Die PKK und Rojava in Nordsyrien – Die Kurdenfrage und Erdogans brutale Repression in der Türkei

 In Medien, Politik (Ausland)

Drei Sendungen von Axel Kleinecke bei „Radio Flora“/Hannover

Die kurdische Bevölkerung stellt mit einem Anteil von 20% in der Türkei eine sehr große kulturell eigenständige Volksgruppe dar, die vor allem im Südosten der Türkei zu Hause ist. Dennoch werden ihre Sprache und das Leben nach ihren Traditionen aber seit Jahrzehnten von der türkischen Staatsmacht verboten und unterdrückt. Kurdische Dörfer und Städte waren in der Vergangenheit immer wieder brutalen Repressalien bis hin zu massiven militärischen Angriffen ausgesetzt: Schon 1993 wurden 4000 Dörfer ausgelöscht und 2 – 3 Millionen Kurden vertrieben. Nach zwischenzeitlichen Friedensgesprächen und Ansätzen zu einer Lösung des Konflikts führt unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung Erdogans Armee heute nun wieder mit schweren Waffen einen rücksichtslosen Vernichtungskrieg gegen kurdische Städte, ein Massaker, das schon Hunderte von Opfern unter der Zivilbevölkerung gefordert hat.

Die einzige politisch machtvolle Vertretung der türkischen Kurdinnen und Kurden ist die PKK, die seit ihrer Gründung 1978 unter Führung von Abdulah Öcalan für die Rechte der kurdischen Bevölkerung eintritt. Neben der Verteidigung gegen die militärischen Übergriffe hat die PKK unter Öcalan auch immer wieder Friedensangebote gemacht und politische Verhandlungen gesucht, obwohl Öcalan seit 1999 als Terrorist auf der Gefängnisinsel Imrali in Isolationshaft gefangen gehalten wird. Auf Druck des Nato-Verbündeten Türkei und der USA wurde die PKK auch von der Bundesregierung als terroristische Vereinigung eingestuft, und deren Sympathisanten werden bis heute polizeilich verfolgt, eine Diskriminierung, die längst von vielen Politikern, auch von CDU-Abgeordneten, als korrekturbedürftig angesehen wird.

Die friedliche Vision der PKK von einer emanzipatorischen Gesellschaft zeigt sich konkret in dem erstaunlichen Modell einer demokratischen Selbstverwaltung, das unter dem Namen Rojava in großen Gebieten Nordsyriens eingeführt wurde. Seit 2012 hat es sich während schon mehr als drei Jahren unter den schwierigen Bedingungen der wirtschaftlichen Isolation und der militärischen Bedrohung bewährt. Rojava gewährleistet heute im Alltag dort ein konstruktives und gewaltfreies Zusammenleben der multi-ethnischen und multi-religiösen Bevölkerung, besonders auch mit Beteiligung und Emanzipation der Frauen. Der Aufbau der zerstörten Städte und Dörfer und die Versorgung der Bevölkerung werden dort in kooperativem Zusammenwirken trotz großer Schwierigkeiten ebenso erfolgreich bewältigt wie auch die Verteidigung nach außen gegen die Milizen des IS.

Die folgende Sendung versucht mit Vorurteilen gegenüber der angeblich terroristischen PKK und dem kurdische Volk aufzuräumen, indem sie über die aktuelle dramatische Situation in der Türkei und über die Reaktionen in der Bundesrepublik informiert. Neben Jürgen Wessling kommt auch Herbert Schmalstieg, Ex-Bürgermeister von Hannover, zu Wort. Thematisiert wird auch die nun 17-jährige menschenrechtswidrige Isolationshaft von Abdulah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali. Hier der Link zur Sendung:

http://www.radioflora.de/contao/index.php/Beitrag/items/die-pkk-die-kurdenfrage-in-der-tuerkei-und-erdogans-brutale-repression.html

In der zweiten Sendung wird durch Mitschnitt einer Veranstaltung über Rojava informiert, speziell durch Wiedergabe des Vortrags von Anja Flach, einer Buchautorin und engagierten Vertreterin der Sache der Kurden, und des Erlebnisberichts einer hannoverschen Gewerkschafterin gab, die mit einer Gewerkschaftsgruppe in das Rojava-Gebiet gefahren war, um dort beim Wiederaufbau eines Kinderkrankenhauses zu helfen. Hier der zweite Link:

http://www.radioflora.de/contao/index.php/Beitrag/items/rojava-die-basisdemokratische-selbstverwaltung-ist-in-drei-kurdischen-kantonen-in-nordsyrien-heute-gefestigt.html

Unsere dritte Sendung informiert über die Erlebnisse einer schweizerischen Anarchistin vor einigen Monaten in Rojava , mit vielen wichtigen Details aus dem Alltag. Das geschieht auf derart anschauliche Weise, daß man selbst vor Ort zu sein glaubt:

http://www.radioflora.de/contao/index.php/Beitrag/items/rojava-und-die-kurdische-befreiungsbewegung.html

Neben der Korrektur von Vorurteilen über die PKK, erfüllen die drei Sendungen auch den Zweck, über das bei uns weitgehend unbekannte Gesellschaftmodell Rojava in Nordsyrien zu informieren. Geboren aus den Ideen und Gesellschaftsanalysen Öcalans und der PKK ist es ein antikapitalistisches repressionsfreies Selbstverwaltungsmodell, das die Fehler des Staatssozialismus meiden will, indem es eben ausdrücklich keinen Staat für sich reklamiert, und zu dessen wesentlichen Grundlagen die Emanzipation und Einbindung der Frauen in die basisdemokratische Selbstbestimmung und Selbstverwaltung von Straßenzügen, Stadtteilen, Städten und Gebieten gehört. Dies alles klingt nicht nur gut, es funktioniert auch schon seit 2012 in großem Maßstab und wird als zukunftsweisendes Modell nicht nur für ganz Syrien angesehen, sondern kann auch uns in Europa vieles über tolerantes menschliches Miteinander in einer Alternative zum Kapitalismus lehren. Rojava könnte eine ernstzunehmende Alternative zum Kapitalismus sein, zumindest ist es eine schon in der realen Umsetzung begriffene faszinierende Vision eines neuen menschlichen Zusammenlebens.

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