Die Straßensperre

 In FEATURED, Umwelt/Natur

Was in Deutschland alles erlaubt ist und was verboten – das wird nach streng ethischen Maßstäben festgelegt. Daher haben wir auch eine Polizei, die die Gesetze selbstbewusst und konsequent exekutiert. Tiermord? Natürlich erlaubt. Schon der Begriff “Mord” hierfür ist höchst polemisch und eine Beleidigung für unsere edle und überlegene Spezies. Der Autor versetzt sich in dem für ihn typischen drastischen satirischen Stil in die Rolle eines Polizisten, der Recht und Unrecht voneinander zu unterscheiden hat. Dabei besticht vor allem der intakte moralische Kompass des Protagonisten. V.C. Herz

Die Sirene ertönt – Großeinsatz. Ich eile mit meiner Kollegin zum Streifenwagen. Per Funk bekommen wir genaue Instruktionen: Wir sollen die B15 stadtauswärts komplett sperren und jedes einzelne Fahrzeug kontrollieren. Bankräuber haben die Hauptfiliale der Stadtsparkasse überfallen und schätzungsweise 200.000 Euro erbeutet. Der Überfall geschah vor 15 Minuten, und die Täter sind auf der Flucht, deshalb wird die komplette Stadt abgeriegelt. Als wir wenige Minuten später die Bundesstraße erreichen, ist die Straße bereits blockiert. Unsere Kollegen waren bereits schon vor uns da und haben die Straße dicht gemacht. Wir fahren am Seitenstreifen bis zur Straßensperre und halten neben dem Streifenwagen der Kollegen.

Das erste Fahrzeug, das wir kontrollieren, ist ein roter VW Polo. Wir bitten den Fahrer, einen gut gebauten Mann im mittleren Alter, den Kofferraum zu öffnen. Als er das tut, zücke ich unwillkürlich meine Dienstwaffe. Der Mann lacht auf. „Keine Panik, ich bin Metzger!“. Im Kofferraum befinden sich ein blutverschmierter Kittel und mehrere blutige Messer. Ich lache. „Und ich dachte schon, Sie wären ein gefährlicher Massenmörder!“.

Das nächste Fahrzeug ist ein großer LKW, voller kleiner Ferkel. Der Fahrer erzählt auf Englisch, dass er die Ladung in Dänemark abgeholt habe und nach Italien unterwegs sei. Wir werfen einen Blick in den LKW – Es ist alles voller kleiner Ferkel. Sie stehen dicht gedrängt, es stinkt, ein paar liegen regungslos am Boden. Wir wünschen dem Fahrer eine gute Weiterfahrt.

Der nächste Wagen ist ein kleiner Transporter. Darin acht Osteuropäer. Skeptisch durchsuchen wir den Wagen und fragen die Rumänen, was sie machen. „Für Firma in Schlachthaus Schweine geschuftet“, sagt einer in gebrochenem Deutsch. „Ach so!“ erwidere ich und lasse den Transporter passieren.

Es folgt ein kleiner Sprinter. Auch diesen lassen wir vom Fahrer, einem alten Mann, öffnen. Aus dem Sprinter kommt ein furchtbarer Gestank. Er ist voller toter und verwesender Hühner. Der Mann erzählt, dass die Tiere in seinem Hühnerstall nicht durchgekommen seien, und er diese die Kadaver jetzt vorschriftsgemäß zur Tierkörperverwertung fahre. Ein vorbildliches Verhalten – ich wünsche dem Mann noch einen schönen Tag.

Nun fährt ein kleiner Kühlwagen vor. Als wir von dem österreichischen Fahrer die Ladefläche öffnen lassen, erschrecke ich. Er ist bis oben hin gefüllt mit Schweineköpfen. Der Österreicher lacht, und erzählt uns, dass er in seinem Restaurant gefüllte Schweineköpfe servieret und hier im Schlachthaus ein Sonderangebot erhalten habe, weshalb er die Köpfe nun nach Österreich transportiere. Wir lachen, lassen uns eine Visitenkarte von dem Restaurant geben und wünschen eine gute Rückreise nach Österreich.

Als nächstes ist ein kleines Elektroauto an der Reihe. Ein junger Mann sitzt am Steuer. Auch dieses Fahrzeug durchsuchen wir wieder. Im Kofferraum finden wir schließlich in einer Sporttasche zwei Gramm Cannabis. Der junge Mann versucht sich rauszureden, er wüsste nicht woher diese Pflanzen seien. Aber aus der Nummer kommt er nicht raus. Während ich die Personalien erfasse, legt meine Kollegin dem jungen Mann Handschellen an und verfrachtet ihn auf die Rückbank unseres Streifenwagens.

Per Funk kommt im selben Moment die Information durch, dass die flüchtigen Bankräuber wohl entkommen sind. Sämtliche Straßensperren sollen entsprechend umgehend aufgelöst werden. Zwar haben wir die Räuber nicht erwischt, dafür ist uns ein anderer Schwerkrimineller ins Netz gegangen. Ein erfolgreicher Tag also für mich und meine Kollegin.

 

Webseite des Autors mit weiteren Satiren:

http://pflanzliche-kurzgeschichten.de/autor.php

 

Anzeigen von 2 Kommentaren
  • Gesa
    Antworten
    Ja, so ist das NORMAL.

    Wir alle wissen ja, wie die Tiere gehalten, massengequält und dabei noch Menschen ausgebeutet werden. Wir wissen es seit vielen Jahren, immer wieder gibt es “skandalöse” Fotos und Videos.

    (Im Verkauf wird dann die halbe Sau noch weggeworfen, Fleisch, Wurst und Muttermilchprodukte der Kuh machen bei den Tafeln das gros aus.)

    Wir machen so weiter und weiter und weiter.

    Die “neue Normalität” nach Corona- Lockdown ist für mich noch viel schwerer auszuhalten. Bin seit Jahren im zivilen Ungehorsam/ Konsumverweigerung gegen Ausrottung, Unterdrückung und Ausbeutung von Natur, Tier und Mensch. Wie halten wir das alles aus??

    Fröhliches Ausrotten weiterhin,

    herzliche Grüße,

    Gesa

  • Volker
    Antworten

    Was in Deutschland alles erlaubt ist und was verboten – das wird nach streng ethischen Maßstäben festgelegt

    ++ glucks ++ lach ++ schüttel ++ Ethischer Maßstab.

    Wohl eher zersägter Zollstock. Erlaubt ist groß angelegte Existenzvernichtung ausgesonderter Menschen. Ein Verbot dafür gibt es nicht, nur geschwurbelte Ermahnungen der Maßstabshüter an Verhüter ethischer Politik. Erlaubt ist was Reichtum schafft, verboten die Menschlichkeit.

    Zum Titelbild: Pfui Deibel, Schweinskopf wartet auf Verarbeitung zu Schweinskopfsülze. Warte, warte nur ein Weilchen, Tönnies schwingt das Hackebeilchen – nun selbst.

    Urgs, meint Tönnie, hätte nicht gedacht, dass so viel Blut hier fließt, überall liegen Leichenteile herum, ist ja grausam, …. wer hat die Arbeitssklaven eingeschleust und bewaffnet? … hilfe, Polizei!! … Mord und Totschlag in Aspik…

    110: Sie haben gerufen, was geht ab, wir sind keine Privatarmee.

    Schweinskopf Tönnie: Keine Ahnung… zuerst klopfte Wanderarbeiter aus Polen an die Tür, wollte Arbeit wegen Familie, zerlegte erste paarhundert Fleischbatzen, und dann, als er versehentlich als Hack bei Netto landete – voll der Wahnsinn – klopfte, weils ja weitergehen muß, ich als Arbeitgeber krass bekannt bin, zuerst ein halbes polnisches Dorf an meine Tür, und nun schon fast ganz Polen. Riesige Sauerrei vor Ort, schickt mir Putztruppe aus Berlin, die müssen hier kräftig wischen, MUSS ALLES WIEDER CLEAN SEIN.

    110: Keine Panik, wir sind Metzger … (selbst Bullen witzeln hier und da ++glucks++) … ich verbinde …

    Klöckner: Hi Tönnie, was brennt, brauchst neue Wohncontainer, coronasicher und so?

    Tönnie: Scheiß Verein…

    Klöckner: Schalke 04?, geht’s weiter bergab?

    Tönnie: Quatsch, geht mir an der Wurst vorbei. Gibt Schweine, die wollen mich fertig machen, ausbeinen und verwursteln … kannst das mal zurechtbiegen, sonst muß ich paartausend Wandersklaven vor die Tür setzen und noch Heimreise bezahlen … das kostet Schweinegeld und mein Konto schmilzt dahin wie Schweineschmalz.

    Glöckner: Ich verbinde…

    Altmaier: Hi Schweinsbacke, bin gerade völlig überfordert wegen dem ganzen Scheiß, macht mich völlig fertig … einmal Corona und alles ist am Arsch… und dann noch du. Sag mal … wollte mir zweite Villa zulegen … du verstehst… ?

    Glöckner: Hab’s gehört, bin dabei., ihr Wurstler..

    Tönnie: Peter, mariniere dir alles was du willst, Rente ist gesichert, kannst futtern bis du platzt … aber tu was …

    Schäuble: Ich könnte ja mal… verbinde…

    Helmut K.: Bin nicht mehr zuständig, aber anständiges Frühstück wäre schon angesagt, nach dem ganzen Scheiß ’89 … verbinde…

    Putin: Nastrovje … prösterchen …

    Bolsonaro: Tönnie, mach Laden dicht, komm nach Brasilien…

    Marx: Hab’s gewusst, trotz Engelszungen..

    Trump: Make Schalke great again…

    Tönnie: Ok, was kostet Wahlkampf…?

    Mutti M: Tönnie, hab ein paar Milliarden im Koffer noch …

    Stoltenberg, Jens; NATO: Vergesst uns nicht…

    Hubertus H.: Hätte billige Tagelöhner anzubieten, aber pssst…

    Covid 19: grins…

    Fortsetzung folgt nicht.

    🙂

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