Demnächst auch das noch – Eine Bücherverbrennung in Athen?
198. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“. Zum Abschluss dieses Jahres auch ein Abschlußbericht zu unserer GriechInnenhilfe in diesem Jahr: wie viel wurde in der letzten Woche gespendet, wie viel im Jahr 2019 insgesamt? Wie sah das noch zum Ende des Jahres 2018 aus? Wem haben wir helfen können in diesem Jahr? Mit welcher Wirkung und wie? Und was treibt die griechische Regierung inzwischen? Haben wir demnächst mit einer ganz speziellen Bücherverbrennung zu rechnen, mitten in Athen? – Ein Abschlussbericht voller Informationen, so hoffe ich – und voller Zorn! Holdger Platta
Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,
dieses ist der letzte Bericht zu unserer Spendenhilfe im Jahr 2019. Der nächste Bericht wird voraussichtlich am Dienstag, den 7. Januar 2020, erscheinen.
Mitteilen werde ich heute nicht nur den Betrag, der während der letzten Woche für unsere Hilfsaktion überwiesen worden ist. Ich werde Euch auch über den Spendenbetrag informieren, der uns im gesamten Jahr 2019 für „Empört Euch! Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ zur Verfügung gestellt worden ist. Und darüber, wem wir 2019 im einzelnen zu helfen vermochten. Abschließend dann noch die allerneuesten Nachrichten zu den Räumungsaktionen in Griechenland. Schon jetzt: der Kampf der Staatsgewalt geht weiter gegen die Besetzung vormals leer stehender Häuser, die in der Zwischenzeit bis jetzt für Obdachlose und Flüchtlinge genutzt wurden oder auch ausgebaut worden waren zu soziokulturellen Zentren. Später mehr an Einzelheiten dazu!
Zunächst: während in der Vorwoche noch 495,- Euro auf unserem Spendenkonto eingegangen sind, überwiesen von 5 UnterstützerInnen an uns, landeten in den vergangenen sieben Tagen nur noch 110,- Euro auf unserem Konto für die Hilfsaktionen (Anzahl der SpenderInnen: 4). Meine Vermutung ist, dass vor allem der eindrucksvolle Spendenaufruf von Konstantin Wecker für unsere Website die Hilfsbereiten unter Euch zu einer ‚Umwidmung‘ ihrer Hilfsbeträge veranlasst hat. Der Anstieg der Spendengelder auf unserem HdS-Konto war bemerkenswert – von 470,- Euro auf 1.450,- Euro binnen Wochenfrist. – Hinzugekommen ist ganz sicher aber auch eine gewisse Spendenmüdigkeit, die bei vielen unter Euch eingetreten sein dürfte, angesichts der Tatsache, dass unendlich viele Organisationen, die in Sozial- und Menschenrechtsbereichen tätig sind, in den letzten Wochen um finanzielle Unterstützung gebeten haben. Um kein Missverständnis entstehen zu lassen: selbstverständlich überaus verdienstvolle Organisationen, wie zum Beispiel „Pro Asyl“ oder „Amnesty International“. Um so herzlicher unser Dank an alle, die unsere Hilfsaktion auch in der letzten Woche nicht vergessen haben! Und unsere Erfahrung aus den Vorjahren zeigt: auch während der Restzeit des ablaufenden Jahres 2019 wird es weitere Unterstützung für unsere GriechInnenhilfe geben.
Vergleicht man nun das Spendenergebnis des Jahres 2019 mit dem Vorjahr 2018, ist gleichwohl ein Rückgang bei den Spendeneinnahmen festzustellen. Durften wir uns Ende des Jahres 2018 noch über rund 27.000,- Euro freuen, so erzielten wir in diesem Jahr 2019 nur noch eine Spendensumme, die bei knapp 19.000,- Euro liegen dürfte. Nehmen wir jene 5.600,- Euro hinzu, die unser Helfer und Griechenlandreisende Karlheinz Apel an medizinischen Hilfsmitteln zu akquirieren vermochte – dank der Tatsache, dass Kalle seine Tätigkeit als Apotheker nutzte, um diese Materialien für unsere Hilfsaktion besorgen zu können –, dann wird sich der Gesamtbetrag bis zum Ende dieses Jahres auf etwa 24.600,- Euro belaufen, über die wir 2019 für unsere Hilfsaktionen verfügen durften. Angemerkt an dieser Stelle sei, dass Kalle, als Tierfreund von seinen Kindheitstagen an, auch dem Tierschutz und dem Tierheim Monemvasia Gelder und Medikamente im Gesamtwert von 3.300,- Euro zur Verfügung stellte – aus eigener Tasche! Und vielleicht interessiert Euch ja auch die folgende Tatsache noch: im Durchschnitt scheinen meine Hilfsberichte zu Griechenland und zu unseren Spendenaktionen pro Woche etwa 100 HdS-NutzerInnen gelesen zu haben.
Und wem haben wir nun 2019 in Griechenland beim Überlebenskampf helfen können?
Nun, abgesehen von den beiden „Institutionen“, dem Kreiskrankenhaus in Neapolis und der Landarztpraxis in Kyparissi (Südpeloponnes) – Empfänger der medizinischen Sachmittelspenden –, handelte es sich um die folgenden HilfsempfängerInnen. Ich erinnere heute nur in kurzen Stichworten daran:
- um die Bedürftigen auf der Insel Andros – Kranke und Alte zumeist; bei unserer Hilfe dort engagiert unterstützt von Kostas Marinis, der Sozialarbeiterin Maria Alexaki und dem Pater Kalinikos – Dank heute auch diesen HelferInnen dort;
- auf der Insel Tinos um Leta K. mit ihren zwei Kindern;
- in Athen und Umgebung um die Hilfsbedürftigen, die von der Sozialstation und der Gemeinde Korydallos unterstützt worden sind;
- in Megara um Panagiota K. mit ihren drei Töchtern;
- in Athen um Alexander D. sowie um einige Obdachlose;
- in Piräus um die beiden Jungen Andreas und Dionysis M.;
- in Papadokia bei Molai um den arbeitslos gewordenen Takis;
- und schließlich auch um das in Griechenland lebende Mädchen Russel Hesson, aus Syrien stammend, das seit einer Bombenexplosion mit starken Hörproblemen zu kämpfen hat.
Insgesamt lässt sich sagen, daß wir vor allem bei Gesundheitskosten wieder und wieder einspringen mussten, die von keiner griechischen Krankenkasse übernommen worden sind; dass wir Strom- und Wasserkosten für die Betreffenden übernahmen, Mietkosten auch; und dass wir bei vielen Hilfsbedürftigen sogar beim Kostenpunkt Lebensmittel unterstützend eingreifen mußten. Heißt: bei nicht wenigen der Menschen, denen wir geholfen haben, ist es um das schiere Überleben gegangen. Nicht einmal in diesem Minimalsinne konnte das griechische Sozialsystem ein menschenwürdiges Existenzminimum sicherstellen – die vorherige SYRIZA-Regierung tat dieses schon nicht, und die jetzige Regierung der Ultrakonservativen, der „Nea Dimokratia“, tut dieses schon gar nicht! Und auch hier als ergänzende Information: für alle diese Menschen sorgten auf insgesamt drei Reisen nach Griechenland Evi und Tassos Chatzatoglou – Anfang 2019, im Juni 2019 und im Oktober 2019. Diesen beiden wie auch Uschi und Kalle Apel, die im Frühjahr und Herbst 2019 nach Griechenland gefahren waren, gilt heute zum Jahresabschluss mein ganz besonderer Dank!
Natürlich, bei all den genannten Menschen und Personengruppen ging es erstrangig um Hilfe in materieller Hinsicht – und für die genannten „Institutionen“ galt das ohnehin. Aber bitte unterschätzt bei alledem auch die seelische Dimension dieser Hilfe nicht! Fundamentales Unglück konnten und können wir nicht beseitigen mit unseren Aktionen (und die brutalen, die menschenrechtsverletzenden Mängel des griechischen Gesundheits- und Sozialsystems beseitigen schon gar nicht!). Aber berichtet wurde mir immer wieder vom kleinen Glück, das diese Menschen, ausgelöst durch unsere Hilfsaktionen, empfunden haben. Und vom riesigen Dank, der uns Helfern und Euch UnterstützerInnen durch unsere Griechenlandfahrer übermittelt worden ist – Riesendank für Mini-Hilfe, denn mehr war das alles selbstverständlich nicht. Aber eben doch, für uns alle auf der Helferseite: eine Selbstverständlichkeit! Möge es auch im neuen Jahr 2020 bei dieser Selbstverständlichkeit bleiben! Möge es mit unserer Hilfe und mit unseren Hilfsmöglichkeiten also auch im kommenden Jahr so weitergehen! Nicht zuletzt ich bitte von ganzem Herzen darum.
Und was tut die griechische Regierung inzwischen? – Nun, statt endlich den Kampf aufzunehmen gegen Elend und Armut und Gesundheitsnotstände im eigenen Land, beschäftigt sich diese Regierung lieber mit anderen Aktionen, widmet sie ihre Kräfte lieber überflüssigsten Kampfeinsätzen und realisiert ihre Entschiedenheit lieber in Brutalitäten der verschiedensten Art. Konkret:
Ebenso selbstverständlich, wie uns allen das Helfen ist, ebenso selbstverständlich ist der Regierung des Herrn Kyriakos Mitsotakis, dass weitere Häuser von ihren Bewohnern befreit werden müssen. Nach Exarchia, diesem Künstler- und Anarchistenviertel in Athen, über das ich bereits mehrfach berichtet habe, sind nun auch andere Stadtteile in der Metropole Griechenlands dran. Inzwischen wurde auch eine Villa im Stadtteil Marousi geräumt, eine Villa im Norden von Athen, die – vormals ein leer stehendes, verfallendes Gebäude – seit dem April 2010 als überregional bekanntes soziokulturelles Zentrum genutzt wurde für Konzerte und Vorträge, für Diskussionsveranstaltungen und Bürgertreffs. So etwas muss natürlich beseitigt werden – Leerstand ist wichtiger! Einen Tag später, am 18. Dezember des Jahres, gab es dann drei weitere Räumungen in Athen, dieses Mal im Stadtteil Koukai, östlich der Akropolis. Von den Mainstreammedien mit dem Zynismus „festliche Räumungen“ belegt, gab es wieder einmal Prügel für die Bewohner, sie wurden von den Polizisten auf die Steinböden geworfen, andere Bewohner mussten halbnackt und gefesselt im Hinterhof vor vermummten Spezialeinheiten der Polizeitruppen knien. Und bis zum Jahresende soll es so weitergehen, noch weitere 28 Gebäude sollen bis Silvester befreit werden von Menschen, die in ihnen wohnhaft geworden sind. Da ist fast schon egal, wie verlogen die Begründung für all dieses Gewalttaten ist: es gehe darum, den „Schutz von Privateigentum“ wiederherzustellen. „Privateigentum“? – Diese Häuser gehören nicht mal irgendwelchen „Privatiers“ (was auch keine Entschuldigung wäre!), diese Häuser sind Staatseigentum. Was im Klartext also bedeutet:
Diesem Staat mit Eigentum ist Obdachlosigkeit von Menschen lieber als Unterkunft für seine bedürftigen Bürger, dieser Staat setzt lieber auf Prügel für seine Bürger als auf Hilfe für sie. Und ein weiteres Mal stelle ich hier mit Entsetzen fest: das gesamte – angeblich demokratische, angeblich menschenrechtsorientierte – Europa „beschweigt“ diese Polizeistaatsaktionen in Athen. Ein weiteres Mal erweist sich eine angebliche „Wertegemeinschaft“ in seiner Wertlosigkeit!
Kein christlich-friedliches Abschiedswort zu diesem Jahr unserer GriechInnenhilfe, ich weiß! Aber vielleicht doch ein Abschiedswort zu diesem Hilfsjahr, das sich auf ein Christuswort aus dem Neuen Testament berufen darf: „Was Du dem geringsten meiner Brüder getan, das hast Du mir getan!“ (Matthäus 25, Vers 40)
Nun, vielleicht gibt’s ja in diesem neuen Griechenland eine Bibelversion, in der sind alle diese Stellen geschwärzt. Oder das alte Neue Testament wird demnächst auf irgendeinem öffentlichen Platz in der griechischen Hauptstadt verbrannt! Am besten gleich auf dem Syntagma-Platz, dem „Verfassungsplatz“ in Athen. Bestens gelegen: direkt vor dem griechischen Parlament, in dem diese „Neue Demokratie“ über die absolute Mehrheit verfügt. Und wo dieses Neue bestens auf Altes zurückgreifen kann – ich muss ja wohl nicht deutlicher werden.
Liebe Freunde von HdS, es gilt demzufolge auch weiterhin der Satz: unsere Hilfe bleibt vonnöten in Griechenland! Und ebenso, liebe Freunde von HdS, unser Protest! Lassen wir die Menschen in Griechenland nicht allein.
Und deswegen erneut mein Aufruf zu Spenden für unsere Hilfsaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“.
Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ auf das Konto:
Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE
Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.
Und wer, wie gesagt, noch etwas mehr tun will: auch unser gemeinnütziger Verein, die „Initiative für eine humane Welt (IHW) e.V.“, ist immer wieder erneut auf neue Hilfsgelder angewiesen, zur finanziellen Absicherung unserer Arbeit ganz generell. Diese Spenden bitte dann an dasselbe Konto, wie oben angegeben, jedoch mit dem Stichwort „GR-IHW“ versehen. Es sei wiederholt: wir würden uns riesig auch über diese Unterstützung freuen.
Mit herzlichen Grüßen wie stets
Euer Holdger Platta
Immerhin ist unser Bundespräsi ein Netter, schleimt, bis die Balken sich biegen. Beschweigen, verschweigen, verbiegen. Repräsi von Deutschland kann sich nicht einfach hinstellen und verkünden: „In diesem dreckigen Geschäft seid ihr die Verlierer, alles Scheiße mit Politik 4you.“