Corona-Zahlen – warum reden wir nicht von den „aktiv Erkrankten“?

 In Gesundheit/Psyche, Politik

Mit Zahlen wird Meinung und Politik gemacht. Dies gilt vor allem bei Corona. Täglich werden wir über die Medien mit den neuen „Fallzahlen“ des Robert Koch-Instituts informiert. Und täglich steigen diese Fallzahlen. Das liegt in der Natur der Sache, da es hierbei ja um die kumulierten Zahlen geht, also die Summe aller Menschen, die über die Zeit hinweg positiv getestet wurden. Diese Zählweise hat den psychologischen Nebeneffekt, dass sie die Zuschauer verunsichert. Schließlich suggerieren stetig steigende Zahlen eine stetig steigende Gefährdung. Während wir zur Zeit in Deutschland 170.508 „bestätigte Coronavirus-Fälle“ haben, beträgt die Zahl der „aktiv“, also zur Zeit, an Covid-19 Erkrankten jedoch nur 15.775 – also noch nicht einmal ein Zehntel der Gesamtfallzahl – Tendenz seit Ostern stetig sinkend. Warum fristet diese Angabe nur ein Schattendasein und wird in täglichen Nachrichtensendungen nicht vermeldet? (Quelle: Nachdenkseiten)
https://www.nachdenkseiten.de/?p=60913

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  • Piranha
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    Schließlich suggerieren stetig steigende Zahlen eine stetig steigende Gefährdung. Während wir zur Zeit in Deutschland 170.508 „bestätigte Coronavirus-Fälle“ haben, beträgt die Zahl der „aktiv“, also zur Zeit, an Covid-19 Erkrankten jedoch nur 15.775 – also noch nicht einmal ein Zehntel der Gesamtfallzahl – Tendenz seit Ostern stetig sinkend.

    Tja, seit 2 oder gar 3 Wochen weise ich an an allen möglichen Stellen darauf hin (auch hier schon) und stelle meine rhetorische Frage, ob denn nicht die Fallzahlen bereinigt werden müssen um die Genesenenzahlen und die der Toten (an oder mit ist nach wie vor kein Thema beim RKI)  in der Hoffnung, dass es sich exponentiell 😉 verbreitet und so zur Hysterie- und Angstminderung beiträgt.

    Mein Ländchen hatte mit Stichtag gestern noch 121 (!!) Fälle; beim RKI wird es aber an dritter Stelle geführt bzgl. der Fälle auf 100.000 EW.* Wir hatten viele Intensivkapazitäten aufgebaut, die nicht ausgelastet waren, weshalb wir viele französische Patienten aufgenommen haben.

    Lt. JHU hatten wir gestern  bundesweit 17.715, heute 18.233.

    Lt. RKI sind es heute 14.972 (vorgestern 16.558) Ach ja, und dafür gab es dann gestern wieder einen Pressetermin mit Prof. Schaade … Was war nochmal der Anlass? Klar, die “R”-Zahl. Panik – sie ist auf 1,1 oder 1,07 oder doch unter 1?

    Hat er einen Zusammenhang hergestellt zwischen steigenden Testungen und der R-Zahl? Wenn, dann hab ich es nicht gehört. Und wenn ich es gehört habe, dann hab ich seine Erläuterungen vermutlich nicht verstanden.

    Gestern hat sich ein Familienangehöriger mal mit der Mortalität insgesamt für Deutschland beschäftigt und die Todesraten für dieses Jahr hochgerechnet mit dem Ergebnis, dass es derzeit keine gravierenden Veränderungen im Vergleich zu den Vorjahren  gibt.

    Die Influenzasaison geht – wie immer – im Oktober los. Bin mal gespannt, ob wir uns dann auf Covid 20 einstellen müssen 😉

    Anmerkung: ich habe mir den Bericht an den Bundestag Drucksache 17/12051 runtergeladen:  Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012

    Wen es interessiert kann dort nachlesen, was die Regierung seither alles nicht gemacht hat.

     

     

    * Ich muss mich korrigieren, wie ich eben gesehen habe, liegt das Saarland an vierter Stelle, da es 0,7 Mensch weniger als Hamburg hat (grins)

     

     

     

    • Peter Boettel
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      Was die Bundesregierung alles nicht oder falsch gemacht hat, würde allein bezüglich der Corona-Pandemie bereits Bücher füllen.

      Wenn Spahn beispielsweise gestern, 12.05.2020, mit seinen EU-Kollegen die Initiative ergreift, dass in der EU die notwendige Medizin, nicht nur gegen Corona, selbst hergestellt werden soll, ist er reichlich spät damit angekommen. Weil alles in Billiglohnländer ausgelagert wurde, hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Politik gegen die Pandemie völlig hilflos war und bis heute ständig widersprüchliche Maßnahmen ergreift.

      Ausreichender Mundschutz und die konsequente Überwachung der Abstände gleich zu Beginn hätte viele andere Einschränkungen in öffentlichen Bereichen verhindern können. Nun sind wir beim Überdruss der Einschränkungsmaßnahmen mit allen Begleiterscheinungen angekommen, die wieder verheerende Folgen haben.

      Die gesamte Krise offenbart auf jeden Fall die Krisenanfälligkeit des Kapitalismus, womit weltweit niemand die Katastrophe erfolgreich abwenden konnte, und die Politik mit allerlei Aktionismus versucht, die Probleme in den Griff zu bekommen, aber die Neoliberalen natürlich wieder das Süppchen für ihre Klientel herausschinden, ob Zuschüsse an die Konzerne, die Boni und Dividenden ausschütten, ob weitere Steuererstattungen für Firmen, die ohnehin keine Steuern zahlen, oder ob weitere Milliarden für widersinnige menschenfeindliche Waffen verschleudert werden.

      • Piranha
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        Lieber Peter,

        ich glaube ja, wenn unserer Politikerkaste jemand einen Weg zeigte, wie sie unter Wahrung ihres Gesichts aus ihrem Schlamassel wieder rauskämen, ja, dann würden sie es vielleicht tun.

        Naiv?

         

  • ert_ertrus
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    Wird langsam Zeit, die Pandemie in Pandämonie umzubenennen. Allein schon, weil der Dämon der Dummheit die Hirne auffrisst.

  • Die Psyche
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    Das fatale an der kumulierten Zählweise ist, dass sie Ängste schürt, die Hoffnungen auf eine Verbesserung der Gesamtsituation nach und nach untergraben. Schon gesunden Menschen schlagen die hohen Fallzahlen und den damit verbundenen zahlreichenden, einschneidenden Maßnahmen auf die Psyche. Psychisch kranke Menschen haben in diesen Zeiten besonders Schwierigkeiten, ihre Ängste abzubauen und zu gesunden. Wie schaut es bei einer ganzen Gesellschaft aus?

    Wäre in Krisenzeiten wie dieser das Hoffnung säen nicht weitaus sinnvoller, als laufend neue Ängste zu schüren? Angst kann blockieren, Hoffnung zum Handeln bewegen.

  • Gerold Flock
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    Korruption als Seuche?

    Für mich ist diese COVID-19 Blasphemie – Korruption in Reinkultur! – Da wird uns die Diktatur & die neoliberale Herrschaft der Reichen & ihrer parlamentarischen Lakaien als angeblicher Schutz,  vor einem Virus angedreht. – Während wirklich kranke Mitmenschen nicht mal mehr in den Kliniken aufgenommen werden dürfen & diese Kranken, sind leider Diejenigen die demnächst in Massen ver-recken werden, weil ihnen die nötige Behandlung, wegen womöglicher „Corona-Patienten“ die vielleicht in die Kliniken müssen verweigert wird! – Ein Virus der dazu benutzt wird mit Angst & Panikmache eine neoliberale Weltordung durchzusetzen. – Eine neoliberale Weltordung, in der der Totalitarismus die Norm  & der „Status Quo“  & das Duckmäusertum der verängstigten & verstörten Untertanen die Tagesordnung sein wird. – Diese miesen-korrupten PolitikerInnen & ihre korrumpierten Konzernmedien, die jede Kritik & kritische Frage & jeden Virologen, der etwas anderes als dieses korrumpierte Robert-Koch-Institut & dieser ge-kaufte Drosten von sich gibt, als Verschwörungstheorie abwerten. – Warum machen diese parlamentarischen Psychos & Täuscher & Lügner das wohl? – Darüber sollten WIR als für blöd verkaufte Gesellschaft ganz genau nachdenken! – Teile & Herrsche! – Das ist das Spiel, daß auch bei diesem „Verblödungs-Virus“ angewandt wird. – 7000 Corona-Tote in Deutschland, wovon die meisten Erkrankten, womöglich demnächst sowieso an einer tödlichen Krankheit, die sie schon vorher hatten gestorben wären? – 7000 angeblich wegen Covid19 verstorbene Mitmenschen von wieviel Millionen deutschen Bürgern? …und deswegen dieser maßlose-inkompetente politische Terror? – Wer diese korrupten-verlogenen Märchen glaubt wird selig.

    …und was brauchen die Superreichen & ihre neoliberalen –
    korrumpierten ParlamenatierInnen wirklich überhaupt nicht?
    Keine direktdemokratischen Demos!- Keine Klima- und Kriegs-
    flüchtlinge, die an unseren Grenzen stehen und auf Einlass
    hoffen.
    Keine rebellischen „Fridays-For Future“-Jugendlichen die Ihr
    Recht auf Zukunft einfordern.
    Keine aufgeklärten und mündigen Bürger, die ein Grundeinkommen
    und politische Teilhabe usw. fordern.
    Da kommt dieser auf-gepeppte Virus als „Mogel-Verpackung“
    gerade recht.
    Mit diesem Virus lässt sich durch gezielte Panikmache, diese
    lästige Demokratie doch supergut ausser Kraft setzen!
    Warum sind Machtmenschen wirklich an der Macht & warum will
    so ein superreicher Raubtierkapitalist immer noch mehr?
    Die wollen diese zerstörerische Wachstumswahnwirtschaft genauso
    weiter wie bisher! – Um dieses Ziel zu erreichen kann man dann
    wegen so einem „VIRUS“ dann auch kurz mal, fast die gesamte Wirt-
    schaft den Bach runtergehen lassen. Zum Schein! – Ja. Zum
    Schein.
    Denn die wirklichen Verursacher dieser vermeintlichen Krise. Die
    eigentlich eine manipulierte, extra fabrizierte Krise ist.  Diese
    Superreichen haben ja genügend Vermögen.
    Unvorstellbares Vermögen. Unvorstellbaren Besitz.
    Was wird denn eigentlich gemacht?
    Die Wirtschaft wird runtergefahren. Wieviel deswegen weltweit
    krepieren und bankrott gehen, ist denen da Oben doch vollkommen
    egal.
    Die wollen dieses zerstörerische Wirtschaftssystem genauso weiter…
    und deswegen brauchen die „Faker“, diese angebliche „Virus-Pandemie“ weltweit
    als Vorwand.
    Denn dieses neoliberale Wirtschaftssystem ist ideal um die Menschheit
    im Hamsterrad zu „Terrorisieren & zu Versklaven“, ohne das es überhaupt
    von der Masse der Bevölkerungen bemerkt wird!
    Weil die Leute ja entweder in diesem Hamsterrad bis zum Burnout malochen
    und sich zusätzlich gegenseitig auch noch in Konkurrenz bekämpfen.
    Da kommt kaum einer auf die Idee, die wirklich Verursacher, die super-
    reiche „GIER“ & ihre LaKAIEN unsere verlogenen Parlamenatarier anzugreifen.
    Deswegen diese aufgeblähte VIRUS-Pandemie!
    Um alles was direkt-demokratisch und selbstbestimmt da UNTEN im Vok schon am wachsen war zu
    vernichten. G.F.

     

    Korruption.
    Der Generation gegenüber steht die Korruption.
    Weit davon entfernt, die notwendige Ergänzung zur Generation zu sein
    (wie es die verschiedenen platonischen Strömungen der Philosophie gerne
    hätten), ist Korruption lediglich deren schlichte Negation (vgl. zu den
    Begriffen Generation und Korruption Schürmann 1996).
    Korruption zerbricht die Kette des Begehrens und unterbricht deren Aus-
    dehnung auf den biopolitischen Horizont der Produktion.
    Sie sorgt für schwarze Löcher und ontologische Leerstellen im Leben der
    Menge, die nicht einmal mehr die abartigste politische Wissenschaft über-
    decken kann.
    Korruption, das Gegenteil von Begehren, ist kein ontologischer Antrieb,
    sondern bedeutet schlicht, dass den biopolitischen Praktiken des Seins
    die ontologische Begründung fehlt.
    Im Empire herrscht überall Korruption. Sie ist Eckpfeiler und Schlüssel-
    element von Herrschaft. Sie findet sich in unterschiedlichen Formen auf
    den obersten Regierungseben des Empire und in deren Vasallen-Verwaltungen,
    bei den elitärsten und den verrottetsten Polizeikräften, in den Lobbies
    der herrschenden Klassen, in den mafiösen Strukturen aufstrebender Gesell-
    schaftsgruppen, in den Kirchen und Sekten, bei denen, die Skandale verur-
    sachen, und denen, die sie verfolgen, in den großen Finanzzentren und in
    den alltäglichen ökonomischen Transaktionen. Durch Korruption legt die
    imperiale Macht einen Rauchschleier über die Welt, und das Kommando über
    die Menge wird inmitten dieser stinkenden Wolke ausgeübt, fernab von Licht
    und Wahrheit.
    Es ist kein Geheimnis, wie man Korruption und die machtvolle Leere dieses
    Nebels der Indifferenz, den die imperiale Macht über die ganze Welt aus-
    breitet, erkennt. Denn die Fähigkeit, Koruption zu erkennen, ist, um einen
    Ausdruck von Descartes zu gebrauchen, „la faculé l mieux partagée“ die am
    weitesten verbreitete Gabe auf der Welt.
    Korruption lässt sich deshalb leicht erkennen, weil sie unmittelbar als
    Form von Gewalt erscheint, als verletzender Angriff. Und sie ist in der
    Tat ein verletzender Angriff: Sie ist Zeichen für die Unmöglichkeit, Macht
    und Wert miteinander zu verbinden, und ihre Verurteilung ist somit die un-
    mittelbare Erkenntnis, dass es an Sein mangelt.
    Korruption trennt Körper und Geist von dem, was sie zu leisten imstande
    sind. Da Wissen und Dasein in der biopolitischen Welt immer darin bestehen,
    Wert zu produzieren, erscheint dieser Mangel an Sein als Wunde, als ein
    Todeswunsch des Gefährten, als eine Entfernung des Seins aus der Welt.

    Die Formen, in denen sich Korruption äußert, sind so zahlreich, dass sie
    aufzählen zu wollen dem Versuch gleicht, das Meer in ein Glas zu füllen.
    Wir wollen geichwohl ein paar Beispiele nennen, auch wenn sie keinesfalls
    repräsentativ für das Ganze sein können. An erster Stelle steht dabei
    Korruption als politische Wahl, welche der grundlegenden, durch die bio-
    politische Produktion definierten Gemeinschaft und Solidarität entgegen-
    steht und sie verletzt. Bei dieser kleinen, alltäglichen Gewalt der Macht
    handelt es sich um Korruption im Stil der Mafia.
    An zweiter Stelle ist die Korruption als Produktionsordnung zu nennen,
    oder genauer: in Form der Ausbeutung. Dazu gehört, dass die Werte, die
    sich aus der kollektiven Arbeitskooperation ergeben, ausgebeutet werden
    und dass das, was im Biopolitischen ab origine öffentlich war, privati-
    siert wird.
    Der Kapitalismus ist vollständig in diese Privatisierungs-Korruption ver-
    wickelt. Wie der heilige Augustinus sagt: Die großen Herrscher sind ledig-
    lich vergrößerte Darstellungen kleiner Diebe. So realistisch Augustinus
    aber mit dieser pessimistischen Auffassung von Macht auch immer gewesen
    sein mag: Angesichts der heutigen Diebe in Währungs- und Finanzmacht
    würde es ihm vermutlich die Sprache verschagen.
    Denn wenn der Kapitalismus sein Verhältnis zum Wert verliert (und zwar
    sowohl als Maß individueller Ausbeutung wie auch als Norm kollektiven
    Fortschritts), erscheint er unmittelbar als Korruption.
    Seine zunehmend abstrakte Funktionsweise (von der Akkumulation des Mehr-
    werts hin zur Finanz- und Währungsspekulation) erweist sich als macht-
    voller Marsch in Richtung generalisierter Korruption.
    Wenn der Kapitalismus qua Definition ein Korruptionssystem ist, das
    gleichwohl wie in der Madevilleschen Fabel durch seine kooperative
    Cleverness zusammen gehalten wird und dessen Verfehlungen, wie all seine
    Ideologen auf der Rechten wie auf der Linken nicht müde werden zu be-
    haupten, durch seine  fortschrittliche Funktion wieder aufgewogen werden,
    und wenn dann auch noch das Maß verloren geht und das fortschrittliche
    Telos zusammenbricht, dann bleibt vom Kapitalismus nur noch Korruption.
    Zum dritten zeigt sich Korruption in der Funktionsweise von Ideologie
    bzw. in der Pervertierung der sprachlichen Kommunikationssinne.
    Hier rührt Korruption an den Bereich der Biopolitik, indem sie dessen
    produktive Knotenpunkte angreift und deren generative Prozesse behindert.
    Dieser Angriff wird, viertens, deutlich, wenn die Terrordrohung in der
    imperialen Regierungspraxis zur Waffe wird, um begrenzte oder regionale
    Konflikte zu lösen, oder als Apparat imperialer Entwicklung eingesetzt
    wird.
    In diesem Fall verbirgt sich die imperiale Befehlsgewalt und erscheint
    wahlweise als Korruption oder als Zerstörung, gerade so, als wolle sie
    deutlich machen, wie sehr das eine das andere bedingt und nach sich zieht.
    Die beiden vollführen einen Tanz über dem Abgrund, über dem imperialen
    Mangel an Sein.
    Solche Beispiele für Korruption ließen sich endlos aufzählen, doch Grund-
    lage all dieser Korruptionsformen ist eine ontologische Ungültigkeits-
    erklärung, nämlich die Zerstörung des singulären Wesens der Menge.
    Die Menge muss entweder geeint oder in unterschiedliche Einheiten aufge-
    teilt werden: Genau so ist die Menge zu korrumpieren.
    Darin liegt auch der Grund, warum sich die antiken und modernen Korruptions-
    begriffe nicht unmittelbar auf den postmodernen Begriff übertragen lassen.
    Während Korruption in der Antike und in der Moderne im Verhältnis zu den
    Wertschemata und/oder Wertrelationen bestimmt wurde und als deren Falsi-
    fikation galt, so dass sie mitunter bei der Veränderung unter den Re-
    gierungsformen und der Wiederherstellung von Werten eine Rolle spielen
    konnte, kann Korruption heute bei der Transformation von Regierungsformen
    gar keine Rolle spielen, weil sie selbst ja Substanz und Totalität im
    Empire ist.
    Korruption ist die reine Ausübug des Kommandos ohne jeden verhältnis-
    mäßigen oder angemessenen Bezug zur Lebenswelt. Sie ist Befehlsgewalt,
    die darauf ausgerichtet ist, die Singularität der Menge zu zerstören,
    indem diese zwangsweise geeint und/oder brutal aufgeteilt wird.
    Und genau aus diesem Grund ist das Empire zwangsläufig schon in dem
    Moment im Niedergang begriffen, in dem es sich erhebt.
    Diese negative Figur des Kommandos über die produktive Biomacht wirkt
    noch paradoxer, wenn man sie aus der Perspektive der Körperlichkeit
    betrachtet. Die biopolitische Generation verwandelt die Körper der Menge
    in unmittelbarer Weise.
    Dabei handelt es sich, wie wir gesehen haben, um Körper, die mit in-
    tellektueller und kooperativer Macht versehen und bereits hybrid sind.
    Was uns die Generation in der Postmoderne liefert, sind somit Körper
    „jenseits allen Maßes“.
    In diesem Zusammenhang erscheint Korruption schlicht als Seuche,
    Frustration und Verstümmelung. Auf diese Weise ist die Macht schon immer
    gegen „angereicherte“ Körper vorgegangen. Korruption erscheint darüber
    hinaus als Psychose, als Rauschmittel, als Seelenqual und als Lange-
    weile, aber auch das war die ganze Moderne hindurch in den Disziplinar-
    gesellschaften der Fall.
    Die Besonderheit der heutigen Korruption liegt vielmehr darin, dass sie
    die Gemeinschaft der singulären Körper aufbricht und deren Handeln be-
    hindert – sie bricht die produktive biopolitische Gemeinschaft auf und
    behindert deren Leben.
    Wir haben es hier also mit einem Paradoxon zu tun.
    Das Empire erkennt die Tatsache und zieht daraus Profit, dass die Körper
    in Kooperation mehr produzieren und in der Gemeinschaft glücklicher sind,
    aber es muss gegen diese kooperative Autonomie vorgehen und sie kontrol-
    lieren, denn andernfalls wird das Empire von ihr zerstört.
    Korruption dient dazu, die Körper daran zu hindern, mittels dieser Ge-
    meinschaft „über das Maß“ hinauszugehen, diese singuläre Universalisierung
    der neuen Körper-Macht zu verhindern, die das Empire in seiner Existenz
    bedrohen.
    Das Paradoxon lässt sich nicht auflösen: Je reicher die Welt wird desto
    vehementer muss das Empire, das auf diesem Reichtum beruht, die Bedingungen
    der Wohlstandsproduktion negieren. Unsere Aufgabe ist es nunmehr zu fragen,
    wie die Korruption entgültig dazu gezwungen werden kann, ihre Kontroll-
    gewalt der Generation zu überlassen.
    Seite 396-399. – Korruption. – EMPIRE – DIE NEUE WELTORDNUNG
    Michael Hardt – Antonio Negri

     

    https://anarchypeaceangel.jimdofree.com/

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