Der erste Adam

 In Allgemein, FEATURED, Monika Herz

Unsere Autorin hat einen neuen Großneffen. Er lebt in Österreich. Was daran relevant ist? Alles, denn die Geburt eines jungen Lebens wirft eine Reihe von existenziellen Fragen auf. Warum wird der eine in einem reichen Land geboren, der andere in einem armen? Woher rührt überhaupt diese Ungerechtigkeit bei der Zuteilung der Schicksale? Und kann man jemanden überhaupt als Österreicher bezeichnen, wenn ihm dies gar nicht bewusst ist? All das führt uns zu der Frage, wie Gemeinwohl in der Wirtschaft stärker verankert werden kann, damit kleine Kinder, die jetzt geboren werden, überhaupt die Chance auf eine schöne Lebensspanne haben. Monika Herz

 

Gestern ereilte die Familienapp die frohe Kunde. Adam sei gut angekommen. Alles sei gut gelaufen. Alle freuen sich mit euch…

Adam kreist in meinen Gedanken heute Morgen, während ich draußen im Regen herumstapfe. Die Himmelswölfe bleiben hinter der Wolkenbank verborgen. Adam. Ob er will oder nicht, wird er bald aktenkundig vermerkt sein. Vollständer Name (den er sich nicht selber ausgesucht hat), Geburtsdatum (abhängig von allerlei Umständen), der Vater Jurist, die Mutter Pädagogin, Österreicher. Die Großeltern werden nicht mehr erfasst. Komisch, dass der Opa auch Jurist ist. Für Adam ist das alles dem Zufall der Geburt zuzuordnen.

Oder hat Adam sich das alles doch selber so ausgesucht? Bis auf den Namen vielleicht. Oder hat er einfach nur Glück gehabt? Oder gibt es dieses Karma etwa doch? Wegen dem eigenen Karma wird man hier oder dort geboren. Warum ist das Glück dann so ungerecht verteilt auf der Welt? Ja, das ist ja eben die Karma-Gerechtigkeit. Zur Zeit ist es gutes Karma, in Österreich geboren zu sein und schlechtes Karma in Syrien.

So spricht etwas in mir. Der Geist des Erwachens. Kein Zweifel! Der Geist, der in mir erwacht, meinte, ich solle es „Die Gabe des Erwachens“ nennen. Er, also dieser Geist, machte auch noch andere Vorschläge. Die Gabe der Prophetie, die Gabe des Weissagens… Die Gabe des Erwachens – das gefällt mir. So als Wort. Als Titel auch. Ich könnte ein Buch dazu schreiben. Hm.

Also Adam inspiriert mich sehr. Danke, kleiner Adam. Sind eigentlich auch Kinder in Moria geboren worden, gestern oder vorgestern? Moria! Warum hat eigentlich niemand meinen guten Rat befolgt, die leerstehenden Hotels von TUI und anderen Touristikunternehmen zu nutzen, um die Bewohner*innen von Moria mit diesen lahmgelegten Kreuzfahrtschiffen dorthin zu bringen. Damit sie menschenwürdig leben können. Vielleicht wären die Bewohner von Moria ja lieber nach Österreich oder Deutschland gekommen, statt nach Mallorca. Das kann schon sein und das wissen wir nicht. Aber Mallorca wäre sicher besser gewesen als Moria. Denn Moria ist eine der vielen möglichen Höllen auf dieser Erde.

Was für ein Glück für Adam, dass er nicht in Moria geboren ist, sondern in Österreich! Und ich kann mir trotzdem irgendwie nicht vorstellen, dass all die unzähligen vielen Wesen auf diesem Planeten, die in Höllen leben, so ein schlechtes Karma angesammelt haben sollen, dass sie solche Höllen erfahren müssen. Und dabei gibt es neben den äußerlich sichtbaren Höllen ja auch noch die inneren Höllen. Als ob die real exististierenden Höllen nicht ausreichen würden. Wie eben dieses Moria oder die Lager der Uiguren. Oder die Massentierhaltung…

Was für ein Glück überhaupt, als Mensch geboren zu sein und nicht als Tier. Apropos Tier: Gerade blendet der erwachte Geist in mir das Bild der Göttin Durga ein. Mit ihrem Reittier. Die wunderbare, herrliche, mächtige Durga. Sie reitet auf einem Tiger! Das muss man erstmal hinkriegen. Also im Geist geht es, digital geht es auch, aber in Wirklichkeit? Durga ist nicht nur unglaublich schön, sondern auch furchterregend. Als Halskette soll sie angeblich die geschrumpften Köpfe ihrer Feinde tragen. Wer genauer hinschaut, sieht, dass es Miniaturen von Durga selbst sind. Abgeschnittene Ego-Köpfe… Durga trägt Waffen, aber ich weiß nicht mehr genau, welche. Einen Speer? Eine Machete? Eine Trommel? Eine Schädelschale, gefüllt womit? Bilder aus den Uranfängen der Menschheit. Was sollte man sonst als Suppenschüssel hernehmen, wenn nicht die Schädelschale eines toten Tieres? Suppenschüssel? Woher hatten die ersten Menschen eigentlich das Feuer? Das Feuer, das sonst kein Wesen hier auf der Erde benutzt.

Zurück zu Adam. Er wohnt ja in Wien. Nicht in einer Steinzeit-Höhle. Eigentlich würde ich ihn gerne mal besuchen. Am liebsten in Verbindung mit einer Geschäftsreise. Weil in Wien, da hockt doch dieser Christian Felber mitsamt der Akademie für Gemeinwohl. Und die Gemeinwohl-Genossenschaft, die hat ihren Sitz auch in Wien. Und wenn ich Adam besuche, dann kann ich den glücklichen Eltern gleich die schöne Geschichte von den „Friedensreich-Häusern“ erzählen. Und ich könnte mir von Adams Vater die Übertragung von historischen, österreichischen Immobilienkonzepten in europäisches Recht erklären lassen. Wenn ich überhaupt willkommen bin. Aber warum sollte ich nicht willkommen sein? Außerdem kann ich mir auch ein Zimmer mieten. Sofern dieses Beherbergungsverbot aufgehoben wird.

Was die Friedensreich-Häuser überhaupt sind? Vielleicht nächstes Mal mehr. Im Moment ist die Friedensreich-Haus-Geschichte eine Projektgruppe mit Gemeinwohl-Charakter, mit mir als einzigem Mitglied.

Zurück zu Adam, dem Österreicher. Österreich hat ja bei den Vereinten Nationen diese Initiative gestartet: Weg mit allen Atomwaffen! Komplett weg damit! Die ersten Länder haben schon unterschrieben. Lauter solche, die selber keine Atomwaffen haben. Klar. Deutschland hat nicht unterschrieben, obwohl es mitten im Zentrum eines möglichen Atomkrieges stecken könnte. Die Begründung war abenteuerlich! Wegen der Nato oder wem oder was? Also Adam kann auf jeden Fall stolz auf sein Land sein. Es gibt eine UN-Initiative dank Österreich!

Adam könnte stolz sein, wenn er schon wüsste, was das überhaupt ist: Österreich, ein Land, die UN, die Nato, Stolz. Wahrscheinlich wird Adam all das lernen. Wie lang wird es wohl dauern, bis alle Nationen das Atomwaffen-Verbot unterschrieben haben? Noch so lange, bis Adam gelernt hat, was diese Worte bedeuten? Sollte man nicht vielleicht eher die Menschen selber unterschreiben lassen, statt die Nationen? Möglicherweise hat der einzelne Mensch ja zum Thema Atomwaffen eine andere Meinung und andere strategische Interessen als solche Gruppengebilde wie Nato, USA, Arabien. Womöglich möchte der einzelne Mensch einfach in Frieden leben. Könnte ja sein.

Dieser Geist! Er führt mich heute – während dieser Schreibübung – in Schleifen weg von Adam, irgendwohin in die zahlreichen Gedanken meiner Welt, und dann wieder zurück zu Adam. Was für ein schöner Name. Der erste Adam in der Familie. Herzlich willkommen.

Am zweiten Tag des Erwachens.

 

 

Anzeigen von 2 Kommentaren
  • Freiherr
    Antworten
    …gutes Karma hat er auch weil er zum Glück nicht in Deutschland geboren wurde , kein Deutscher also ist und wird,

    Wiener Schmäh und Lässigkeit sind gute Vorraussetzung für Leben, Lebendigkeit, während die Deutschen ja nicht leben solange sie leben –

    fleissig, pünktlich, korrekt, brav und anständig sind sie –

    die Piefke –

    aber zu leben verstehen sie nicht.

    Sind im Friedensreich-Projekt Freiheit und Selbstbestimmung garantiert ? –

    die Anarchie, die Freiwilligkeit ?

    Jedenfalls interessant, Mo –

    eine Ranch mit Rundstamm-Blockhäusern, einem Ziehbrunnen und einer Polnischen Gans die für ihr Leben gerne Nacktschnecken frisst…

    die Gemeinwohl-Kommune ermöglicht mir eine Werkstatt und ich mach den Holzwurm und Reparierer und den Hüter der Lagerfeuerstelle,

    das Schwitzzelt ist mein erstes Projekt, danach gibts selbstgebrautes Bier und bootleg-Schnaps aus eigener Brennerei.

    Alles Gemeinwohlsachen also…

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    • Ulrike Spurgat
      Antworten
      Wenn es dem Freiherr in diesem Deutschland so wenig gefällt, und er an den Deutschen an sich „kein gutes Haar“ lässt, dann frage ich: „Warum denn nicht wieder zu der  Mickey mouse, wo die „Freiheit“ mit der Knarre verteidigt wird ?

      Und wenn ja, welche „Freiheit “ mag da wohl gemeint sein ?

      Die revolutionäre deutsche Arbeiterbewegung die einen heldenhaften Kampf gegen Faschismus und Krieg unter Einsatz ihres Lebens !!!  gekämpft hat ist immer wie auch jetzt hier eine Erwähnung wert.

      Die Friedensbewegung in diesem Land hat über eine Million Menschen auf die Straßen der Republik gebracht, und dass sollte man einfach mal zur Kenntnis nehmen !

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