liefern wir ihnen nicht allen Grund, eifersüchtig und verbittert zu sein? Provozieren wir durch ein solches Verhalten früher oder später nicht zwangsläufig Haß und Gewalt?

    Wenn man viel Geld besitzt, sollte man es am besten dafür verwenden, arme und leidende Menschen zu unterstützen und ganz allgemein den Bewohnern dieser Erde zu einem glücklicheren Leben zu verhelfen, indem man Lösungen für ihre Probleme findet.

    ….

    Langfristig haben die Reichen nichts zu gewinnen, wenn sie es zulassen, daß sich die Lage auf der Welt weiter verschlechtert. Sie werden sich nur noch besser vor dem Groll der Armen schützen müssen und daher in ständiger Angst leben, was ja in einigen Ländern bereits jetzt der Fall ist. Eine Gesellschaft, in der die Reichen zu reich und die Armen zu arm sind, bringt Gewalt, Kriminalität und Bürgerkrieg hervor.”

    Das ist einfach die ganze Wahrheit. Gewalt entsteht durch zu großes Ungleichgewicht. Und statt den Weg einzuschlagen, seinen Reichtum und seine Privilegien durch Armeen schützen zu lassen, sollte das Ziel sein, dieses Ungleichgewicht zu verringern. Das ist einfach der Weg, der gegangen werden muss. Und wenn die Reichen diesen Weg nicht von sich aus gestalten, dann muss die Politik helfen, diesen Weg zu gehen.

    Das ist neben Umwelt- und Klimaschutz die wichtigste Aufgabe, die die Menschheit zu bewältigen hat.

    Vielleicht wird es ja.

     

     

     

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