Der verschuldete Planet

 in FEATURED, Politik, Wirtschaft

Die Corona-Wirtschaftspolitik erzeugt eine gigantische Geld- und Schuldenblase, die kurz davor ist, zu platzen. Eine Welt im Bann des Virus. Es ist nicht gerade angenehm, Anfang 2021 BĂŒrger dieses Planeten zu sein. Dennoch könnte es sein, dass wir relativ gemĂŒtliche Zeiten durchleben — verglichen mit dem, was uns bevorsteht. Eine Idylle auf Pump, die nur durch Ausverkauf unserer Zukunft finanziert werden kann. Die Regierungen brechen mit ihrer Lockdown-Politik der Wirtschaft ihrer LĂ€nder das RĂŒckgrat und treiben Hunderttausende in den Ruin, versuchen jedoch alles, damit ihnen die BĂŒrger deswegen nicht böse sind. Ihr einziges Handlungsrezept — neben Propaganda: Geld ausgeben und die Bezahlung der Rechnung hinausschieben. In den Corona-Monaten ist die Wirtschaftskraft weltweit drastisch gesunken, wurde massenweise nicht gedecktes Geld geschöpft, stiegen öffentliche und private Schulden ins Unermessliche. Die Folgen dieser verfehlten Politik könnten verheerend sein — und dĂŒrften uns schon sehr bald einholen. Christian Kreiß


Fragestellung

Die Weltwirtschaft ist 2020 so stark eingebrochen wie noch nie seit 1945. Das Welt-Sozialprodukt ging um etwa 4,4 Prozent auf circa 84 Billionen (84.000 Milliarden) US-Dollar zurĂŒck. Gleichzeitig sind die Schulden um etwa 20 Billionen auf ungefĂ€hr 277 Billionen Dollar Ende 2020 gestiegen. Die fĂŒhrenden westlichen Notenbanken haben 2020 frisches Geld in ungeheurem Umfang gedruckt. Steigende Schulden, steiler Anstieg der Geldmenge bei sinkender Wirtschaftskraft: Wie sollen die Schulden jemals zurĂŒckgezahlt werden? Wie soll der Geldwert stabil bleiben? Wie soll das alles gut gehen? Was kommt da auf uns zu?

Die Entwicklung der Geld- und Schuldenmenge

Seit Beginn der letzten Finanzkrise 2007 hat sich die Geldmenge in den IndustrielĂ€ndern in einem Ausmaß erhöht, das bis vor Kurzem allen Ökonomen als Irrsinn erschienen wĂ€re. Praktisch alle fĂŒhrenden Notenbanken der westlichen Welt haben die Geldnotenpresse in historisch nie dagewesenem Umfang angeworfen und frisches Geld gedruckt. Die US-Fed hat die Geldmenge seit 2007 etwa verneunfacht (1), die EZB versiebenfacht (2), die Bank of England verneunfacht (3), die Bank of Japan vervierfacht (4), die Bank of Canada versechsfacht (5), die Reserve Bank of Australia versechsfacht (6). Selbst die konservative schweizerische Notenbank hat die Geldmenge verachtfacht (7).

Der Gelddruckprozess erfolgte im Wesentlichen in zwei Wellen. Die erste Welle, um die Auswirkungen der Finanzkrise 2007/9, die zweite Welle, um die Folgen der Lockdownpolitik 2020/21 auf die Realwirtschaft so gut wie möglich abzufedern, das heißt, Wirtschaftsschrumpfung und Arbeitslosigkeit so stark wie möglich einzudĂ€mmen.

Ohne das massive AufblĂ€hen der Geldmenge, das Überfluten der Banken, Regierungen und großen Unternehmen mit LiquiditĂ€t wĂ€re die Wirtschaft sowohl nach 2007 wie 2020/21 sicherlich sehr viel schlimmer abgestĂŒrzt, als sie es tatsĂ€chlich tat. So gesehen war das Gelddrucken ein großer Erfolg. Es kam weder nach 2007 noch 2020 zu einer sich selbst verstĂ€rkenden Wirtschaftsdepression. Die Notenbanken haben die Lektion der Jahre 1929 bis 1932 gelernt. Damals wurde kein frisches Geld gedruckt, die Zinsen nicht auf Null gesenkt, was die Welt in eine vieljĂ€hrige Deflation, Depression, Massenarbeitslosigkeit und schließlich Krieg gestĂŒrzt hat.

Aber nicht nur die Geldmenge hat in den letzten 14 Jahren dramatisch zugenommen. Auch die Schulden, insbesondere die Staatsschulden, sind im Zuge der Lockdowns 2020 in einem fast nie dagewesenen Umfang gestiegen.

Vom dritten Quartal 2019 bis zum dritten Quartal 2020 sind die Schulden weltweit um 20 Billionen Dollar (20.000 Milliarden) gestiegen, das entspricht knapp einem Viertel des Weltsozialprodukts.

FĂŒr Ende 2020 werden die Weltschulden auf 277 Billionen Dollar geschĂ€tzt. (8) Bei einem Welt-Sozialprodukt von etwa 84 Billionen Dollar entspricht das ungefĂ€hr 330 Prozent der Weltwirtschaftskraft. (9) Sollten also alle Schulden zurĂŒckgezahlt werden, so mĂŒssten alle WerktĂ€tigen der Welt fast dreieinhalb Jahre lang ohne Lohn und Gehalt arbeiten und alle Wertschöpfung an die GlĂ€ubiger abgeben.

Da etwa die HĂ€lfte der Finanzvermögen auf die oberen ein Prozent der Erdbevölkerung entfallen, hieße das konkret, dass die unteren 90 Prozent der Welt ĂŒber eineinhalb Jahre ohne Einkommen arbeiten mĂŒssten, um den oberen ein Prozent ihre Ausleihungen zurĂŒckzuzahlen. Also mit ein wenig gesundem Menschenverstand betrachtet ist das einfach unmöglich. Als ehemaliger Investmentbanker heißt das fĂŒr mich: Es wird zu ziemlich hohen SchuldenausfĂ€llen kommen. Kurz: Die Schulden können auf keinen Fall auch nur annĂ€hernd in voller Höhe zurĂŒckgezahlt werden, wir leben in einer ziemlich großen Schuldenblase.

Geld- und Schuldenberg ist nicht mehr durch die Wirtschaftskraft gedeckt

Geld, sei es in Form von einem Geldschein oder auf dem Girokonto ist ein Anspruch auf eine zukĂŒnftige reale Wirtschaftsleistung. Konkret: Wenn ich einen 10-Euro-Schein in der Hand habe (oder auf dem Girokonto), so glaube ich, dass ich in Zukunft den Gegenwert dieser 10 Euro in eine reale Wirtschaftsleistung eintauschen werde können, sei es in Pizza oder einen Haarschnitt. Das Gleiche gilt fĂŒr einen Schuldschein. Wenn ich ein Schuldpapier habe, sei es ein Sparbuch, eine Staatsanleihe oder eine Unternehmensanleihe, so glaube ich, dass ich mein verliehenes Geld vom Schuldner spĂ€ter zurĂŒckbekomme und ich mir als Gegenwert Pizza oder einen Haarschnitt dafĂŒr kaufen kann. Alles Geld und alle Schulden beruhen also auf einem Glauben, (das Wort Kredit kommt vom lateinischen credere, glauben), auf Vertrauen.

Nun ist der Geldberg in den letzten 14 Jahren aber grob sieben- bis achtmal so stark gestiegen wie die reale Wirtschaftskraft und auch die Schulden sind deutlich stĂ€rker gestiegen als die Wirtschaftsleistung. Mit anderen Worten: Den Geldscheinen steht heute nicht mehr annĂ€hernd so viel reale Wirtschaftskraft gegenĂŒber wie frĂŒher und auch den Schuldpapieren stehen deutlich weniger reale GĂŒter gegenĂŒber als zuvor. Die Inhaber der Geld- und Schuldpapiere glauben aber offenbar immer noch, dass sie eines Tages ihr Geld real zurĂŒckbekommen und in reale WirtschaftsgĂŒter umtauschen können. Das ist aber lĂ€ngst eine Illusion, ein Irrglaube.

Das ganze ungehemmte Geldausgeben der Bundesregierung — und vieler anderer Regierungen — ĂŒber neue Schulden, die dann wieder zum guten Teil von der Notenbank durch frisches Gelddrucken finanziert werden, beruht darauf, dass Menschen, die vorher Geldguthaben oder Schuldscheine, beispielsweise Ersparnisse, hatten, teilweise enteignet werden. Denn jeder neue Geld- oder Schuldschein, der dazukommt, ohne dass sich die reale Wirtschaftskraft erhöht, entwertet ein klein wenig die bestehenden Geld- und SchuldscheinbestĂ€nde. Das liegt daran, dass mit jedem neuen Geld- oder Schuldschein die Anspruchsrechte auf die realen WirtschaftsgĂŒter steigen. Die Leute merken das aber nicht sofort, weil es ein schleichender Prozess ist.

Dem frisch gedruckten Geld und dem steigenden Schuldenberg steht aber keine steigende Wirtschaftsleistung gegenĂŒber. Im Gegenteil ist die reale Wirtschaftskraft 2020 dramatisch um etwa 4,4 Prozent zurĂŒckgegangen. (10) Das ist der stĂ€rkste Weltwirtschaftsabsturz seit Kriegsende. Zum Vergleich: Nach der Finanzkrise ging die Weltwirtschaftskraft 2009 nur um 1,7 Prozent zurĂŒck. (11) Kurz: Es wurden 2020 enorm viele neue Papiere in die Welt gebracht, die einen Anspruch auf eine Wirtschaftsleistungen darstellen, die gar nicht vorhanden sind. Viele Geld- und Vermögensinhaber leben also in einer Illusion, dem Irrglauben, dass ihre Geld- und Anleihedepots noch voll werthaltig sind. Das sind sie aber schon lĂ€ngst nicht mehr. Wir leben in einer Welt von Zombie-GlĂ€ubigern.
Was heißt das fĂŒr unsere Zukunft?

Einfach immer weiter die Zinsen auf Null lassen und immer weiteres Gelddrucken durch die Notenbanken?

Was spricht eigentlich dagegen, die Notenbankzinsen ĂŒber die nĂ€chsten Jahrzehnte, ebenso wie in den letzten etwa 13 Jahren, einfach auf Null zu lassen und weiterhin Geld zu drucken, indem Anleihen von den Notenbanken gekauft werden, wie es seit 2007 geschieht? Wird das einfach unsere neue NormalitĂ€t? Wo ist das Problem?

Wenn Anleger oder Investoren auf Dauer keine oder fast keine Zinsen mehr fĂŒr Anleihen oder SparbĂŒcher bekommen, werden sie nach und nach ausweichen auf andere Anlagearten, vor allem Immobilien und Aktien. Aktien- und Immobilienfonds sowie Aktienindizes wie der DAX oder der S&P 500 sind Anlagearten ohne zeitliche Begrenzung.

Denn wenn einzelne Aktien aus einem Fonds oder Index herausfallen, sei es, weil das Unternehmen pleite geht oder weil die Aktie zu stark gefallen ist, wird sie sofort durch eine andere Aktie ersetzt. Das gleiche gilt fĂŒr einen Immobilienfonds. Alte Immobilien werden stĂ€ndig durch neue ersetzt, der Immobilienbestand als solcher aber bleibt. Ökonomen bezeichnen die aus solchen Fonds oder Indizes fließenden Zahlungen als unendliche Renten.

Es gibt eine mathematische Formel, wie unendliche Renten bewertet werden: Der Wert heute ist gleich dem Ertrag (in Form von Dividenden beziehungsweise Miete oder Pacht) geteilt durch den langfristigen Zinssatz. Wenn der Nenner (der Zinssatz) auf Dauer bei oder nahe Null bleibt, heißt das, dass der Wert von Aktien und Immobilien gegen Unendlich gehen wird. Die Formel arbeitet nicht ĂŒber Nacht, sondern wirkt langfristig. Wenn die Anleger wirklich glauben, dass der Zins langfristig bei Null bleibt, dann werden die Aktien- und Immobilienpreise in den Himmel schießen, sprich stak ĂŒberproportional wachsen im Vergleich zur Wirtschaftskraft und den Masseneinkommen.

Und genau das können wir in den letzten Jahren beobachten. AllmÀhlich setzt sich bei den Anlegern offenbar immer mehr die EinschÀtzung durch, dass die Zinsen lÀngerfristig sehr niedrig bleiben. Entsprechend steigen die Aktienkurse und Immobilienpreise, selbst beziehungsweise gerade in Zeiten von Corona-Lockdowns. Denn gerade diese zwingen ja die Notenbanken dazu, die Zinsen weiterhin so niedrig zu halten.

Wo ist das Problem? Warum sollen Aktien und Immobilienpreise nicht einfach immer weiter und weiter ĂŒberproportional steigen? Bei Immobilien sieht man es sofort: Wir bekommen ein Mietproblem. Mieten werden immer teurer, die Einkommen halten nicht mit. Solange die Immobilienpreise immer weiter steigen, werden auch die Mieten immer weiter steigen. FĂŒr Neueinsteiger, beispielsweise junge Familien, wird der Wunsch nach den eigenen vier WĂ€nden immer unerschwinglicher. Aber auch fĂŒr börsennotierte Aktienunternehmen haben ĂŒberproportional immer weiter steigende Aktienkurse Auswirkungen: Die VorstĂ€nde werden gezwungen, immer höhere Gewinne zu erwirtschaften. Also auch der Gewinnmaximierungsdruck auf die Unternehmen und ihre Mitarbeiter nimmt zu.

Wenn die Zinsen also sehr sehr lange bei Null bleiben, kommt eine Immobilien- und Aktienblase, das heißt eine immer stĂ€rkere Überbewertung.

Und eines Tages kommt eine Bereinigung, möglicherweise ein Crash. Genau solche Entwicklungen gab es bereits mehrfach in der Wirtschaftsgeschichte, beispielsweise der japanische Immobiliencrash ab 1980, die spanische Immobilienblase 2007 oder die Bereinigung der New Economy Bubble ab MÀrz 2000.

Kurz: Langfristige Nullzins- und Anleiheaufkaufpolitik der Notenbanken fĂŒhren zu einer asset bubble, einer Vermögensblase mit anschließender Bereinigungskrise. Auf Dauer können die Zinsen nicht bei Null bleiben, sonst laufen wir in Mietprobleme und einen Börsencrash.
Zinsen langsam wieder erhöhen, Geldmenge langsam wieder zurĂŒckfĂŒhren und Schulden langsam abbauen?

Angesichts des momentanen Schuldenstandes im VerhĂ€ltnis zur Wirtschaftskraft ist eine spĂŒrbare Reduzierung der Geldmenge, die nur bei einer gleichzeitigen Zinserhöhung stattfinden kann, unmöglich. In einigen LĂ€ndern belaufen sich die Staatsschulden auf ĂŒber 100 Prozent der Wirtschaftsleistung. Wenn hier die (Real)- Zinsen auf, sagen wir 3 Prozent steigen, werden viele LĂ€nder, auch einige IndustrielĂ€nder, zahlungsunfĂ€hig.

Das gleiche gilt fĂŒr viele Unternehmen und Privathaushalte. Einige Unternehmen — Stichwort Zombie-Unternehmen — und Haushalte haben solch hohe Schulden, dass ein nennenswerter Anstieg der Zinsen zu Masseninsolvenzen und Wirtschaftsdepression fĂŒhren wĂŒrde. Also: Wiederaufsaugen des frisch gedruckten Geldes durch die Notenbanken und eine signifikante Realzinserhöhung gehen nicht, das wĂŒrde zu einem Wirtschaftsabsturz fĂŒhren.

Streichen der Staatsschulden?

Da ein großer Teil der Staats- und ein beachtlicher Teil von Unternehmensanleihen durch die EZB gehalten werden, wird immer wieder diskutiert, ob das Streichen dieser Schuldpapiere aus den BĂŒchern der EZB eine Lösung wĂ€re. (12) Das Ă€ndert aber nichts am Grundproblem. Um die Schuldpapiere anzukaufen, hat die EZB frisches Giralgeld geschöpft, das auf die Girokonten der Banken geflossen ist. Dieses frisch gedruckte Giralgeld ist da und bleibt da, auch wenn die Anleihen ausgebucht werden.

Letztlich bedeutet der Ankauf von Anleihen durch die Notenbank, dass konkrete AnsprĂŒche von GlĂ€ubigern an ganz bestimmte Schuldner, also Staaten oder bestimmte Unternehmen, die die Anleihen herausgegeben haben, eingetauscht werden gegen allgemeine AnsprĂŒche an das Sozialprodukt, weil man mit Geld ja einfach jederzeit alles kaufen kann, mit Anleihen nicht. Also wird der Glaube an die RĂŒckzahlung durch einen konkreten Schuldner eingetauscht durch einen Glauben, dass man jederzeit beliebige Dinge und Dienstleistungen einkaufen kann.

Es wird also ein Spezialglaube eingetauscht gegen einen Generalglauben. Aber es bleibt ein Glaube, ein Vertrauen darauf, dass das entsprechende Papier — egal ob Geld- oder Schuldpapier — einen Wert hat, sprich gedeckt ist durch GĂŒter und Dienstleistungen. Wenn die Anleihen in den BĂŒchern der EZB daher gestrichen werden, bleibt das Geld trotzdem in Umlauf. Also ist das keine Lösung. WĂ€re auch zu schön gewesen, um wahr zu sein: Dass ein Staat beliebig Schulden machen kann, die ĂŒber die Notenbank finanziert werden und trotzdem alles gut geht.

Schuldenschnitt

Ein Schuldenschnitt wĂ€re eine sinnvolle Lösung. Allerdings heißt Schuldenschnitt gleichzeitig Vermögensschnitt, sprich das wĂŒrde die oberen ein Prozent und vor allem die obersten 0,1 Prozent der Erdbevölkerung am hĂ€rtesten treffen. Weil deren Einfluss auf die Politiker, vorsichtig ausgedrĂŒckt, enorm groß ist, halte ich einen Schuldenschnitt, obwohl er die mit Abstand beste Lösung wĂ€re, fĂŒr extrem unwahrscheinlich. Mit den (Super)-Reichen will sich keine Regierung gerne anlegen.
Inflation

Eine Inflation von 10 Prozent ĂŒber zehn Jahre wĂŒrde die Preise von 100 auf 260 steigen lassen, wĂŒrde also heute bestehende Schulden real deutlich vermindern, mehr als halbieren. Das wĂ€re also eine Lösung. Allerdings ist es angesichts der derzeit bestehenden weltweiten ÜberkapazitĂ€ten, der hohen Arbeitslosigkeit und der geschwĂ€chten Massenkaufkraft in den IndustrielĂ€ndern fĂŒr die Notenbanken sehr schwer, eine Inflation loszutreten. Das hat bereits in den letzten zehn Jahren ungehemmten Gelddruckens nicht funktioniert.

Pleitewelle und Deflation

Wenn Schuldenschnitt und Inflation nicht klappen, kommt vermutlich eine Pleitewelle, eine Finanzkrise, Bankenpleiten, Staatsinsolvenzen, Massenarbeitslosigkeit, Chaos und Unruhen. Unternehmens-, Staats- und Bankenpleiten sind auch ein Schuldenschnitt, aber ein ungeordneter, chaotischer, der einen AbwĂ€rtsstrudel auslösen dĂŒrfte mit schlimmen, teilweise unkalkulierbaren gesamtwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen.

Krieg

NatĂŒrlich sind auch noch schlimmere Szenarien denkbar, zum Beispiel der Ausweg Krieg. Sowohl der erste als auch der zweite Weltkrieg waren, rein ökonomisch gesehen, Ventile fĂŒr kaum haltbare ökonomische ZustĂ€nde vor 1914 und vor 1939.
Fazit

Weiterhin Nullzinspolitik und Gelddrucken geht nicht. Zinsen anheben geht nicht. Staatsschulden streichen geht nicht. Ich fĂ€nde einen geordneten Schuldenschnitt das Beste, eine Inflation, auch wenn sie fĂŒr ein Land miserabel ist, das Zweitbeste beziehungsweise weniger Schlimme. Vor Lösung sechs — Wirtschaftsabsturz — und sieben — Krieg — graut mir. Ich hoffe auf die Vernunft und das Verantwortungsbewusstsein der Handelnden, denn eines Tages mĂŒssen wir aus der heute weit verbreiteten Illusion erwachen.

Ich fĂŒrchte, es wird kein ZurĂŒck zu den Jahren vor 2020 geben.

Die staatlich verordneten Zwangs-Lockdowns waren und sind ein so gravierender Einschnitt nicht nur in unsere Freiheitsrechte und unsere Demokratie, sondern auch in unser Wirtschaftsleben, dass eine RĂŒckkehr in die vergleichsweise guten Jahre vor 2020 meiner EinschĂ€tzung nach ausgeschlossen ist. Wir stehen vor ganz erheblichen gesellschaftlichen Änderungen und vermutlich vor sehr starken ökonomischen und vor allem sozialen Spannungen. Ich fĂŒrchte, es stehen harte Zeiten bevor. Je frĂŒher, vernĂŒnftiger und ehrlicher wir die Probleme angehen, desto geringer wird das Leid der Menschen werden.

Quellen und Anmerkungen:

(1) https://tradingeconomics.com/united-states/central-bank-balance-sheet
(2) https://tradingeconomics.com/euro-area/central-bank-balance-sheet
(3) https://tradingeconomics.com/united-kingdom/central-bank-balance-sheet
(4) https://tradingeconomics.com/japan/central-bank-balance-sheet
(5) https://tradingeconomics.com/canada/central-bank-balance-sheet
(6) https://tradingeconomics.com/australia/central-bank-balance-sheet
(7) https://tradingeconomics.com/switzerland/central-bank-balance-sheet
(8) World Economic Forum 14. Dezember 2020: https://www.weforum.org/agenda/2020/12/global-debt-gdp-covid19/
(9) 277 geteilt durch 84 ist gleich 3,3
(10) https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_GDP_(nominal)
(11) https://www.worldometers.info/gdp/#gdpyear
(12) Welt.de 22. Januar 2021: https://www.welt.de/finanzen/plus224800783/Staatsschulden-einfach-streichen-So-realistisch-ist-dieser-Alp-Traum.html oder SZ vom 12. November 2020: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/pipers-welt-schulden-streichen-1.5113658

Showing 4 comments
  • Heini CH
    Antworten
    Gut erklĂ€rt! Ich versteh es, die Kartoffel ist heiss, wenn dan eine Kartoffel da ist.đŸ€”
  • Volker
    Antworten

    (…) dass eine RĂŒckkehr in die vergleichsweise guten Jahre vor 2020 meiner EinschĂ€tzung nach ausgeschlossen ist.

    Autsch. Pizza und Haarschnitt, lach mich weg. Reichte nicht mal mehr fĂŒr eine Briefmarke oder paar Socken. Den Wechsel von ALG II zur staatlich erzwungenen Armutsrente durfte ich netterweise ĂŒber ein Darlehen des Sozialamtes finanzieren. Also nix ÜberbrĂŒckungsgeld, wĂ€re wohl zu sozial gedacht, dafĂŒr bekam ich fast zwei Jahre lang weniger an Grundsicherung, weil beim Sozialamt verschuldet.
    Soweit zu vergleichsweise, fragt sich nur, was man vergleichen möchte und aus welchem Blickwinkel heraus. Nicht, dass ich wieder TrĂ€nendrĂŒsen melken möchte, hier und da kommt mir halt das SĂŒppchen hoch, hab’s nur nicht selbst gekocht. Kann es einfach nicht lassen, bin wohl ein HĂ€rtefall.

    • Ulrike Spurgat
      Antworten
      Ohne mich einmischen zu wollen erlaube ich mir eine Frage die du hoffentlich nicht als grenzĂŒberschreitend ansiehst.

      Sind die rechtlichen Möglichkeiten der Hartz Gesetze und des Grundsicherungsanspruchs voll ausgeschöpft von deiner Seite ?

      Ansonsten setze dich bitte mit mir in Verbindung. Vielleicht gibt es noch Möglichkeiten die Lebenssituation ein wenig zu erleichtern.

      Wenn kein Interesse besteht hake es einfach ab und das ist kein Problem.

      Beste GrĂŒĂŸe, Ulrike

  • heini
    Antworten

    Probiers mit FertigsĂŒppchen. Auch im Jenseits als Belohnung fĂŒr die guten Werke… oder am Socken saugen. Volker liegt richtig. GrĂŒsse.

Kommentar schreiben:

Start typing and press Enter to search