Die Metakrise

 In FEATURED

Zurzeit erleben wir nicht nur eine Krise, sondern eine Ansammlung von Krisen, aus denen sich eine Krise der Krisen zusammengeballt hat: eine Metakrise. Wolf Schneider, connection

 

Was es bedeutet, in einer Metakrise zu leben, erklärt hier der britische Schach-Champion und Futurist Jonathan. 2016 gründete er das Perspectiva Instituts in London, zusammen mit Tomas Björkman, von dem hier im Blog schon anlässlich des Buchs »The Scandinavian Secret« die Rede war. Rowson erklärt das Leben in der Metakrise ohne Alarmismus erstaunlich entspannt und realistisch, ohne sich vor dem Ernst der Lage wegzuducken.

Zeitenwende?

In Deutschland ist seit etwa zwei Jahren von einer Zeitenwende die Rede, aber damit ist keineswegs das leichtsinnig an sich selbst glaubende NewAge der 70er Jahre gemeint, und auch nicht Fridjof Capras Wendezeit. Vielmehr meint es die hierzulande seit 2022 grassierende Bereitschaft zu einer Remilitarisierung und Erneuerung alter Feindbilder. Also eine Verdunkelung des Ausblicks, die jedoch von einigen der so weltanschaulich Gewendeten »Erwachen« genannt wird. Für sie ist es ein Erwachen zu einer vorher nicht richtig wahrgenommenen Gefahr. Charles Eisenstein interpretiert die Krise anders. Er wirbt für einen Zusammenhalt der Krisenbewussten, um ein »Turning of the Age« – auch das eine Art Wendezeitprognose – zu bewirken:

Schliddern wir in einen krypto-faschistischen Staat hinein?

»Statt dem Wassermannzeitalter bekamen wir das Zeitalter von Ronald Reagan, der ‚Ich-Generation‘, des moralischen, sozialen und politischen Verfalls des Westens, mit sich ausbreitenden Depressionen und Süchten, Verschlechterung der Gesundheit, sich intensivierenden sozialen Spaltungen und ein sich beschleunigendes Hineinschliddern in einen krypto-faschistischen totalitären Staat unter der Flagge des Fortschritts. Während dieser seine Kontrolltechniken der Überwachung, Zensur und des Managements der Narrative verfeinert.« Das wirkt auf mich wie eine nur leicht übertriebene, zugespitzte Darstellung des NATO-Hegemons USA, in dem Eisenstein lebt und sich politisch engagiert. Ein Staat, der sich demokratisch nennt, obwohl dort nur Milliardäre große politische Macht haben sowie Menschen, die von Milliardären unterstützt werden. Also eher eine Plutokratie als eine Demokratie. Ein bisschen trifft Eisensteins Analyse aber auch auf die Vasallen dieses Hegemons zu.

Kapitalismus pur: Gewinn ist wichtiger als Gesundheit

Der Kapitalismus hat gewiss auch seine guten Seiten. Eine von den schlechteren Seiten ist, dass in diesem System Gewinn wichtiger ist als Gesundheit. Ein von u.a. FuturZwei publizierter 10 min Film zeigt, wie Social Media süchtig machen, weil die Unternehmen, denen sie gehören, daran verdienen: Je mehr Süchtige, desto besser die Bilanz. Bei uns verbringen Kinder zwischen 12 und 18 Jahren im Durchschnitt 8 Stunden täglich mit Unterhaltungsmedien, von denen der größte Teil suchterzeugend ist. In Frankreich dürfen Kinder inzwischen erst ab 15 Jahren sich ohne Einverständnis der Eltern ein Social Media Konto einrichten. In der USA klagen gerade 33 Staaten gegen Facebook und Instagram wegen deren süchtig machender Strukturen. Immer mehr der Gehirne der Kinder und Jugendlichen sind durch diese Suchtstrukturen so geschädigt, dass sie nicht mehr fähig sind, die ‚ganz normalen‘ Herausforderungen des Lebens in unserer Gesellschaft zu bewältigen.

Der Elefant im Raum

Ist die Verschuldung unserer Gesellschaften der Grund hinter den Gründen für die sich immer mehr zuspitzenden Krisen? Das ist seit vielen Jahren die These der Geldreformer, die sich u.a. auf Silvio Gesell und seine Empfehlungen eines zinsfreien Wirtschaftens beziehen. Neuerdings hat der wortgewandte Systemkritiker und Bitcoi-Promoter Milosz Matuschek erneut die Verschuldung als den Elefanten im Raum der Dauerkrise ausfindig gemacht:

»Die Welt ist mit dem Dreifachen der Weltwirtschaftsleistung verschuldet. Deutschland trägt eine Verschuldung von 2,5 Billionen Euro vor sich her. In den USA sind es fast 35 Billionen Dollar, ausgeschrieben 35 000 000 000 000. Allein im Jahr 2023 gaben die USA gut 700 Milliarden US-Dollar für Zinsen aus. Das ist so viel, wie sie (weltweit führend) für ihr Militär ausgeben.«

Von Zinsen profitieren die Vermögenden, nicht die kleinen Sparer. Also die, welche eh schon reich genug sind, um sich alles Erdenkliche leisten zu können. Nicht zufällig sind sie es, die den negativsten Öko-Fußabdruck haben und mit ihrer Sucht nach immer weiterem Wachstum den Ruin unseres Biotops vorantreiben.

Auch Nico Paech wirbt für eine schuldenfreie, nicht mehr ewig anwachsende Wirtschaft, die nicht mehr durch Zinszahlungen an die Vermögenden den Reichen dient und von unten nach oben verteilt. Deshalb kritisiert er unser aktuelles Wirtschaftssystem, das nach Wachstum giert und so unseren Biotop zerstört. China will dieses Jahr in seiner nominellen Wirtschaftsleitung, dem BIP, »nur noch« um 5 % wachsen, wird in den Wirtschaftsteilen unserer Medien bedauert. Das bedeutet jedoch: mehr Müll, mehr Umweltschädigung und mehr psychische Belastung und Entfremdung für die Menschen, die diese Leistung erbringen müssen.

 

P.S. vom 14.3. Da ich die Tagesschau nicht konsumiere, habe ich das nicht mitbekommen: Lauterbach will das deutsche Gesundheitssystem auf einen Krieg gegen Russland vorbereiten. Die Militarisierung Deutschlands ist also noch schlimmer als ich befürchtet hatte. Mein sonst ziemlich gelassener Hausarzt wies mich gerade darauf hin und sagte: Lauterbach ist psychisch krank; er muss in Behandlung. Er hatte sich ja schon in der Corona-Zeit einen schlechten Ruf erworben, und nun auch noch das 😢

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