Die Lügen der Jauch-Redaktion

 In Holdger Platta
Holdger Platta

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Anfang dieser Woche, am Dienstag, den 5. Mai, veröffentlichten wir auf HdS den Beitrag von Holdger Platta “Roger Köppel: Ein Schönhuber der Schweiz?” . In diesem Artikel hatten wir auch vollständig den Brief Holdger Plattas an die Jauch-Redaktion publiziert, mit einigen Fragen unseres Redakteurs an die Verantwortlichen dieser Talkshow. Inzwischen ging eine Antwort des Jauch-Teams bei Holdger Platta ein. Sie ist bemerkenswert, denn sie zeigt, wie man sich um klare Aussagen herumdrücken kann und selbst eindeutige Unwahrheiten nicht scheut.

Liebe HdS-LeserInnen,

Ihr erinnert Euch wohl: in meinem Beitrag „Roger Köppel: ein Schönhuber aus der Schweiz?“ hatte ich einige Hintergründe zur Person des Schweizer Roger Köppel mitgeteilt, der bei der Jauch-Sendung vom 19. April zu Gast gewesen war und unter anderem die Thesen aufgestellt hatte,

• daß Journalisten wie Heribert Prantl (SZ) mitschuld seien an dem Tod von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer, weil sie diesen nämlich „Anreize zur Flucht“ verschafften und in die „Todesfalle“ lockten,
• daß bei der „strikten“ Bekämpfung der Schlepperbanden auch der Tod Tausender von Flüchtlingen in Kauf genommen werden müßte
• und daß Rettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer Beihilfe für die Schlepperbanden sei.

Den Verantwortlichen der Talkshow-Sendung, Günther Jauch, hatte ich in meiner Mail vom 2. Mai gefragt,

• wieso er den ZuschauerInnen bei der Vorstellung des Schweizer Gastes verschwiegen habe, daß dieser Eigentümer und Herausgeber der Zürcher „Weltwoche“ ist,
• wieso er den ZuschauerInnen bei der Vorstellung des Schweizer Gastes verschwiegen habe, daß dieser Mitglied der Blocher-Partei sei und für diese Partei im Herbst dieses Jahres in das Schweizer Parlament einziehen wolle
• und daß diese Partei (die SVP = „Schweizerische Volkspartei“) seit langem eine extrem einwanderungs- und asylfeindliche Position vertrete (zum Beleg erwähnte ich eine Reihe von einschlägigen Propagandaaktionen dieser rechtspopulistischen Partei).
• Schließlich hatte ich Günther Jauch die Frage gestellt, wieso dieser Roger Köppel seit längerem von einer Talkshow der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten zur anderen weitergereicht würde und ob es nicht auch andere qualifizierte JournalistInnen oder ExpertInnen in der Schweiz gäbe, die zu bundesdeutschen Fernsehtalks über Politik eingeladen werden könnten, namentlich zu diesem Thema „Flüchtlingspolitk“ Jean Ziegler (der über lange Zeit hinweg für die UNO als Beauftragter für die Hungerbekämpfung in der Welt zuständig gewesen ist, vielen von uns bekannt als renommierter Autor von bestinformierten, human-engagierten Büchern zu dieser Thematik; als neueste Publikation von Ziegler sei an dieser Stelle lediglich „Ändere die Welt! Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen“ erwähnt, die erst unlängst, 2015 also, in Deutschland erschienen ist).

Nun, inzwischen liegt eine Antwort der Jauch-Leute vor. Aber ist es auch eine? Und stellen die meisten dieser „Antworten“ nicht bloß Irreführungen dar – nein, mehr noch: die blanke Unwahrheit?

Verwunderlich ist nicht – das sei dem vielbeschäftigten Günther Jauch gerne nachgesehen –, daß dieser nicht selber geantwortet hat, sondern antworten ließ. In diesem Falle von einer Simone Bartsch, verantwortlich für „Presse & Kommunikation“ bei der „I & U Information und Unterhaltung TV Produktion GmbH & Co. KG“ mit Sitz in Köln, kurz: der privaten Herstellerfirma, die für die ARD die betreffende Jauch-Talkshow im Berliner Gasometer produziert.

Doch hiermit erstmal, in ungekürzter Version, der „Antwort“-Brief der Simone Bartsch (in Rotdruck ihre in meine – übrigens erheblich verkürzt wiedergegebenen! – Fragen eingefügten „Antworten“ und Stellungnahmen, Fettdruck im Original). Anschließend dann meine Kommentare dazu:

„Sehr geehrter Herr Platta,

vielen Dank für Ihre Nachricht.
Anbei die Antworten zu Ihren Fragen:

Wieso haben Sie den ZuschauerInnern verschwiegen, daß Herr Köppel vor allem Eigentümer und Herausgeber der “Weltwoche” ist?
Diese Funktion von Herrn Köppel wurde in der Gästevorstellung, auf der Internetseite und in der Pressemitteilung zur Sendung benannt.

Wieso haben Sie den ZuschauerInnen verschwiegen, daß Herr Köppel Mitglied der Schweizer Blocher-Partei ist und im Herbst dieses Jahres für diese Partei ins Schweizer Parlament einziehen will?
Die Mitgliedschaft in der SVP wurde in der Gästeankündigung genannt.
(http://daserste.ndr.de/guentherjauch/aktuelle_sendung/Unsere-Gaeste-,gaeste5226.html)

Wieso haben Sie den ZuschauerInnen verschwiegen, daß diese Blocher-Partei in den am vorvergangenen Sonntag verhandelten Fragen seit langem eine extrem einwanderungs- und asylfeindliche Haltung vertritt und für Aktionen mitverantwortlich zeichnet, die zumindest bei politisch human eingestellten Menschen große Bedenken ausgelöst.
Das Thema der Sendung war die Flüchtlingstragödie im Mittelmeer, nicht die SVP.

Wieso wird dieser Herr Köppel in den Polit-Talkshows der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten seit einiger Zeit von einer Sendung zur anderen Sendung weitergereicht? Den Herrn konnten wir schon besichtigen und hören bei Will, Plasberg, Illner und Maischberger.
Wir können für andere Sendungen keine Aussage treffen.

Mit freundlichen Grüßen
Simone Bartsch“

Nun, was die beiden letzten Kommentare der Jauch-Mitarbeiterin betrifft: beide Antworten sind nicht verkehrt. Weder war Thema der Jauch-Sendung vom 19. April die SVP, noch kann das Jauch-Team über das Entscheidungsverhalten anderer Talkshow-Produzenten Aussagen treffen. Nur waren das gar nicht mein Ansinnen und gar nicht meine Fragen gewesen. Ich hatte wissen wollen, wieso nun auch ein Günther Jauch, nach zig anderen Talkshow-Auftritten dieses Herrn Köppel im bundesdeutschen Fernsehen, diesem vielbeschäftigten Rechtspopulisten, einen Forum geboten hat. Und wieso die SVP-Mitgliedschaft des Roger Köppel den ZuschauerInnen verschwiegen worden ist. An diesen Fragen hat sich die Briefeschreiberin bei ihren „Antworten“ schlicht vorbeigedrückt. Punkt eins. Und Punkt zwei:

Daß den ZuschauerInnen bei der Sendung mitgeteilt worden sei, daß Herr Köppel Eigentümer und Herausgeber der „Weltwoche“ ist (Unternehmer also und Verleger) und daß die SVP-Mitgliedschaft des Herrn Köppel den ZuschauerInnen ebenfalls mitgeteilt worden sei, diese beiden Auskünfte der Simone Bartsch sind nachweisbar falsch und stellen nichts anderes als eine blanke Doppel-Lüge dar! Jeder HdS-Leser und jede HdS-Leserin kann das auch jetzt noch nachprüfen, wenn er oder sie in der ARD-Mediathek noch einmal in den – zumindest bis gestern – vorhandenen Mitschnitt dieser Jauch-Sendung vom 19. April hineinschaut! So sieht die Wahrheit aus, so hört sie sich an (und ich habe dafür gesorgt, daß auch andere, zum Beispiel hilfsbereite HdS-LeserInnen, sich von der Richtigkeit meiner Behauptung überzeugen konnten, so die von mir sehr geschätzte Kommentatorin „Piranha“):

Im Eingangstrailer, in der alle Gäste der Sendung – wie seit längerem üblich – in Kürzestform vorgestellt werden, auch an diesem Sonntagabend 19. April, hieß und heißt es zu Köppel lediglich

„…Chef des Schweizer Magazins ‚Weltwoche’…“.

Heißt: zu Köppels Mitgliedschaft in der Blocher-Partei kein einziges Wort (und, nebenbei, auch später während der Sendung nicht)! Und was die saloppe Formulierung „Chef“ betrifft, so denkt noch jeder Zuschauer und jede Zuschauerin, daß Köppel halt „Chefredakteur“ bei dieser Zeitschrift ist (was im übrigen in Sendeminute 2:42 sogar noch durch die Schrifteinblendung „Chefredakteur“ bestätigt worden ist!), nicht aber Eigentümer & Verleger & Journalist dieses Blattes in einer Person. Mit einem Sprachtrick wird verschleiert, nicht aufgedeckt, daß Köppel – übrigens seit 2006 schon! – dort als Unternehmer seiner eigenen Zeitung bei Jauch im Sessel saß. Es bleibt also dabei: genau dieses hatte man den ZuschauerInnen nicht mitgeteilt, auch wenn die Jauch-Beauftragte Bartsch in ihrer „Antwort“ an mich das glatte Gegenteil behauptet!

Oder doch nicht? – Nun, ich weise abschließend auf eine ganz besondere Spitzfindigkeit bei dieser angeblichen „Korrektur“ meiner Behauptung in Frageform hin:

Frau Bartsch hat, wie oben ersichtlich, in Klammern eine Zusatzinfo hinzugefügt, den „Beleg“ für die Richtigkeit ihrer Gegenbehauptung, wenn man so will. Sie verweist nämlich in ihrer „Antwort“ nicht auf die Vorstellung der Gäste zu Sendebeginn – genau dazu aber hatte ich gefragt (ich sprach ja durchgehend von „ZuschauerInnen“, nicht von „LeserInnen“) -, mein, sie verweist auf die schriftlichen Vorankündigungen zu dieser Talkshow im Internet. Sie belegt, was ich nicht erfragt hatte, und schiebt die Informationspflicht während der Sendung ab auf irgendwelche Eintragungen im Internet. Doch ob man davon ausgehen kann, daß alle ZuschauerInnen (bei Jauch stets in Millionenhöhe) stets auch ins Internet gehen, ebenfalls in Millionenzahl oder gar alle: das darf wohl mit Fug und Recht bezweifelt werden.
Ich sage deswegen mal so: hier werden wir ZuschauerInnen auf durchaus schlaue Weise für dumm verkauft. By the way: was mich persönlich überhaupt nicht kränkt. Was aber, da klassische Roßtäuschertricks, auf die wir alle hereinfallen sollen, eben auch uns alle betrifft. Und das ist dann wahrhaft keine Kleinigkeit mehr. Und es ist wahrhaft der richtige Platz, daß auf einer Website mit Namen „Hinter den Schlagzeilen“ über solche Hintergründe und Selbstrechtfertigungstricks berichtet wird. – Wir jedenfalls werden auch weiter am Ball bleiben, wenn – bis weit in Schein- und Pseudoantworten hinein, bei denen sogar die Wahrheit selber auf der Strecke bleibt – schlicht nur geblufft wird.

Versprochen!
Euer Holdger Platta

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