Die Walpurgisnacht der Bürokraten

 In Politik (Ausland), Politik (Inland)
Walpurgisnacht. Postkartenmotiv um 1900

Walpurgisnacht. Postkartenmotiv um 1900

Der Liedermacher Prinz Chaos II. erinnert an die ursprüngliche Vision Europas und beklagt, dass heutige Euro-, Büro- und Technokraten eher Schrumpfformen früherer bedeutender Politiker seien. Europa ist tief gespalten und die Triumphe, die dem neoliberalen Projekt bis heute möglich sind, gleichen einem Tanz am Rand des Abgrunds.

Angela Merkel ist auf dem besten Weg, als Totengräberin der Europäischen Gemeinschaft in die Geschichte einzugehen.

Die deutsch-französische Achse steht vor dem Kollaps. Italien schert wütend aus. Ein Riss geht durch Europa, der vermutlich nicht mehr zu kitten sein wird. Wolfgang Schäuble feiert sich inmitten dieses Desasters als harter Hund. Aber diese Party wird nicht mehr lange dauern. Es ist eine Abrissparty.

Was für eine Fehlleistung, in der Tat welthistorischer Ausmaße! Was für ein Mangel an strategischer Vision! Was für ein peinliches Klammern an einen provinziellen Buchhaltergeist bei gleichzeitiger, großtönender Zuchtmeisterei – auf den rauchenden Trümmern von 60 Jahren europäischer Integration!

Auch Leute, die dieser EU ablehnend gegenüberstehen, sollten sich klarmachen, dass alles das keinen Grund zum Feiern darstellt. Ja. Meine Generation hat dieses europäische Projekt zumeist als bürokratisches Monster wahrgenommen. In unserer Zeit war diese EU bereits sehr weitgehend degeneriert zu einem reinen Wirtschaftsprojekt im Sinne der Konzerne. Aber diese europäische Einigungsidee kannte auch große Namen wie Willy Brandt, Olof Palme oder Bruno Kreisky. Staatsmänner! Staatsfrauen!

Und heute? Weit und breit niemand in Sicht. Nur Krämerseelen, Bürokraten, Hosentaschenstrategen, Miniaturen echter Politiker und Karikaturen ihrer Vorvorgänger. Sogar die Namen Helmut Kohl und Francois Mitterrand ruft man sich wehmütig in Erinnerung in Anbetracht dieses kleingeistigen Katastrophenkurses namens Angela Merkel. Denn hinter diesem europäischen Ansatz stand einmal mehr als die Suche nach größeren Profiten und nach Mechanismen effektiverer Kontrolle.

Diese europäische Idee war einmal inspiriert von der Sehnsucht nach Frieden und Gleichheit zwischen den Völkern Europas.
Was daraus geworden ist, ist ein einziger, großer Albtraum, eine Walpurgisnacht der Bürokraten.

Wie es nun enden könnte mit dieser EU, in einem großen Knall nämlich am Ende eines merkelianischen Krisenmanagements, das Heinrich Brüning alle Ehre gemacht hätte, wäre ein kaum zu beschreibendes Desaster.

Erneuern wir deshalb jetzt und hier und heute die europäische Idee. Schleudern wir den Totengräbern der EU unsere Vision einer wirklichen europäischen Einigung entgegen!

FÜR EIN EUROPA DER VÖLKER!
FÜR EIN EUROPA DER DEMOKRATIE UND DER SOLIDARITÄT!
FÜR EIN EUROPA DER ZUSAMMENARBEIT, DES LASTENAUSGLEICHS
– UND FÜR EIN EUROPA DES FRIEDENS!

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