Deutsches Gefasel: das „Vorbild Griechenland
24. Bericht zu „Patenschaft für Panagiota“. Leider wie so oft in letzter Zeit: bestenfalls Durchwachsenes lässt sich berichten aus Griechenland und von unserer Hilfsaktion. Dabei legen drüben wie hüben die Anlässe mehr als deutlich auf dem Tisch, die auf humane Änderung drängen. Auch wenn das ein Ex-Repräsentant unseres Staates, ein gewisser Christian Wulff, offenbar ganz anders sieht. Doch wenn’s einem gut geht, lässt sich über schlechteste Verhältnisse aufs behaglichste quasseln. Aber lest selbst. Holdger Platta
Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,
sagen wir es so: derzeit ist völlig offen, welches Ergebnis wir von den griechischen Parlamentswahlen am 21. Mai erwarten dürfen. Und völlig offen ist auch, wie es mit der GriechInnenhilfe und mit HdS weitergehen wird.
Fangen wir mit den neuesten Spendenzahlen an:
In der Vorwoche gab es bei „Patenschaft für Panagiota“ einen Spendenzuwachs von 95,- Euro; vier UnterstützerInnen sorgten für diesen Anstieg. Doch während der letzten sieben Tage ging das erneut auf einen niedrigeren Betrag zurück, auf 70,- Euro; zwei HelferInnen sorgten für dieses Ergebnis. Kontostand bei unserer GriechInnenhilfe also derzeit: 1.200,45 Euro gegenüber 1.130,45 Euro in der Vorwoche. Ich tendiere dazu, das noch nicht als beunruhigend anzusehen – mit leichten Zweifeln, das allerdings räume ich ein. So oder so: herzlichster Dank auf jeden Fall für den Spender und die Spenderin!
Deutlicher hingegen das Krisenzeichen bei der heutigen Zwischenbilanz für HdS, für unsere Website: lediglich 14,11 Euro an Neuspenden durften wir auf diesem Konto für uns verbuchen (Zuwachs in der Vorwoche: 62,- Euro). Anzahl der SpenderInnen für HdS: eine Leserin, zwei Leser (Vorwoche: sieben UnterstützerInnen). Stand auf dem Konto dort: 1.476,52 Euro (in der Vorwoche: 1.462,41 Euro). Auch hier natürlich mein herzlicher Dank! Doch die Fragen, so scheint mir, nehmen zu.
Ähnlich ungewiss die Situation in Griechenland selbst (ungleich wichtiger, das versteht sich von selbst, als unsere ‚höchstpersönliche‘ Zwischenbilanz):
Neue Umfragezahlen liegen mir bis zur Stunde nicht vor. Doch scheint sich der Trend zu befestigen,
- dass erneut die „Nea Dimokratia“ (ND) am besten abschneiden wird,
- dass die sogenannte „Radikale Linke“, die SYRIZA, mit keinem nennenswerten Stimmenzuwachs rechnen darf
- und dass lediglich die „Kleinparteien“ mit Anstiegs-Ziffern rechnen dürfen.
Letzteres könnte vor allem für MeRA25 gelten, für die Partei des Ex-Finanzministers der SYRIZA Yannis Varoufakis. Sie, die MeRA25, wäre auch bereit, mit der Partei des Alexis Tsipras ein Bündnis zu bilden. Ob das reichen dürfte für eine Ablösung der ultrakonservativen ND unter Kyriakos Mitsotakis, ist aber völlig offen. Das gilt umso mehr, als die PASOK, die Partei der Sozialdemokraten in Griechenland, abgelehnt hat, mit der SYRIZA koalieren zu wollen. Und bei dieser „sozialistischen“ Partei scheint immerhin ein Wahlergebnis zwischen neun bis elf Prozent nicht ausgeschlossen zu sein (die SYRIZA wird bei 25 bis 27 Prozent Wähleranteil gehandelt, die MeRA25 – wie gesagt: mit offenbar deutlicher Plus-Tendenz – zwischen drei bis sechs Prozent). Ob man unter diesen Umständen die ND von den Regierungssitzen vertreiben kann – diese mit Vorhersageergebnissen immerhin zwischen 31 bis 34 Prozent – , dürfte also zumindest fraglich sein. Doch nebenbei:
Bei den kommenden Parlamentswahlen am 21. Mai will auch eine „Bewegung der Armen“ antreten – nach meiner Kenntnis zum ersten Mal in Griechenland. Zu dieser Kandidatur liegen mir aber bisher keine weiteren Auskünfte vor.
Lange Rede, kurzer Sinn mithin: nichts Genaues weiß man nicht. Und aus jüngerer bundesdeutscher Geschichte wissen wir ja: als Bewegung für die Armen anzutreten, bedeutet noch lange nicht, von diesen Armen auch gewählt zu werden. Selbst als die Linke programmatisch und personell noch besser dastand als heute, erntete sie in ihren vermeintlichen „Hochburgen“ fast immer nur eines: Wahlenthaltung!
Verschweigen möchte ich zum Abschluss meines heutigen Berichtes allerdings auch das Folgende nicht:
Unser aller Ex-Bundespräsident Christian Wulff nahm in der Zeit vom 26. bis 29. April am sogenannten Delphi-Wirtschafts-Forum in der Nähe dieser weltberühmten archäologischen Ausgrabungsstätte Teil. Und selbstverständlich durfte der ex-prominente Ex-Repräsentant unseres famosen Landes dort auch eine Rede halten (statt, was besser gewesen wäre, den Mund). Und was sagte unser ewiger Blondschopf mit den ewig blauen Augen bei dieser Gelegenheit unter anderem, dieser grandiose Christ und Demokrat nach wie vor? – Nun, dieses zum Beispiel:
„Was Griechenland betrifft, hat sich das Land trotz der vielen Krisen gut entwickelt. Das Land hat Vorbildfunktion.“
Wenn’s nach Christian Wulff geht, steht damit unserem Land noch einiges bevor. Wieso also auch nicht bei uns eine Bevölkerung, die zu einem guten Drittel in bitterster Armut zu leben hat? Wieso nicht Abschaffung des Mieterschutzes? Wieso nicht Aufschub gesetzlich vorgeschriebener Rentenzahlungen über viele Jahre hinweg? Wieso nicht ein Krankenkassensystem, das Menschen lieber krepieren lässt als helfend einzuspringen? Das „Vorbild Griechenland“ macht es uns das alles ja vor. Und Europa schaut ja auch bei diesem Krieg gegen die Armen in Griechenland ebenfalls seelenlos zu! Wieso nicht, gegebenenfalls, dito bei uns?
Stellen wir uns zumindest diesem gutbetuchten Gequassel eines gutbetuchten Sonntagsredners entgegen: in Wort und Tat. In diesem Sinne also wie stets:
Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „Panagiota“ auf das Konto:
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW
Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.
Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta