Corona-Leugner in Griechenland werden nunmehr bestraft

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

232. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Nein, neue Nachrichten von unserem Reiseteam Evi und Tassos Chatzatoglou gibt es noch nicht. Stattdessen wird von Tag zu Tag klarer: Griechenland steht vor einem Desaster, was die Tourismus-Saison in diesem Jahr betrifft. Von Hilfsprogrammen für die betroffenen Menschen hört man allerdings nichts. Anstelle dieser Tatsache kümmert sich die griechische Regierung inzwischen um andere Probleme: Sie hat Corona-Leugnung unter Strafe gestellt und belegt ahnungslose Corona-“Delinquenten” mit Zahlungsbefehlen, deren Höhe sich gewaschen hat. Holdger Platta

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

wieder einmal ein Bericht zu unserer Hilfsaktion für notleidende Griechinnen und Griechen von ganz anderer Art. Neues von Evi und Tassos Chatzatoglou, die seit letzter Woche in Griechenland unterwegs sind, kann ich noch nicht mitteilen, da bislang keine Informationen bei mir eingetroffen sind. Stattdessen einige Mitteilungen über die soziale und ökonomische Gesamtsituation in diesem Staat im östlichen Mittelmeer. Tatsächlich: sie haben allesamt mit dem Thema „Corona“ zu tun – präziser: mit den Folgen der Maßnahmen gegen Covid-19 in Griechenland – und mit einigen Maßnahmen selber.

Mittlerweile bestätigen sich die Befürchtungen, dass dieses beliebte Urlaubsland in diesem Jahr 2020 ganz besonders leiden wird unter dem Virus. Konkret:

Laut „Griechenland Zeitung“ (GZ) vom 26. August werden die Einnahmen aus dem Tourismus in diesem Jahr voraussichtlich zurückgehen von 18,2 Milliarden Euro 2019 auf maximal (!) 3,5 Milliarden Euro in diesem Jahr, also um rund 15 Milliarden Euro. Das Hotelgewerbe in Griechenland verzeichnet aller Wahrscheinlichkeit nach eine Umsatzeinbuße von 94,3 Prozent (statt 1,8 Milliarden im Vorjahr nur noch 104,7 Millionen Euro 2020).

Die US-amerikanische Ratingagentur Standard & Poors (S & P) prognostiziert einen Rückgang des Bruttoinlandproduktes (BIP) in der Höhe von 9 Prozent. Besonders dramatisch dabei: der Wiederanstieg der allgemeinen Arbeitslosenrate bis zum Endes des Jahres 2020 auf 21 Prozent. Selbst eine Gefährdung des griechischen Bankensektors sei nicht ausgeschlossen, so die GZ.

Wenn man dieses vor dem Hintergrund sieht, dass an die einheimischen Arbeitskräfte im Tourismusgewerbe eh nur niedrige Löhne ausbezahlt werden, wenn man bedenkt, dass es sich bei vielen Arbeitsstellen in diesem Sektor eh nur um Saisonarbeit handelt (das erarbeitete Geld also fürs gesamte Jahr reichen muss!), und wenn man sich vor Augen hält, dass die Arbeitslosenhilfe – wenn es sie denn überhaupt gibt – weit unter der Absicherung eines menschenwürdigen Existenzminimums liegt, kommt also eine Katastrophe sondergleichen auf das untere Bevölkerungsdrittel in Griechenland zu. Dass dagegen von der ultrakonservativen Mitsotakis-Regierung der „Neuen Demokraten“ irgendein Sozialplan ins Auge gefaßt worden ist: bislang kein Wort dazu! Das Regime der Zwei-Drittel-Gesellschaft bleibt bei seinem Kurs, das Schicksal der Menschen ganz unten einfach zu übersehen.

Stattdessen engagiert sich diese Staatsführung inzwischen in einem anderen Bereich: Sie geht mit drastischen Strafen gegen Menschen vor, die entweder die Existenz einer Corona-Pandemie leugnen, diesbezüglich, wie es heißt, „Verschwörungstheorien“ verbreiten oder aufrufen zum Brechen der Pandemievorschriften in Griechenland. Dazu der sogenannte „Bürgerschutzminister“ Michalis Chrysochoidis wörtlich:

„Wir werden alle rechtlichen Maßnahmen ergreifen, damit die öffentliche Gesundheit nicht durch Fehlinformationen oder Verschwörungstheorien bedroht wird, die im Internet in Umlauf gebracht werden. Das Coronavirus ist nicht für Aufrufe zum Ungehorsam oder Verschwörungsszenarien geeignet. Bei jeder Tat, bei jeder unserer Handlungen müssen die Verantwortung und das Bewusstsein über die Konsequenzen für unsere Mitbürger überwiegen. Der Staat wird die Schaffung von Brutstätten für die öffentliche Gesundheit durch sozial unverantwortliche Verhaltensweisen nicht zulassen.“

Der griechische Journalist Wassilis Aswestopolous hat am 30. August auf Heise.de unter anderem das Folgende mitgeteilt:
Die griechische „Cyber Crime Einheit“ hat am 21. August gemeldet, „dass bereits 21 Fälle von Corona-Leugnung über soziale Netzwerke staatsanwaltschaftlich verfolgt würden“. Aswestopolous weiter: „Zu den bekanntesten Beispielen zählt eine Elterninitiative, die gegen die Maskenpflicht für Schulkinder protestieren wollte.“ Das bedeutet:

Bloßes Meinen und Äußern der eigenen Meinung ist mittlerweile in Griechenland ein Straftatbestand. Schon das Planen von Protestaktionen ist mittlerweile unter Strafe gestellt. Griechenland, die europäische „Wiege der Demokratie“, begräbt gerade die Demokratie.

Und vermeintliche oder tatsächliche Verstöße gegen den Maßnahmenkatalog der griechischen Regierung zur Abwehr der Corona-Gefahren werden inzwischen ebenfalls mit hohen Geldstrafen belegt: So wurde unter anderem ein 49jähriger Rechtsanwalt aus Athen dazu verurteilt, 5.000,- Euro Strafe zu zahlen. Hintergrund des Geschehens: er hatte Kontakt zu einer infizierten Person gehabt. Da er aber keinen formgerechten Bescheid über die Verpflichtung zur „Selbstisolierung“ bekam und deswegen eine Schiffsreise antrat zu seinem Ferienhaus auf Mykonos, empfing ihn dort die Polizei mit einem „formgerechten Bescheid“ ganz anderer Art: eben mit der Aufforderung, 5.000,- Euro Strafe zu zahlen. Ob legal oder auch nicht: die Personaldaten aller Schiffsreisenden werden inzwischen weitergegeben an eine zentrale Erfassungsstelle der EODY, des griechischen Gesundheitsdienstes, und von dort aus weitergeleitet direkt an die Polizei. Nicht mal sein Ferienhaus durfte der Rechtsanwalt anschließend aufsuchen. Er hat nun die Rest-Zeit seines Urlaubs in einem sogenannten „Quarantänehotel“ auf Mykonos zu verbringen – wobei der Anwalt selber nicht einmal auf Covid-19 getestet worden ist.

Der griechische Journalist Wassilis Aswestopolous dazu: Auch weitere zahlreiche Fälle dieser Art seien inzwischen belegt. Und: „In der griechischen Presse gibt es kaum Kritik an ‚zu strengen Maßnahmen‘.“ Durchaus nicht auszuschließen, dass selbst eine Mehrheit der GriechInnen hinter all diesen Maßnahmen steht.

Und was ist von uns zu berichten? – Nun, wenigstens dieses, das nach der Vorwoche mit null Euro Spendeneingang während der vergangenen sieben Tage, überwiesen von 4 UnterstützerInnen, immerhin 180,- Euro an Hilfsgeldern auf unserem Konto eingingen. Kleines Aufatmen also bei uns, mit großem Dank an unsere HelferInnen!

Und damit wieder zu meinem Spendenaufruf:

Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ auf das Konto:

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Mit herzlichen Grüßen und allen meinen guten Wünschen
Euer Holdger Platta

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