CD-Kritik: Barbara Zanetti, «74»
Alexander Kinsky hat sich das neue Album der Südtiroler Songwriterin angehört. Eine musikalische Kostprobe davon gibt es dann morgen.
Die 1974 in Bozen geborene Barbara Zanetti war schon zweimal bei den Songs an einem Sommerabend, hat aber auch schon Sportlerhymnen und in Musicals gesungen und bereits mehrere CDs aufgenommen. In Kaltern stand sie 2008 auch schon mit Konstantin Wecker zusammen auf der Bühne. Die im Jahr 2014 bei Rockwerk Records veröffentlichte CD „74“ ist doch eher ambitionierte Liedermacherkunst als gehobener Schlager. Dabei möchten Barbara Zanettis ausnahmslos selbst geschriebene Lieder durchaus eingängig, leicht hörbar, gefällig wirken. Von ihrer bodenständig die Lieder grundierenden Band (Gitarren, Bass, Schlagzeug, Cello und Campanula, ein vom deutschen Instrumentenbauer Helmut Bleffert entwickeltes neues Streichinstrument) begleitet, singt sie vor allem von Selbstfindung, macht sie sich Mut und arbeitet sie musikalisch Beziehungen auf.
An sich singt Barbara Zanetti hochdeutsch, ein Lied gibt es allerdings auf Italienisch („Fianco a Fianco“), eines in Südtiroler Mundart („A Toal von dir“). Vier Lieder ragen heraus. „La Magia“ beschreibt das Überwinden einer Zeit, die ein Loslassen erfordert hat, zu Musik, die einen eigenen, fast magischen Tanz-Sog entwickelt. „Der Ring“ ist das einzige politische Lied der CD, die Sängerin sucht die Mitte zwischen Extrempositionen. Eine reizvolle große Ballade ist „Unser Sommerlied“, und das Mundartlied „A Toal von dir“ bekennt sich zur Heimat und stellt sich damit würdig zwischen Pippo Pollinas „Terra“ und Rainhard Fendrichs „I am from Austria“.