Das Nashorn und der Weltschmerz

 In FEATURED, Gesundheit/Psyche, Politik, Spiritualität, Umwelt/Natur

Warum rührt uns das eine Ereignis zu Tränen, und das andere lässt uns kalt? Es gibt sehr viel zu betrauern in dieser unerlösten Welt. Wir haben nicht die Kraft, all das an uns herankommen zu lassen. Vielmach “machen wir zu”. Dennoch: Wenn etwas vom Schmerz anderer Lebewesen zu uns durchdringt – sei es über das Aussterben der Nashörner oder über die Opfer von Polizeigewalt – hat sich damit etwas Bedeutsames gezeigt: Wir sind uns für einen Augenblick der wechselseitigen Verbundenheit allen Lebens bewusst geworden. Charles Eisenstein

Ich erhielt folgende E-Mail einer jungen Frau, ihres Zeichens Jurastudentin an einer Elite-Universität. Ich möchte ihr Schreiben hier vollständig wiedergeben, weil es Grundprobleme, mit denen so viele Menschen konfrontiert sind, die sich für den Wandel engagieren, so eindringlich thematisiert.

Ich weine selten. Aber diese Woche habe ich gleich zweimal geweint. Um die Nashörner. Es bricht mir das Herz, dass sie aussterben. Ich versuche das zu rationalisieren um mich besser zu fühlen. Ich sage mir, dass es total irrational ist, um die Nashörner zu trauern. Warum trauere ich nicht um den Feenkrebs, der gerade hier in Südkalifornien ausstirbt?

Es gibt so vieles zu betrauern – Polizeigewalt zum Beispiel. Eben schreibe ich eine Arbeit über exzessive Gewalt im Zuge von Festnahmen, und wenn man in die Westlaw-Datenbank die Suchbegriffe ‚exzessive Gewalt‘ und ‚qualifizierte Immunität‘ eingibt, findet man mehr als 600.000 Einträge. Und die sind nur ein kleiner Bruchteil aller Zwischenfälle mit Polizeigewalt. Die meisten werden nicht einmal gemeldet, oder sie werden nicht juristisch verfolgt. Wir haben in diesem Land eine Epidemie von Polizeigewalt. Darüber könnte ich traurig sein. Aber hier sitze ich und lese die Berichte über diese Fälle – und es ist entsetzlich (die Anwendung von Elektroschockpistolen, das Schießen, das Schlagen, das Pfefferspray, die Verletzungen mit Langzeitfolgen, wie leicht es ist, sich dem Vorwurf exzessiver Gewaltanwendung zu entziehen, …) und weine keine Träne.

Aber dann lese ich irgendwelche Artikel über die letzten, alternden weißen Nashörner in Zoos irgendwo auf der Welt und bin am Boden zerstört. Wie können wir dermaßen versagt haben? Und Sie haben Recht, Charles, das ist Trauer um die sterbenden Lebensräume. (Ich habe schon lange aufgehört, die Umweltkrise mit der globalen Klimaerwärmung gleichzusetzen, und ich hasse es, wenn Leute das tun).

Da gibt es diesen Burschen, der mit mir studiert. Was der von sich gibt, geht mir unter die Haut. Es sind nervige Dinge wie: „Wenn ich Bilder von McDonald‘s in anderen Ländern sehe, oder wenn afrikanische Kinder Nike-Schuhe tragen, freue ich mich, weil sich das so anfühlt, als hätten wir gewonnen. Unsere Kultur ist die höchste.“ Ich warf ihm einen Blick zu, als er das sagte. Er weiß wie ich denke, weil wir schon manchmal diskutiert hatten. Er sagte: „Ich kann nichts dafür, ich bin eben für Amerika.“ Und ich sagte: „Ich bin für die Natur.“ Und er weiter: „Ich finde, wir sollten nur die Tiere behalten, die wir zum Überleben brauchen.“ Und ich bin von dieser Dummheit so schockiert, dass mir die Worte fehlen. Ich brachte buchstäblich minutenlang keinen Satz heraus. Ich wollte gar nicht mit ihm reden. Mir war irgendwie übel. Schließlich sagte ich: „Ich glaube nicht, dass das möglich ist.“ Und er sagte: „Wir können es versuchen.“ So als wäre das etwas Erstrebenswertes. Er macht mir Panik, weil ich denke: Was ist, wenn er Recht hat? Was, wenn es in Zukunft wirklich nur noch Beton mit Kühen, Schweinen, Hühnern und ihrer Scheiße gibt? Was würden wir machen mit ihrer ganzen Scheiße? (Davor hat er mir einmal gesagt, dass er sich nie um ein Tier kümmern könnte, und dass Tierleid ihn nicht berührt.)

Das Erschreckendste an diesem Kerl ist, dass er total für CO2-Beschränkungen ist. Er glaubt an die Klima-Erwärmung und daran, dass sie eine Bedrohung ist, und dass wir etwas dagegen tun sollten. Mir wäre ein Klimawandel-Leugner mit einem Herz für Tiere lieber. Wirklich.

Ich bemühe mich wirklich, ihn nicht einfach abzuschreiben. Ich setzte mich in diesem Semester neben ihn, weil ich weiß, dass ich von ihm etwas zu lernen habe. Ich versuche freundlich zu ihm zu sein, auch wenn mich die Dinge krank machen, die er von sich gibt. Aber ich möchte auch nicht den Moralapostel spielen. Ich versuche, dieses Verhalten, diese Denkweise zu verstehen, denn solange ich es nicht verstehe, werde ich nicht in der Lage sein, ihm konstruktiv entgegenzutreten. Das ist wirklich eine Herausforderung. Manchmal kommt bei mir eine innere Bissigkeit oder Abfälligkeit an die Oberfläche, aber ich weiß, dass das nur ein Schutzmechanismus ist. Irgendwelche Vorschläge?

Da ist noch etwas anderes außer Trauer. Die Trauer mischt sich mit so einem schrecklichen Gefühl von Hilflosigkeit. Ich habe das Gefühl, dass ich absolut keine Kontrolle über das Schicksal des Nashorns habe. Ich mache meine Arbeit, wissen Sie? Ich hatte nur Einsen im letzten Semester… Ich bin diszipliniert. Ich bin fleißig. Aber ich mache nichts Wirkliches.

Wie diese junge Frau weiß ich nicht, warum mich manche Tragödien tief traurig machen und andere nicht. Es gibt so vieles, worüber man weinen könnte. Weil wir nicht wegen allem Schlimmen heulen können, von dem wir erfahren, legen wir uns vielleicht eine Art emotionale Hornhaut zu, um überhaupt funktionieren zu können. Und von Zeit zu Zeit durchsticht dann etwas diese Hornhaut und schlägt eine Bresche, durch die alles andere Unbetrauerte, Schreckliche auf uns einströmt.

So kommt es, dass mich manchmal etwas scheinbar Unbedeutendes zu Tränen rührt oder mir das Herz zusammenkrampft: Eltern, die ein zweijähriges Kind zusammenschimpfen, oder eine Frau, die wegen ihres Geschlechts diskriminiert und gefeuert wird. Oder es geht mir ein einzelner Fall von Brutalität unter die Haut – einer von Millionen. Jedes dieser Ereignisse steht für alle anderen. Vielmehr enthält jedes die anderen. Wenn Sie das nächste Mal zu einem anderen Planeten reisen und dort in Käfigen eingesperrte aussterbende Wildtiere sehen, werden Sie wissen, dass es auf diesem Planeten auch Altersheime gibt, in denen die Bewohner endgelagert werden. Eine Welt, in der die letzten weißen Nashörner ihren Lebensabend in Zoos verbringen ist notwendigerweise auch eine Welt, in der es Gefängnisse, Krieg, Rassismus, Armut und Umweltzerstörung gibt. Eines scheint es nicht ohne das andere zu geben. Das alles ist Teil der selben unheiligen Matrix.

Weil jedes davon in sich die anderen mit einschließt, betrauern wir, wenn wir eines betrauern, zugleich alle anderen. Es spielt keine Rolle, ob es die Nashörner sind oder die Polizeigewalt, die zu Ihren Gefühlen durchdringen. Sie sind alle Ausdruck derselben zugrundeliegenden Mythologie: der Geschichte von einem abgetrennten und vereinzelten Selbst in einer entheiligten Welt, die das Andere ist. Eine Ebene darüber liegen dann die üblichen systemischen Schuldigen: Rassismus, auf Wucher basierender Kapitalismus, das Patriarchat, das industrielle System und so weiter.

Nehmen wir den Studienkollegen, von dem sie erzählt. Man würde sich gerne dazu verleiten lassen, ihn abfällig als einen schlauen Dummkopf oder Bösewicht zu bezeichnen. Tatsächlich hat die Geschichte, in der er lebt, ihm Scheuklappen angelegt. Ich meine etwas Grundlegenderes als Mythen wie den amerikanischen Exzeptionalismus, die neoliberale Vorstellung von Entwicklung und den Siegeszug des technologischen Fortschritts. Es reicht bis hinunter zur metaphysischen Ebene. Wenn wir unhinterfragt von einem Universum aus standardisierten Bausteinen ausgehen, die keinerlei Eigenschaften eines ‚Selbst‘ haben, keine inhärente Intelligenz und keinen Willen zur Entwicklung besitzen, dann haben wir eine so gut wie uneingeschränkte Lizenz, die Natur und die materielle Welt zu manipulieren. Selbst unbeabsichtigte Kollateralschäden können wir im Prinzip, mit etwas mehr Information und technischem Knowhow, vorhersagen und unter Kontrolle bringen. Warum sollen wir dann nicht nur die Tiere behalten, die für uns nützlich sind? In der Geschichte der Separation sind wir komplett unabhängig und getrennt von den Nashörnern. Was mit ihnen passiert, muss uns nichts angehen. Gefühlsmäßig vielleicht, aber nicht auf der Vernunftebene. (Und hier wird deutlich, wie die vorherrschende Weltsicht Gefühl gegen Vernunft und Herz gegen Verstand ausspielt.)

Was für die Nashörner gilt, gilt auch für den Rest der belebten Welt. In der Geschichte der Separation muss uns das, was der Natur geschieht, nichts angehen, außer vorübergehend als rein praktische Angelegenheit, bis wir unsere Technologie so weit entwickelt haben, dass wir von der Natur unabhängig sind. Das ist die Welt aus Beton und Schweinescheiße, vor der meiner Freundin graut. Diese Geschichte ist ein Mythos. In Wirklichkeit betrifft Sie und mich sehr wohl, was mit den Nashörnern geschieht. Wenn Sie sich dieses Foto ansehen, fühlen Sie dann nicht, dass auch ein Teil von Ihnen ausstirbt?

Deswegen verstehe ich ihre Feststellung, dass ihr ein tierliebender Klimawandel-Leugner lieber wäre als dieser junge Mann. Liebe ist nicht mit der Geschichte der Separation kompatibel. Liebe überschreitet die Grenzen des kleinen Selbst, sie schließt das Andere mit ein, dessen Wohlergehen Teil des eigenen Wohlergehens wird. Ohne Liebe für unseren Planeten wird es keine Heilung für ihn geben. Die Heilung wird sicher nicht durch technologische Lösungen kommen, mit denen Ressourcen noch kompetenter eingesetzt und Auswirkungen noch gezielter vorhergeplant werden. Dieser Weg führt zu Biotreibstoff-Plantagen, Atomkraftwerken und Geo-Engineering mit katastrophalen Konsequenzen. Wenn jemand die Nashörner liebt und die Mangroven liebt und die Wälder liebt und die Korallenriffe liebt und die Bergkuppen West Virginias und die von Tagebau bedrohten Regenwälder und die von Ölteppichen bedrohten Gewässer, ist es egal ob er oder sie an den Klimawandel glaubt, denn er oder sie wird gegen jedes neue Kohlenbergwerk protestieren, gegen jede Ölbohrung, jedes Fracking-Projekt und jede Kupfermine. Umgekehrt wird ohne Liebe dahinter keine Maßnahme zur Kontrolle von CO2-Emissionen auf lange Sicht etwas bringen.

Wenn wir die Einstellung von Menschen wie dem Kommilitonen dieser jungen Frau verändern wollen, werden wir mit rationalen Argumenten nicht weit kommen. Niemand kann mit logischen Argumenten überredet werden sich zu verlieben. Vielleicht gelingt es uns, sie davon zu überzeugen bestimmte politische Strategien mitzutragen, weil sie nützlich sind, aber den Planeten als Instrument für unseren Nutzen zu sehen – das war es ja, was uns überhaupt erst in die Bredouille gebracht hat. Das erinnert mich an die „pragmatischen“ Gegner des Vietnam-Krieges und des Irak-Krieges, die Krieg als Mittel zur Durchsetzung amerikanischer Interessen nicht in Frage stellten (auch nicht die amerikanischen Interessen selbst), sondern die nur sagten, dass dieser oder jener Krieg im Besonderen nicht sinnvoll wäre. Das Tor zu mehr Krieg blieb offen. Gleichermaßen die Aussage: „Wir dürfen keine fossilen Brennstoffe mehr verwenden, weil wir sonst geliefert sind.“ Wenn hier nur mit dem vordergründigen Interesse der Menschheit argumentiert wird, bleibt nicht mehr viel für die Nashörner zu sagen. Warum sollten wir nicht eine Welt aus Beton und Scheiße bauen, wenn wir es können, vielleicht mit ein paar Parks zur ästhetischen Auflockerung?

Seit mir klar geworden ist, dass es nichts bringt, solche Leute in einer Diskussion überzeugen zu wollen, habe ich mich auf tiefere Ebenen des Aktivismus verlegt. Was macht für ihn und Millionen seinesgleichen die Geschichte der Separation, die von der Ausbeutung und Manipulation der Welt handelt, so attraktiv? Vielleicht, weil er sich selbst instrumentalisiert, ausgebeutet und manipuliert fühlt… Er selbst befindet sich vielleicht in jener Lage, in die er die Tiere und den Planeten bringen möchte. Er hat das Gefühl, keine Kontrolle zu haben, und all die Unsicherheit macht ihn fast panisch. Er möchte Kontrolle ausüben, und wenn die Menschheit (mit der er sich identifiziert) die Kontrolle hat, fühlt sich das gut für ihn an. Ich möchte den armen Kerl nicht psychoanalysieren, aber wenn wir ernsthaft die Einstellungen verändern wollen, die die Umweltzerstörung befeuern (und es uns nicht nur um die psychologische Befriedigung geht, Recht gehabt zu haben), ist es wichtig, die Lebenserfahrung, die hinter dieser Weltsicht steht, zu verstehen.

Ich denke daher, dass diese junge Frau auf der richtigen Fährte ist, wenn sie gut zu ihm ist während sie (und das ist ganz wichtig) gleichzeitig nicht zulässt, von ihm dominiert zu werden. Mit einer Weltsicht, bei der es ums Gewinnen und Verlieren geht, wird sich niemand besonders anstrengen, im Interesse eines anderen zu handeln, solange dieser ihn nicht unterwirft, zwingt, bezahlt. In ihrem Extrem ist das eine Welt, in der es keine Liebe, keine echte Güte und keine Großzügigkeit gibt, die nicht Mittel zum Zweck sind, mehr zu kriegen. Deshalb haben Güte und Großzügigkeit, die an keine Bedingung oder Erwartung geknüpft sind, die Macht, die Geschichte der Separation zu durchbrechen.

Hier gibt es eine Parallele zur Herausforderung, die der Altruismus für die konventionelle evolutionäre Biologie darstellt. Auch sie ist Teil der Weltsicht von „Gewinnern und Verlierern“, und die egoistischen Gene dieser Weltsicht gehören genauso auf die Müllhalde der Geschichte wie der Homo oeconomicus in der Wirtschaftslehre und politische Narrative von Herrschaft und vom Wettbewerb der Nationen. Wenn man sich ansieht, wie sich der Zustand der Gesellschaft und des Planeten zusehends verschlechtert, stimmt die Weltsicht, die uns einst für die offensichtlichen Gewinner hielt, so nicht mehr. Klammern wir uns jetzt erst recht ängstlich und verzweifelt an sie? Oder geben wir sie auf?

Die Güte, die meine Freundin ihrem Kommilitonen gegenüber zeigt und ihr Wunsch, seine Welterfahrung zu verstehen, lässt sich auch auf die Ebene von Systemen und Politik übertragen. Aus welcher Geschichte heraus handeln unsere Gegner, die Täter, diejenigen, die wir beschuldigen möchten? Welche Lebenserfahrungen machen diese Geschichte für sie so attraktiv? Wo wirkt diese Geschichte auch in uns selbst noch insgeheim weiter? Wenn wir lernen, uns in sie hineinzuversetzen, werden wir viel besser in der Lage sein, die Erzählungen, die unsere weltzerstörende Maschine stützen, zu durchbrechen. Das nennt man Mitgefühl. Mitgefühl ist kein Ersatz für Strategie und aktives Eingreifen. Es eröffnet aber Wege zu neuen Strategien und macht das Eingreifen wirkungsvoller, weil wir unser Handeln auf die tiefer liegenden Ursachen ausrichten können anstatt ewig nur die Symptome zu bekämpfen.

Wie ist es, ein Nashorn zu sein? Ein Polizist? Eine Vorstandsvorsitzende, ein Terrorist, eine Mörderin? Wie ist es, ein Fluss zu sein? Diese Fragen tauchen völlig natürlich in der Geschichte, die Thich Nhat Hanh Interbeing genannt hat, auf, in der wir auf allen Ebenen wechselseitig voneinander abhängig sind, sogar ganz elementar in unserem Sein. Sie ist die Nachfolgerin der Geschichte vom abgetrennten Selbst, und sie öffnet uns für Mitgefühl und Trauer zugleich.

Durch die Brille des Interbeing kann auch die Hilflosigkeit, von der die junge Frau am Schluss schreibt, gelindert werden. Genau wie die Krisen der Welt einander wechselseitig in einer „unheiligen Matrix“ enthalten, gilt das auch für die Reaktionen darauf. Reagiert man auf eine, so reagiert man auf alle. Ich stelle mir vor, zu einem Nashorn hinter Gittern zu sprechen. Es fragt mich: „Was hast du mit deinem Leben gemacht, während ich ausgestorben bin?“ Wenn ich ihm antworte: „Ich bemühte mich darum, die Korallenriffe zu schützen“, oder: „Ich half dabei, die US-Navy davon abzubringen, Sonar zu verwenden, das die Wale taub macht“, oder: „Ich verbrachte mein Leben damit, zu versuchen, Menschen aus der Todeszelle zu befreien“, dann ist es zufrieden, und ich auch. Wir beide wissen, dass all diese Bemühungen irgendwie auch den Nashörnern dienen. Ich kann dem Nashorn in die Augen schauen und seinen Blick erwidern, ohne mich zu schämen.

In der Geschichte des Interbeing geschieht das, was einem passiert, auf eine Weise auch allem anderen. Wir haben die Freiheit, auf das zu hören, was unsere Leidenschaft, unser Verantwortungsgefühl und unsere Begabungen anspricht, egal ob das Bedürfnis, von dem dieser Ruf ausgeht, groß oder klein, folgenreich oder unscheinbar ist. Weil jedes alles enthält, können wir friedvoll in unserem Eifer und geduldig in unserer Dringlichkeit sein.

Wir können friedvoll in unserem Eifer und geduldig in unserer Dringlichkeit sein. Wir lassen die Trauer herein – und Mitgefühl und Klarheit werden ihr nachfolgen. Staunend erkennen wir ein Wirken, das alles miteinander verwebt und die geheimnisvollen Zusammenhänge zwischen Nashörnern und Gefängnissen und Korallenriffen und Krebsstationen herstellt. Ich möchte mit einem Satz von Chogyam Trungpa schließen: „Wenn du den Schmerz der Welt in deinem Herzen halten kannst, ohne dabei die Unermesslichkeit der Großen Östlichen Sonne aus den Augen zu verlieren, dann wirst du im Stande sein, eine ordentliche Tasse Tee zu machen.“

 

¹ Anm. d.Ü.: „qualified immunity“ ist nach US-amerikanischem Bundesgesetz ein Schutz für Regierungsbeamte vor Strafverfolgung aufgrund von in ihrem Ermessensspielraum gemachten Amtshandlungen, solange durch diese nicht eindeutig und mutwillig das Bundesgesetz oder das Verfassungsrecht verletzt wurde.

 

Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlich auf https://charleseisenstein.org.

Er erscheint auf “Hinter den Schlagzeilen” unter der Lizenz Creativ Commons

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