Die Konsultation

 In FEATURED, Kurzgeschichte/Satire, Peter Fahr

Gibt es die Corona-Pandemie, damit wir die Klimakatastrophe verdrängen können? Das Thema Corona beherrscht unser Leben. Wir lesen über Corona, hören von Corona, sehen Corona und reden über Corona. Beruf, Familie, Beziehungen sind durchdrungen von Corona. Freundschaften leiden wegen Corona, Feindschaften wachsen durch Corona. Warum bloß? Eine Satire des Poeten und Essayisten Peter Fahr.

 

Einen guten Tag wünsch ich Ihnen! Nicht so schüchtern, treten Sie ein. Desinfizieren Sie bitte ihre Hände. Und dann zeigen Sie mir Ihr Covid-Zertifikat, ja, was zittern Sie denn so? Lassen Sie mich den Code einscannen. Und nun werde ich Ihre Temperatur messen, bitte stillhalten. Das wär’s auch schon, danke. Nehmen Sie Platz, wenn Sie wollen, können Sie sich gleich hier hinlegen. Machen Sie es sich bequem.

Ihre Hausärztin hat Sie an mich überwiesen. Ja, ja, ich weiß. In der nächsten Stunde geht es darum, dass wir uns ein bisschen kennen lernen. Wie fühlen Sie sich zurzeit? Geht das schon länger so? Aha. Ich werde später darauf eingehen, vorerst möchte ich Ihre Krankengeschichte erfahren. Aus Ihrer Sicht. Wann und vor allem wie haben die Beschwerden angefangen? Erzählen Sie! Kalte Füße, sagen Sie, hin und wieder ein kurzes Unwohlsein abends. 1972, da waren Sie waren gerade 16 geworden. Interessant. Sie waren frisch verliebt, zum ersten Mal verliebt und meinten, die kalten Füße hätten Sie wegen der Schmetterlinge im Bauch, so als ausgleichendes Gegengefühl. Und das wiederkehrende Unwohlsein führten Sie auf was zurück? Aha. Das waren noch Zeiten, damals. In das psychedelische Weltgefühl platzten „Die Grenzen des Wachstums“, der alarmierende Umweltbericht des „Club of Rome“. Haben Sie nicht mitbekommen? Da ging es um die dringlichsten Probleme der Menschheit und des Planeten. Stichwort Ökologie. Es wurden Risikoanalysen evaluiert und alternative Zukunftsszenarien entwickelt. Sagt Ihnen nichts? Dann machten Sie das Handelsdiplom und fanden einen Job bei einem Berner Unternehmen. Buchhaltung. Sie trafen da ihre spätere Frau, mit der Sie zwei Kinder hatten, einen Jungen und ein Mädchen. Wurden schnell zum Chefbuchhalter befördert, alles lief bestens, konnten sich bald einen Wagen anschaffen und schon Anfang Dreißig ein eigenes Haus bauen. Ist schon toll! Doch 1992 ging’s Ihnen gesundheitlich schlecht: Notfallstation, Kreislaufkollaps, Spitalaufenthalt. Zu viel Arbeit, zu viel Stress. In welchem Spital lagen Sie? Im „Sonnenhof“, soso. Fand 1992 nicht der Umweltgipfel in Rio statt? Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, dass da die Klimarahmenkonvention vereinbart wurde. Als Institution dieser Konvention finden seit 1995 die weltweiten UN-Weltklimakonferenzen statt. Erster Tagungsort war Berlin. 1997 wurde das Kyoto-Protokoll beschlossen und 2015 in Paris eine internationale Klimaschutz-Vereinbarung verabschiedet. Die sieht eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf möglichst 1,5 °C im Vergleich zu vorindustriellen Levels vor. Wussten Sie nicht? Wahnwitzige sommerliche Temperaturen: 16 Grad in Deutschland und in der Schweiz und 48 Grad in Italien, Griechenland und der Türkei. Hier Überschwemmungen, dort Waldbrände, doch die Menschen rasen weiter durch den Alltag, fliegen weiter in den Urlaub: CO2 rausgeblasen, ein schlechtes Gewissen eingesogen!

Sie sehen blass aus. Möchten Sie ein Glas Wasser? Gerne. Rechts stehen Kleenex-Tücher bereit. Wo waren wir stehengeblieben? Ja, fahren Sie bitte fort. 2018 wurde bei Ihnen Krebs diagnostiziert, ohne Metastasen, Sie möchten nicht ins Detail gehen. Kein Problem, das versteh ich. Sie wurden erfolgreich operiert, in der „Insel“, hatten eine Chemotherapie, die anschlug. Bisher kein Rückfall. Ich drück Ihnen die Daumen, nicht mehr lange und Sie gelten als geheilt. In jenem Jahr, das wird Ihnen wohl bekannt sein, trat die fünfzehnjährige Klimaaktivistin Greta Thunberg ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Sie haben den Namen noch nie gehört. Thunberg, das schwedische Mädchen mit dem Asperger-Syndrom? Nein? Sie initiierte die „Schulstreiks für das Klima“, die zur internationalen Bewegung „Fridays for Future“ anwuchsen. Sie meinte: „Einige Leute sagen, dass ich studieren sollte, um Klimawissenschaftlerin zu werden, damit ich ‚die Klimakrise lösen‘ kann. Aber die Klimakrise ist bereits gelöst. Wir haben bereits alle Fakten und Lösungen. Alles, was wir tun müssen, ist, aufzuwachen und uns zu verändern.“ Nie gehört? Thunberg ist es zu verdanken, dass die Klimakatastrophe, gemeinhin Klimawandel genannt, in unser Bewusstsein drang. Eine historisch wichtige Zeit! Die Menschheit ringt sich zu einem Bewusstsein der globalen Einheit durch. Dieses Bewusstsein wird umweltbewusstes Handeln ermöglichen. Dieses Weltbewusstsein wird uns retten. Die deutsche Schriftstellerin Luise Rinser schrieb: „Bewusstsein schafft nicht nur Veränderung des Zustände, es ist bereits Veränderung.“ Sagt Ihnen „Extinction Rebellion“ was? Auch nicht. Diese Aktivisten fordern eine an den Erkenntnissen der Wissenschaft orientierte, konsequente Klimapolitik. Kennen Sie nicht – wollen Sie gar nicht kennen. Warum denn nicht? Darauf wäre ich nie gekommen. Sind Sie wirklich davon überzeugt? Na, wenn Sie meinen. Nehmen Sie ruhig ein neues Glas, ich habe genügend Flaschen da.

Und wie ging’s weiter? 2020 fuhren Sie mit Ihrer Frau in Urlaub nach Lugano, eine Airbnb-Wohnung am Fuße des Monte Brè. Flüge ins Ausland gestrichen, die Corona-Pandemie war ausgebrochen. Also begnügten Sie sich mit einem Trip in den Süden der Schweiz, auch in der Heimat kann es schön sein. Und Sie waren wirklich willkommen. Die Tessiner Tourismusbranche darbte und empfing Sie mit offenen Armen. Dennoch war es nicht vergleichbar mit früheren Ferien auf Sardinien oder am Strand von Miami. Klar. Und da hat es Sie erwischt. Ja, was hat Sie denn erwischt? Sie hatten einen Herzinfarkt. Am zweiten Urlaubstag. Schlimm! Im „Instituto Cardiocentro Ticino“ stellte man Sie wieder her. Was für nette Pflegerinnen! Und danach waren Sie einen Monat in der „Casa di Cura“ in Ascona. Anthroposophisches Kurhaus. Da konnten Sie endlich einmal weinen. Jahrelang nie geweint – und dann, nach einer therapeutischen Massage, heulten Sie hemmungslos drauflos. Beeindruckend! Sie haben es wieder gepackt. Doch im Winter kam die zweite Welle mit Lockdown. War kein Zuckerschlecken. Die Freunde fehlten Ihnen sehr, Ihre Nerven lagen blank. Sie wurden sogar ein klein wenig depressiv. Wie gingen Sie damit um? Aha. Und gleich im Frühjahr 2021 die beiden Impfungen: BionTech-Pfizer. Nichts gespürt. Und dann die nächste Welle. Sie nennen Sie die Dauerwelle. Haha, wenn wir den Humor nicht hätten!

Ich hab da eine Frage: Im neuesten Bericht des Weltklimarates … Nein, das stimmt nicht, ich lass Sie doch ausreden. Sie haben die Nase voll von Spinnern, die Corona leugnen, von Querdenkern und Covidioten, von Verschwörungstheoretikern, die ihre Schutzmasken verbrennen und auf Demos randalieren. Was für ein Affentheater! Einmal wollten diese Chaoten das Bundeshaus stürmen, was für ein Pöbel! Wer heute nicht durchdreht, ist schon durchgedreht. Die Nase voll von QAnon-Anhängern, die uns weismachen wollen, dass Bill Gates und seine jüdischen Lakaien Kinder in unterirdischen Lagern gefangen halten, um ihr Blut zu trinken. Lauter Verschrobene und Verrückte! In einer Pandemie hat Trotz, der sich als Freiheitsliebe tarnt, tödliche Folgen. Die gilt es doch zu verhindern. Geht’s dir an den Kragen, entsorge dein Hemd!

Ich lass mal frische Luft ins Zimmer, so. Entspannen Sie sich, atmen Sie tief durch. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen. Nein, ich will Sie nicht unterbrechen. Nun beruhigen Sie sich doch! Sie wollen sich nicht beruhigen? Was wollen Sie dann? Die Nase voll von massiven Neuinfektionen, von verheerenden Inzidenzwerten, von steigender Hospitalisierungsrate. Und dann die Nachricht von der neuen Variante, Oki … Okrim … Sie können sich den Namen nicht merken? Omikron. Vielen Dank. Sie frohlockten, als die Mehrheit der Schweizer Stimmbürger das Covid-Gesetz annahmen. Nun schöpften Sie wieder Hoffnung und im Januar 2022 ließen Sie sich boostern. Man muss sich doch schützen! Ohne Eigensinn kein Gemeinschaftssinn – und nur beide vereint ergeben einen Sinn. Ist doch so? Und nun wünschen Sie sich die 3G-Regel am Arbeitsplatz und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Und eine generelle Impfpflicht. Ich dachte, Sie seien schon Rentner. Trotzdem … oder gerade deshalb. Die Alten, die haben noch ein Wörtchen mitzureden. Ja, da bin ich ganz Ihrer Meinung, aber alt? Sie fühlen sich manchmal sehr alt und sehr erschöpft. Dieses verdammte Virus, das sich in immer neue, noch ansteckendere Varianten verwandelt, macht müde. Manchmal fällt es Ihnen schwer, morgens aus dem Bett zu kommen. Und schleppen sich dann lustlos durch den Tag. Fast apathisch. Und manchmal glauben Sie, Fieber zu haben. Manchmal hüsteln Sie, manchmal tun Ihnen die Glieder weh. Was Sie nicht sagen! Und manchmal … Aha. Und dann … Aha.

Hier sollten wir innehalten. Ich denke, ich habe genug gehört. Vielen Dank für Ihre Offenheit. Wie geht es Ihnen jetzt? Manchmal desinfizieren Sie ihre Hände vierzig Mal am Tag – oder mehr. Tatsächlich? Und wenn Sie von einem Spaziergang heimkehren, behalten Sie die Maske für den Rest des Tages an, auch wenn ihre Frau nicht zu Hause ist. Glauben Sie, dass das nötig sei? Aha. Und manchmal meinen Sie, den Sinn für den Geschmack der Speisen zu verlieren. Und manchmal … Aha. Aha. Aha.

Verzeihen Sie, aber nun muss ich Sie unterbrechen. Wir wollen doch nicht , dass wir den Faden verlieren. Als Arzt kann ich Sie bezüglich Viren beruhigen. Unzählige Virenarten tummeln sich in den menschlichen Schleimhäuten und auf der Haut, im Blut gibt es Herpesviren, Adenoviren usw., im Stuhl leben Masernviren, Noroviren, Astroviridiae usw. Nein, da liegen Sie falsch, die meisten völlig harmlos. Millionen Viren leben mit dem menschlichen Organismus in Symbiose, manche stärken ihn sogar. Zwei Beispiele: Herpesviren schützen vor Asthma, das Zytomegalie-Virus fördert die Gewebe-Regeneration. Und ob Sie’s glauben oder nicht, unser Immunsystem ist aus Viren aufgebaut. Doch, doch, vertrauen Sie mir. Ich kann Ihre Angst verstehen, sie ist ein wildes Tier und will umarmt sein. Sie finden den Vergleich daneben und möchten jetzt bitte gehen. Bleiben Sie liegen, ja?. Nein, wir müssen noch etwas klären. Das ist wichtig, einfach liegen bleiben! Sie haben mir Ihre Geschichte erzählt und ich werde nun meine Diagnose stellen. Ich werde kein psychologisches Kauderwelsch reden und mich kurz fassen. Sie müssen jetzt stark sein. Danke.

Sie haben Ihre Angst vor der Klimakatastrophe, das heißt vor der Selbstauslöschung der Menschheit, das heißt vor dem eigenen Tod sukzessive verdrängt und in körperliche Krankheiten abgeleitet, wobei hier Verdrängung einen Abwehrmechanismus bezeichnet, der innerseelische Konflikte reguliert, indem bedrohliche Sachverhalte oder Vorstellungen von der bewussten Wahrnehmung ferngehalten werden. Schauen Sie mich an und hören Sie mir zu! Als die Corona-Pandemie ausbrach, verdrängten Sie die Angst vor den körperlichen Krankheiten und leiteten sie auf die Corona-Problematik ab. So gelang es Ihrer Seele, mit der Angst vor dem Coronavirus die weit bedrohlichere Angst vor körperlichen Krankheiten, das heißt vor der Klimakatastrophe auszutricksen. Folgen Sie mir? Ich fahre fort. Sie entwickelten zudem eine Zwangsstörung, die sich sowohl in Zwangsgedanken rund um die Pandemie und Zwangshandlungen wie ständige Händedesinfektion und exzessives Maskentragen manifestieren. Damit einher gehen depressive Zustände und eine soziale Phobie. Die gute Nachricht: Ich bin überzeugt, dass Ihr psychisches Problem der Verdrängung psychotherapeutisch mit Erfolg zu behandeln ist. Die zweite gute Nachricht: Die Zwangsstörung ist von der Persönlichkeitsstörung klar zu unterscheiden. Auch sie ist therapierbar. Allerdings sollte die empfohlene Kognitive Verhaltenstherapie mit Expositionen und Reaktionsmanagement in Kombination mit einer medikamentösen Therapie durchgeführt werden.

Haben Sie verstanden, was ich Ihnen gerade gesagt habe? Bestens. Noch ein Wort zu Klima und Corona: Krankheit weckt Gesundheit. Die Corona-Pandemie bewirkt eine ökologische Umkehr, eine soziale Umgestaltung und einen politischen Umbau, kurz: einen gigantischen gesellschaftlichen Umbruch. Was der französische Philosoph Albert Camus über die geschichtliche Aufgabe des Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg formulierte, gilt auch für uns Zeitgenossen der Klimakatastrophe: „Wir stehen an einem Wendepunkt: entweder der Tod oder eine neue Zivilisation; es ist die Aufgabe unserer Generation, also der Menschen, die heute leben, den Boden für sie zu bereiten.“

Sie nicken, das freut mich. Ich werde Sie auf Ihrem Weg begleiten, wir stehen das gemeinsam durch. Wie es jetzt weitergeht? Sie können auf die Unterstützung der „Universitären Psychiatrischen Dienste Bern“ zählen, sie betreiben eines der renommiertesten Psychiatriespitäler der Schweiz. Wenn Sie einverstanden sind, weise ich Sie gleich ein. Sie sind dagegen, Sie wollen nach Hause. Das habe ich mir schon gedacht. In diesem Fall muss ich auf einer fürsorgerischen Unterbringung bestehen – zu Ihrem eigenen Schutz. Ich rufe die Pfleger. Mit Ihrer Frau habe ich gesprochen, sie hat grünes Licht gegeben. Nein, das fällt unter die ärztliche Schweigepflicht. Ihre Personalien und die Angaben zur Krankenversicherung habe ich von der Hausärztin erhalten. Meine Herren, treten Sie ein. Hier ist der Patient. Vorname: Homo. Nachname: Sapiens. Kopf hoch und auf Widersehen!

 

Anzeigen von 6 Kommentaren
  • Konstanze Nickerchen
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    Herr Fahr spricht ja ausdrücklich  nicht die krude Verschwörungstheorie an, dass es sich bei den Plänenes des sympathischen Onkels aus Seattle und seinen philantrophischen Freunden und Unterstützern  um ein  Entvölkerungsprogramms handeln könnte. Bin ich beruhigt, über dieses hohe Maß an Seriösität! Es passt so wunderbar zum aktuellen Diskurs unserer Volksvertreter in Berlin. “Mein Gott, wo ist der Waldi nur, Der Waldi nur geblieben?
  • Volker
    Antworten

    Wir lesen über Corona, hören von Corona, sehen Corona und reden über Corona.

    In diesem einzigen Satz am Anfang ++ brr ++ taucht Corona gleich viermal auf, was mich vermuten lässt: hier drohe eine eine weitere Welle, eine ganz Grässliche, eine tsunamische sozusagen, von einer winzigen, roten Fliege ausgelöst, deren Ursprung auf immer und ewig ein Geheimnis bleiben wird. Es sei, es wird sich lüften, was uns gesundheitsministert … äh, ja … Zoonose halt …

    Und manchmal meinen Sie, den Sinn für den Geschmack der Speisen zu verlieren.

    Wäre ein Unding, als Hartzer auf Geschmacksnerven noch zu bestehen, und seien es kleine Stummel nur – Geschmacksverstärker für Reste bei Tafel. Ne, die wurden uns entfernt, als bösartige Geschwüre.

    Wenn Sie einverstanden sind, weise ich Sie gleich ein.

    Weia, das habe ich schon erwartet, obwohl ich völlig harmlos daher komme, ein kommentarloses Wesen quasi.
    Gut, habe wohl etwas in den falschen Schlund bekommen, sorry Redaktion … ++ glucks ++

    Man weiß ja nie so genau, wann und an welchem Örtchen ein Blitz uns plötzlich treffen wird. Kommt er heute nicht, schlägt er wohl morgen ein. Ich weiß Bescheid – als Blitzableiter.

    🙂

  • Milch
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    Einem Homo Sapiens gefällt das! 😀
  • heike
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    Ich denke, die Corona-Pandemie gibt es, weil sich noch zu wenige Menschen ihrer Verantwortung für diese Erde bewusst sind. In Kapitel 14 seines Buches “Eine kurze Geschichte der Menschheit” fasst Yuval Noah Harari die letzten 500 Jahre der Menschheitsgeschichte zusammen:

     

    Die Entdeckung der Unwissenheit

     

    In den vergangenen 500 Jahren hat die Menschheit einen phänomenalen Zuwachs an Macht erlebt. Die Entwicklung verlief so rasant und war so umfassend wie keine andere vor ihr. Wäre ein spanischer Bauer um das Jahr 1000 eingeschlafen und knapp 500 Jahre später vom Lärm der Matrosen geweckt worden, die mit Christoph Kolumbus die drei Segelschiffe Santa Maria, Niña und Pinta bestiegen, dann hätte sich die Welt in der Zwischenzeit kaum verändert. Er hätte zwar einige Veränderungen bemerkt, einige Gepflogenheiten waren anders und das eine oder andere Werkzeug hatte sich verändert, aber im Grunde hätte er sich heimisch gefühlt. Wenn dagegen einer der Matrosen von Christoph Kolumbus eingeschlafen wäre und heute vom Klingeln eines iPhones geweckt würde, dann würde er buchstäblich die Welt nicht mehr verstehen. “Bin ich im Himmel?”, könnte er sich fragen. “Oder ist das die Hölle?”

    Im Jahr 1500 lebten 500 Millionen Menschen auf unserem Planeten. Heute sind es 7 Milliarden (e.A.: die im Buch angegebenen Quellen datieren auf die Jahre 2001 und 2004). Im Jahr 1500 wurden auf der ganzen Welt Waren und Dienstleitungen im Wert von umgerechnet 250 Milliarden Dollar produziert. Heute sind es knapp 60 Billionen Dollar. Im Jahr 1500 verbrauchte die Menschheit pro  Tag 13 Billionen Kalorien Energie. Heute verbrauchen wir pro Tag 1500 Billionen Kalorien. (Lassen Sie diese Zahlen einmal auf sich wirken: 14 mal so viele Menschen produzieren 240 mal so viel und verbrauchen dabei 115 mal so viel Energie.)

    Wenn in den Tagen von Kolumbus ein modernes Kriegsschiff aufgekreuzt wäre, hätte es die Santa Maria, Niña und Pinta innerhalb von Sekunden zu Kleinholz verarbeiten und dann sämtliche Flotten der Welt auf den Meeresgrund schicken können, ohne selbst auch nur einen Kratzer abzubekommen. Fünf moderne Containerschiffe hätten die gesamte Fracht aller Handelsschiffe der Welt an Bord nehmen können. Auf einem modernen Computer finden sämtliche Bücher und Schriftrollen aller mittelalterlichen Bibliotheken spielend Platz, und es bleibt noch viel Platz für ihre Urlaubsfotos. Und eine Bank der Gegenwart hat mehr Geld als alle vormodernen Weltreiche zusammengenommen.

    Im Jahr 1500 hatten nur wenige Städte mehr als 100 000 Einwohner. Die Häuser waren meist aus Lehm, Holz und Stroh, und ein Gebäude mit drei Stockwerken war ein Wolkenkratzer. Auf den ungepflasterten Straßen wuselten Fußgänger, Pferde, Ziegen, Hühner und ein paar Handkarren. Man hörte menschliche Stimmen und ein paar Tierlaute, dazwischen hin und wieder einen Hammer oder eine Säge. Bei Sonnenuntergang legte sich völlige Dunkelheit über die Stadt, nur hier und da flackerte eine Kerze oder ein Kienspan. Was würde eine Einwohnerin einer solchen Stadt denken, wenn sie das moderne Tokio, New York oder Mumbai sehen könnte?

    Vor dem 16. Jahrhundert hatte noch nie ein Mensch den gesamten Erdball umrundet. Das änderte sich erst im Jahr 1522, als Magellans Expedition nach einer 72 000 Kilometer langen Reise nach Spanien zurückkehrte. Die Entdeckung hatte drei Jahre gedauert und fast sämtliche Teilnehmer das Leben hekostet, Magellan eingeschlossen. Im Jahr 1873 konnte sich der französische Schriftsteller Jules Verne vorstellen, dass seine Romanfigur Phileas Fogg, ein reicher englischer Abenteurer, in achtzig Tagen um die Welt reiste. Und inzwischen kann jeder mit einem mittleren Einkommen die Erde innerhalb von 48 Stunden sicher und bequem umrunden.

    Im Jahr 1500 waren die Menschen an die Erdoberfläche gefesselt. Sie könnten zwar Türme errichten und Berge besteigen, doch der Himmel war den Vögeln, Engeln und Göttern vorbehalten. Am 20. Juli 1969 landete der erste Mensch auf dem Mond. Das war nicht nur eine historische, sondern auch eine evolutionäre und kosmische Leistung. Vier Milliarden Jahre lang hatte kein Organismus auch nur die Erdatmosphäre verlassen und schon gar keinen Fuß oder Tentakel auf den  Mond gesetzt.

    Lange Zeit blieben den Menschen 99,99 Prozent aller Lebewesen auf dem Planeten verborgen: die Mikroorganismen. Nicht, dass ihre Existenz für uns nicht von Interesse gewesen wäre. Jeder von uns trägt Abermilliarden von diesen einzelligen Lebewesen mit sich herum. Sie sind unsete besten Freunde und unsere ärgsten Feinde. Sie verdauen unsere Nahrung, räumen unseren Darm auf und hin und wieder bringen sie uns auch um. Doch erst im Jahr 1674 begegnete der Mensch dem ersten Mikroorganismus, als nämlich Anton van Leeuwenhoek durch sein selbstgebautes Mikroskop blickte und zu seiner Verblüffung in einem Wassertropfen eine ganze Welt von quirligen Kleinstlebewesen sah. In den folgenden drei Jahrhunderten haben die Menschen Bekanntschaft mit zahllosen Arten von Mikroorganismen gemacht, die tödlichsten Infektionskrankheiten besiegt und die Mikroorganismen in den Dienst der Medizin und Industrie gestellt. Heute stellen wir Bakterien her, die Medikamente und Biotreibstoffe produzieren und Parasiten töten.

    Ein Augenblick, der diese erstaunliche Entwicklung der vergangenen 500 Jahre verkörpert wie kein anderer, ist der 16. Juli 1945, 5 Uhr 29 und 45 Sekunden. In diesem Moment zündeten amerikanische Wissenschaftler in Alamogordo, New Mexico, die erste Atombombe. Vom diesem Zeitpunkt an hatte die Menschheit die Möglichkeit, der Geschichte nicht nur eine neue Richtung zu geben, sondern sie auch zu beenden.

    ————

    Meiner Meinung nach ist es nicht sinnvoll,  Menschen gegen das Corona- Virus zu impfen, viele wissenschaftliche Belege sprechen gegen einen Vorteil dieser Impfung für die Gesundheit der Menschen. Eine gesunde Ernährung und Lebensführung sind der beste Schutz vor einer Infektion bzw. zum Ausheilen der Krankheit. Außerdem stehen eine Vielzahl natürlicher Heilmittel zur Verfügung. Die Menschen müssen sich gemäß ihrer Natur und im Einklang mit der Natur entwickeln und verhalten, dann ist ein glückliches Leben für alle möglich, davon bin ich überzeugt.

    Machtgier, Geldgier, die Lust an der Unterwerfung Andersdenkender und auch Denkfaulheit, Trägheit, Egoismus und uneingestandene Ängste führen zu unguten Entwicklungen und müssen überwunden werden.

     

  • heike
    Antworten
    “Aber ihr, Kinder des Kosmos, ihr Ruhelosen in Ruhe, euch soll man nicht festsetzen oder bezähmen.

    Euer Haus soll kein Anker sein, sondern ein Mast. Es soll kein glitzernder Firnis sein, der eine Wunde bedeckt, sondern ein Lid, welches das Auge beschützt. Ihr sollt eure Flügel nicht falten, nur um durch Türen zu gehen, ihr sollt eure Köpfe nicht beugen, nur um nicht an die Decke zu stoßen, ihr sollt euch nicht fürchten zu atmen, nur weil die Mauern reißen und einstürzen könnten.

    Ihr sollt nicht in Gräbern wohnen, welche die Toten für die Lebenden schufen. Und auch wenn es Größe und Glanz hat, wird euer Haus euer Geheimnis nicht wahren und eure Sehnsucht nicht schützen.

    Denn das Grenzenlose in euch wohnt im Haus des Himmels, dessen Tür der Frühnebel ist und dessen Fenster die Lieder und Lautlosigkeiten der Nacht.”

    Der Prophet

     

    Die Menschheit braucht Liebe und Verständnis. Das ist unsere Hauptaufgabe. Wenn viele daran mitwirken, dann wird alles andere auch gut. Ich glaube, ein Leben in diesem Sinne zu führen, ist die Eintrittskarte in den Himmel. Und ich bin mir sicher, dass ich mich nicht irre.

     

  • Kryonik
    Antworten
    Seelig die, die sich auf Eis legen lassen, denn sie werden auf einen Wüstenplanet gebohren sterben.

    .

    Alles hat eben seinen Preis, nicht nur in einer Währung…

    .

    .Es geht doch nichts über ein Mädchen mit dem Name Corona, eine heilige Krone der Schöpfung…

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